Bassisten solidarisiert euch - Ein Aufruf gegen Rassismus in Deutschland und Europa

[Gast20213]

Nach meiner Meinung würde ein Mehr an Bildung nichts an der Problematik ändern, denn alle Seiten tragen irgendwelche pauschalen Feindbilder in sich.

Das ist ein generelles Problem von Menschen, die von der Vielfalt der Gesellschaft überfordert den inneren Rückzug in irgendeine bestimmte Gruppe gewählt haben.

Wenn es eine Lösung gäbe, dann wäre es die Vermittlung der Fähigkeit an die Menschen, allen anderen Menschen vorbehaltlos zu begegnen.

Womit wir künftig leider rechnen müssen, ist das genaue Gegenteil dessen. Im Jahr 2030 werden psychische Erkrankungen die häufigste Erkrankung in den Industrienationen sein.

Dann ist möglicherweise jeder einzelne eine Gruppe für sich und selbst Leute, die nahezu gleich sind, haben schon beim ersten Aufeinandertreffen beide ein ungutes Gefühl oder kriegen sich nach 5 Min wegen irgendwelchem Firlefanz in die Wolle.

 

[Gast27578]

aber fragezeichen bleiben trotzdem zurück

Das verstehe ich nur zu gut. Mir get es selbst oft genug so. Aber gerade wir, die wir die Krönung der Schöpfung sind (also Bassisten), dürfen nicht vergessen, dass Schuld in Deinem Beispiel die beschissenen Behörden sind und nicht die Flüchtis.

ich fühle den keim der fremdenfeindlichkeit in mir.

Ich hatte irgendwo doch mal die Anekdote gepostet, wie ich in der Pariser Metro auf einmal der letzte Weisse war. Ich kenn das zur Genüge. Ich finde auch gar nix schlimm daran. Es ist ein Ur-Instinkt, die Leute aus meiner Höhle erstmal besser zu finden, als die aus der Nachbarhöhle. Ohne dieses Prinzip wäre Fußball furchtbar langweilig. Aber Ziel des aufgeklärten Bassisten muss es halt immer bleiben diesen Rassismus im Stadion auszuleben und danach wieder zueiner menschenfreundlicheren Grundhaltung zurückzufinden.

 

[jam_bass]

[QUOTE="TC, post: 16133017, member: 20213",]
Wenn es eine Lösung gäbe, ..
Dann ist möglicherweise jeder einzelne eine Gruppe für sich....[/QUOTE]
Was du da beschreibst, ist eine Innenschau auf die Konstitution der menschlichen Psyche.
Es gibt da keinen Zugriff auf die Zustände. Weder die Politik noch die Gesellschaft kann daran was drehen oder ändern.
Es gibt absolut niemanden, an den man sich wenden könnte mit seiner Klage, ausser an sich selbst.

Das ist gut so.

 

[alice d.]

Dagegen kommt heute eine "universelle Bildung" nicht an, Bildung wird nicht gewünscht um "frei denken zu können".. sie wird gewünscht um im System zu funktionieren. Wir könnten "Bildung" so definieren, dass sie nicht abhängig vom System ist sondern darüber hinaus eine befreienede Wirkung erzielt. Das wäre imo echte Bildung.

das ist die form von bildung, die ich in der schule genießen durfte. macht aus mir jetzt auch keinen besseren menschen sondern ein seltsames alien... aber ich würde ja eh nichts anderes wollen.

Nach meiner Meinung würde ein Mehr an Bildung nichts an der Problematik ändern, denn alle Seiten tragen irgendwelche pauschalen Feindbilder in sich.

doch. bildung (die richtige sorte davon*) gibt dir die möglichkeit, an dingen zu zweifeln. beispielsweise an deinen ängsten. bildung ist das wissen um unsere höhlenmenscheninstinkte und daß diese eben irrational sind. bildung kann uns so dazu bringen, sich auf das abenteuer "multikulturelle gesellschaft" in form von begegnungen einzulassen und mit positiven erlebnissen und erfahrungen die ängste zurückzudrängen und die ratio zu untermauern.
bildung hilft dabei, dinge zu objektivieren. wir können irgendwann nicht mehr obskure denkkonstrukte bauen wie "ich hab zwar nen türkischen arbeitskollegen und das ist ein feiner kerl, aber diese kanacken hier kann keiner brauchen". solche sprüche muß ich mir verdammt häufig anhören.
es gibt einen pädagogischen begriff namens "interkulturelle kompetenz". und du kannst drauf wetten, wo pädagogen eine kompetenz definiert haben, da setzen sie alles daran diese kompetenz trainieren zu können.
und dabei werden sie ausnahmsweise von der industrie unterstützt. multinationale konzerne wollen, daß ihre leute multinational denken. rassismus ist verdammt geschäftsschädigend.

* edith möchte hier noch anmerken, daß der bildungsbegriff heute nicht auf lexikalisches wissen abzielt sondern auf handlungskompetenzen. und denken ist eine kompetenz.

 

[Gast27578]

daß der bildungsbegriff heute nicht auf lexikalisches wissen abzielt sondern auf handlungskompetenzen. und denken ist eine kompetenz.

hübsch gesprochen

 

[Gast20213]

Die letzten drei ausländerfeindlichen Sprüche, die mir zu Ohren kamen, stammten von Personen, die selber einen Migrationshintergrund haben. In zwei Fällen regte man sich total über die vielen Flüchtlinge auf ("was wollen die alle hier, das kostet nachher alles unser Geld...") und im dritten Fall wurde mir gesagt, dieser und jener Youngtimer mit Stern sei nur bei "seriösem Vorbesitz" etwas wert und auf keinen Fall, wenn den irgendwelche "Knackfüße" (gemeint waren Ausländer) gefahren hätten. Mich haben diese Statements so frei heraus doch sehr gewundert, denn die Redner stammen aus dem nahen Osten und ich würde auch nicht sagen, dass die doof sind, im Gegenteil.

 

[Gast27578]

@TC ich weiss es verwirrt immer wieder Menschen, aber wenn man selbst KEIN Rassist ist, sollte es einen nicht wundern, dass auch NICHT-Arier Rassisten sein können. Hinzu kommt natürlich, dass es manchmal auch teilwahren Zweckrassismus gibt. Bei Gebrauchtwagen will ja jeder den, den Oma Lieschen nur in der Garage hatte. Da wundert es mich wenig, dass Mercedi mit Migrationshintergrund einen schlechteren Leumund haben.

 

[Grga]

Mich haben diese Statements so frei heraus doch sehr gewundert, denn die Redner stammen aus dem nahen Osten und ich würde auch nicht sagen, dass die doof sind, im Gegenteil.

Doch, saudoof... was Identitäten, Bewusstsein und Menschenrechte angeht. Angst kann doof machen, war schon immer so... nehmt den Menschen die Angst und alles wird einfacher, friedlicher. Aber Angst ist ein Wirtschaftsfaktor.. die "Security-Branche" boomt...

.. angenehme Festtage.. bis denne.

Grüsse

Grga

 

[Basshole]

Die letzten drei ausländerfeindlichen Sprüche, die mir zu Ohren kamen, stammten von Personen, die selber einen Migrationshintergrund haben. In zwei Fällen regte man sich total über die vielen Flüchtlinge auf ("was wollen die alle hier, das kostet nachher alles unser Geld...") und im dritten Fall wurde mir gesagt, dieser und jener Youngtimer mit Stern sei nur bei "seriösem Vorbesitz" etwas wert und auf keinen Fall, wenn den irgendwelche "Knackfüße" (gemeint waren Ausländer) gefahren hätten. Mich haben diese Statements so frei heraus doch sehr gewundert, denn die Redner stammen aus dem nahen Osten und ich würde auch nicht sagen, dass die doof sind, im Gegenteil.

Und?

Was sollen wir deshalb anders machen?

 

[jam_bass]

bildung (die richtige sorte davon*) gibt dir die möglichkeit, an dingen zu zweifeln. beispielsweise an deinen ängsten. bildung ist das wissen um unsere höhlenmenscheninstinkte und daß diese eben irrational sind. bildung kann uns so dazu bringen, sich auf das abenteuer "multikulturelle gesellschaft" in form von begegnungen einzulassen und mit positiven erlebnissen und erfahrungen die ängste zurückzudrängen und die ratio zu untermauern.
bildung hilft dabei, dinge zu objektivieren. wir können irgendwann nicht mehr obskure denkkonstrukte bauen wie "ich hab zwar nen türkischen arbeitskollegen und das ist ein feiner kerl, aber diese kanacken hier kann keiner brauchen". solche sprüche muß ich mir verdammt häufig anhören.
es gibt einen pädagogischen begriff namens "interkulturelle kompetenz". und du kannst drauf wetten, wo pädagogen eine kompetenz definiert haben, da setzen sie alles daran diese kompetenz trainieren zu können.
und dabei werden sie ausnahmsweise von der industrie unterstützt. multinationale konzerne wollen, daß ihre leute multinational denken. rassismus ist verdammt geschäftsschädigend.

Ich vermute, du vermengst da unser Bildungssystem mit einer Art selbst zu erstellender Charakterbildung,
- und meinst, das Bildungssystem könne das in deiner Vorstellung alles umfassen,
- und dazu auch noch irgendeinen Anspruch an Objektivität befiedigen.

Die interkulturelle Kompetenz bezieht sich eher auf das Bemerken von länderspezifischen Unterschieden in der Arbeitsweise. Man muss sich darauf einstellen, dass ein Arbeiter, Vorarbeiter, Ingenieur, Akademiker in Indien beispielsweise kulturell bedingt darauf wartet, dass man ihm sagt, was er machen soll, während der Mitteleuropäer eigenverantwortlich zu arbeiten gewohnt ist und bei zuviel Weisung unlustig wird.

Solche Verhaltensweisen müssen an geschickt installierten Kontaktpunkten angeglichen, synchronisiert, auf gleiche Spurbreite gebracht werden. Mit einfachem Anspruch an die Bildung, da was zu drehen und dabei mit links auch noch die Steinzeitängste zu beseitigen, klappt das mMn. nicht.
Unser Reptiliengehirn, das älteste Relikt unseres Nervensystems, hat auf jeden Fall auch heute noch seine Berechtigung und rettet uns jeden Tag mehrmals aus komplexen Situationen. All diese summierten Denk- und Reaktionsweisen, die sich in uns stapeln, sind nicht irrational oder von der Bildung zu entmüllen.

Bildung dient dazu, Menschen in einem bestimmten Raum über vermittelte Denkmuster zusammen zu schalten, eine Welt- und Verständnissicht zu erhalten, in der sich alle aufgehoben fühlen. Das is nix Neues und hat nichts mit Objektivität zu tun. Andere Räume mit anderen Menschen haben andere Denkmuster und halten diese für relevant.

 

[alice d.]

Bildung dient dazu, Menschen in einem bestimmten Raum über vermittelte Denkmuster zusammen zu schalten, eine Welt- und Verständnissicht zu erhalten, in der sich alle aufgehoben fühlen.

falsch. bildung dient mindestens dazu, einen menschen in einem kulturkreis lebensfähig zu halten. das heißt, ihm kompetenzen mitzugeben, die es ihm erlauben, seine welt zu verstehen und seinen platz in der welt zu finden.

erweitert sollte bildung dazu befähigen, die welt in so weit zu verstehen, daß man ihre zukunft gestalten kann.

 

[Gast20213]

Das würde ja bedeuten, dass das hiesige Bildungssystem gescheitert wäre.

Trotz großem Mangel an gut ausgebildeten Leuten besteht an über der Hälfte der heutigen Studienabsolventen kein Interesse. Sie müssen in atypische Beschäftigung, unbezahlte Praktika oder eng befristete Verhältnisse ausweichen. Gut in der Schule, aber draußen geht nix.

Wenn die Welt sich ändert, müsste die Bildung folgen. Sie müsste das Entsprechende vermitteln, um die Verhältnisse später als mündiger Bürger zu korrigieren oder sich da durch zu schlagen, eins von beidem. In den Schulen scheint weder das eine, noch das andere vermittelt zu werden.

 

[Ray Mahogany]

In den Schulen scheint weder das eine, noch das andere vermittelt zu werden.

Das ist sogar schon seit Jahrzehnten das Ergebnis von Langzeitstudien über die Lehrerausbildung hierzulande...
Ich habe als Hiwi in den späten 80ern mehrjährige Umfragen unter den Lehramtsstudenten der weiterführenden Schulformen ausgewertet.
Den Mangel des Praxis- und Gegenwartsbezuges nehmen die späteren Lehrer schon ab dem ersten Semester deutlich wahr. Das ändert sich bis zum Abschluss nicht mehr, aber der Idealismus weicht im Laufe der Zeit dem Absicherungsgedanken...

 

[alice d.]

Trotz großem Mangel an gut ausgebildeten Leuten besteht an über der Hälfte der heutigen Studienabsolventen kein Interesse. Sie müssen in atypische Beschäftigung, unbezahlte Praktika oder eng befristete Verhältnisse ausweichen.

ich kenne einen einzigen menschen der "generation praktikum". und der ist selbst schuld...
ganz ehrlich: ich kenne das bild, das du da zeichnest als horrormeldung aus den medien, aber nicht aus der realität. und das angebot einer unbezahlten tätigkeit wird in der regel mit einem herzlichen "fickt euch" beantwortet.
nun gut, ich kenne keine mediendesigner oder sonstige hippen quatschtüten, die in der regel trendige startups gründen oder so einen kappes...

 

[Gast20213]

Wenn ein einzelner irgendwas in seinem persönlich Umfeld nicht erlebt, heißt das nicht automatisch, dass dieses Irgendwas nicht existiert.

Es ist auch nicht mehr als ein Beispiel gewesen. Das Bildungssystem ist auch gegen die massenhafte Jugendarbeitslosigkeit in vielen Teilen der EU machtlos. Auch wenn inzwischen 1/3 der Männer in der EU gar nicht erst zu Hause ausziehen, sondern bis in die 30er zu Hause wohnen bleiben, sind das neue Bedingungen.

Auf solche Biografien muss man junge Menschen vorbereiten. Aktuell gehen ganze Generationen in der EU verloren. Psychische Erkrankungen werden im Jahr 2030 die häufigste Erkrankung in den westlichen Industrienationen sein. Auch auf diesen Aspekt könnte Bildung eingehen und junge Menschen vorbereiten.

Ich halte es für einen Fehler, so zu tun, als wäre alles noch wie früher im schönen heilen Gestern und das einzige, was die Jüngsten bräuchten, wäre so viel komprimiertes Schulwissen wie nur möglich.

 

[Basshole]

Reden wir nun über Flüchtlinge oder die doofen Juristen/Beamten/Lehrer, die alles vermasselt haben und nur von 1% der Bevölkerung gewählt werden?

 

[Gast20213]

Das steht da doch gar nicht. Und was heißt hier überhaupt "wir" ?

Du redest doch gar nicht, sondern wartest darauf, dass andere reden, um auf die Inhalte dann in der Regel nicht mehr als einzigen Satz aus der Rosette zu drücken.

Versuch` mal was Eigenes zu schreiben. Über die Feiertage ist ja genug Zeit. Vielleicht fällt Dir ja was ein. Dann kriegste auch ne Antwort.

 

[Basshole]

Versuch` mal was Eigenes zu schreiben. Über die Feiertage ist ja genug Zeit. Vielleicht fällt Dir ja was ein. Dann kriegste auch ne Antwort.

Feierst Du russische Weihnachten? Bei mir sind irgendwie die Feiertage morgen vorbei.

 

[Noble]

So ihr beiden...jetzt hab ihr euch genug Bauklötze an den Kopf geworfen. Jetzt wird wieder friedlich gespielt oder es geht raus aus der Spielecke

wenn inzwischen 1/3 der Männer in der EU gar nicht erst zu Hause ausziehen, sondern bis in die 30er zu Hause wohnen bleiben

Mit 1/3 übertreibst du mal wieder maßlos, aber das es solche Strömungen gibt ist durchaus realistisch. Die Lebensunfähigkeit vieler junger Männer ist schon bemerkenswert. ich kenne das besonders von Stundenten, die zwischen Abi und Studium 1) nie einen Nebenjob hatten 2) nie beim Bund waren oder Zivi gemacht haben (mein Zivi war klasse und sehr wichtig für meine Entwicklung) 3) sich nie wirklich etwas erkämpfen mussten. Ich kenne einen ganzen Haufen solcher jungen Männer.2 davon würde ich als Freunde bezeichnen...allerdings ist die Kluft zwischen meinem Leben und deren Leben mitlerweile so groß, dass man sich kaum noch was zu sagen hat.

Gut in der Schule, aber draußen geht nix.

Kenne ich auch viele. Ist meist der gleiche Typ, der bis 30 bei Mama wohnt oder zumindest alles von den Eltern vor den Hintern getragen bekommt. Leider werden aber auch eine Haufen Scheiß-Studiengänge akkreditiert, mit denen man keine klaren Ziele verfolgt. Menschen gehen lieber irgendwas studieren anstatt arbeiten zu gehen oder ne Ausbildung zu machen. Einfach nur hirnlos. Da müssen deutlich höhere NCs her. Es muss nicht jeder Voll-Abi machen/ studieren gehen. Man sollte schon ein guter/interessierter Schüler sein und sich mit seinem 3,6 Abi nix vormachen. Lieber dann später nach der Ausbildung an die FH. Aber so sind die Leute eben. Hauptsache man fühlt sch nicht benachteiligt oder diskriminiert. Alles andere ist erstmal egal. Vor allem das eine Gesellschaft/ein Rentensystem etc. am Leben gehalten werden muss. Zudem ist das Abitur demnächst nichts mehr wert.

Soetwas wurde aber lange nicht vermittelt. Als ich 2004 Abi gemacht habe, wurde dort jedem ....... von den Lehrern suggeriert, er könne studieren gehen. Das hat einigen ganz sicher nicht gut getan.

 

[Gast20213]

So meinte ich das auch. Unsere Lütte hat aktuell nur Topleute als Lehrer, das ist ne richtig gute Generation, viel besser als früher, nur sind deren Spielräume eben auch begrenzt und sie können logischerweise auch keine Wunder vollbringen.

Es gibt da auch einige, die entnervt die Schule verlassen, obwohl sie gute Arbeit machten und bei den Schülern gut ankamen. Die Schule möchte im Wettbewerb mit anderen Schulen am liebsten alle Preise abräumen. Welche Schule produziert die meisten Genies... Dadurch wird mancher gute Ansatz junger idealistischer Lehrer behindert, die oft näher an der Realwelt sind als irgendein ehrgeiziges Gremium.