Jetzt erfahre ich, dass nicht so wenige meiner Mitmenschen nicht mal bereit sind leerstehende Kasernen zu teilen.
hier in darmstadt gab es auch die diskussion: studentenstadt gleich wohnungsnot. bezahlbaren wohnraum gerade für menschen mit wenig bis sehr wenig geld gibt es kaum. als gradmesser der wohnungsnot könnte gut die masse an studenten herhalten, die bestimmte züge benutzen und mehrfach umsteigen oder die parkplatzsituation an der lichtwiese oder auch ganz banal die bewerberflut in einigen befreundeten wgs.
seit zig jahren stehen hier amikasernen leer, genug für 1000 asylanten - und mehr. es gab initiativen, die dort wohnraum für studenten gefordert haben, die dann dort seit mindestens 5 jahren miete gezahlt hätten... alles sehr zäh, das geht nicht so schnell, ein wirres konstrukt aus holdings und genossenschaften entspann sich.
jetzt wird innerhalb eines halben jahres alles klar gemacht. eine siedlung für asylbewerber, eine wird abgerissen und mit wohnraum für die gehobene mittelschicht bebaut...
studenten sind nicht unbedingt pegida-klientel, aber ich hab auch schon öfter die frage gehört, warum plötzlich alles so schnell geht, wo man vorher jahrelang erfolglos versucht hat, in leerstehende wohnungen zu kommen. und was für wohnungen... die amis hatten echt einen guten standard.
kurz gesagt: für bestimmte schichten wird eine diskrepanz spürbar zwischen "ich reiß mir den arsch auf und bin zahlungswillig und bekomme nichts" und "ich komme als flüchtling hier her und bekomme rasch und kostenlos eine wohnung mit gehobenem standard". gut, der standard sinkt durch überbelegung. aber fragezeichen bleiben trotzdem zurück und die fragezeichen werden bei den nächsten wahlen hervorgekramt werden.
Danach würde die Demokratie mit gestärktem Rücken dastehen, und Sprüche wie, "Wir sind das Volk", wären dann wahrscheinlich auch vorbei.
das glaube ich nicht. das volk würde feststellen, daß es tatsächlich vielleicht nicht die mehrheit ist, aber immerhin 40% oder so. zu den wirrköpfen in dresden gibt es eine dunkelziffer, die nicht nach dresden fährt, vielleicht auch nicht politisch so ausgerichtet ist, im gesamten forderungskatalog weniger schnittmenge aufweist...
menschen mögen instinktiv sachen, die sie kennen. sie mögen es, wenn sie gesichter erkennen und sprache verstehen. wir können deutsch verstehen und europäische gesichter unterscheiden. bei gesichtern aus dem arabischen raum verschwimmt das, schwarze und asiaten können wir oft nur unterscheiden, wenn sie sehr markante features haben. asiaten können uns nun wiederum nicht gut unterscheiden.
eine gruppe von arabern erzeugt also unwohlsein. die sehen alle ähnlich aus und was die reden, kann ich nicht verstehen. reden die über mich? lachen die über mich? wollen die mich überfallen? wenn die sich rasieren und ein anderes t-shirt anziehen, erkenne ich keinen von denen mehr...
ich bin mal überfallen worden und konnte der polizei kein bischen weiterhelfen. ich wußte, wie alle möglichen flüchtigen begegnungen an dem abend aussahen, aber die drei türken oder was auch immer... kein schimmer. und die polizei erklärte mir, daß das nicht ungewöhnlich sei.
rassismus hat also eine biologische wurzel. wir erkennen unseresgleichen und haben angst vor anonymen mengen.
dazu kommen vielleicht noch schlechte erfahrungen. der überfall, stress mit ganz bestimmten gruppen, die erfahrung des grasrauchers, daß man in dem geschäft oft mit ausländern zu tun hat, die unfähigkeit ganz bestimmter mitbewohner beim thema mülltrennung...
und viele menschen teilen meine erfahrungen. die verbrecherkartei, die ich nach dem überfall durchblättern durfte, enthielt alle personen, die im zusammenhang mit überfällen mal verhaftet worden waren: zwei deutsche penner und 500 türkische jugendliche... entweder ist die hanauer polizei rassistisch oder es gibt ein real existierendes problemfeld "kriminelle ausländer".
ich bin links, esse gerne döner und bin engagiert und so. aber ich habe mein säckchen zu tragen, ich fühle den keim der fremdenfeindlichkeit in mir. bestimmte menschengruppen assoziiere ich mit stress und umgehe sie, ich argwöhne böses. meine ratio bringt mich dazu, diese ängste zu überwinden und kein rassist zu sein. ich kenne statistiken, soziologische untersuchungen und all den krempel, ich seziere gesellschaftliche situationen...
und das sorgt dafür, daß ich nicht irgendwelchen - wie ich finde - irrationalen ängsten in mir nachgebe. das ist ein mühsames geschäft. ali will mich nicht abziehen, weil er böse ist sondern weil die gesellschaft um ihn herum versagt hat. wie viele machen den schritt nicht? geben sich nicht die mühe? wollen die mühe deligieren? schmeißt alle alis raus, dann können wir keine probleme mit ali mehr haben. mal sehen, was wir dann mit kurt machen, der uns abziehen will...
und am ende stehen politiker da und sollen gesellschaftliche prozesse steuern, die sehr diffizil und verzwickt sind. und bürger sollen verstehen, daß es keine einfachen lösungen, kein einfaches schwarz-weiss gibt. und alle sollen sagen: ja, das ist jetzt kompliziert und erfordert mühen, aber wir machen das trotzdem, weil es die einzig richtige methode ist, etwas zu tun.
wie immer: bildung ist der schlüssel zur welt. bildung und bild schließen sich aber leider aus und da draußen gibt es gar nicht so wenige menschen, die von einem einfachen dreisatz überfordert sind.
