"Was ist Deine letzte Preis ...?"

Ich habe letztes Jahr so ein Thema gehabt, das konnte ich einfach kaum glauben.
Hatte meinen Wagen verkaufen wollen. Da es sich um eine Oberklasse mit über 70k Neuwert handelte hatte ich eine Agentur damit beauftragt, hier den Zwischenvermittler zu spielen, um mir den ganzen Mist mit "Was letzte Preis Alde" zu sparen.

Irgendwann kontaktiert mich der Vermittler, er habe einen ernsthaften Interessenten, welcher zu 16k kaufen wolle. Also Kontakt mit dem türkisch stämmigen Interessenten aufgebaut, am Telefon noch etwas am Preis verhandelt, was ja auch völlig in Ordnung ist und auf 15,5k Fixpreis unverhandelbar geeinigt. Kommt dieses verdammte Aas drei Tage später mit Frau und 3 Kindern vorbei und hat 12k dabei. 250 km Anreise und die Aussage, er habe alle Konten der Kinder geplündert und nicht mehr als 12k. Nach deutlicher Ansage, dass ich ihm einen guten Heimweg wünsche, ging es zur Bank und er hob nochmal 3,3k ab, bei denen der Trottel sich auch noch verzählte. Natürlich völliger Bockmist, da man in unserer Stadt bei den SPK-Automaten innerhalb von 24h nur 1.000 EUR am Stück abheben kann. Ich willigte trotzdem ein. Der Oberhammer war aber, dass er mir 15.330 EUR in 10- und 20-EUR Scheinen (!!) überreichte. Ich war mit meiner Freundin über eine halbe Stunde mit Zählen beschäftigt. Den Einzahlautomaten in meiner Straße gab es noch nicht.

Die Erfahrung hat mich einiges gelehrt. Beim Instrumentenverkauf hatte ich bislang weitaus weniger Probleme wie solche. Preisverhandlungen sind absolut in Ordnung und immer in die VK-Preise mit einberechnet. Aber so respektlos wie es in den letzten Jahren geworden ist, macht es einfach kaum noch Spaß.
 
Fahrzeugverkauf ist natürlich ein ganz anderes Thema, das mach ich nur noch über Händler.
Leider, leider ist es so, wenn einer am Telefon kein einwandfreies Deutsch spricht ( Dialekte ausgenommen), dann sind Probleme schon vorprogrammiert.
 
Ich habe letztes Jahr meinen alten Mercedes 190 Diesel an einen, sagen wir mal, Mitbürger arabischer Herkunft verkauft. Ich habe auch ständig "mach mirr eine gute Brreiss" gehört. Zuerst wollte er mir nur 50% meines geforderten Preises bezahlen, da habe ich ihn eiskalt wieder nach Hause fahren lassen und ihm gesagt, dass ich den Wagen nicht an ihn verkaufen müsse. Am nächsten Tag hat er sich wieder gemeldet und ist auf meine Preisvorstellung eingegangen.
 
Ich "darf" für meinen Arbeitgeber regelmässig bis zu 9-stellige Rahmenverträge verhandeln, und habe mir daher so Einiges an Verhandlungstraining und -Theorie "einverleibt". Vieles davon ist auch für Privatverkäufe anwendbar - manches nicht...

Für mich die wichtigste Regel: man kann eine Verhandlung nicht "gewinnen"! Aus einer guten Verhandlung gehen immer 2 Sieger hervor... das Ergebnis ist der beste Kompromiss aus den Interessen der beiden Parteien... und dies kann ausdrücklich auch den schnellen Abbruch der Verhandlungen bedeuten...
Ich weiss, das klingt ein wenig nach "Gutmensch", aber - ehrlich gesagt - habe ich in meiner Basskarriere schon mit vielen Käufern und Verkäufern verhandelt, die ähnlich gestrickt waren... und mit dem Ergebnis waren dann ausnahmslos auch beide Seiten zufrieden...

Für mich steht "Verhandlungsbasis" für denjenigen Wert, den der Verkäufer meint, für einTeil erzielen zu können - und dafür gibt es immer eine Grundlage, sei es der Anschaffungspreis, der durchschnittlich bei eBay für ähnliche Teile erzielte Preis, der Zustand, etc. . Solange zu diesen Überlegungen nichts wesentlich Neues hinzukommt, ändert sich auch nichts an der Basis. Wenn mir ein Käufer aber beispielsweise freundlich nachweist, dass ich z.B. den ehemals aufgerufenen Neuwert viel zu hoch eingeschätzt habe, oder sonst irgendwie "Äpfel mit Birnen" vergleiche, dann denke ich wohl darüber nach, ob ich abwarte, bis ein Weniger-Informierter vorbeikommt, oder ich komme ihm entgegen...

Die Frage "Was isn Dein letzter Preis?" kann mich also kaltlassen, weil sie kein neues Argument darstellt, sondern lediglich den Verkäufer dazu zwingen soll, ein paar Iterationen preiszugeben - und das Ergebnis ist - da gebe ich dem TE recht - niemals der neue Fixpreis, sondern lediglich einen neue Verhandlungsbasis...

Die wichtigste Regel im Verlauf einer Verhandlung lautet: "Don't - unless you have to...". Will sagen: bewege Dich niemals ohne Not und Gegenleistung...
Mal versuchen: man kann in einer Verhandlung sehr schnell Druck auf ein schlecht vorbereitetes Gegenüber aufbauen, indem man das "Goldene Schweigen" einsetzt: einfach solange nicht reagieren und nichts sagen, bis der Andere von sich aus wieder ein Stück in meine Richtung kommt und sich meist um Kopf und Kragen redet... bei Verhandlungspartnern, die einfach noch versuchen wollen, das letzte herauszuholen, klappt da immer...

Aber, herrje - bin ich froh, dass ich nicht mit Gebrauchtwagen handle...
 
Meypelnek schrieb:
Und wenn man das Bimmelbammel abkürzen will, dann fragt man nach dem letzten Preis. Wenn der nicht passt, dann kann man die Verhandlungen gleich einstellen. Das ist eine Frage des gegenseitigen Respekts.

Warum sich der OP hier so echauffiert verstehe ich nicht. Zum Kaufen/Verkaufen gehört aber sicher auch eine gewisse Nervenstärke. Und es sollte jedem klar sein, dass er sich auf ein Spiel einlässt, on dem jeder das Maximum für sich selbst herausschlagen will. Wem das nichts ist, der muss es lassen.
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Wenn man das Bimmelbammel abkürzen will, dann NENNT MAN SEINEN PREIS und eiert nicht herum. Dann kriegst Du eben eventuell auch ein neues Gegenangebot. Aber ein Gegenangebot ohne Angebot ist nun mal Unsinn.

Und was soll der Quark mit der Nervenstärke. Ich bin beruflich (ähnlich vielleicht wie 4low) verantwortlich für Big Deals in einem etwas größeren Dienstleistungsunternehmen und habe jeden Tag Verhandlungen mit abgew...sten Einkäufern und Verkäufern von DAX 30-Unternehmen - für Millionenprojekte. Und ich habe meinen Job nicht im Lotto gewonnen. Also komm mir hier nicht von oben herab.

Ich habe NIEMALS in Frage gestellt, dass man hart verhandeln kann und muss und ****NOCHMAL**** ich respektiere, wenn jemand mit ganz anderen Vorstellungen in Verhandlungen geht als ich. Die Verhandlung selbst kann sogar eine reizvolle Sache sein, wenn sie sportlich und fair abläuft. Am Ende sollten beide zufrieden sein. Die Frage im Threadtitel gehört aber mE nicht zum harten Verhandeln oder überhaupt zum Verhandeln sondern ****NOCHMAL**** ist was für diejenigen, die sich eben erst superspät oder gar nicht aus der Deckung wagen. Mithin eher Attribute für Leute OHNE Nervenstärke.

ES GEHT MIR HIER NICHT UM VERHANDELN, SONDERN UM EINE DUMME FRAGE.

Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten schon eine Menge nette Basserkollegen bei Verkäufern kennengelernt, auch hier und auch bei und nach harten Verhandlungen. Und viele von denen treffe ich laufend und gerne wieder. Trotzdem erlaube ich mir, die Frage im Titel wie immer schon und wie auch in Zukunft doof zu finden und werde entgegen Deinem Ratschlag trotzdem weiter kaufen und verkaufen, wenn es mein Equipment oder GAS erfordern.

Von mir aus ist wirklich alles gesagt dazu. Ich denke, im konkreten Gespräch würden wir uns weitaus kooperativer und verständiger unterhalten als jetzt hier.
 
bassbacke schrieb:
Ein Deal ist nur gut, wenn beide Seite was davon haben.
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Genau so ist es. Als "Juniorchef", geschäftsführender Gesellschafter und Besitzer hatte ich in drei verschiedenen Firmen, zuletzt in allen drei zusammen, den Einkauf sowie den Verkauf unter mir. Wobei gerade bei Schüttgütern wie Wandkies, sortiert oder unsortiert, manchmal Einkaufs-Strategien vorgetragen wurden, die mich frieren machten. Oft habe ich bei solchen Kameraden den Auftrag dann abgelehnt, denn ich muss/will/darf nichts verramschen. In verschiednenen Situationen habe ich mich entnervt dazu hinreissen lassen, zu sagen: "Lassen wir doch das Verhandeln, wieviel kannst Du bezahlen?" In manchen Fällen habe ich dann geliefert, in den meissten jedoch nicht. Denn beide Seiten sollen etwas davon haben, ich wollte auch etwas verdienen.

Andererseits war auch ich so frech, auch nachdem ich (in einer Garten-u. Landschaftsbau - Firma) schon Preise für Materialien ausgehandelt hatte und den Auftrag nur über ein Abgebot bekommen konnte, nochmals auf meine Lieferanten zuzugehen mit der Taktik: "Ich hab den Auftrag, musste allerdings 5% abbieten, die müssen wir alle tragen". Gerne waren die Lieferanten bereit, auf solche Anfragen einzugehen.

Das ist aber etwas ganz anderes. Bei einem Bass, den ich jahrelang gespielt (und gepflegt) habe, hat sich eine Bindung aufgebaut. Wenn dann, aus welchem Grund auch immer, das gute Stück verkauft werden soll, mag es sein, dass der Verkäufer aufgrund eben dieser Bindung den Preis zu hoch ansetzt. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn man dann darauf angesprochen wird.

Allerdings darf dann auch der Käufer damit rechnen, dass er ein fröhliches "Nee, dafür nicht" zu hören bekommt. :(!

Jeder, der sich mit BWL auskennt, weiss, dass eine Rabattmarge in den Verkaufspreis einkalkuliert wird. Daher ist im Einzelhandel, im Grosshandel und auf dem Wochenmarkt Handeln grundsätzlich erlaubt. Bei so sehr persönlichen Gebrauchsgegenständen wie einem Musikinstrument ist es allerdings nicht ganz einfach. Der eine verkauft einen Bass, der ihn über viele Jahre auf den "Bühnen dieser Welt" begleitet hat, er andere will nur noch einen "bespielbaren Saitenhalter" für den Satz Saiten, die er herumliegen hat. Wem wird der Bass wohl mehr wert sein?

Aber, wie gesagt, man muß nicht an den erstbesten unverschämten "Was-ischde-Deine-Letzte-Preis" - Jodler verkaufen. Dann lieber nicht.

Als ich die Rolex Perpetual Oyster Datejust meiner Mutter verkauft habe, kamen gleich nach dem Einstellen der Annonce mehrere "Käufer" auf mich zu, die mir prophezeiten, dass ich höchstens den halben Preis, den ich als Ausgangspreis angegeben hatte, bekommen könnte - ohne ein Gebot abgegeben zu haben. Eine echte Dame aus München ist dann in die Auktion eingestiegen, und siehe da, auch die "Halbe-Preis"-Lollegen wollten die Uhr dann. Sie ist dann tatsächlich an diese Dame und ein paar hundert Euro über meiner Preisvorstellung weg gegangen. Es war allerdings auch die richtige Jahreszeit, wir hatten Vorweihnachtszeit.

Den Eindruck, dass es sich bei der Käuferin um eine "Dame" gehandelt hat, entstand durch den sehr freundlichen und netten EMailverkehr, den wir rund um den Verkauf pflegten. Nach dem Verkauf noch habe ich ein Schreiben (keine EMail) bekommen, in welchem der Kontakt, die Kaufabwicklung sowie der Zustand der Uhr sehr gelobt wurde.

So machen Geschäfte Spass! :D
 

doch, doch, die kennen diesen klassiker der weltliteratur bestimmt auch. sollten sie zumindest, gehört für bassisten zum allgemeinwissen. gibt sogar extra für die jungspunde ein trauriges update - arme rosi.:-(

 
Malila schrieb:
doch, doch, die kennen diesen klassiker der weltliteratur bestimmt auch. sollten sie zumindest, gehört für bassisten zum allgemeinwissen. gibt sogar extra für die jungspunde ein trauriges update - arme rosi.:-(

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Danke, jetzt hast du mir so richtig deutlich gemacht, wie alt auch ICH geworden bin und wie scheiße lange her meine schönsten Jahre sind... :-(
 
das nennt man realismus :D:bier:

(du bist nicht alt. du bist roadworn. hab ich hier bei bassic gelernt.)
 
Ui, das Hofbräuhaus lief auf Feten meiner Eltern anno dazumal auch rauf und runter. Was es mit dem Text auf sich hatte, hat sich mir erst Jahre später so langsam erschlossen ... da war die Party-Zeit meiner Eltern auch schon vorbei ... jetzt merke ICH, wie ich langsam zum Roadworn werde :D

Zum Zustand von prezi78 sach ich jetzt besser mal nix ;-)
 
schubi83 schrieb:
Ui, das Hofbräuhaus lief auf Feten meiner Eltern anno dazumal auch rauf und runter. Was es mit dem Text auf sich hatte, hat sich mir erst Jahre später so langsam erschlossen ... da war die Party-Zeit meiner Eltern auch schon vorbei ... jetzt merke ICH, wie ich langsam zum Roadworn werde :D

Zum Zustand von prezi78 sach ich jetzt besser mal nix ;-)
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Wahrscheinlich könnte ich dein Vater sein (wenn deine Mutter gewollt hätte)... ;-)
 
Zum Thema Verhandeln kann ich nur sagen, dass es mir lieber ist gleich die Karten auf den Tisch zu legen, bevor jemand 2 Mail vorbeikommt und antestet, blöd daherschwafelt und dann sagt das er ja soooo gute Kontakte zu einem Händler hat und den gleichen nagelneuen Bass dort um nur wenig mehr neu bekommt.

Aber auch in dem Fall sind wir uns einig geworden:
Dafür gab es eben kein Zubehör (Tasche/Gurt) dazu. Die neuen Rotos hab ich auch behalten.
So war es ok für mich. Eine Win-Win-Situation für beide Saiten.

Aaaaaber:
Der Typ war nicht unsympathisch und wir haben uns auch nett unterhalten.
Wir wollten aber auch beide die Karten sehen und es hat gepasst.
Er hatte auch das Geld schon dabei, also war echtes Kaufinteresse da.

Womit ich als Verkäufer immer gut gefahren bin:
-) gute, detailierte Beschreibung
-) Fotos
-) jeder kleine Schaden wird dokumentiert (das schafft Vertrauen und nimmt auch dem anderen Wind beim Verhandeln aus den Segeln)
-) Preis (Verhandlungsbasis oder Festpreis) wird genannt
-) kein Zeitdruck (akute Geldnot)


Einmal hatte ich einen echten Idioten:
Der Typ wollte einen Fretlesshals von Collins (Hausmarke Musik Produktiv) kaufen. Er wollte mir dann auf wirklich penetrante Art einreden, dass der Hals eines 200 Euro Instrument nicht mehr als 10 Euro wert ist.
Ich hab ich dann gesagt, dass ich lieder den Hals zerschlagen oder verbrennen würde, bevor ich ihn um so einen Dumpingpreis hergebe.

3Tage später meldete sich ein sehr netter Basser und zahlte ohne Wimpernzucken. Ich hab ihm dann noch einen Satz Flatwounds draufgelegt, für die ich keine Verwendung mehr hatte. So macht ein Deal Spass.

Ich bin selbst sehr fair, aber verscheissern lass ich mich nicht.
 
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