Auslöst durch verschiedene Freds im bassic beschäftigt mich genau die hier aufgeworfene Frage schon länger - welche Rolle das technische Equipment für ein erfolgreiches und erfülltes Bassistendasein spielt. Meine eigenen Entwicklung führte über viele Dutzend unterschiedlicher Bässe jeglicher Couleur, noch mehr Effekte, einer Reihe unterschiedlicher Amps/Boxen, Versuche mit unterschiedlichen Kabeln etc. Immer wieder war da viel anfängliche Begeisterung etwas Neues zu entdecken, sehr oft aber auch recht schnell Ernüchterung (Toll im Proberaum, wenig tauglich auf der Bühne...). Wenig blieb dauerhaft, das meiste ist einfach nur durchgelaufen.
Im Nachhinein würde ich dagen, dass meine Findungsphase sehr viele Jahre gedauert hat und sich zunächst immer nur auf den Sound fokussiert hat. Vom Soundempfinden und dem, was mir gefällt, hab ich mehrere Phasen durchlaufen. Ein iterativer Prozess, der sich immer weiter konzentriert hat bis dann zuletzt "dies ist genau MEIN Sound" - "mein Equipment" - "meine Spielweise" - "mein Stil" verfestigt hat und der Wunsch nach neuem Zeugs ständig weiter abklingt. Während früher beispielsweise der extensive Fred zum "Aftershock" mit seinen 1001 Möglichkeiten unbändiges GAS ausgelöst hätte, verfolge ich das heute recht interessiert ohne, dass ich deshalb den Bestellknopf drücken muss. Oder anders: ich bin mit meinem Gesamtsetup inzwischen sehr zufrieden, so dass ich nicht genau weiß, was damit sehr viel besser werden soll.
Und so hat sich bei mir in mehreren Phasen eine Gear Philosophie entwickelt:
1. An erster Stelle steht mein individueller Sound: Sound der mich bereits nach dem ersten Ton mächtig anmacht, die Bandkollegen, das Publikum...
2. NACHDEM ich meinen Sound dann irgendwann hatte, hat sich automatisch das technische Set-Up immer stärker darauf konzentriert, diesen Sound möglichst optimal zu reproduzieren und gleichzeit den Rest meiner Anforderungen - einfaches Handling (Auf/Abbau), geringes Gewicht (mein Rücken!), Beherrschbarkeit von technischer Komplexität (auf der Bühne schnell die optimalen Einstellungen finden) und Ausfallsicherheit - zu erfüllen. Ausserdem war "Flexibilität" - also kleine Jazz Gigs bis Open Air flexibel bestücken zu können ein wichtiger Punkt bei mir, wie auch ganz praktische Fragen - was passt in mein Auto? Was kann und will ich mir finanziell überhaupt leisten?
3. Anschliessend begann die Optimierungsphase - Ballast abwerfen, von überflüssigen selten genutzen Equiment trennen, vereinfachen, aufs Wesentliche konzentrieren also das, was ich wirklich brauche - und genau da bin ich zur Zeit.
Und so kommt es, dass sich mein Gear allmählich auf immer weniger Komponenten reduziert, von denen ich allerdings zu 100% überzeugt bin. Und das ist ziemlich wohltuend.
Einer meiner Freunde (vermögend, nebenbei) meinte vor längerer Zeit, das Besitz auch belastet. Ich merke erst in den letzten Jahren, dass der Mann wohl irgendwo recht hat.
Die "Simplify your Life" Philosopie, die sich bei mir in Bezug aufs Bass spielen vollzieht wird in den letzten Jahren auch ein Teil meiner allgemeinen Lebensphilosophie - sie macht das Leben echt “leichter“ - auch in wahrsten Sinne des Wortes - und das in jeder Beziehung!