Sandsack Thread

[f_luxus]

Übrigens, war heute bei der Krankenkasse und hatte dort vor Ort die netteste Sachbearbeiterin die ich mir vorstellen konnte. Die hat mir offen und ehrlich gesagt dass sie meinen Sachverhalt als Unverschämtheit seitens der Fachabteilung empfindet und hat alles gegeben, dass wieder grade zu biegen.
Sie sagte mir offen und ehrlich, dass man als Ottonormalverbraucher keine Chance hätte, da durchzusteigen und ich mir einen guten Steuerberater suchen sollte um nicht immer wieder in solche Situationen zu kommen.
Außerdem solle ich gerne zukünftig immer mit allem direkt in die Filiale kommen und mir Hilfe holen.

 

[Gast27578]

Ich finde das mehrfach schwierig.
1. Ich bin kein Steuerberater
2. ich bin aber so etwas Ähnliches
3. ich halte die übliche Arbeitsweise von Steuerberatern schon für zumindest moralisch absolut falsch. Wenn man schaut, dass selbst die Berater kleinerer Kanzleien als größte Lebensorge die Verwaltung Ihrer Yachten und Häuser haben, dann stimmt da etwas nicht.
4. Das deutsche - die anderen kenne ich nicht - Steuersystem ist NICHT simpel.
5. Ich habe menschlich absolutes Verständnis mit Jedem der da nicht durchblicken kann oder möchte.
6. Es ist aber auch eine schlechte Mode geworden, sich "vorsätzlich" dumm zu halten um anschliessend zu schimpfen, dass es gar nicht verständlich sei.
7. Es ist in der Verantwortung des Selbständigen eben auch die Buchhaltung/Steuer für sein Unternehmen mindestens nachzuvollziehen. Es reicht eben nicht als Berufsmusiker "nur" G-sus -7/13 zu kennen, man muss eben auch wissen, dass die Krankenversicherung abzugsfähig ist. Ob sie nun eine aussergewöhnliche Belastung oder eine Sonderausgabe ist, überlasst gerne denen die nicht verstehen warum der C-Moll Akkord eben nicht C/Dis/G heissen darf.
8. Alle fordern eine einfachere Steuer. Aber wenn man fragt auf welche "Komplikation" sie gerne verzichten mögen, sagt niemand: Ich will keine Vergünstigung für die Kinder, für die Arbeitsmittel, mein Arbeitszimmer zahle ich selbst, Meine Krankenversicherung soll sich nicht steuerlich auswirken, ich finde es super wenn meine Rente doppelt besteuert wird, etc.
9. Ich finde unser Steuersystem an diversen Stellen katastrophal, aber die generelle Einkommensteuer für 08/15 Gewerbetreibende und Angestellte ist aus meiner Sicht schon recht fair gestaltet, über Einzelheiten und Prozente kann man immer streiten, aber in Summe ist sie weit besser als ihr Ruf.

 

[der Franzos]

Ich finde das mehrfach schwierig.
1. Ich bin kein Steuerberater
2. ich bin aber so etwas Ähnliches
3. ich halte die übliche Arbeitsweise von Steuerberatern schon für zumindest moralisch absolut falsch. Wenn man schaut, dass selbst die Berater kleinerer Kanzleien als größte Lebensorge die Verwaltung Ihrer Yachten und Häuser haben, dann stimmt da etwas nicht.
4. Das deutsche - die anderen kenne ich nicht - Steuersystem ist NICHT simpel.
5. Ich habe menschlich absolutes Verständnis mit Jedem der da nicht durchblicken kann oder möchte.
6. Es ist aber auch eine schlechte Mode geworden, sich "vorsätzlich" dumm zu halten um anschliessend zu schimpfen, dass es gar nicht verständlich sei.
7. Es ist in der Verantwortung des Selbständigen eben auch die Buchhaltung/Steuer für sein Unternehmen mindestens nachzuvollziehen. Es reicht eben nicht als Berufsmusiker "nur" G-sus -7/13 zu kennen, man muss eben auch wissen, dass die Krankenversicherung abzugsfähig ist. Ob sie nun eine aussergewöhnliche Belastung oder eine Sonderausgabe ist, überlasst gerne denen die nicht verstehen warum der C-Moll Akkord eben nicht C/Dis/G heissen darf.
8. Alle fordern eine einfachere Steuer. Aber wenn man fragt auf welche "Komplikation" sie gerne verzichten mögen, sagt niemand: Ich will keine Vergünstigung für die Kinder, für die Arbeitsmittel, mein Arbeitszimmer zahle ich selbst, Meine Krankenversicherung soll sich nicht steuerlich auswirken, ich finde es super wenn meine Rente doppelt besteuert wird, etc.
9. Ich finde unser Steuersystem an diversen Stellen katastrophal, aber die generelle Einkommensteuer für 08/15 Gewerbetreibende und Angestellte ist aus meiner Sicht schon recht fair gestaltet, über Einzelheiten und Prozente kann man immer streiten, aber in Summe ist sie weit besser als ihr Ruf.

zu Punkt 8: wenn man jeden fragt, und alle Wünsche berücksichtigt, dann kommt da nichts dabei raus, das ist klar. Doch kann man trotzdem alle Punkte die du als Beispiele auflistet (und viele andere auch) vereinfachen. Das hat dann mehrere positive Auswirkungen:

• weniger Hin und Her zwischen Steuerzahler und Finanzamt - > Zeitersparnis Steuerzahler und Finanzamt
• reduzierter Bearbeitungsaufwand - > Zeitersparnis Finanzamt
• jeder Steuerzahler kann die Vergünstigung in Anspruch nehmen, wenn es einfach verständlich ist, was die Bedingungen sind -> Steuergerechtigkeit
• die Steuerberater haben mehr Zeit ihre Yachten zu verkaufen, die sie aufgrund von wegbrechenden Aufträgen nicht mehr zahlen können. Falls Steuerberater mitlesen, dann bitte nicht persönlich nehme.
• ich kann meine Steuererklärung (08/15 Angestellter, geschieden, Kinder) ohne Steuerberater machen.

In Frankreich war meine Steuerklärung um Einiges einfacher und von Steuerberatern für Privatpersonen habe ich dort in über 20 Jahren nicht gehört. Ich glaube die gibts da mangels Bedarf und Gelegenheiten einfach nicht.

 

[Gast27578]

@der Franzos Da bin ich im Großen und Ganzen bei Dir.

Aber Vereinfachungen sind eben nicht so einfach...

Erklär mal dem Verband deutscher Musiklehrer die Sache mit dem B und dem H. Warum Dur und Moll und nicht Major, Minor, Sharp und Flat? Oder einfach auch nur warum der Abstand zum eben gleichen Ton eine Prime ist, oder warum behauptet wird, dass eine Tonleiter aus acht Tönen besteht? Es sind nur sieben.

Der Deutsche hat das Ur-Problem, dass er Ungerechtigkeit gar nicht sooo schlimm findet. Aber wenn sein Nachbar etwas weniger Ungerechtigkeit erfährt als er selbst, dann dreht er durch. Es geht im deutschen Steuersystem vornehmlich um Missgunst. Man könnte vieles vereinfachen und pauschalieren. Das würde letztendlich wahrscheinlich sogar Geld sparen. Aber die Angst, dass jemand die gleiche Vergünstigung bekommt, der weniger Aufwand hat, blockiert in D alles. Ein Volk aus Denunzianten und Blockwarten.

Das einzig Positive daran ist, dass das Grundsystem aus diesem Grunde recht exakt und größtenteils sogar fair ist.

Der Rest ist Beamtensprache und auch die ist so deutsch wie nur möglich. Beamte waren in D mal "was Besseres". Um das Jedem und Allem gegenüber zur Schau zu stellen, haben sie eine völlig unverständliche Sprache erfunden. Nur im Juristen-Steuer-Beamtendeutsch können Formuliereungen wie "..Blinde und deren Abkömmlinge", "..nur wenn Beschwer vorliegt..", etc. funktionieren. Jedem Menschen mit irgendeiner Art ästhetischem Sprachverständnis steht da Kotze im Hals.

Übrig bleibt, die Finanzämter haben inzwischen weit weniger Aufwand, weil die "normale" 08/15 ESt-Erklärung automatisch bearbeitet wird und die Erklärung selbst dank guter günstiger Software inzwischen auch für "normale" Menschen lösbar ist.

 

[f_luxus]

ich bin aber so etwas Ähnliches

Dann ist es für dich wahrscheinlich nicht so einfach nachzuvollziehen, wie es ist, wenn man diese Dinge nicht versteht.
Ebenso wie es für viele Musiker schwer zu verstehen ist, wie man Musiktheorie nicht versteht. Der Unterschied ist nur, durch fehlende Kenntnisse in Musiktheorie bekommt man keine Kosten aufgebrummt, die völlig hahnebüchen sind.

950€ pro Monat Krankenversicherung bei Netto maximal 1300€ verdienst in 2021...
Das nächste Mal geh ich zum Jobcenter statt zu arbeiten. Mein voller Ernst!
Da hab ich die ganze Scheiße nämlich geregelt...

 

[Bass_Zicke]

950€ pro Monat Krankenversicherung bei Netto maximal 1300€ verdienst in 2021...

das kenne ich doch irgendwoher ? ..... und dann hab ich mitbekommen , das man bei krankenkassen einen antrag auf verminderte beiträge stellen kann .... ging dann sogar für ein jahr rückwirkend .

 

[f_luxus]

das kenne ich doch irgendwoher ? ..... und dann hab ich mitbekommen , das man bei krankenkassen einen antrag auf verminderte beiträge stellen kann .... ging dann sogar für ein jahr rückwirkend .

Ja, ist JETZT alles geregelt...
Aber so wie das alles läuft, hat man ernsthaft irgendwann kein Bock mehr arbeiten zu gehen. Ich bin ja jetzt angestellt, aber ich verstehe die Resignation. Es ist sehr oft einfacher aufzugeben, als sich Mühe zu machen.
Diese unübersichtlichen bürokratischen Abläufe sind Mitschuld daran, dass mancher kein Bock mehr hat, was zu leisten und der kleine Einzelkämpfer-Handwerker, Künstler uvm. sich zurecht Fragen: "Wozu die ganze Scheiße?" "Warum geh ich eigentlich arbeiten?"

 

[Gast83234]

950€ pro Monat Krankenversicherung

Als Mitglied der Künstlersozialkasse habe ich für so einen Betrag mehr als ein Jahr KV zahlen können. Du musst da rein.

 

[Gast83234]

Ich bin ja jetzt angestellt,

Oooops, nein, dann doch keine KSK.

Diese unübersichtlichen bürokratischen Abläufe sind Mitschuld daran, dass mancher kein Bock mehr hat, was zu leisten und der kleine Einzelkämpfer-Handwerker, Künstler uvm. sich zurecht Fragen: "Wozu die ganze Scheiße?" "Warum geh ich eigentlich arbeiten?"

Als generelle Fragestellung kann ich das nachvollziehen, aus Berufsmusikersicht eher nicht. Aus mehreren Gründen: So schlimm ist es nicht. Du brauchst eine KV/RV, da hilft die Künstlersozialkasse und der Aufwand besteht aus dem Stellen eines Antrages nebst zuvor eingeholter Zusage einer KV vor Ort. Kein Hexenwerk. Und der nächste Teufel heißt Finanzamt. Zum Erbrechen, ja klar, aber doch zu bewältigen mit überschaubarem Einsatz. Ich habe z.B. eine Bilanzbuchhalterin im Freundeskreis, die mein vorsortiertes Zeug 1 x im Jahr durchgelesen und ins ElsterFormular übertragen hat. Nicht umsonst, klar, aber zu einem Bruchteil des Betrages, den der Steuerfuzzi mir aus der Nase gezogen hätte, bei dem sie arbeitet. Inzwischen mache ich das sogar selbst, ein langer Nachmittag im Jahr geht dafür flöten.

Dann der Einzelkämpfer: Das ist der Systemfehler schlechthin! Man muss das nicht so machen. Solidarisiert euch, schließt euch zusammen, bündelt eure Interessen. Im Moment und eigentlich schon ziemlich lange gehen sich alle gegenseitig an die Gurgel und drücken sich die Preise nach unten. In der Wirtschaft heißt sowas: Angebot größer als Nachfrage. Das ist immer schlecht. Da kommt man nur mit klaren Regeln ran.

Richtig übel finde ich, dass das große Thema "Steuern und Finanzen" an den Musikhochschulen praktisch nicht stattfindet.

 

[Gast83234]

Netto maximal 1300€

Zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Hahaha. Man verzeihe mir den leicht sarkastischen Unterton. ABER: Kunst hin oder her, Leidenschaft zur Musik und scheiß' doch die Wand an: Man muss als Selbständiger ganz normale Handwerkerpreise ansetzen können, sonst reicht es hinten und vorne nicht und lohnt sich nicht auf Dauer. Man kann das eine Zeit lang machen und lustig ist es womöglich auch. Irgendwann will man nicht mehr.

Ein Witz zum Schluss: Wie kommt ein Musiker zu 'ner Million? Ganz einfach: Indem er mit 2 Millionen anfängt.

 

[f_luxus]

Als Mitglied der Künstlersozialkasse habe ich für so einen Betrag mehr als ein Jahr KV zahlen können. Du musst da rein.

Die Zeiten sind auch vorbei...
die 1300€ waren coronabedingt.
Das hatte mit dem Stundenlohn nicht wirklich was zu tun.
Ich hatte durch meine Arbeit mit Gruppen eigentlich immer ganz gute Stundenlöhne.
Nur war der Sommer 2021 nicht wirklich die Zeit für fette Beute...

Du brauchst eine KV/RV, da hilft die Künstlersozialkasse und der Aufwand besteht aus dem Stellen eines Antrages nebst zuvor eingeholter Zusage einer KV vor Ort. Kein Hexenwerk. Und der nächste Teufel heißt Finanzamt. Zum Erbrechen, ja klar, aber doch zu bewältigen mit überschaubarem Einsatz.

Wenn man das hat:

Ich habe z.B. eine Bilanzbuchhalterin im Freundeskreis, die mein vorsortiertes Zeug 1 x im Jahr durchgelesen und ins ElsterFormular übertragen hat.

Herzlichen Glückwunsch! Hatte ich nicht, hab ich nicht. Ich werde das jetzt nochmal aufrollen, damit du meine Situation raffst. In meinem Fall habe ich zwei Formulare verwechselt, das falsche hingschickt. Darauf wurde ich NICHT hingewiesen, stattdessen hat man mir immer wieder Post geschickt ich solle das Formular schicken. Ich (der Meinung ich hätte es schon geschickt) habe immer wieder angerufen, gemailt und erklärt ich hätte es ja schon geschickt. Da hat mir IMMER NOCH NIEMAND erklärt dass ich lediglich das falsche Formular geschickt hab, die übrigens tatsächlich den gleichen Inhalt haben!! Das hat sich erst aufgedröselt, als ich Post vom Hauptzollamt hatte, die mir das Konto pfänden!
Darauf hin, hab ich solange bei der Barmer rumgenervt (über 10 Anrufe!) bis irgendwann jemand sich gedacht hat dass es weniger Arbeit wäre mir die Situation zu erklären. Warum ich nicht in der KSK war? Ganz einfach, der Mindestbetrag bei der KSK ist höher als freiwillig versichert und ich dachte, weil ich eh eine Anstellung in Aussicht hatte lohnt der Aufwand nicht.

Und noch eine Sache: Jemandem der nicht gut schwimmen kann, vom Beckenrand zuzurufen: "Is doch ganz einfach!" bringt dem im Wasser nichts

Richtig übel finde ich, dass das große Thema "Steuern und Finanzen" an den Musikhochschulen praktisch nicht stattfindet.

Das ist ein Punkt.

 

[f_luxus]

Zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Hahaha. Man verzeihe mir den leicht sarkastischen Unterton. ABER: Kunst hin oder her, Leidenschaft zur Musik und scheiß' doch die Wand an: Man muss als Selbständiger ganz normale Handwerkerpreise ansetzen können, sonst reicht es hinten und vorne nicht und lohnt sich nicht auf Dauer. Man kann das eine Zeit lang machen und lustig ist es womöglich auch. Irgendwann will man nicht mehr.

Ein Witz zum Schluss: Wie kommt ein Musiker zu 'ner Million? Ganz einfach: Indem er mit 2 Millionen anfängt.

Merkste was? Sorry, kann ich nich drüber lachen...

Ich war zu lange in der Situation... Bin ich jetzt zum Glück nicht mehr!
"Man muss als Musiker Handwerkerpreise verlangen..." Das ist zynisch, vor allem weil du es doch besser weißt!

 

[ollo]

Zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Hahaha. Man verzeihe mir den leicht sarkastischen Unterton.

Für (solo)Selbständige ist das nicht selten, und für viele Angestellte sowieso nicht.

Die Handwerkerpreise schwanken doch stark, je nach Gewerk. Dein Auto repariert niemand mehr unter 100 € netto, eine Meisterstunde Elektriker oder Schreiner kann man mit 70 € netto ansetzen. Ein Allroundkönner nimmt vielleicht 40-45 €. Musiker brauchen kein Geld, „Sie machen doch gerne Musik?“.

 

[Gast83234]

Die Zeiten sind auch vorbei...

Nein. Die KSK staffelt ihren Beitrag genau so wie die anderen gesetzlichen Versicherungen. Das heißt: rund 22% RV geteilt durch 2, rund 17% KV durch 2 und rund 2% PV, am Ende kommt da ein Anteil von rund 20% für den Versicherten bei raus, den Rest übernimmt die KSK. Wer bei der KSK 10.000 Einnahme als Soloselbständiger angibt - vorab, aufgrund einer eigenen Schätzung!!! - zahlt rund 2.000 im Jahr für das komplette Paket, wovon knapp die Hälfte für die KV draufgeht und schon sind wir bei ungefähr

950€ pro Monat Krankenversicherung

Das ist jetzt stark vereinfacht und gerundet dargestellt, logo.

Und noch eine Sache: Jemandem der nicht gut schwimmen kann, vom Beckenrand zuzurufen: "Is doch ganz einfach!" bringt dem im Wasser nichts

Richtig. Und wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badehose Schuld.

" Das ist zynisch, vor allem weil du es doch besser weißt!

Na ja, ich nenne das: ehrlich. Und angekündigt hatte ich den sarkastischen Unterton nebst Bitte um Vergebung auch. Also reg' dich nicht auf. Ich weiß es übrigens tatsächlich nicht besser. Ich habe allerdings immer genau bilanziert und gerechnet. Irgendwann kam der Punkt, da fing ich an, immer weniger zu verdienen. Dann hatte ich mal einen alten Steuerordner weggeschmissen und spaßeshalber die Zahlen verglichen: Ach du Scheiße. Also mussten alternative Geschäftsmodelle her, ich kann nicht ständig zuzahlen. Das kann ein schmerzhafter Prozess sein. Mir hat es gut getan.

damit du meine Situation raffst.

Habe ich gerafft. Und nochmal: Ich habe Kollegen in die Insolvenz rutschen sehen, weil sie darauf gesetzt haben, sich hinter ihrer Naivität gegenüber der Bürokratie verstecken zu können. Ich kann nachvollziehen, dass und warum man das macht. Hilft aber nix. Alle anderen haben den Mist ja auch an der Backe.

Mindestbetrag bei der KSK ist höher als freiwillig versichert und ich dachte, weil ich eh eine Anstellung in Aussicht hatte lohnt der Aufwand nicht.

Zweiter Halbsatz stimmt, dann lohnt sich das nicht. Für die Allgemeinheit: Der erste Halbsatz stimmt eben nicht, s.o..


Im Übrigen, um da mal zu einem Ende zu kommen, glaube ich, dass der ganze Bürokratiescheißdreck für dich ein einziges, großes rotes Tuch ist. Ich kann das verstehen. Es hat nicht jeder Spaß daran, die Deppen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen: Post, Einschreiben, lange Briefe, das wären so Ansatzpunkte. Ein formulierter Widerspruch bringt immer einen zeitlichen Aufschub, dann hat man Luft, um sich um den Quatsch zu kümmern. Und das eigentlich gute saarländische Motto "schwättze muschdde metde Leid" fiel dir am Schluss ja dann doch noch ein.

Herzliche Grüße!!

 

[Thunderheartwoman]

Jemandem der nicht gut schwimmen kann, vom Beckenrand zuzurufen: "Is doch ganz einfach!" bringt dem im Wasser nichts

Den merke ich mir.

 

[crystalgreen]

... habe ich zwei Formulare verwechselt, das falsche hingschickt. Darauf wurde ich NICHT hingewiesen, stattdessen hat man mir immer wieder Post geschickt ich solle das Formular schicken. Ich (der Meinung ich hätte es schon geschickt) habe immer wieder angerufen, gemailt und erklärt ich hätte es ja schon geschickt. Da hat mir IMMER NOCH NIEMAND erklärt dass ich lediglich das falsche Formular geschickt hab, die übrigens tatsächlich den gleichen Inhalt haben!!

Mir ist es in der Kommunikation mit einem Betreuungsgericht ähnlich gegangen. Die haben mir zuletzt nur noch Mahnungen geschrieben, aber nie etwas erklärt oder geholfen. Ich wurde zu einem Zwangsgeld verurteilt, aber längst wusste keiner mehr, wofür. Ich habe das mit einem Anwalt angefochten, und schließlich hat ein Landgericht entschieden, ja, ich hätte auch gewissenhafter meine Formulare ausfüllen sollen, aber das handelnde Gericht wurde abgewiesen und gerügt.

 

[Gast27578]

Dann ist es für dich wahrscheinlich nicht so einfach nachzuvollziehen, wie es ist, wenn man diese Dinge nicht versteht.
Ebenso wie es für viele Musiker schwer zu verstehen ist, wie man Musiktheorie nicht versteht. Der Unterschied ist nur, durch fehlende Kenntnisse in Musiktheorie bekommt man keine Kosten aufgebrummt, die völlig hahnebüchen sind.

950€ pro Monat Krankenversicherung bei Netto maximal 1300€ verdienst in 2021...
Das nächste Mal geh ich zum Jobcenter statt zu arbeiten. Mein voller Ernst!
Da hab ich die ganze Scheiße nämlich geregelt...

Doch doch, ich verstehe Dich sehr gut. Ich habe nämlich nicht nach der Schule diesen Mist studiert, sondern habe mich erstmal 10 Jahre lang in anderen brotlosen Tätigkeiten verdingt. Daher erinnere ich mich noch sehr deutlich daran wie es ist davon gar keine Ahnung zu haben.

950 KV bei 1300 Verdienst ist ja nun der Fehler den Du jetzt hoffentlich gelöst bekommst, oder nicht?
"Das nächste Mal geh ich..." Lieber @f_luxus Du bist sauer und meiner Meinung nach auch zu Recht. Aber es steht Dir frei. Wenn Du lieber hartzen willst? Das ist ein freies Land. Biddesehr! Aber dann hast Du keine 1300 Verdienst.

Ich wollte Dich auch keine Sekunde lang beschimpfen. Was Dir passiert ist, ist ärgerlich und erzeugt unweigerlich Existenzangst. Das ist Scheisse. Was ich sagen will ist, dass es schlau ist, sich handlungsfähig zu machen und die Grundzüge dieses Systems zu erlernen. NEIN - eben nicht auf Steuerberaterniveau. Aber das bisserl Wissen, dass Du als kleiner Selbständiger benötigst, um Dich aus solchen Fallen auf der einen Seite und aus der Steuerfahndung auf der anderen Seite, herauszuhalten, ist für jeden intelligenten Menschen zumutbar.

 

[der Franzos]

@der Franzos Da bin ich im Großen und Ganzen bei Dir.


Der Deutsche hat das Ur-Problem, dass er Ungerechtigkeit gar nicht sooo schlimm findet. Aber wenn sein Nachbar etwas weniger Ungerechtigkeit erfährt als er selbst, dann dreht er durch. Es geht im deutschen Steuersystem vornehmlich um Missgunst. Man könnte vieles vereinfachen und pauschalieren. Das würde letztendlich wahrscheinlich sogar Geld sparen. Aber die Angst, dass jemand die gleiche Vergünstigung bekommt, der weniger Aufwand hat, blockiert in D alles.

da hast du Recht, doch ist die Politik auch nicht dazu da, jedem und allen nachzugeben. Das geht dann immer zu Lasten der Menschen, die nicht laut schreien oder keine professionellen Schreier (=Lobby) bezahlt.

 

[f_luxus]

Wenn Du lieber hartzen willst? Das ist ein freies Land. Biddesehr! Aber dann hast Du keine 1300 Verdienst.

Stimmt so nicht ganz. Ich hab eine Weile lang aufgestockt. Wenn man das hochrechnet, kommt man ungefähr bei 1300€ Netto raus. Da hab ich so 2 Tage die Woche unterrichtet und mal hier und da gemuckt... War wahrscheinlich die entspannteste Zeit meines Lebens.

Natürlich hab ich trotzdem geschaut dass ich da irgendwie rauskomme, aber da kommt schon die erste Hürde:
Vorher bekommt man das Komplettpaket vom Jobcenter und auf einmal soll man sich selbst versichern. Das ist Geld, was man nur hat, wenn man es sich vorher auf Seite gelegt hat...

Meine provokativ gemeinte Aussage, meint aber genau das: Man wird zum Hartzer erzogen, nicht weil hartzen so schön ist, sondern weil es für den Niedriglohnsektor so kacke ist.

 

[Gast27578]

Ja und ich bin da eben zwiegespalten. Ich habe manchmal den Eindruck, dass manche Leute glauben, es sei ein Menschenrecht als Selbständiger erfolgreich zu sein. Und wenn es nicht klappt, dann waren eben die Regeln unfair.

Nochmal, ganz wichtig! Das geht überhaupt GAR NICHT an Dich persönlich. Das sind nur Aussagen gespeist aus meinen Erfahrungen mit ganz anderen Personen.

Es ist numal Scheisse schwer Selbständig zu sein, es erfordert jede Menge Arbeit und ein nicht unwesentlicher Teil dieser Arbeit hat eben mit der eigentlichen Profession nix zu tun.

Scheisse finde ich allerdings auch, dass es da seitens des Staates, der Gesellschaft keinerlei Hilfe oder "Steigbügel" gibt. Warum gibt es nicht als Bedingung vor der Gewerbeanmeldung/ der ersten selbständigen Steuererklärung einen kostenlosen kleinen VHS Kurs "How to be a Selbständiger". Das würde vielen jungen Menschen einen Haufen Schulden beim Finanzamt und beim Steuerberater ersparen.