Notenlänge kontrollieren, gleichmäßig Spielen, alles überbewertet?

[Aeonflux]

ich geb’s auf. Ich kann es offensichtlich nicht gut erklären.
Kevin spielt imo die meisten Noten ungleich lang, wie ich finde ohne großen Kontext zum Song. Ohne dem Song oder Groove dabei zu schaden.

 

[EADG]

Ich nehme an, dass dein

Basslehrer

möchte, dass du zunächst mal genau das zu spielen lernst, was du spielen sollst und zwar möglichst genau. Im Unterricht würde ich das genau so handhaben.

Ich habe als Jugendlicher mal in einer Auswahlfußballmannschaft gekickt. Als Dorfmöchtegernmaradona wollte ich natürlich zaubern. Der Trainer hat im Training nur Flachpässe zum nächststehenden Mann zugelassen. Ich und die anderen Dorfmöchtegernmaradonas waren draußen, wenn man Pässe in die Tiefe des Raumes spielen wollte. Das war so ein Prototikitaka.

...aber egal, Was ich sagen möchte ist: Als Lehrer oder Trainer muss man erstmal dazu erziehen, einfache Sachen richtig zu machen. Übrigens ist das das Geheimnis von vielen großen Musikerinnen, Musikern, Fußballerinnen und Fußballern. Zaubern bringt einem kein Lehrer und kein Trainer bei. Das muss man auf die harte Tour lernen.

 

[bassmansemi]

ich geb’s auf. Ich kann es offensichtlich nicht gut erklären.
Kevin spielt imo die meisten Noten ungleich lang, wie ich finde ohne großen Kontext zum Song. Ohne dem Song oder Groove dabei zu schaden.

Ich versteh dich schon, die Längen sind halt mal so, mal so..Das hört man vermutlich nur so, wenn man den Bass isoliert hört; wenn dann Drums dazukommen, werden vllt vermeintlich "falsche" Längen überdeckt und es grooved trotzdem

 

[CPerschke]

Naja... das sind aber auch zwei verschiedene Dinge:

Im Song selbst sind Variationen im Groove gut und bringen Lebendigkeit - eine Art von "Starre" kann aber auch gewollt sein - je nach Arrangement und Musik.

Wenn du bei deinem Lehrer lernst, erstmal ein Pattern steady durch zuspielen, ist das auch völlig richtig. Du musst doch erst die verschiedenen Artikulationen in die Motorik bekommen, bevor du variierst. Wenn du das nicht machts und einfach mal so aus deinem gelernten Pattern ausbrichst kann das ganz schnell ein "Zusammenbrechen" sein Du musst erst wissen, wie sich kurz/lang/laut/leise anhört, bevor du es sinnvoll auch spielen kannst.

Nach dem Motto "Learn the tools and then forget about it"

 

[f_luxus]

Als langjähriger Basslehrer kann ich nur sagen, dass es eh keine Patentrezepte gibt. Man bringt SchülerInnen Dinge bei, an denen man sich orientieren kann, aber zumindest ich sage dann auch immer, dass das nicht in Stein gemeißelt ist.

 

[hotte66]

Was Isaac Stern schon sagte: „Das größte Verbrechen eines Musikers ist es, Noten zu spielen, statt Musik zu machen“

 

[milo]

Wenn sich die Basslinie nicht ändert, dann machen unterschiedlich lang gespielte Noten in einer Basslinie das Stück höchstens interessanter, aber nicht zwangsläufig grooviger. Interessant wäre, wenn der Kollege auf jeder Aufnahme immer die gleichen "Phrasierungen"" verwendet. Und ich sehe es genauso wie @bassmansemi

 

[ErikSchaf]

Oder sagen wir mal, der Song hier dürfte eigentlich nicht so hart grooven... nach allem was mein Bass Lehrer mir so beigebracht hat. Der Basslauf ist immer ein bischen anders, wirklich fast zufällig von der Spielweise der einzelnen Noten. Das Ostinato ist immer gleich, aber in der konkreten Ausführung immer wieder anders.

Was einem der Basslehrer beibringt sind vor allem einmal solide Basics. Wenn man noch keinen regelmäßigen Groove zusammenbringt, wird das bei den meisten Leuten nicht klappen, dass sie variieren. Nur ist das halt nicht das, was einen guten Bassisten ausmacht. Der macht mit Microtiming zwanghaft tanzende Beine und wackelnde Ärsche (wofür macht man dass den sonst...? ). Ich kann das leider nur, wenn ich einen echt guten Tag hab...
Weiters wird man auch hin und wieder sich der aktuellen Atmosphäre des Songs anpassen und mit der Klangfarbe und ein paar Variationen passende Akzente setzen. Sonst kann ich ja gleich einen Bass-Loop aus der Konserve nehmen - so sexy ist der Bassist ja meist nicht, dass man ihn rein zu Dekorationszwecken auf der Bühne herumstehen hat.
Problematisch kann es aber sein, wenn Mitmusiker sich stark am Bassisten orientieren wollen, dann bringt man diese leicht aus dem Konzept. Speziell mit bestimmten Schlagzeugern und Rhytmusgitten wird das schwer funktionieren. Da braucht man schon eine Band, wo die Leute dem Song zuhören und nicht einzelnen Instrumenten.

 

[ErikSchaf]

Ich hab mich in jungen Jahren beim R.E.M. Konzert 2x in die erste Reihe gekämpft, um Mike Mills und den Bassboxen nahe zu sein. Der Mann spielte praktisch keine Wiederholungen sondern eher sowas wie ein dezentes Hintergrundsolo. Klang ziemlich zusammenimprovisiert, aber R.E.M war in den letzten Jahren ohnehin alles wurscht auf der Bühne, da pfuschte Stipe schon mal 5 Minuten mit der Akustikklampfe herum, bis ihm die Akkorde eines alten Songs wieder einfielen. Im Studio spielte Mills ja eher simples Zeug wobei er aber mit der Tonfärbung sehr ausdrucksstark herumwerkelt.

 

[CPerschke]

Kevin spielt imo die meisten Noten ungleich lang, wie ich finde ohne großen Kontext zum Song. Ohne dem Song oder Groove dabei zu schaden.

Ich glaube du übersiehst einfach was:
Groove entsteht nicht nur durch das zusammensetzen/spielen von Rhythmen. Groove - das was ErikSchaf mit Arschwackeln beschrieben oder Fuss wippen - entsteht dann auf einer anderen Ebene - Lautstärke und Artikulation gehören dazu.... ob ein Ton eine Achtel oder eine Viertel lang klingt - ist meistens nicht ganz entscheidend.
Aber wie du sie spielst. Ein Simples Beispiel: "Der Hund".... klopf mal mit dem Fuss viertel und sage (denk) dazu "Der Hund". Und zwar auf die "4 und", Dann betonst du automatisch "Hund" ... und was du aussagst, des es aus einer Gruppe mit Tieren der Hund war, der den Knochen ausbuttelte.
Gleiches Spiel.. Viertel im Fuss: Der Hund auf die 1... Dann betonst du automatisch "Der". Und was sagst du? Des es DER Hund war... also ein bestimmter aus mehrenen Hund. Gleiche Worte, gleicher Zeitpunkt, anderes betont, andere Bedeutung.

So ist in der Musik auch. Die Bedeutung die du mit gibst ist viel relevanter als akkurat zu sein. Wie du die Line aus deinem Bauch heraus spielst und wo sie landet. Das kommt in den Füssen äh Arsch an

Dein Lehrer lässt dich alles üben, damit du dann in Zukunft das spielen kannst, was du in dem Moment dann fühlst. Daher: üb so wie dein Lehrer es dir sagt und trau dich in der Band dann auch zu experimentieren.

 

[cpt.claypool]

Ich bin bei Tonlängen (und fast nur da) total dogmatisch, seit ich für mich irgendwann erkannt habe, dass diese sehr häufig absolut entscheidend sind. Spiel mal Latin (insbesondere die Schwerpunkte) ohne korrekte Notenlänge, druckvolle Achtel nicht mit Nanopause zwischen den Tönen. Auch der Trick in der Strophe lange Noten und im Refrain kurze, artikuliertere zu nutzen (oder anders herum), funktioniert fast immer. Mir geht es aber gar nicht um die Theorie oder „richtig“ und „falsch“, sondern darum, wie es sich anfühlt, ob es was mit mir macht.

 

[bassmansemi]

Ich glaube du übersiehst einfach was:
Groove entsteht nicht nur durch das zusammensetzen/spielen von Rhythmen. Groove - das was ErikSchaf mit Arschwackeln beschrieben oder Fuss wippen - entsteht dann auf einer anderen Ebene - Lautstärke und Artikulation gehören dazu.... ob ein Ton eine Achtel oder eine Viertel lang klingt - ist meistens nicht ganz entscheidend.
Aber wie du sie spielst. Ein Simples Beispiel: "Der Hund".... klopf mal mit dem Fuss viertel und sage (denk) dazu "Der Hund". Und zwar auf die "4 und", Dann betonst du automatisch "Hund" ... und was du aussagst, des es aus einer Gruppe mit Tieren der Hund war, der den Knochen ausbuttelte.
Gleiches Spiel.. Viertel im Fuss: Der Hund auf die 1... Dann betonst du automatisch "Der". Und was sagst du? Des es DER Hund war... also ein bestimmter aus mehrenen Hund. Gleiche Worte, gleicher Zeitpunkt, anderes betont, andere Bedeutung.

So ist in der Musik auch. Die Bedeutung die du mit gibst ist viel relevanter als akkurat zu sein. Wie du die Line aus deinem Bauch heraus spielst und wo sie landet. Das kommt in den Füssen äh Arsch an

Dein Lehrer lässt dich alles üben, damit du dann in Zukunft das spielen kannst, was du in dem Moment dann fühlst. Daher: üb so wie dein Lehrer es dir sagt und trau dich in der Band dann auch zu experimentieren.

Komisch, bei mir kommt der Hund auf die 1

 

[Gast79265]

Meine Sichtweise:
- der Lehrer tut gut daran, seinen Schülern "good advice for not so experienced junior bassists" zu vermitteln.
- also erstmal: simpel und konsistent, das muss rollen. Das sind die Hausaufgaben, Brot & Butter.
- mit der Zeit und hoffentlich wachsender Spielerfahrung kommt man dann an den Punkt, mehr und mehr das zu spielen, was man im Kopf hört. Da will man hin.
- wenn man nix im Kopf hört, sollte man auch nicht random irgendwelche Variationen spielen. Nur um des Variierens willen.

 

[whitewater]

Erstaunlicherweise gibt es viele Tipps von Altstars in der Richtung, 'a la "First you learn to play single tones, then you learn to play phrases scales and riffs, then you're going to forget all that shit and play just music!"
Die Abkürzung, sich mit den Basics nicht aufzuhalten und gleich Musik zu machen wird vergleichsweise selten als belegbares Erfolgsrezept genannt.

 

[der Franzos]

Die Abkürzung, sich mit den Basics nicht aufzuhalten und gleich Musik zu machen wird vergleichsweise selten als belegbares Erfolgsrezept genannt.

Das habe ich im Selbstversuch bestätigt......

 

[Gast79265]

Flop Five:

#1 "Ich spiel das auf meine Art."
#2 "Man hat's halt, oder man hat's nicht."
#3 "Früher, als die Musik noch handgemacht war."
#4 "Ich hör mich nicht."
#5 "Üben ist für Anfänger."

 

[der Franzos]

Flop #6: "ich mach mal lauter" - mein persönlicher Allzweckjoker

 

[Aeonflux]

es ist so witzig was jeder aus der eigentlichen Intention des Threads so rausholt, interpretiert bzw. daraus macht.
Die einen denken gar ich würde meinen Basslehrer anklagen für seine falschen Lehren... alles BS.

Ich war schlicht überrascht wie frei der Basser da mit seinem Part umgehen kann und es funktioniert trotzdem einfach gut!
BTW, der Track ohne Bass läd zum ausprobieren ein. Hab da mal verschiedene Sachen ausprobiert und das klingt auch sehr gleichförmig gespielt immer noch gut und passend.

Das mache ich eh sehr gerne, Songs ohne Bass gibt es auf YT ja zu Hauf. Einfach "Creep no Bass" suchen z.B. und man hat den kompletten Song, nur ohne bzw. mit kaum Bass. Ich finde total interessant zu sehen, wie stark sich schon kleine Änderungen in Sachen Sound oder Spielweise auf den ganzen Song auswirken. Mal ganz davon abgesehen wenn man komplett andere Läufe dazu spielt.
Auch sehr witizg: nen einfachen Basslauf zu so einem Playalong nach einer Weile einfach mal aussetzen. With or Without you zB ist instant tot lol

 

[EADG]

Komisch, bei mir kommt der Hund auf die 1

welcher?

 

[EADG]

Ich finde total interessant zu sehen, wie stark sich schon kleine Änderungen in Sachen Sound oder Spielweise auf den ganzen Song auswirken.

Darum geht's.

Mal ganz davon abgesehen wenn man komplett andere Läufe dazu spielt.

Deshalb gibt es ja auch dieses komische Instrument überhaupt. Das wurde nicht erfunden, um auf youtube "guckmalwasichkann-Videos" zu produzieren.