Livegigs - nur noch für Reiche ?

[Nick McNoise]

Ich will der Diskussion mal noch einen Kick in eine etwas anderer Richtung verpassen.

Wenn es denn tatsächlich so ist, dass mit Aufnahmen und er recht mit Streamings kaum noch verdient wird, ob es dann denkbar wäre, dass Livemusik wieder eine grössere Bedeutung bekommt ? Das würde ich dann sogar begrüssen. ... Ich fände es sehr gut, wenn die Musik wieder in die Clubs zurückkommt.

Davon gehe ich ebenfalls aus und fände es toll.
Für Berufsmusiker*innen unterhalb der Superstar-Klasse wird es dann aber sehr hart,
ihren Lebensunterhalt zu verdienen, von reich werden mal ganz zu schweigen.
Früher konnten sie wenigstens noch bei Tanzveranstaltungen, in Nachtscubs oder später noch in Live-TV-Shows spielen.

Was die Alte Garde und deren Luxuskonzerte angeht:
McCartney hat sich fast ein halbe Milliarde Pfund zusammenkomponiert, -getextet, -gespielt und -gesungen.
Andere waren sicherlich weit weniger erfolgreich, aber so 10+ Mio. haben sicherlich viele der alten Reck*innen beisammen, auch ganz nett.
Diese Leute brauchen also vermutlich nicht mehr für den Lebensunterhalt zu spielen (im Alter braucht's ja auch nicht mehr sooooooooooooooooo viel Drogen und Sex).

 

[uncool sam]

Ich stehe auf kleine Clubkonzerte.

+1 !!!

Letzten Donnerstag zum ersten Mal wieder ein Live-Konzert gesehen nach 'nem 3/4 Jahr (Covid sei Dank... ) - natürlich im kleinen Club. Stickige, verschwitze Bude. Was hab' ich das genossen!
Nu ist meine Corona-Warn-App rot, aber das war schon fast klar...

Ich kann auf die großen acts wirklich verzichten. Iggy Pop würde ich gern mal sehen (ich hab' ihn tatsächlich noch nie live erlebt), aber die Preise, die da aufgerufen werden, sind mir einfach zu hoch. Das ist es mir nicht wert.

 

[Nick McNoise]

... Das unmittelbare auf der Bühne finde ich viel spannender. ...
Ich stehe auf kleine Clubkonzerte. Man weiß zwar nicht immer, ob es gut wird, aber wenn es gut wird,
ist es besser als RHCP auf der Videowand zu betrachten, finde ich. ...

Same here - und wenn es im Club richtig gut war, kann mensch 20 Jahre später sagen:

"Joaaaah, XYZ habe ich vor 10 (oder 20) Jahren mal für 15 Tacken in einen kleinen Club gesehen,
als die noch kaum jemand kannte. Und in der Pause haben der Gitarrist und ich nebeneinander gepinkelt.
War 'n buntes Fest ..."

Und das ist dann irgendwie auch schöner als bloß erzählen zu können:
"Ja, PQRS habe ich letzte Woche gesehen, zusammen mit 125.000 anderen Leuten im ABC-Stadion, also ... wirklich gesehen habe ich PQRS eigentlich nur auf einer Leinwand, ein Ticket 250 Euro ... war'n auch mal 'n netter Abend"

 

[PickNick]

War gestern beim Gig einer Coverband. War musikalisch und von der Zuschauerzahl nicht so dolle. Die haben immerhin noch 500 € via Hut eingesammelt. Was ich damit sagen will? Ich würde gerne mal wieder ein richtig gutes Konzert erleben ...! Allerdings finde ich die Ticket-Preise für arrivierte Musiker auch absolut pervers. Gut, es ist immer noch eine Abstimmung mit den Füßen. 150 Euro oder mehr gebe ich garantiert nicht für ein Konzert aus. Demnächst spielt Patti Smith mit Band bei uns auf der Insel, Eintritt 45 €. Finde ich durchaus sozialverträglich.

 

[TheBass]

Davon gehe ich ebenfalls aus und fände es toll.
Für Berufsmusiker*innen unterhalb der Superstar-Klasse wird es dann aber sehr hart,
ihren Lebensunterhalt zu verdienen, von reich werden mal ganz zu schweigen.
Früher konnten sie wenigstens noch bei Tanzveranstaltungen, in Nachtscubs oder später noch in Live-TV-Shows spielen.

Da gehe ich nicht so ganz mit. Wenn die Musik eben nicht mehr jederzeit und überall im Stream zu haben ist und man wieder in die Clubs gehen muss um Livemusik zu hören müsste es doch auch wieder mehr Konzerte und Auftrittsmöglichkeiten geben. Wieso sollte es dann schwieriger werden davon zu leben ?

Was die Alte Garde und deren Luxuskonzerte angeht:
McCartney hat sich fast ein halbe Milliarde Pfund zusammenkomponiert, -getextet, -gespielt und -gesungen.

Damit kommst Du bei Paule nicht hin. Vor einem Jahr war sein offiziell geschätztes Vermögen schon bei 910mio €. Mittlerweile hat er die Milliarde wahrscheinlich schon voll. Bei Sting soll es ebenso viel sein.

Diese Leute brauchen also vermutlich nicht mehr für den Lebensunterhalt zu spielen (im Alter braucht's ja auch nicht mehr sooooooooooooooooo viel Drogen und Sex).

Die wirksamen Dosen werden grösser und der verbliebene Sex wird im Alter immer teuer. Da braucht man eben mehr Kohle.

 

[Scorn8]

Gestern bei Tool in Berlin gewesen für etwas mehr als 100 Euro das Ticket.
Nein....ich bin nicht reich.
Ist es viel Geld aber trotzdem angemessen?
Ich für meinen Teil finde ja!
Ich gönne sie mir auch wenn ich sie schon öfters gesehen habe (damals noch 32 DM bezahlt) trotzdem immer wieder auch für den Preis!
Ich mag sie einfach und Live bekomme ich da unwahrscheinlich viel geboten und ein Erlebnis was ich für den Rest meines Lebens nicht vergessen werde.
Die spielen auch nicht jedes Jahr,und die gleiche Show sowiso nicht.
Spare ich mir dann halt woanders ab die Kohle um nen tollen Abend zu haben.
Und der Abend war gestern wieder jeden Cent wert!
Manche gehen mindestens zweimal die Woche für nen Hunderter Essen,andere fahren für viel Kohle in der Urlaub,und wieder andere füttern hier den Neuanschaffungs Thread mit ihrem drölfzigsten Bass,Amp oder was auch immer.
Jeder bezahlt halt für das was ihm wichtig ist...auch mal etwas mehr

 

[h3llnation]

Das Musikbusiness ist ein "The winner takes it all"-Modell. Es gibt einige wenige Superreiche oben, dann noch ein paar darunter, die um die Runden kommen, aber der große Haufen erhält fast nix.

Hinzu kommen dann die Effekte des Kapitalismus und wir haben so hohe Preise. Das kann man sich analog dazu im Filmbusiness oder im Profisport anschauen.

Da heute ja eigentlich niemand mehr Geld für Musikhören ausgeben muss, ist es natürlich auch irgendwie verständlich, wenn die Konzerte teurer werden. Ich glaube auch, dass heute das ein oder andere Konzert deutlich aufwändiger inszeniert wird als früher (da bin ich aber unsicher). Gleichzeitig hat sich der Live-Konzerte-Markt doch auch deutlich gesteigert. Weit mehr Menschen gehen heute auf Konzerte, um sich ihre Rockstars etc. anzusehen.

Ich habe letztens auch 106€ für TOOL ausgegeben. Das war das bisher teuerste Konzert bisher. Tolles Konzert, aber ein zweites Mal würde ich das nicht machen.

Rammstein hat 2005 noch 56€ gekostet. Vielleicht hilft ja auch die Relation.

 

[Mad Jazz Morales]

Habe ich schon mehr als einmal erzählt, dass ich Rammstein auf deren erster Tour mit ca. 30 weiteren Zuhörschauer:innen in Rendsburg in einem klitzekleinen Club gesehört habe?! Mit Künstlernerven nach dem Konzert, weil die sich ihre Getränke selbst an der Bar geholt haben?!

 

[standbassgeiger]

Rammstein

heißen die nicht rammelstein?? ich komme da immer durcheinander. irgendwas mit militärbasis oder so.

 

[EADG]

Nein die hießen mal Rammstein Flugschau. Laut Wikipedia haben die sich aber lange Zeit davon distanziert, den Bandnamen auf das Unglück bezogen zu haben. Sie distanzieren sich auch davon, Nazi-Ästhetik zu benutzen. Ich stehe der Band Rammstein ziemlich distanziert gegenüber. So, genug off-Topic

 

[standbassgeiger]

Wenn die Musik eben nicht mehr jederzeit und überall im Stream zu haben ist und man wieder in die Clubs gehen muss um Livemusik zu hören müsste es doch auch wieder mehr Konzerte und Auftrittsmöglichkeiten geben.

genau beantworten kann ich das nicht. bei mir ist es so: vor corona war ich 1 x im monat in der oper / philharmonie / club, weil mir live viel besser gefällt als konserve. den stream - schwachsinn klammern wir mal aus. durch corona habe ich mir das abgewöhnt. bis heute hat sich dieser mein persönlicher trend nicht umgekehrt: oooch, nöööö, muss nich sein jetzt und überhaupt. ich bin schlicht faul geworden und habe in den letzten 2 jahren nur die konzerte gesehen, mit denen ich direkt zu tun hatte. ich glaube, es dauert noch eine ganze weile, bis wir den stand von vor corona wieder erreichen werden.

Wieso sollte es dann schwieriger werden davon zu leben ?

na ja, für viele war es das schon vorher. aktuell sieht es doch eher so aus:

Die haben immerhin noch 500 € via Hut eingesammelt.

davon kann keiner leben. wenn sie zu fünft sind, ist das nen hunni pro nase. die rechnung kosten : stundenlohn : steuer + abgaben lasse ich mal weg. da kommt bestenfalls ein kleines zubrot bei raus.

 

[standbassgeiger]

Sie distanzieren sich auch davon, Nazi-Ästhetik zu benutzen.

das heißt, die benutzen riefenstahls kz-bilder und behaupten das gegenteil??? ach nein, quatsch: sie distanzieren sich davon. luschen!!

 

[EADG]

Schlampig formuliert von mir: Sie distanzieren sich von dem Vorwurf, Nazi-Ästhetik zu benutzen. Besser?

Amis stehen halt auf Deutsche, die Rs rollen.

 

[standbassgeiger]

@EADG sorry sorry sorry!!ich hab geschnallt, wie du es meintest und wollte nur noch einen fetten strich zur allgemeinen bestätigung drunter packen! lustig sein im internet .... gelingt mir immer wieder nicht ....

 

[EADG]

lustig sein im internet .... gelingt mir immer wieder nicht ....

da bist du nicht alleine

 

[EADG]

Back to topic: Der Gitarrist der smokey brights sagte am Samstag zu mir, dass es wirtschaftlich eine schlechte Idee sei, Musik zu machen. Aber um eine gute Zeit zu haben, sei es eine ziemlich gute Idee. Die Band ist übrigens live viel besser und rockiger als auf Video, wo sie ein bisschen brav rüberkommen.

In der Kunst sind halt diejenigen auf dem Holzweg, die es wegen des Geldes machen. Dicke Autos, Koks und Nutten kriegt man schneller wenn man Dealer oder Zuhälter wird. Wer mit seiner Kunst seinen Lebensunterhalt verdienen kann, hat Glück gehabt. Wer damit reich wird, hat unfassbares Glück gehabt.

Dazu gehört auch, in der richtigen Zeit geboren zu sein. Paul McCartney hätte es heutzutage schwerer, so schnell reich und berühmt zu werden. Talentierte Malerinnen und Maler haben es heute auch schwerer reich und berühmt zu werden als im goldenen Zeitalter der Niederlande.

 

[Mudskipper]

Manche gehen mindestens zweimal die Woche für nen Hunderter Essen,andere fahren für viel Kohle in der Urlaub,und wieder andere füttern hier den Neuanschaffungs Thread mit ihrem drölfzigsten Bass,Amp oder was auch immer.
Jeder bezahlt halt für das was ihm wichtig ist...auch mal etwas mehr

Jo, isso.

Ich habe mich hier letztens noch über 120 Euro pro Ticket für Rage against the Portemonnaie ...ähh Machine etwas aufgeregt, das sind schon auch für viele Fans happige Preise.
Allerdings hat ist auch einfach alles teurer geworden und größere Bands sind ja vom Equipment und Personal her ja auch eher ein größerer Wanderzirkus, da steckt ja je nach Konzept eine Show hinter mit Leuten die das zum Laufen bringen und halten - und die müssen alle bezahlt werden.
Das sind bestimmt nicht die paar % Steuern die das ausmachen, sondern einfach viele Kosten. Wenn da bei den "Big Acts" auch die Crew fair bezahlt werden soll kostet das halt.

 

[cellkirk74]

Ich hab von einem Besuch einer Chili Peppers Show Abstand genommen. Das war mir dann doch deutlich zu teuer um irgendwas auf einer Videoleinwand zu sehen. Ich hätte sie allerdings gern nochmal live erlebt. Das letzte mal war 1992 in Frankfurt in der Festhalle, aber noch mit Rollins Band als Vorgruppe.

Schon das war mir eigentlich zu groß und Stadionkonzerte interessieren mich eigentlich gar nicht. Dann hab ich mehr davon mir das ganze auf ne live-dvd anzusehen oder so.

 

[Nick McNoise]

Da gehe ich nicht so ganz mit. Wenn die Musik eben nicht mehr jederzeit und überall im Stream zu haben ist und man wieder in die Clubs gehen muss um Livemusik zu hören müsste es doch auch wieder mehr Konzerte und Auftrittsmöglichkeiten geben. Wieso sollte es dann schwieriger werden davon zu leben ?

Weil die Annahme, das Musik per Streaming nicht mehr überall und jederzeit per Streaming zu haben ist, nicht den Tatsachen entspricht.
Und weil jüngere Generationen eben weniger Wert auf solche Musikerlebnisse legen, also weniger auf Konzerte gehen.

Es gibt also de facto immer weniger Clubs und kleine Hallen, sprich Möglichkeiten, mit Musik Geld zu verdienen.
Aber ich würde mich nicht beschweren, wenn ich mich irren und sich das wieder ändern würde.

Damit kommst Du bei Paule nicht hin. Vor einem Jahr war sein offiziell geschätztes Vermögen schon bei 910mio €. Mittlerweile hat er die Milliarde wahrscheinlich schon voll. Bei Sting soll es ebenso viel sein.

Schon ok, ich bin da nicht mehr up to date und sehe auch keinen großen Unterschied zwischen einer halben und einer ganzen Milliarde.

 

[LordvonBarmbek]

Wenn ein Elton John oder Bands wie Muse halb Las Vegas an Licht, LED-Walls, aufblasbare Pimmel und anderes schweres Gerät auf die Bühne wuchten, wunder ich mich nicht über entsprechend happige Preise.

Aber ich erinnere mich noch an die Eagles 2009 (!) in der Barclays Arena in Hamburg: Gelangweilte alte Herren vor nem schwarzen Bettlaken, 2 Funzeln aus der Ramschkiste von Conrad Electronics - 90 Euro aufwärts die Karte.

RATM und 120 Euro ist auch sehr „sozialistisch“…

Aber zumindest hier in Hamburg waren die Preise unterhalb der Superstars, sprich für Konzerte in Clubs von 200-1500 Plätzen 15 Jahre lang sehr stabil und die Nachfrage eskalierte geradezu. In den 20 populärsten Liveclubs war jede Woche Alarm. Im Februar 2020 hab ich in einer Woche 25 ausverkaufte Konzerte von 300-12000 Zuschauern gezählt, dazu kamen gut 40 weitere wo es noch Tickets gab. Musikkneipen und Pubs nicht eingerechnet. Absoluter Overkill. Dann kam Corona, und da werden die Karten besonders in kleineren Städten böse neu gemischt.

Die Big Names leben weiterhin gut, sowohl an den Konzertkassen als auch bei den Streaming-Anteilen. Man will sich mal was gönnen und für 200 Euro 2 Stunden auf „Satisfaction“ warten.