krumme Taktarten

[J.B.Ecker]

Hallo Leute,
habe zu diesem Thema passend gerade ne Aufnahme bekommen, die ich zusammen mit 2 Kumpels verg. März gemacht habe. Es handelt sich um das Stück 'the Sphinx and I' von R.A.Khalil. Da geht's nach nem gemütlichen Anfang im 4/4-Takt munter durch alle möglichen 16tel-Gruppierungen, der Improv-Teil basiert dann auf einen Groove im 17/16(!)-Takt. War ein Haufen Arbeit das zu üben; ist alles live eingespielt, bin froh dass wir das so halbwegs fehlerarm in so einer Aufnahme-Stress-Situation hinbekommen haben. Hört es Euch mal an,findet Ihr auf meiner Myspace-Seite als 1. Stück:
www.myspace.com/joeybeckerbass

Würde mich da über Rückmeldung freuen.

Wen's interessiert - kann ne Transkription per mail schicken.

Viel Grüsse,

J.B.E.

 

[wm70]

Wenn man ein wenig offen dafür ist, darf man auch gerne in der Klassik stöbern; so manche Stücke wirken auch da ziemlich einfach, aber bauen auf komplizierten Rhythmen auf. Auch modernere, zeitgenössische Komponisten haben es sich nicht nehmen lassen, mit den Taktarten zu experimentieren.

Steve Reich und Oliver Messiaen dürften ein interessanter Ansatzpunkt sein. Auch wenn man viele Stücke kaum einstimmig auf dem Bass nachspielen kann, so sind sie immerhin ein gutes Training für Gehörbildung und das Erlernen der Erkenntnis, dass auch krumme Taktarten richtig grooven können. Oliver Messiaens Stücke können ein interessantes Hörerlebnis darstellen: hier werden die üblichen, dem westlichen Hörer bekannten Rhythmusmodelle durchbrochen und Ansätze aus fernöstlicher Musik, unter anderem Gamelanorchester und dergleichen mehr verwendet. Steve Reichs Experimente sind vielleicht ein wenig zugänglicher und teils auch mit wenig Aufwand erleb- und reproduzierbar. Im Prinzip braucht man nur ein oder mehrere Delaypedale, oder aber Bandgeräte.

Auch interessant dürfte Terry Riley sein, ebenso Philip Glass. Die Musik ist minimal gehalten, aber zeigt dabei eine beeindruckende Anzahl von Rhythmusfiguren auf. Auch hier ist die Inspiration durch asiatische Zeitmuster und Rhythmen nicht gerade gering, dementsprechend kann die Musik dem Zuhörer beim ersten Anhören auch sehr krumm und schief vorkommen. Wenn man sich abere darauf einlässt, lernt man staunend eine ganze Menge dazu.

Mein Favorit war nun eine ganze Weile lang Grateful Deads "Estimated Prophet" in 7/4. Als der Groove endlich hingehauen hat, konnte ich nicht anders, als den Rest der Nacht dazu zu spielen, ohne Ende. Apropos Ende, zu guter Letzt sei hier noch eine interessante, aber natürlich keineswegs vollständige Liste mit Stücken krummster Art:
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_musical_works_in_unusual_time_signatures

Ah, und für die Fraktion, die nie genug kriegt, fallen Edith gerad noch die sogenannte "New Complexity" von Michael Finnissey ein, der schon von sich aus sagt, seine Werke seien eine Tortur für die Musiker. Wer's ein bisschen härter und bollernder mag, oder einfach nicht viel für Klassik übrig hat, der dürfte mit Meshuggah auch ein bisschen Spass haben.

 

[artbass]

Ja, wenn du schon die Klassiker aufführst, dann werfe ich doch mal kurz "Sacre du printemps" von Strawinsky in den Raum. Und wenn wir mal ganz auf Töne verzichten können, dann ist "Ionisaton" von Edgar Varese eine schöne rhythmische Übung. Zum Nachspíelen aber wohl beides nicht geeignet.

 

[bassatuba]

Und für die Jazzer unter uns: Don Ellis, der leider jung verstorbene Trompeter/Composer/Bandleader!
Originale gibt's viele auf CD, Interpretationen einige auf youtube
http://de.youtube.com/watch?v=SMyWPZ-cRi8
http://de.youtube.com/watch?v=5wZh8OIWwt8

 

[Kalle11]

Also persönlich find ich ja, dasses keine krummen Taktarten gibt.
Da wird einfach durchgezählt .
Ok, komm ausm klassischen Bereich ursprünglich, da ist man ja sowas gewohnt ^^.

 

[bassatuba]

Zitat:Original erstellt von: Kalle11

Also persönlich find ich ja, dasses keine krummen Taktarten gibt.
Da wird einfach durchgezählt .
Ok, komm ausm klassischen Bereich ursprünglich, da ist man ja sowas gewohnt ^^.

Ich bin sicher dass nicht alle Musiker durchzählen.
Bei Don Ellis hören wir manchmal wie er anzählt. Z.B. so: 12 12 123 12 12 123 ... und entsprechend sind dann auch die Betonungen.
(Don Ellis Orchestra "live in Monterey", erstes Stück, ein 19/4)

 

[bassatuba]

Zum Begriff "krumme Taktarten":
Ich find "krumm" für Taktarten mit ungerader Zahl Schläge pro Takt entspricht nicht meinen musikalischen Empfingen -
für mich müsste es viel eher "runde Taktarten" im Gegensatz zu "geraden Taktarten" heissen.
Rund wie zum Beispiel ein Walzer....
Eine Ausnahme gei den geraden: der 6/8 gilt für mich ebenfalls als runde Taktart.

 

[Routa]

Wenn du auf härtere/sehr experimentelle Sachen stehst, würde ich mal in Meshuggah (Progressive Death Metal mit absolut kranken Rythmen) oder Fantomias reinhören.

Porcupine Tree (Progressive Rock) haben zudem auch sehr knackig, wenn auch nicht allzu schwere Take drinn, höre z.B. Open Car.

 

[artbass]

Gavin Harrison (Drummer von Porcupine Tree) hat in einem Interview mal (sinngemäß) gesagt: "Wie bitte kann man zu 7/8 tanzen? Vermutlich liegts daran, dass die Hihat einen klaren Puls vorgibt."

Das nur mal so als Gedanke, dass man Leute auch an krumme Takte bringen kann, ohne dass sie es merken[]

 

[Herr K]

Cream (eine sehr geile Band auch gerade zum dazu spielen) und teilweise auch Radiohead.

 

[Funkaholic]

wurde Sting schon erwähnt, der baut so krumme Sachen so nett ein, dass man es manchmal erst beim x-ten mal hören merkt, wenn man
eher unbewußt, z B beim Autofahren Musik hört

 

[555_Nase]

Zitat:Original erstellt von: DeathNotes


witzig finde ich, dass für den Tool Bassisten der 13/8 takt,
zweimal 6 1/2 ist

Das versteh ich nicht.[]
Meinst du, dass für ihn ein 13/8 Takt aus zwei 13/16 Takten besteht?
Das würde aber keinen Sinn machen.[]