Ist mir schon aufgefallen, aber die Frage ist doch: warum zum Geier interessiert an dieser Stelle das Geschlecht?
Egal ob reflexartig von Benachteiligung ausgegangen wird, eher das Gegenteil angenommen wird oder was auch immer.
Fakt ist doch, das die Musik relativ schnell zweitrangig ist bzw. wesentlich später erst wieder thematisiert wird.
Genau diesen Sachverhalt, der immer wieder in diese ermüdenden Genderdiskussionen führt, finde ich persönlich irgendwie befremdlich.
Das Geschlecht spielt ganz einfach ein Grund, weil es in dem Fall eine Besonderheit darstellt. Auf 1000 männliche Bassisten kommt vielleicht 1 Frau. Das dies dann sofort auffällt ist doch nur logisch oder?
Zumal ja auch über Musik diskutiert wird in dem Threat, nur sich eben hier eine durchaus berechtigte Frage stellt, ob ein Mann bei gleicher Musik ähnlich erfolgreich wäre? Das Thema Gleichstellung ist sowieso eines von der Regierung gewünschtes Anliegen, vor nicht allzu langer Zeit gab es da eine Themenwoche dazu wo sich im Rahmen verschiedener Veranstaltungen alle möglichen Politiker und Profis dazu geäußert haben - natürlich immer politisch korrekt...
Ich will da ja auch überhaupt kein Fass aufmachen, habe eben nur von meinen ganz realen Erfahrungen aus der professioneller Musikerwelt berichtet. Ich könnte die Sache aber noch viel weiter spannen. So steht bei mir auf der Ausschreibung einer Stelle in öffentlicher Trägerschaft:
"Frauen und Menschen mit Beeinträchtigung bei gleicher Eignung bevorzugt"
Nun letzteres kann ich voll verstehen und würde da immer auch freiwillig den Vortritt lassen. Aber bei ersterem? Mit welcher Begründung? Ist aber Standard und muss so ausgeschrieben. Als Mensch, der nun mal zufällig ein Mann geworden ist (ist ja nicht so als ob wir bei der Befruchtung gefragt werden), denke ich mir da auch manchmal meinen Teil...
Jetzt können wir die Kiste auch umdrehen udn weiterführen:
Meine liebe Ex-Freundin, eine wirklich gute Oboistin, hat sich regelmäßig darüber beschwert das sie "angeblich" bei Probespielen für Orchesterstellen benachteiligt wird denn es wurde immer ein Mann genommen statt ihrer. Nun, grundsätzlich hatte sie nicht Unrecht, es war schön eine gewissen Tendenz von außen zu erkennen. Über die Gründe warum, ließ sie sich auch immer lautstark aus:
"Ja ich bin ja schon 30, die denken ich bekomme sofort ein Kind und bin dann weg in Elternzeit und so, das ist nicht fair, wir müssen besser geschützt werden, das ist so Arbeitnehmerunfreundlich, und und und...".
Ja ok, gehe ich auch voll und ganz mit, bin in der Tendenz eher eine rote Socke und in meiner Branche jahrelang ein Kämpfer für faire Löhne gewesen mit etlichen Auseinandersetzungen im Bereich der politk. Lustig war für mich aber immer nur, dass sie im gleichen Atemzug privat in unserer Beziehung (wir waren zu dem Zeitpunkt mehrere Jahre zusammen) sagte, dass sobald sie einen feste Stelle und das Probejahr bestanden hat, wir endlich ein Eigenheim kaufen können und an die Familienplanung ran müssen 2 Kinder sollten es mindestens sein, eher 3...
Ja nun, was soll ich darauf sagen? Die Orchester (Arbeitgeber) anklagen aber gleichzeitig dann doch eben genau das machen wovor die sich schützen wollen? Also ein Jahr arbeiten bis man unbefristet ist und dann erst mal ein Jahr in Elternzeit gehen (im Orchester wird man wegen der Lärmbelastung ab dem 3. Monat mit Ausbildung der Hörorgane des Fötus in Elternzeit geschrieben)? Das dann am besten 3 mal hintereinander denn die biologische Uhr tickt, man wird ja nicht jünger? Und das Orchester zahlt aber schön das Gehalt weiter plus die Aushilfe die Elternzeitvertretung macht...
Hat eben alles immer zwei Seiten, ich kann jeden Arbeitgeber verstehen der sich das in der Situation bei gleicher Eignung zweimal überlegt, besonders in einer Branche in der das Geld extrem knapp sitzt (Kulturbereich eben). Natürlich unterstelle ich jetzt nicht, das jede Frau so denkt. Aber so zu tun, als ob keine Frau so denkt wie es politisch von oben vorgeschrieben wird, ist auch Quatsch. Genauso wie so zu tun, als ob Frauen nicht wegen ihres Geschlechts manchmal benachteiligt werden. Es gilt für beide!
Warum jetzt das alles? Einfach nur um zu verdeutlichen, wie schwierig dieses Thema ist. Ich bin vollkommen für Gleichberechtigung, warum eine Frau in gewissen Jobs bei gleicher Leistung weniger verdienen soll erklärt sich mir nicht, auch sehe ich keine Unterschiede in den Fähigkeiten, die vom Geschlecht abhängen (mal abgesehen von Spezialfällen wie der Baubranche vielleicht). Es erklärt sich mir aber auch nicht, warum eine Frau bei gleicher Eignung für eine öffentliche Stelle bevorzugt werden soll? Es ist eben ein Thema in einer Gesellschaft, in der es keine klare Rollenverteilung mehr gibt. Jeder darf alles sein, bin hin zur Umoperation. Ich finde das auch gut so, Freiheit, Gleichberechtigung und Respekt voreinander sind die wichtigsten Grundpfeiler des Zusammenlebens. Aber wenn Gleichberechtigung, dann bitte richtig und für alle!
Grüße Hen
By the way: Ich bin natürlich nicht mehr mit dieser Frau zusammen und darüber auch sehr glücklich!
