Kinder an die Musik führen?!

[fmm]

Und hier die Kehrseite musizierenden Kinder

Meine 3 haben letztes Wochenende fast durchgehend Weihnachtslieder auf dem Bass gespielt. Es war mir bislang nicht bewusst, dass 3 Bässe zusammen die gesamte Nachbarschaft gegen einen aufbringen können

Auf einem Sonntag Morgen stundenlang "Last Christmas" mit drei Bässen hören zu müssen, würde bei mir aber auch zu grenzwertigen Reaktionen führen.

 

[Jost Halenta]

Ich habe leider keine Kinder, aber immerhin eine Meinung. Die ist radikal, aber ehrlich. Hätte ich Kinder, würde ich die zur Musik „zwingen“. Ab einem bestimmten Alter (5?6?) werden die an ein Klavier gesetzt. Daneben kommt ein Klavier Lehrer. Nicht ich! Ich bin als Vater IMMER der Falsche. Ein richtiger Lehrer. Einer der didaktisch und Kind gerecht unterrichten kann. Sobald auch nur die kleinsten Fingerübungen funktionieren, darf gerne das Kind mitentscheiden was gelernt wird. Mir ist es egal, ob Jerry Lee Lewis, Chopin, Avicii oder Bibi. Wichtig ist mir einem Kind zu zeigen, dass ein Instrument eine unendliche Bandbreite hat. Mich auf die Lust, die Zielstrebigkeit und die Langzeitbegeisterung eines Kindes zu verlassen, liegt mir fern. Unterricht ist Pflicht. Zwinge Dein Kind zu ca. 4 Jahren Klavierunterricht und es kann danach ein Musik-Abi mit einer eins vor dem Komma schreiben ohne einmal im Unterricht wach gewesen zu sein. Klau dem Kinde die paar Stunden Kindheit und egal ob es sich mit 16 zum Bassen, Gitarren, Singen, DJen oder Fussballspielen entscheidet, überall wird es gigantische Vorteile haben und Musik einfach anders verstehen können.

Also kurz:
- Nicht dem Kind überlassen
- Ein „ordentliches“ Instrument, nicht Bass oder so ein Scheiss
- Einen echten Lehrer
- Das Kind zwingen
- Welche Musik gespielt wird, soll die Blage mitentscheiden

Ich unterrichte seit 20 Jahren hauptberuflich und würde davon definitiv abraten, da ich und viele meiner Kollegen mit denen ich mich im Laufe der Jahre ausgetauscht habe, gegensätzliche Erfahrungen gemacht haben. Niemand muß Musik machen und jedes Kind weiß, ob es sich dafür interessiert oder nicht. Zwang ist i.d.R. der falsche Weg und Motivation ist wie Samen, wenn der fruchtbare Boden nicht da ist, wird nichts draus. Wenn ich Kinder hätte und sie keine Musik machen würden, wäre ich schon enttäuscht denn sie wären ja vermutlich vom Postboten und nicht von mir.

 

[Gast78085]

Ich stelle selbst grad (mal wieder) fest, daß ich kein guter Lehrer bin. OK, wußte ich vorher schon. Eigentlich wollte ich der Kurzen ja die absoluten Basics für die Gitarre beibringen. Funktioniert aber nicht. Ich setze zu viel voraus und kann schlecht erklären. Irgendwie greifen Harmonielehre und handwerkliche Technik doch sehr ineinander. Und ich hab keinen Plan, wo ich mit erklären anfangen soll ohne das Kind zu überfordern.
Da bin ich dann wieder bei meiner Signatur...

Edit möchte zum Thema Klavierlehrer noch ergänzen, daß meiner voll scheiße war. Ich durfte niemals das spielen, was ich spielen wollte. Und meine Frustration wurde immer größer, weil ich seinen Mist spielen mußte. Deswegen hab ichs dann auch irgendwann geschmissen. Davon profitiert hab ich trotzdem.

 

[Sir Adrian Fish]

Ich stelle selbst grad (mal wieder) fest, daß ich kein guter Lehrer bin. OK, wußte ich vorher schon. Eigentlich wollte ich der Kurzen ja die absoluten Basics für die Gitarre beibringen. Funktioniert aber nicht. Ich setze zu viel voraus und kann schlecht erklären. Irgendwie greifen Harmonielehre und handwerkliche Technik doch sehr ineinander. Und ich hab keinen Plan, wo ich mit erklären anfangen soll ohne das Kind zu überfordern.
Da bin ich dann wieder bei meiner Signatur...

Zu meiner ersten Gitarre, ich muss wohl 12 Jahre alt gewesen sein, hatte ich mir von meinen Musiklehrer aus der Schule, im Gitarrenhandbuch, die für mich als Anfänger wesentlichen Akkorde ankreuzen lassen. Den restlichen Weg habe ich dann alleine beschritten. Hätte ich Signal gesendet, hätten mir meine Eltern sicherlich auch Gitarrenunterricht finanziert. Aber das was ich damals benötigte, hatte ich mir lieber selber angeeignet.

 

[Deep4]

Meine Tochter (geht hart auf die 10 zu) spielt seit knapp 2 Jahren Klavier. Sie wollte es von sich aus, da sie es in der Schule beim Chor mitbekommen hat. Wir haben das dann mit ihr diskutiert, was mit Unterricht und Instrument ist etc. Der Familienrat hat dann beschlossen wir versuchen es. Der Klavierlehrer macht auch in der Schule den Chor und ist extrem fit und kann das Kindern didaktisch auch nahe bringen - Vollblutmusiker, 40 Jahre Erfahrung in Sachen Klavier etc. Das passt da einfach sehr gut - ein guter Lehrer ist unglaublich wichtig, er motiviert auch sehr.

Wir haben dann für zu Hause ein Mittelklasse D-Piano von Kawai gekauft, damit sie vernünftig üben kann.

Es gab zwischendurch auch mal einen Durchhänger wo sie nicht weitermachen wollte. Wir haben ihr dann 2 Monate zum Überlegen gegeben, zwischenzeitlich ist dann aber bei einigen Dingen "der Knoten geplatzt" und sie hat Hürden überwunden und dann auch weitergemacht.

Sie hat definitiv Talent, hat nicht immer Lust zum Üben, aber das passt soweit. Sie macht wirklich schnell Fortschritte, aber sie muss es auch von sich aus machen und Spaß daran haben.

Wenn sie es irgendwann nicht mehr möchte bin ich der letzte, der ihr sagt sie müsse aber weitermachen...Meine Frau sieht es auch so.

 

[Tomfisch]

Mein "Großer" (noch 4 Jahre alt) hatte sich zum letzten Weihnachtsfest ein E-Drumset gewünscht. Er hat es auch bekommen, zumal ich mir sowieso immer mal 'ne kleine Schießbude daheim hinstellen wollte.... Jetzt hat er echt mega Spaß daran und selbst mein Kleiner (noch 1 Jahr alt) sitzt schon begeistert hinterm Set und trommelt munter darauf los. Für Unterricht ist es auch für den Großen noch zu früh, aber es geht halt um das, was er von mir mitbekommt: Spaß an der Musik! War letze Woche sogar mit im Kindergarten, denn da ist das "Jahr der Musik". Hier finden sehr viele schöne Events statt und ich wurde angeprochen, ob ich mal vorbeikommen könne mit dem Bass. Also hatte ich Kontrabass, Bass-Uklulele, einen Shortscale Prezi von HB und 2 kleine Amps mitgenommen. Dann hab' ich gezeigt, wie die Instrumente klingen, zu Playbacks dazu gespielt und die Kinder selbst mal Hand anlegen lassen. Dann haben wir mit den Kindern gesungen und ich konnte demonstrieren, was man alles mit diversen Begleitungen aus den im Kindergarten gesungenen Liedern anstellen kann. War echt schön zu sehen, wie begeisterungsfähig Kinder sein können.

 

[fmm]

War bei uns ähnlich. Mein Ziehsohn bekundete im Alter vo 13-14 Interesse an einer E-Gitarre .
Aus einer Übungsraum Auflösung hatte ich noch ´ne Asco LesPaul übrig und ein Kumpel hat mir einen alten Combo
für 50,-- D-Mark verkauft. Damit konnte er schon einmal anfangen.
Da ich kein Gitarrist bin haben ein paar Kumpels Ihm dann die ersten Griffe gezeigt. Später folgten dann einige Bands.
Z. Zt. macht er aus Zeitgründen leider nichts.
Aber unser Enkel ist jetzt drei und wenn er zu Besuch ist, muss Opa immer einen Bass von der Wand holen und er klimpert darauf herum.
Also hat Opa schon einmal rein prophylaktisch einen Shortscale besorgt (Ibanez Talman). Wenn er also mehr Interesse bezeugen sollte, bekommt er den. Plus meinen bisherigen HB Übungscombo. Und falls nicht, hat Opa einen Bass mehr.
Sohnemann hat Beziehungen zu einigen Musikern und einer Musikschule. Da würde ich dann auch die Kosten für das erste Jahr übernehmen.

 

[Bas-T]

Meiner Meinung nach geht es früh los, spielerisch die Kinder mit einbeziehen zu können. Singen..rhythmische Geschichten...Ukulele zum spielen...habe mit meiner grossen (7 jahre) stets auf Melodien eigene Texte gesungen, mit Reimen am Ende. Darüber hinaus dürfte sie sich ausprobieren, hatten auf ihren Wunsch hin eine Zeit lang Geige und Kornett probiert, war aber wohl noch etwa früh. Jetzt - auch weil es Zuhause wohl eine große Faszination auszuüben scheint - hat sie mit Klavier begonnen und liebt es. Darüber hinaus finde ich persönlich, dass ein Klavier zum Beginn super ist, da man's nicht nur hört sondern auch sieht.

Grundsätzlich bleibt es meiner Auffassung dabei: im musikalischen Umfeld ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass irgendwas auf fruchtbaren Boden fällt...