Gewagte These: Amp+Boxen auf großen Bühnen, wo PA vorhanden ist, überflüssig?

[TomTerrier]

Hallo zusammen,

habe mir gestern folgende 2 Videos des Bassisten und YouTubers "The Bass Wizard" angeschaut:




In den Videos wird, soweit ich das verstanden habe, folgende These vertreten:
Für Konzerte auf größeren Bühnen, wo eine PA vorhanden ist, braucht keinen (leistungsstarken) Bass-Amp + Boxen.

Das Signal vom Bass (nach dem Pedalboard) geht zuerst in eine DI-Box.
Diese splittet das Signal auf und führt es...
a) zum Mischpult
b) zum Amp auf der Bühne

Das Mischpult füttert die PA. Daher bekommen die Zuschauer den Ton des Amps + angeschlossenen Boxen gar nicht zu hören...
(Bzw. nur das, was aus den Boxen des Amps auf der Bühne ins Publikum abstrahlt.)
Der Amp auf der Bühne und die daran angeschlossenen Boxen dienen wenn nur als Monitor für den Bassisten und die Bandkollegen.
Sollte Inear-Monitoring verwendet werden, so bekommt man das Signal eh vom Mischpult, bzw. von dahinter...
Somit bräuchte man gar keinen eigenen Amp + Boxen mehr auf der Bühne...
Amp+Boxen ständen dann bloss zur Show auf der Bühne...

Einzige technische (nicht spielerische) Tonbeinflussung erfolgt laut der These nur durch
- die Tonblende eines passiven Bass
- EQ eines aktiven Bass
- Pedal(board) und darauf befindlich...
- Preamp mit EQ


Da ich als Newbie keine Erfahrung auf großen (oder kleinen) Bühnen habe,
hätte ich gerne eure Erfahrung und Meinung zum Thema gelesen?

Wenn ich Dinge falsch beschrieben und/oder benannt haben sollte, bitte bescheid sagen...

 

[Gast74634]

Ohne Amp auf der Bühne bist du halt angemeiert, wenn kein Monitor mehr für dich frei ist und du bist komplett angewiesen auf die Mische des Tonis, um für dich hörbar zu bleiben. Außerdem haben viele Amps einen Post EQ DI Out, der dann und wann interessant ist, wenn du keinen Preamp auf dem Stressbrett hast. Zu guter letzt: Nichts ersetzt dir das Drücken einer Bassbox im Rücken (so sie denn in den Rücken und nicht um die Knöchel strahlt) und für mich persönlich gehört das zum Spielgefühl dazu.

Ansonsten spricht für mich nix dagegen, auf einen Amp auf der Bühne zu verzichten.

 

[f_luxus]

Ich würd mir immer mindestens eine kleine Box mitnehmen, aus schon genanntem Grund.
Ich hab aber auch schon Gigs quasi ohne Amp gespielt, der Spaß bleibt dabei halt ein bisschen auf der Strecke...

 

[beate]

@TomTerrier: zu dem Ansatz kann ich nur sagen "im Prinzip ja, aber..."
Eine Bassanlage ist soundformend. Daher gehört sie für mich grundsätzlich dazu. Mit einer passiven DI-Box parallel zum Lautsprecher.

Die Anlage muss nicht so groß sein, dass sie eigenständig das Publikum beschallen kann. Sie sollte aber mindestens so groß sein, dass Du Dich hören kannst, wenn es Probleme mit dem Monitoring gibt. Auch wenn ich nur wenig Bühnenerfahrung habe - auf einer großen Bühne mitten im Lied ohne Monitorsignal dazustehen, habe ich schon mehrfach erlebt, und ich war heilfroh, dass ich wenigstens mein kleines 5-W-Röhrenverstärkerchen zur Verfügung hatte und nicht ganz ohne Signal dastand (mit nem Fretless-Bass in der Hand).

Wenn Du natürlich in einer "großen" Band spielst und immer Deinen eigenen Toni dabeihast, kannst Du natürlich etwas weniger eigenen Verstärker riskieren. Aber ansonsten ist das ein Eiertanz.

 

[Mudskipper]

Was der junge Mann da erzählt ist eine Wahrheit, aber nicht die Wahrheit.
Es werden natürlich nach wie vor bzw. wie ich finde in letzter Zeit auf großen Bühnen wieder verstärkt die Boxen per Mic abgenommen und so zumindest zugemischt. Dazu gibt es das andere Extreme mit only PA bzw. In Ear und der Sound passiert nur am Bass bzw. Effektbrett. Nicht umsonst sieht man trotzdem noch dicke Bassrigs, besonders die Brecher von Aguilar sind schwer in Mode bei den großen Acts, aber auch Klassiker wie das Ampeg Türmchen usw.
Der Bon Jovi Basser hingegen geht nur noch via Aguilar DI in die PA und hat InEar.

Es ist einfach erlaubt was gefällt. Ich mag es mit eigenem Amp im Rücken lieber, auch wenn es Ohne funktionieren kann - aber Ersteres macht mir einfach mehr Spaß.

 

[kevster]

Gutes Thema, was bei den Gigs meiner Band immer wieder zur Sprache kommt.
Ich spiele eigentlich alle Gigs ohne Amp, da ich immer mit In-Ear spiele. Manchmal hab ich nen kleinen Markbass dabei, aber nur wenn die Gitarristen ihn unbedingt haben wollen. Ich hör den durch die In-Ears sowieso net. Haben halt nen eigenen Mischer immer mit dabei.
Der größte Vorteil ohne Amp ist, dass ich unserem Mischer die Arbeit extrem erleichtere. Wir spielen öfter in kleinen Locations, die akustisch sehr Schwierig sind (Gewölbekeller vorallem), da wäre ein Bass Amp auf der Bühne too much.
Zum Soundformen nehm ich entweder den EQ am Markbass oder eine MXR Bass DI Plus, dann per DI ins Pult. Ab da vertraue ich unserem Mischer. Ich hab das Glück dass unserer seit 30 Jahren Bassist ist, von daher ist der Bass Sound aus den Boxen immer Top. Im In-Ear muss ich mich nur hören, wie der Bass im In-Ear klingt ist mir da vollkommen egal.
Problematischer bei uns sind da die Gitarristen die immer sau Laut und mega Fett auf der Bühne sein wollen, zum Leid vom Rest der Band.

 

[Tom Sofa]

Ja, kann man machen. Ich habe eine ganze Weile direkt und ohne Umwege über DI-Box oder Tretbrettdigens in meine Mische gespielt. Dort gibt es neben Gate, Comp, EQ, Delay & co über Nadir verschiedene Amps. Das ist sehr ok für unsere Mugge. Und auf der Bühne hat auch nichts gefehlt dank xunddrölfzig Ausgängen.

Aber dann habe ich den Fehler gemacht und mich dem Thema vollröhre zugewandt. Seitdem fahre ich wieder alleine mit meinem Passerati zum Muggen.

Aber für zukünftige Galadinger würde ich es nicht ausschließen, wieder direkt in SAC zu spielen. Denn es ist wirklich bequem, ohne zusätzliche schlepperei einzustöpseln, eine Datei zu laden und loszulegen

 

[4low]

Ok - ich hab letztes Jahr auf einem Festival gespielt, zusammen mit 4 anderen Bands... Soundcheck war ab 16 Uhr, Einlass 20:00... die erste Band zum Soundcheck war diejenige, die auf InEar Monitoring gesetzt haben... die waren um 19:55 mit ihrem Soundcheck fertig... Wir vier anderen Bands haben in die Röhre geschaut...

Erste Band... ohne InEar... naja - die ersten beiden Songs waren der Soundcheck... danach klangen sie einigermassen gut... Zweite Band - die InEar-Profis... klangen nicht schlecht, aber irgendwas hat gefehlt... wahrscheinlich war ich einer von vier Leuten (also die vier Basser der anderen Bands) im Publikum, die gecheckt haben, dass im Mix der Bass fehlte (ratet mal warum keiner den Vollpfosten-Toni darauf aufmerksam gemacht hat)... der Bassist - Typ alternder Grufti - ist mit seinem Sandberg 5er abgegangen wie Schmidts Katze... leider war er einer von 4 Leuten im Saal, die ihn hören konnten... kurz vor der letzten Nummer hat sich dann ein recht aktiver Bassicer doch erbarmt, und dem tauben Toni Bescheid gestossen... der Depp reisst den Bass Kanal vor Schreck bis zum Anschlag auf, dass der halbe Ort am nächsten Tag mit Hörsturz beim Neurologen aufgeschlagen ist... die Band hat von all dem nix mitbekommen...

Naja - wir waren als nächste dran - und ich hab mit dem Backline-Amp sicherheitshalber selber den Raum beschallt... Feedback des Veranstalters nach dem Gig: "Glück ist, wenn der Bass einsetzt!".

Tja ... mit einem Amp wäre das nicht bassiert...

Daher, ganz richtig: wenn Equipment und Toni unbekannte Grössen sind - niemals ohne Amp auf die Bühne!

 

[MoSh]

Im In-Ear muss ich mich nur hören, wie der Bass im In-Ear klingt ist mir da vollkommen egal.

Tatsächlich? Ich habe schon Tage mit der Formung eines vernünftigen IEM Sound verbracht. Macht keinen Spaß mit drucklosem Geklapper und ich konnte mich nie an diese Hörsituation gewöhnen.

 

[Musicmaker]

Hhhmm,...ohne ein Mindestmass an monitoring über einen eigenen Amp bin ich nie auf die Bühne gegangen und kann es mir auch nicht vorstellen. Ich brauche auch einen gewissen Sound und ein gewisses Feeling, welches mir einfach fehlen würde...Es soll zudem ja auch Spass machen...

 

[Tomfisch]

Ich habe in einer meiner Bands schon viele Gigs gespielt ohne Amp, die letzten allesamt mit meinem Mesa Subway Bass DI. Das trockene Signal bekam der Toni an dem einen XLR abgegriffen (pre EQ), den zweiten XLR (post EQ) habe ich für mein InEar benutzt. Klappte hervorragend, auch wenn ich sagen muss, dass die komplette Band InEar gespielt hat und jeder mit dem IPad seinen eigenen Monitormix regeln konnte. Dann geht der Soundcheck auch rasend schnell, weil der Toni sich auf den Saalsound alleine konzentrieren kann.
Jetzt kommt das Aber: wenn Du auch nur einen einzigen Mitmusiker dabei hast, der kein InEar spielt, wird es für die ohne Amp gaaaanz schlimm. Und da auch mal jemand einen Defekt an seinem InEar-Setup haben kann, spiele ich die meisten Gigs eben doch noch mit meist kleiner Anlage auf der Bühne. Und das zweite Aber gilt für die Leute, die sich nicht selbst den eigenen Monitormix machen können und die unerfahren mit InEar sind. Dann dauert der Soundcheck ewig...

 

[lordbasstard]

der typ im video nervt ja schon mal das er immer von einem mic vor einem amp spricht...wer microfoniert den bitteschön einen lüfter. aber nun gut, ich habe verstanden was er meint und es ist schön wenn es für ihn funktioniert, aber mir das als die wahrheit überhaupt verkaufen zu wollen...

das was dagegen spricht wurde schon erwähnt. muss jeder selbst heraus finden was für einen funktioniert.

 

[zeppo3000]

Die Aussagen aus dem Video sind doch für 95% von uns eh nicht relevant. Auf den Events, die er spielt, hat alleine der Monitormixer vier mal so viele Kanäle wie die PAs, die unsereins so verstärken. Der Mann am FOH hat diverse EQs, Kompresoren, Soundprozessoren (und in der Regel genügend Know How), um aus dem trockenen DI-Signal einen mächtigen Bass zu zaubern. Und alleine die Sidefills auf der Bühne würden ausreichen, die größten Clubs zu beschallen, die unsereins so spielt.
Trotzdem gibts in dieser Liga genügend Leute, die ein bis vier Ampegtürme auf der Bühne haben, weils einfach mehr Spass macht.
Abgesehen von der Situation, dass alle über In-Ear spielen, würde ich immer einen Amp mitnehmen. In sehr kleinen Clubs klingts oft auch besser, wenn der Bass nur von der Bühne kommt. Das geht natürlich nur, wenn Toni und Band sich gut kennen.

 

[Gast72603]

Hängt wahrscheinlich auch von der Mucke ab, zumindest Drone, Doom und Sludge kann ich mir besten Willen nicht ohne Vollröhre am Limit vorstellen.

 

[beate]

Frage zu deiner DI: ist der Sound ähnlicher dem Speakersignal als wenn du irgendwo vor der Endstufe rausgehst?

Es hängt vom Speaker ab. Wenn der linear ist, ja, sonst fehlt ein großer Teil der Wirkung. Aber: das war ja ein Röhrenamp. Und wegen seiner 5 W war der am Limit. Es gab also Röhrenkompression, es gab den Einfluss der Klangregelung, und es gab auch den Einfluss des Ausgangsübertragers. Weil ich ja hinter der PA stand, weiß ich nicht so recht, wie der Bass ins Publikum geklungen hat. Das bisschen, das ich bemerkt habe, ist, dass vor allem mein EB-3 ordentlich gedrückt haben muss. Der Klang beim Publikum hat sicher nicht dem Bühnensound entsprochen - aber das liegt bei diesem Modell in der Verantwortung des Menschen am Pult. Ist mir dann letztlich auch wurscht. Hauptsache, ich höre mich gut genug, dass ich meinen Part sauber rüberbringe.



Bei unserem Duo-Projekt, noch dazu mit dem Bass VI, den ich halb als Bass und halb als Gitarre spiele, wäre das allerdings was ganz anderes. (ok, da stellt sich die Frage nicht, weil wir eh nie auf Bühnen kommen werden, in denen ich nicht selbst die Beschallung machen muss). Aber beim Bass VI ist der Sound der Anlage essentiell, und das dürfte kaum ohne mikrofonierte Box funktionieren, ggf mit einem bisserl Unterstützung vom DI-Signal.

 

[pitsieben]

Ich habe das erste Video nur bis 1:30 geschaut und da war schon komplett alles anders, als bei mir.

 

[the.bassman]

Hallo,

ja, das kann funktionieren, auch ohne In Ear Monitoring. Habe das öfter auf Stadtfesten gemacht. Voraussetzungen sind allerdings:ein eigener Monitor-Weg und disziplinierte Mitmusiker. Nach dem Soundcheck darf nichts mehr an den Amps verstellt werden.

Beglückend ist das Gefühl, total vom Tontechniker abhängig zu sein, allerdings nicht....

Grüße

 

[pitsieben]

Der Schluss ist besonders lustig..."in einer Kneipe hast du eh eine scheiß Sound, völlig egal, welchen Amp du spielst."

 

[Eliashaugk]

Naja, das mit der Technik die unsereins nie zur Verfügung steht halte ich im digitalpult Zeitalter für ein Gerücht. Meine Band ist auch ein menschliches projekt aus Freundeb und wir haben 3 tonleute und ein eigenes digitalpult... Das heißt monitorwege soviel du willst, und da man immer den eigenen Toni hat und das in ear selber regeln kann hat man auch Mut dem in ear sound kein Problem... Ist höchstens der Spaßfaktor

 

[Holzwurm]

Hmm, ohne Amp spiele ich nicht.
Der Typ hat gut reden, da er als Profi eben auch mit Profis hinter den Pulten arbeitet. Das er mit Monitor und deswegen ohne Amp auskommt, glaube ich ihm sofort.
Aber was soll man im Hobbybereich erwarten? Was, wenn kein Monitor da ist, der Mischer es nicht drauf hat oder er meine Nase nicht leiden kann? Soll ich dann taub spielen, während Drums und Gitarre Gas geben?! Ich finde die Diskusion schwachsinnig, da es im Video als die Wahrheit dargestellt wird. Gitarre und Drums hören sich immer, egal was PA-mäßig schief läuft. Warum soll ich mich ausliefern und mich darauf verlassen? Es reicht schon die Diskusion, ob nun der Bass mikrofoniert wird. Hergott, wenn der Basser es möchte- wo ist das verschissene Problem?! In der der Zeit des Laberns hat man auch ein Mic aufgestellt...