E-Saite beim Preci drucklos?

[Hank the Champ]

Hello Fomies!

Mir ist letzten Montag beim Gig was widerfahren, womit vielleicht der eine oder andere schon mal Erfahrung gemacht hat?

Folgendes:
Ich hab meinen Preci in einer Rockband gespielt (ein recht neuer Fender Vintera II), und zwar über den EBS Multicomp im Tubesim-Modus, dann in den Steamhammer und schließlich durch eine Markbass 121 New York (die hab ich zum Ausprobieren da).
Auf der E-Saite (leider speziell beim leeren E) war der Druck bei mir auf der Bühne deutlich weniger als mit der A- und D-Saite, vor allem wenn ich so richtig reingehauen hab. Wie es fürs Publikum war, kann ich nicht sagen (hab nicht gefragt).

Als mögliche Ursachen hab ich mir überlegt:

• Die 1x12er hat im Bühnenkontext einfach nicht genügend Wumms untenrum.
• Der Pickup war zu hoch bei der E-Saite (hatte ich raufgedreht, weil ich das Phänomen auch in der Probe bemerkte).
• Der Bass, der Pickup oder die Saite (Thomastik Flat) komprimiert die E-Saite zu stark (rein akustisch kann ich weniger Druck nicht feststellen, auch nicht bei sehr starkem Anschlag).

Was meint ihr? Fällt euch noch was ein? Was sagt ihr zu meinen Vermutungen?

Danke und schöne Grüße!

 

[feierabendbass]

zum Verständnis: war der Druck vorher besser?- also ein plötzlich auftretendes Problem?

 

[HeGoe]

Ich kenne so ein Problem nur all zu gut.
Viele, teils haptisch sehr geile Precis mussten mich aus dem Grund verlassen. Ich bin ein Suchtopfer der Musikindustrie und versuche Probleme in neuem Equipment zu ertränken.

Tatsächlich habe ich zwei Dinge gekauft und seit dem hatte ich das von dir beschriebene Problem nicht mehr.

1. Ein 37" Multiscale Dingwall. Das ist zugegebenermaßen mehr als unfair gespielt und die Sprichwörter mit den Äpfel und Birnen und Kanonen auf Spatzen passen hier. Der nicht alltagstaugliche Lösungsansatz soll auch nur zeigen, wie sehr mich immer wieder auftretende, drucklose E-Saiten in die Verzweiflung getrieben haben.

2. Könnte dir aber tatsächlich ein (30 Tage Money Back) Versuch wert sein:
Seit dem Umstieg von einem MultiComp auf einen Origin Cali Bass V2 habe ich keine drucklosen ESaiten auch bei Precis, Jazzbässen etc. mehr erlebt.
Dieser Kompressor hat (als einziges Pedal oder eines der wenigen) eine Sidechain-Ansteuerung, auf die ein Hochpassfilter gesetzt wurde.
Erklärung folgt:
Dein Input wird am Anfang des Pedals verdoppelt. Eins dient intern der Aussteuerung des Kompressors und kommt nie zum Output. Das andere Signal wird bearbeitet und geht zum Output.
Tiefe Frequenzen zwingen einen Kompressor stärker und verzögerter in die Knie als hohe. Ein pumpender, druckloser Sound kann die Folge sein. Die Esaite wird also stärker, merkwürdiger komprimiert als alle anderen. Deswegen hat der Hersteller Origin Effects dem Kompressor auf dem Sidechain einen Hochpassfilter verpasst. Mit dem HPF kannst du die tiefen Frequenzen, die einen Kompressor zur übermäßig starken Kompression zwingen, abschneiden. Nochmal: nur auf dem kopierten Signal, das im Kompressor verbleibt (nicht an deine Anlage geschickt wird)
Das Ergebnis ist eine gleichmäßigere Kompression über alle Saiten, weil der "Fühler" des Kompressors immer ähnliche Frequenzen abtastet.
Ich hab dieses Prinzip des Sidechain-Highpassfilters beim ersten (theorielosen) Versuch mit dem Kompressor nicht kapiert und ihn wieder zurückgeschickt.
Nun möchte ich nicht mehr ohne auf die Bühne und habe zwei davon hier.

3. Wechsel ruhig auch mal vorsichtig auf ein frisches Set Rounds. Irgendwann sind auch mal Flats tot, hab ich hier gelesen. Ich selber mag Flatwounds bei anderen hören, ich selber spiele sie nicht gerne.

 

[xroads]

Die Saitenwahl hilft nicht wirklich, Druck auf die E-Saite zu bringen. Ich finde die Thomastik flats ideal für 60er Precis, die sehr fett klingen, um die tiefen Frequenzen zu kontrollieren. Ich würde also bei den Saiten beginnen...

 

[EADG]

Tubesim-Modus

Ich denke, der war's.

 

[Basspekoe]

Meine Fernanalyse-Meinung für mögliche Ursachen:

Sollte es am Kompressor liegen (glaube ich nicht unbedingt)...
1. Du hast den Kompressor zu heiß angefahren, speziell beim "voll reinhauen" auf der E-Saite. Sollte der Schalter aktiv/passiv auf passiv stehen, dann auf aktiv schalten. Den Comp-Regler nicht über 12uhr stellen.
2. Nutze die Multiband-Kompression am EBS und stelle die internen Potis auf der Platine passend ein.
...dann funktioniert der EBS perfekt, egal was du ihm zu fressen gibst. Der geht auch bei meinen (lauten) aktiven 6-Saitern (H-Saite) nicht in die Knie.

Sollte es hauptsächlich die leere E-Saite sein, hat es mit dem Kompressor wenig zu tun. Dann...
3. Raummoden. Du hast auf deinem Platz eine Auslöschung gehabt. Stelle dich beim nächsten Mal woanders hin (rumlaufen und hören), wo du das Problem nicht hast.
4. Die E-Saite klemmt im Sattel. Z.B. wenn der Sattel für 100er gekerbt ist und du eine 105er Saite aufgezogen hast. Eine klemmende Saite wird an der Stelle versteift und das "tötet" dir den Ton. Klingt wie ein heftiger Deadspot. Sattel etwas auffeilen und alles ist gut.
5. Du hast die E-Saite an allen relevanten Stellen nach dem aufziehen nicht abgeknickt. Also an Brücke, Sattel, Mechanik. Ein Bogen in der Saite wirkt wie eine Feder und versteift sie zusätzlich. Das Ergebnis ist wie unter Punkt 4.
Saiten abknicken, nachstimmen und alles ist gut.
6. Du hast die Saite beim aufziehen etwas verdreht. Das versteift die Saite und das Ergebnis ist auch wie bei Punkt 4.
Entweder Saite etwas entspannen und entdrehen (lassen), oder Ballend im Uhrzeigersinn mit einer Zange drehen (mit Blick von Brücke zur Kopfplatte), bis die Saite frei schwingt. Letzteres aber nur max 1/4 Umdrehungen, ansonsten besser eher ersteres machen.


Weitere Fehlerquellen....
7. Pickup zu hoch und Stratitis bekommen. Den Pickup insgesamt tiefer stellen.
8. Halsschrauben oder Schrauben der Brücke locker. Nachziehen.
9. Das Setup vom Bass passt nicht, ist unausgewogen. Setup machen (lassen).
10. Gain am Amp zu hoch. Digiamps haben Limiter eingebaut, die Übersteuerungen vermeiden sollen. Diese Limiter sitzen in der Regel in der Vorstufe.
Gain etwas absenken und dafür Master angleichen.


...so, das reicht erstmal. Ich tippe auf Punkt 4-6, gerne auch in Kombination. Zumindest ist das deutlich der häufigste Fehler, wenn ich einen Bass zum einstellen bekomme, der oben beschriebenes Problem häufiger hat.
Ich glaube nicht, das es am Bass selbst, am EBS, der Mensur, o.ä. liegt.
@Hank the Champ , check doch mal Punkte 4-6 an dem Bass.

 

[kadauz]

Den selben Effekt hatte ich auch mal. Hatte aber irgendwas mit den Saiten zu tun (Rounds). Nachdem ich den Saitensatz gewechselt hatte, war das Problm weg. Woran es aber wirklich genau lag (kaputte Saite, falsch aufgezogen etc.), kann ich natürlich nicht sagen.

 

[cfortner]

Sehr gute Erklärungen.

Raummoden in unbekannten Räumen sind nicht zu unterschätzen, die können einem den Sound versauen. Das Problem ist, dass der Sound draussen 1a sein kann und nur Du das an Deinem Stehplatz so hörst. Ich habe auch aus diesem Grund eine Funke und gehe beim Soundcheck nach draussen und höre, wie es da klingt.

Den Multi-Modus des EBS würde ich unbedingt ausprobieren.

Mein gemoddeter HB 800B bringt an einer FMC-Kombi 115+210 so einen Druck auf allen Saiten, da kommt mein Mesa Strategy kaum hinterher.

Verschiedene Amps haben auch verschieden abgestimmte Frequenzgänge, ich würde durchaus mit einem EQ experimentieren, wenn es nicht am Raum liegt.

Alle anderen Punkte sind natürlich auch zu bedenken…

 

[Hank the Champ]

Hey danke für all die super Vorschläge und Inputs!

@HeGoe: die Sache mit dem Cali wäre tatsächlich mal ausprobierenswert! Aber insgesamt hat mir der Knabe aber zuviel Knöpfe (deswegen ja der Multicomp). Ich habe seinerzeit mal exzellente Erfahrungen mit dem Lehle Bass Kompressor gemacht - mein lieber Scholli! Dummerweise verkauft... Der Multicomp macht halt einfach eine schöne Färbung im Tubesim-Modus, deswegen verwende ich ihn eigentlich hauptsächlich (mit wenig Kompression, s.u.).

Ich habe aber jetzt als erstes mal die Anregung von @Basspekoe umgesetzt: die Kerbung der E-Saite am Sattel etwas größer zu feilen, da es auch beim Slappen speziell der leeren E-Saite nur gemumpft hat - die Saite konnte also nicht so schwingen wie sie wollte.
Fürs erste scheint das tatsächlich was gebracht zu haben. Zwar nur alleine ausprobiert im Kämmerlein, aber den Amp schon mit ordentlicher Lautstärke - und es klingt tatsächlich viel besser!

Die Sache mit den Raummoden ist natürlich immer ein Thema, aber normalerweise gehe ich da beim Gig nicht hinterher - denn wann hat man denn schonmal einen richtig guten Sound am Platz? Da bin ich dann eher pragmatisch...

Was mich aber noch interessieren würde:

1. Was ist denn mit "Stratitis" gemeint? Hat was damit zu tun, dass die Pickups zu hoch eingestellt sind, scheinbar?
2. Wie würdet ihr denn den Multiband-Modus beim EBS Multicomp einstellen? Die Bässe weniger komprimieren? Ich hab schon festgestellt, dass ich den linken Regler nur bis 11, höchstens 12 Uhr drehen darf, weils sonst wirklich too much ist...

@feierabendbass: ich habs einfach erst im Bandkontext bemerkt, da waren Druck, Fülle, Autorität (ein schönes Wort ) einfach nicht da, wohingegen die A- und D-Saite wunderbar präsent waren.

 

[cfortner]

Bei „Stratitis“ wird das Schwingen der Saite durch das zu starke Magnetfeld der Pickups behindert, wenn sie zu hoch gelegt wurden. Das ist zuerst bei Fender Strats bekannt geworden, daher der Name. Abhilfe: PUs tiefer legen und das mit dem Gain-Regler ausgleichen.

 

[aBaxxi]

Eigentlich soll der Abstand Saite zu PU so groß sein, dass die Saite durch ihre Schwingung das Magnetfeld optimal kräftig formt.
Entsteht aber durch zu geringen Abstand ein zu starkes Magnetfeld, formt das Magnetfeld die Schwingung der Saite.

 

[Metalfist]

Zu wenig Anpressdruck der Saite am Sattel? So ging es mir einmal mit einem neuen Bass auf der Bühne.

 

[Mudskipper]

Seit dem Umstieg von einem MultiComp auf einen Origin Cali Bass V2 habe ich keine drucklosen ESaiten auch bei Precis, Jazzbässen etc. mehr erlebt.
Dieser Kompressor hat (als einziges Pedal oder eines der wenigen) eine Sidechain-Ansteuerung, auf die ein Hochpassfilter gesetzt wurde.

ich hatte das tatsächlich bei den proben letzte Woche vor meinem letzten Gig, da musste ich auf die Suche gehen weil:
Schwieriger ungewohnter Proberaum. keine angenehme unausgewogene Akustik, wo man eh schon herumfummeln muss. Dann hatte ich es gut erträglich hinbekommen, aber das A und B/Ais auf der E Saite hatte eine richtige Kuhle.
Ich habe auch erst an eine Node gedacht, aber am Ende war es der Cali76V2 bei dem sich beim Transport versehentlich die Knöppe verstellt hatten, Cali zu heiss angefahren und weder dry/wet mix noch hpf reingedreht.
Also etwas weniger Gain, und am Ende bei dry/wet 50/50 und HPF voll reingedreht, alles voll da gewesen.

Kann also ein Faktor sein.

die Saite (Thomastik Flat)

Ich persönlich finde die Thomastik E Saite tatsächlich nicht besonders druckvoll. Die Saiten klingen sehr "schön", im Rockkontext finde ich die (für mich ) nicht verwendbar.

 

[ThorstenMaasFotografie]

Zu wenig Anpressdruck der Saite am Sattel? So ging es mir einmal mit einem neuen Bass auf der Bühne.

So was hab ich auch schon mal. Erste Abhilfe ein Kabelbinder, beim Saitenwechsel mehr Wicklungen auf die Achse hilft auch.

Und ich habe drucklose H- und E-Saiten auch schon gehabt wenn die Saitenlage zu niedrig war. Hat nicht direkt geschnarrt, aber nach ein bis zwei Viertel Umdrehungen an den Schräubchen am Saitenreiter wars dann besser.

 

[Basspekoe]

Was ist denn mit "Stratitis" gemeint? Hat was damit zu tun, dass die Pickups zu hoch eingestellt sind, scheinbar?

...ist schon von den Anderen beantwortet worden.

Wie würdet ihr denn den Multiband-Modus beim EBS Multicomp einstellen? Die Bässe weniger komprimieren? Ich hab schon festgestellt, dass ich den linken Regler nur bis 11, höchstens 12 Uhr drehen darf, weils sonst wirklich too much ist...

Die internen Potis auf der Platine sind für den Threshold. Also die Einsatzschwelle...
Experimentier einfach mal rum, was dir am besten gefällt... Wahrscheinlich findest du die besten Ergebnisse leicht links und rechts von der Mitte.

Du hast die Saite beim aufziehen etwas verdreht. Das versteift die Saite und das Ergebnis ist auch wie bei Punkt 4.
Entweder Saite etwas entspannen und entdrehen (lassen), oder Ballend gegen den Uhrzeigersinn mit einer Zange drehen, bis die Saite frei schwingt. Letzteres aber nur max 1/4 Umdrehungen, ansonsten besser eher ersteres machen.

...sorry, verschrieben. MIT dem Uhrzeigersinn, wenn man von der Brücke Richtung Kopfplatte guckt.

 

[OSDrum]

Dieser Kompressor hat (als einziges Pedal oder eines der wenigen) eine Sidechain-Ansteuerung, auf die ein Hochpassfilter gesetzt wurde.

Der Source Audio Atlas hat das auch. Sehr sinnvoll beim Bass!

 

[ChrisReiss]

Der Hyper Luminal hat auch einen regelbaren Highpass im Sidechain, da kommt man allerdings nur über die App ran.

 

[Hank the Champ]

Der Empress könnte das auch, oder?

 

[triple b]

Der Empress könnte das auch, oder?

Kann er

 

[Hank the Champ]

Ich denke, der war's.

Was macht der Tubesim-Modus denn frequenzmäßig? Werden da die Lows und Highs beschnitten?