Die Schaltzentrale - Ungewöhnliche oder experimentelle Basselektronik-Ideen

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Ausgehend von einem Austausch mit @Axel dachte ich mir, starte ich mal eine Art von Sammel-Thread für Ideen zu Bassschaltungen, die man so nicht unbedingt sieht. Experimentell, speziell, abenteuerlich, kurzlebig oder vielfach eingesetzt, nur her damit.

Die Sammlung von Cadfael - https://www.electricbass.ch/blog/cadfaels-schaltplan-sammlung-passive-e-baesse-1559 - ist hier einfach mal als Referenz vorangestellt.

Ich schreibe mein aktuelles Abenteuer in einen kommenden Beitrag. Gerne auch verlinken zu Threads mit Diskussionen zu eigenen Schaltungen, wenn man nicht alles doppelt aufschreiben will.

So dann mal Lötkolben vorglühen und los ;-)
 

Meine ideale Bass-Schaltungen sähen mittlerweile so aus:

Wenn 2 PUs: Passive VBT Schaltung, wenn einer VT. Gefolgt von aktiver 3 Band, davon das Mittenband mittels Trimpoti adjustierbar in der Frequenz. Die aktive Schaltung natürlich zuschaltbar.

Das ist jetzt nicht extrem exotisch, habe ich aber in der Form noch nicht gesehen (wäre interessant ob es das vielleicht schon gibt).

So hätte man eine sehr flexible Schaltung, könnte notfalls direkt ins Pult spielen und dank Tonblende zu, aber ggf. Hochmitten gepusht wären auch knorzige Sounds möglich.
Realisieren könnte man das denke ich recht unkompliziert.
 
(wäre interessant ob es das vielleicht schon gibt)
Xotic hat in deren Jazzbässen ähnliches, also VBT, dann aktiv 3 Band, und die Mids und Treble kann man über 2 Kippschalter in den Einsatzfrequenzen umschalten. Bei den Mids sind's glaub ich 400 und 800 hz. Treble hab ich vergessen. Passive Tonblende auch im Aktivmodus nutzbar.
 
[...] wäre interessant ob es das vielleicht schon gibt

Also 3-Band + passive Tonblende. Doch, das gibt es (u.a. von Noll u.. Richter). Man könnte auch selbst einen 3-Band Preamp derart modifizieren (lassen).

Man kann sogar einen Lowpass Filter mit 2- oder 3-Band EQ kombinieren.
 
Für mich ist die Elektronik der Alembic Series immer noch das Mass der Dinge. Enorme Flexibilität und trotzdem sehr gut musikalisch nutzbar. Von 60s/70s Mumpfbass bis 80er Mark King Slap-O-Mania ist alles mit einem kleinen Potidreh blitzschnell machbar. Man braucht natürlich auch keinen 10k€ Bass wie einen Alembic oder Wal für so eine Elektronik. Das könnte man auch mit einem Harley Benton umsetzen. Macht leider nur keiner.
 
jetzt ist @walktheline mir zuvor gekommen ;-)

bei mir haben sich über die Jahre ein paar kleinere Spielerein und Speziallösungen (meist passive Schaltungen) in meinen Bässen angesammelt und ein paar davon wollte ich in einem eigenen Thread dokumentieren. Dann halt hier ;-)
 
DAS TONE-POTI 2000 (ich stehe auf peinliche Marketing Namen)

Vor fast 20 Jahren hatte wir hier einen kleinen C-Switch Hype und ich war mitten drin. Was mich am C-Switch bald gestört hat war, dass man die Stärke der Resonanzüberhöhung schon auch immer gern kontrollieren wollte und mir auch diese samitgen Sounds abgegangen sind die entstehen wenn das Tone-Poti zwischen 100kOhm und 5kOhm steht. Also hat hab ich das doch wieder an ein Poti gekoppelt. War ein Graus, weil kompliziert und über weite Strecken (Poti größtenteils offen) war eh wieder alles gleich.

Irgendwann kam mir folgender Gedanke: bei einem Tone-Poti hab ich ja schon zwei Resonanzen wie beim C-Switch (ganz offen und ganz zu). Wenn ich da jetzt ein Push-Pull Poti (oder noch lieber Push-Push) hernehme, kann ich in der einen Schaltebene den Tone-Kondensator wechseln (=andere Resonanz bei ganz zu) und immer einen kleinen Kondensator parallel zum PU hängen (=andere Resonanz bei ganz offen). D.h. ich habe 4 Resonanzen und alle Zwischenstufen. Alles auf einem Poti. Hinreichende Flexibilität bei leichter Bedienung.

Als Poti hat sich da immer ein 250kOhm als No-Load Poti (mit einer Nadel einfach die Leiterbahn so lange ritzen bis sie unterbrochen ist) bewährt, weil da die Resonanz-Kontrolle-Obere-Frequenz, Zwischenstufen und Resonanzkontrolle-Untere-Frequenz je ein Drittel des Regelweges einnehmen.

Bewährt hat es sich auch immer den kleineren Tone-Kondensator mit dem parallel liegenden zu kombinieren und den größeren ohne Basis-Kondensator. D.h. man hat die beiden mittigeren Sounds in einer Schaltungsstellung beisammen und die Zwischenstufen hören sich in den beiden Schalterstellungen auch deutlich unterschiedlicher an.

irgendwann kam mir dann auch der Gedanke, dass die beiden mittigen Sounds auch von einer leichten Bassabsenkung profitieren könnten (Wie Bauschi immer sagte: "wenn der Preci knurren soll, musst du etwas Bass weg nehmen"). Ich hab ein wenig gegrübelt und bin dann bei diesem Schalter-Design gelandet:

----------------
| |
C2 | | C3
TP--||---- A1 B1 ----||--GR
| |
| |
| |
| |
PU + ---------- XA ---- XB ----|
| | |
| | -
| | - C4
C1 | | |
TP--||---- A2 B2 ----|
| | |
| | |
------------|---
|
OUT +

Das ist der Schalter, wie wir sie bei allen Push/Pull oder Push/Push Potis finden. Ist er reingedrückt sind XA und A2 bzw XB und B2 verbunden. Ist er gezogen sind XA/A1 und XB/B1 verbunden.

Die Kondensatoren C1 und C2 gehen zum Tone-Poti (TP).
C3 geht direkt gegen Erde/Ground (GR). zB zum Gehäuse des Tone-Potis.
C4 Verbindet XB und B2
Das Pickup-Signal (PU +) kommt über XA rein.
Über B2 geht es zum Ausgang (OUT +) oder Volume Poti.
XA und XB sind miteinander verbunden.

Ist das Poti reingedrückt sind C2 und C3 aus dem Spiel. C4 wird durch die direkte Verbindung XB-B2 umgangen und ist auch raus. Nur C1 ist relevant.
Bei offenem Poti haben wir also die maximale Resonanzfrequenz und ganz zu die niedrigste (sofern C1 den größten Wert hat wie von mir empfohlen)

Ist das Poti gezogen ist C1 inaktiv. Dafür stellt C3 jetzt eine fixe Verbindung von PU + und Erde da und definiert die Resonanzfrequenz bei ganz offenem Poti.
C2 ist der neue Tone-Kondensator. Die Summer von C3 und C2 definiert die Resonanzfrequenz bei geschlossenem Poti.
Die Verbindung XB-B2 ist aufgelöst. Auf seinem Weg zum Ausgang muss sich das Signal jetzt durch C4 quälen was zu einem Bass-Cut führt.

Ich hatte die Schaltung in drei verschiedenen Bässen. Gerade bei Precis liebe ich sie sehr, weil sie halt doch noch ein wenig Flexibilität bringt. Bei der Absimmung von C4 sollte man eher vorsichtig sein. Man will nur, dass hier unten herum ein wenig aufgeräumt wird. Es sollte wohl kaum richtig dünn werden.
Das Problem (wenn man passiv ist) ist, dass die Cut-Off-Frequenz hier auch vom Eingangswiderstand des Amps abhängt. Wenn man von 3MOhm auf 500kOhm wechselt sollte man schon deutlich weniger Bässe haben.

Leider hab ich nicht immer notiert welche Werte ich verwendet habe.
In Verbindung mit einem Seymour Duncan SPB-1 habe ich mal folgende Werte verwendet:

C1: 68nF
C2: 22nF
C3: 1nF
C4: 330nF

daran sollte man sich mal orientieren können und dann selber schauen. Bei C4 hab ich auch mal einen deutlich kleineren Wert gehabt und dafür einen parallelen Widerstand (wohl so um die 100kOhm) gehabt. D.h. höhere Einsatzfrequenz und dafür weniger steile Absenkung. Kann man auch probieren.
 

Für mich ist die Elektronik der Alembic Series immer noch das Mass der Dinge. [...]

Ginge es um eine Highlander Solution, so könnte ich nur zustimmen, besser als Alembic Series II wird es nicht mehr (ok, da wäre noch der 19" Superfilter). Ähnlich strukturiert, nur mono, ist der Underhill Cali Classic Dual Filter Preamp. Interessant auch einiges von ACG, wobei z.T. auch konventionelle EQ-Elemente mitverwandt werden. Braucht man nur noch gescheite PUs (mit hoher Resonanzfrequenz).

(Die pass. Tonblende erübrigt sich, weil der Filter Frequency Regler selbige herunterregelt. Also nicht wie beim EQ, der bei einer fixen Frequenz anhebt oder absenkt. Es sei denn, er ist parametrisch… Aber warum kein Mitten- und Bass-Regler? Da kommt der Q ins Spiel, der nahe der Filterfrequenz boostet: ist diese tief eingeregelt, boostet er da. So richtig Spaß macht es aber erst bei 2 Filter/2 Q, die man unterschiedlich regeln kann…)

Problem ist, viele User sind zwar theoretisch interessiert an Filter Preamps, kommen aber doch besser mit konventionellen EQs klar. Viele Mischer wissen auch immer noch nicht, wie man einen Alembic abmischt, und bekommen auf 200 Meilen gegen den Wind schon schlechte Laune 😱

Vielleicht sollte man sich eine eskalierte Variante von “Producer Bass” zulegen: ein unverdächtig aussehender Preci mit Alembic Replacement PU + Filter, am besten mit den Aschenbechern drüber für wenigstens etwas “Vintage Vibe” 😈
 
was ist eigentlich mit Bauschi? Den gibt es hier nicht mehr?
der ist seit bald zehn Jahren stumm hier, warum weiss ich nicht. Ich meine, ihn während des Lockdowns mal kurz vorbei huschen gesehen zu haben, sicher bin ich mir aber nicht.

Mein letzter Austausch mit @bauschi war über meinem 79er Schiffsankerpreci in Sienaburst, da erinnert man sich daran ;-)
 
der ist seit bald zehn Jahren stumm hier, warum weiss ich nicht. Ich meine, ihn während des Lockdowns mal kurz vorbei huschen gesehen zu haben, sicher bin ich mir aber nicht.

Mein letzter Austausch mit @bauschi war über meinem 79er Schiffsankerpreci in Sienaburst, da erinnert man sich daran ;-)

danke
wenn ich hier mit einem "@bau" beginne wird er mir nicht vorgeschlagen. Also dürfte er seinen Account wohl irgendwie ruhend gestellt haben.
 
Was mich am C-Switch bald gestört hat war, dass man die Stärke der Resonanzüberhöhung schon auch immer gern kontrollieren wollte
Das kann man sogar recht einfach. Der Trick liegt im Impedanzverlauf des Pickups über der Frequenz. Bei tiefen Frequenzen liegt die Impedanz des Pickups nahe ihrem Gleichspannungwert, als bei dem, was man mit einem Widerstandmessgerät misst. Bis zur Resonanzfrequenz steigt der Wert je nach Pickup bis auf den 50-fachen Wert oder sogar noch höher, um danach mit 12dB/Okt. wieder runter zu gehen. Schaltet man nun einfach ein (idealerweise logarithmisches) Poti parallel zum Pickup, wird er frequenzabhängig kurzgeschlossen bzw. bedämpft und zwar am stärksten um die hochohmige Impedanz bei der Resonanzfrequenz herum. Ich habe das schon mal bei einem Ibanez MC900 implementiert und dabei den Wert des Dämpfungspotis gut doppelt so hoch wie die Resonanzimpedanz gewählt. Noch höhere Werten brachten nichts mehr. Um den Pickup am Ende des Regelweges nicht völlig kurzzuschliessen habe ich noch einen zusätzlichen Widerstand in serie zum Poti geschaltet, der etwa den doppelten Wert der Gleichstromimpedanz des Pickups hatte. Das funktionierte ziemlich gut

In meinem konkreten Beispiel hatten die Pickups ca. 11kOhm Gleichspannungsimpedanz und bei Resonanz (ca. 4,6kHz) um die 500kOhm Impedanz. Also habe ich für das Poti 1MOhm und den Längswiderstand 22kOhm gewählt (siehe unten).

1739095884130.png
 
In meinem American Standard 5 Jazzbass habe ich folgendes drin:


Das ist eine geniale Schaltung, die viele Nachteile der VVT und VBT vermeidet.

Mit dem kleinen Kippschalter kann man einstellen, ob Neck- oder Bridge der Haupt-PU ist. Das erste Poti ist das Mastervolume, der die Gesamtlautstärke regelt. Mit dem zweiten Poti regelt man die Lautstärke des nicht mit dem Kippschalter ausgewählten PUs stufenlos dazu, mit einem Regler also quasi eine spezielle Balance, dazu den Master.

Als Schmankerl kann man per PP noch von parallel auf seriell umschalten.

Damit habe ich zum ersten Mal eine sehr gut klingende passive Schaltung, die alle Vorteile von VVT und VBT vereint und die Nachteile vermeidet.

Das wäre vielleicht etwas für Cadfaels Schaltungssammlung.
 
Das kann man sogar recht einfach. Der Trick liegt im Impedanzverlauf des Pickups über der Frequenz. Bei tiefen Frequenzen liegt die Impedanz des Pickups nahe ihrem Gleichspannungwert, als bei dem, was man mit einem Widerstandmessgerät misst. Bis zur Resonanzfrequenz steigt der Wert je nach Pickup bis auf den 50-fachen Wert oder sogar noch höher, um danach mit 12dB/Okt. wieder runter zu gehen. Schaltet man nun einfach ein (idealerweise logarithmisches) Poti parallel zum Pickup, wird er frequenzabhängig kurzgeschlossen bzw. bedämpft und zwar am stärksten um die hochohmige Impedanz bei der Resonanzfrequenz herum. Ich habe das schon mal bei einem Ibanez MC900 implementiert und dabei den Wert des Dämpfungspotis gut doppelt so hoch wie die Resonanzimpedanz gewählt. Noch höhere Werten brachten nichts mehr. Um den Pickup am Ende des Regelweges nicht völlig kurzzuschliessen habe ich noch einen zusätzlichen Widerstand in serie zum Poti geschaltet, der etwa den doppelten Wert der Gleichstromimpedanz des Pickups hatte. Das funktionierte ziemlich gut

In meinem konkreten Beispiel hatten die Pickups ca. 11kOhm Gleichspannungsimpedanz und bei Resonanz (ca. 4,6kHz) um die 500kOhm Impedanz. Also habe ich für das Poti 1MOhm und den Längswiderstand 22kOhm gewählt (siehe unten).

Anhang anzeigen 881816
Kenne ich eh auch. Und du hast natürlich Recht: damit ist einer meiner Kritikpunkte (hört sich über weite Strecken gleich an) obsolet.

Aber wie angedeutet fand ich die Kombination aus C-Switch und zweiten Poti immer mühsam. Gerade wenn man im Song flott umstellen will.

Und wie gesagt finde ich die Zwischenstellungen (~5kOhm-100kOhm eines seriellen Potis) sehr reizvoll. Das kann der parallele Widerstand nicht.
 
Ginge es um eine Highlander Solution, so könnte ich nur zustimmen, besser als Alembic Series II wird es nicht mehr (ok, da wäre noch der 19" Superfilter). Ähnlich strukturiert, nur mono, ist der Underhill Cali Classic Dual Filter Preamp. Interessant auch einiges von ACG, wobei z.T. auch konventionelle EQ-Elemente mitverwandt werden. Braucht man nur noch gescheite PUs (mit hoher Resonanzfrequenz).
Tja, leider. Helmut Lemme hatte ja auch mal so ein durchstimmbares Filter - auf neudeutsch "State Variable Filter" bzw. SVF - relativ günstig angeboten. War komerziell wohl auch nicht sonderlich erfolgreich.
 
Tja, leider. Helmut Lemme hatte ja auch mal so ein durchstimmbares Filter - auf neudeutsch "State Variable Filter" bzw. SVF - relativ günstig angeboten. War komerziell wohl auch nicht sonderlich erfolgreich.
Wollte gerade eben fragen, ob die Filter von denen ihr redet, das selbe wie SVFs sind

Müsste meinen vom Lemme mal wieder ausgraben (und herausfinden welches Kabel wohin gehört)

Wie du richtig sagst: gerade aus einem Preci kann man da einen geilen Sleeper machen, weil der nackte P-Pickup (also ohne jegliche Kabelkapazität) ziemlich wild hohe Resonanzfrequenzen hat (~13kHz . . . zumindest vintage Modelle)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie du richtig sagst: gerade aus einem Preci kann man da einen geilen Sleeper machen

Yup.

Aber der Fraktion mit dem P Hype sollten wir Bandpassfilter schmackhaft machen für den ultimativen Schuhkarton-Sound :rofl:
 

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