Die Parkbank (Laberecke nicht nur für Senioren )

Anbei einer kurzer Abriß zur Beerdigung, die mich noch länger beschäftigen wird. Bei eisiger Kälte und dichtem Schneetreiben war rund 500 Menschen anwesend, wobei der Teil der Angehörigen und echten Freunden überschaubar war. Ich habe es als eine politische Demonstration der muslimischen Hardliner empfunden. Dazu haben sich auffällige viele arabische Wächter eingefunden, die mich optisch an die Taliban erinnerten. Die haben sich strategisch unters Volk gemischt und offensiv zum konvertieren aufgefordert. So auch mich, was ich als extrem unangenehm und unpassend empfunden habe.
Die Zeremonie an sich war für mich erschreckend und menschenunwürdig. Klar, es ist extrem gewöhnungsbedürftig, dass am Grab der Sarg geöffnet, der Leichnam entnommen und und bestattet wird. Auch das wirre Treiben um die Grabstelle, mit lautstarken Kommandos, jeder der Schaufel will soll nun ran und das Grab zuschütten. Dann kam ein Bagger zum Einsatz, der Zentimeter genau durch die Menschenmenge rauschte und den Rest erledigte. Am Steuer ein Typ, der lässig eine Zigarette rauchte. Mag alles normal sein ...
Was mich nachhaltig irritierte war der Umgang mit den sechs Geschwistern zwischen sechs und 25 Jahren. Sie wirkten mit leeren Blicken wie Roboter, die von den besagten Wächtern auffällig instrumentalisiert wurden. Die weiblichen Familienmitglieder und überhaupt alle Frauen wurden auf Abstand gehalten (was zumindest in der tunesischen Moslem-Community Usus ist). Der Rest, natürlich nur Männer, drängten sich ganz nah am Grab, redeten übers Wetter, feixten und waren ziemlich unbeteiligt. Warum wurde mir klar, als ich (tränenaufgelöst) verschiedentlich gefragt wurde, wer den eigentlich und wie gestorben sei.
Der Rest war eine politische Veranstaltung, in der sich diverse Mullahs über die Vorzüge des Islam ausließen (die Worthülsen spare ich an dieser Stelle aus). Nur einer erwähnte mal am Rande, das ein junger Basketballprofi zu Grabe getragen wird. So stand ich geschlagene zwei Stunden bei Minusgraden mit offenen Mund da und erlebte einen absoluten Kulturschock.
Um eines klarzustellen, ich bin kein Islam-Gegner! Aber selbst befreundete Sportler von dem Toten, (bekennende Moslems), schüttelten anschließend nur ratlos den Kopf. Sie versuchten es mir so zu erklären: im Vorfeld sei kräftig die Werbetrommel gerührt worden, sodass eine enorme Menschenmasse mobilisiert wurde. Über die Ziele könne man nur spekulieren.
So bleibe ich zwiegespalten. Auf der einen Seite war es für mich wichtig Vorort zu sein, aus Respekt vor dem Toten und um einen Abschluss zu finden. Andererseits bin ich ziemlich fassungslos, wie die Feierlichkeiten (aus meiner Sicht) pervertiert wurde.
Vielleicht ist mein Eindruck auch falsch?! Jedenfalls wird mich das Erlebte in den nächsten Tagen noch ordentlich beschäftigen. Es ist auch Anlass, mich intensiver mit Islam, dessen Riten und Regeln zu beschäftigen ...:gruebel:
 
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nick60 schrieb:
So bleibe ich zwiegespalten. Auf der einen Seite war es für mich wichtig Vorort zu sein, aus Respekt vor dem Toten und um einen Abschluss zu finden. Andererseits bin ich ziemlich fassungslos, wie die Feierlichkeiten (aus meiner Sicht) pervertiert wurde.
Vielleicht ist mein Eindruck auch falsch?! Jedenfalls wird mich das Erlebte in den nächsten Tagen noch ordentlich beschäftigen. Es ist auch Anlass, mich intensiver mit Islam, dessen Riten und Regeln zu beschäftigen ...:gruebel:
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Das liest sich ziemlich heftig :-/
 
nick60 schrieb:
Vielleicht ist mein Eindruck auch falsch?! Jedenfalls wird mich das Erlebte in den nächsten Tagen noch ordentlich beschäftigen. Es ist auch Anlass, mich intensiver mit Islam, dessen Riten und Regeln zu beschäftigen ...:gruebel:
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Ich denke, "die islamischen Regeln und Riten" gibt es nicht - oder aber tausende. Da hat sich der Islam uralten Riten angepasst, die es vorher him Gebiet XY gab. Und es ist ja eine Weltreligion.
Im Christentum gibt es ja auch verschiedenste Riten und Wege.

Bei der Beerdigung meiner Oma wurde "Drimk doch eine mit..." gespielt. Beim "Leichenschmaus" meiner Tante Toni wurde unheimlich viel gelacht und es war eine tolle Stimmung unter uns neun Cousins und Cousinen (die sich normalerweise nie treffen). Toni war eben eine leicht schrullige feine Dame, die ihren ein paar Jahre zuvor verstorbenen Franz innig liebte. Wir haben uns gefreut, dass sie jetzt bei ihrem Franz ist.

Vielleicht solltest Du noch einmal alleine - oder mit Freunden am Grab Abschied nehmen, damit dieses Horrorerlebnis von anderen Eindrücken überlagert wird.
 
Cadfael schrieb:
Vielleicht solltest Du noch einmal alleine - oder mit Freunden am Grab Abschied nehmen, damit dieses Horrorerlebnis von anderen Eindrücken überlagert wird.
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Habe ich allein wenig Ruhe eingekehrt war schon gemacht. Es war schließlich ein Trip, der gestern um 5.00 Uhr startete, mit dem Auto nach Köln, von dort aus mit dem Zug nach Hamburg, dann mit Bahn und Bus weiter zum moslemischen Friedhof und danach (nach fast drei Stunden Aufenthalt) das gleiche Programm wieder zurück. Begleitet von eingefrorenen Weichen und anderen wetterbedingten Widrigkeiten. Hinfahrt sieben, zurück 9.00 Stunden. Insgesamt war ich also gut 19 Stunden unterwegs. Das ist schon ziemlich heftig und nicht eben mal so gemacht.
Aber ich gebe dir recht, es war gefühlt eine "Horrorerlebnis". Wie schon gesagt, ich muss das Thema für mich selbst aufarbeiten. Schließlich will ich nicht ungerecht sein. :nix:
 
Prof-A.(Schall&Rauch GbR) schrieb:
...hallo Onkel...:hat:...

...dürften "wir" heute abend ausnahmsweise "die Fähre" nehmen...?...
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Selbstverständlich, aber nur weil's kalt ist. Hoffentlich ist auch der Fuhrmann. :bier:

Allen Parkbänklern- innen und Diversen ein schönen entspannten Samstag. Mal schaun was das Wochenende so bringt. :thumb_twiddle:

@Chuck :hat:
 

Heute begrüßt euch mal Henriette!

Henriette-23103-1M.jpg
 
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