Metallica - alle beten sie an, ich denke nur mach aus die Kacke. Ausser die ersten drei Minuten von One, die sind gut. Rein theoretisch sollte ich die mögen, ich mag Metal und bin in der Zeit aufgewachsen. Musik, die man in der Jugend hört, hinterlässt laut Forschung überstarke Emotionen, sodass man auch mit grauen Haaren die Musik der Jugendzeit liebt, weil sie halt emotional so stark besetzt ist. Bei mir nicht. Überhaupt nicht. Metallica geht total an mir vorbei. Und ich mag Lars nicht.
AccaDacca - zündet bei mir so komplett rein gar nicht. Ein Studienkollege hat für lau Roadie für die Band gemacht um sich die live aus nächster Nähe ansehen zu können. Stundenlang mit Zeitdruck LKW-weise diese riesigen Bühnenaufbauten schleppen für mit ohne Geld, als Gelegenheit einfach dabei zu sein. Ich stehe nicht mal für ein Schnitzel auf, und der macht gleich sowas. Okay, den Chorus von Thunderstruck finde ich ganz cool, wenn das in einem Filmtrailer oder so kommt, aber sonst ist mir das Lied zu lang und in mir passiert nichts. Nur meine Mutter versteht mich, ansonsten gucken bei meinem Geständnis alle so, als hätte ich gerade Taylorpolynome erklärt.
Linkin Park - alle um mich herum feiern die bis zum Umfallen, hören sich sogar Remixe an, tanzen dazu in Clubs, für mich ist das wie Medusa angucken. Ich dislike diese Band absolut irrational abgrundtief. Warum, weiss ich nicht, aber weil ich sie so sehr nicht mag, will ich auch nicht weiter darüber nachdenken. Dabei war ich damals über Korn in die ganze NuMetal-Rebellenphase gegen harmlose Mittelstandseltern eingestiegen und fand es cool. Staind, Creed, Slipknot, P.O.D. und Konsorten hab ich alle gehört, aber LP, und tatsächlich auch nur die, hab ich schon damals abstossend gefunden, obwohl das eigentlich haargenau das selbe ist wie alle anderen.
Adele - ohne Frage einer der grössten Stars überhaupt. Aber wenn sie in die hohen Register reinsingt, gehen meine Augen zu weil es mir in den Ohren beisst. Ist mir unerklärlich, aber ich bekomme tatsächlich physische Schmerzen, wenn sie hohe Töne singt. Meine bessere Hälfte hat auch noch hello from the other SAAAAAAAAA-HAAAAJ als Klingelton. Wenn das morgens im Bett klingelt, gibt es eine plötzliche, vielleicht etwas einseitige Kissenschlacht, aber ich hoffe immernoch optimistisch auf einen irgendwann einsetzenden Lerneffekt.
Cindy Lauper - oh fuck me dead. Meine Mutter hat mich sehr früh bekommen, also als ich anfing zu denken und die Welt wahrzunehmen, war sie noch jung, hat sich wohl noch selbst gesucht und vermutlich deswegen diese starken, selbstbewussten Powerfrauen aus dem Showbiz als Vorbilder genommen. Deren Musik lief dann halt tagtäglich laut rauf und runter, sehr gerne auch nur ein bestimmtes Lied in Endlosschleife für drei, vier Stunden hintereinander weg. Während ich deswegen bis heute, so gute 30 Jahre später, Texte von Suzanne Vega, Alison Moyet (die ich toll fand), Sinhead O´Connor (die auch), Tasmin Archer (I blame yuuuu for the moonlit skaaaaaaaaaj), Annie Lennox (HEY! This boat is sinking... plimplimplim), die absolute Göttin Patricia Kaas (mon! mec! à! moi! il me parle d'aventuuuuuures - uaaaah instant Gänsehaut bis heute!) etcpp so halb motiviert, halb amüsiert mitsingen könnte, gibt es da noch Cindy Lauper. Görls just wanna ha-aaaalts Maul ey! Ist gut jetzt! Es reicht! Hör auf zu schreien! Alles an ihr gibt mir Aids. Freddy Mercury starb, nachdem er dieses Lied gehört hatte. Wäre ich US-Präsident und sie hätte ein Konzert, wäre das für mich Grund für einen atomaren Erstschlag. Ich würde lieber 12 Runden Sandsack der Klitschkos sein, über zerbrochenes Glas geschleppt und mit Honig beschmiert in ein hungrige-Bären-Gehege geworfen und das ganze Gehege in ein Weisse-Heie-Becken gekippt als ihre scheiss Musik wieder hören zu müssen. Meine Mutter hat damals natürlich viel Lauper gehört weil freches, rebellisches Mädchen und so und ich konnte mich nicht dagegen wehren, aber irgendwann reichte es auch meinem Vater endgültig mit Rockgöre mein Arsch und er hat all ihre scheiss Platten wutentbrannt und hasserfüllt vor meiner Mutter Augen aus dem Fenster gefeuert. Ein grossartiger Moment, Erlösung, Befreiung, und bis heute eine tolle Erinnerung. Ich danke ihm von Herzen, das war das wichtigste, was er je für die Familie getan hat. Väter sind wichtig!
Tool - meine, und vermutlich nicht nur meine, unanfechtbare Lieblingsband meiner Jugend. Alles gekauft, Platten, Shirts, Konzerte besucht, Herzschmerz weil einfach keine Platten mehr kamen, auf Perfect Circle ausgewichen weil es ja kein Tool mehr gab - über 20 Jahre später kommt endlich ein Album! Und... berührt mich irgendwie nicht mehr. Klingt für mich wie AI-Musik, die die alten Platten akribisch analysiert hat und daraus neue Lieder geschrieben hat. Hmm. 20 Jahre Wartezeit waren wohl einfach zu lang. Wie eine Fernbeziehung über zwei Kontinente und zwölf Zeitzonen. Diese Leere, die Tool damals hinterlassen hat und die ich gefüllt haben wollte, naja, irgendwie ist da wohl Meshuggah reingerutscht. Und mir gefällt Meshuggah tatsächlich auf jede Art und Weise besser. Die haben für mich eine solche Substanz und überirdische Kraft, dass ich wohl keinen Bedarf mehr nach Tool oder allem, was mir das damals bedeutet hat, habe. Als wäre ich da rausgewachsen und meine Suche nach meinem musikalischen Über-ich abgeschlossen.
David Bowie - normalerweise mag man ja "die alten" Platten einer Band, bis sie sich zu mehr Kommerzreichweite weiterentwickeln und dann nicht mehr trve sind und so, und dann bringen die immer mehr Platten raus und man fragt sich warum eigentlich. Aber bei mir ist das mit Bowie irgendwie anders herum. Seine ersten Werke jucken mich herzlich wenig, aber seine letzte Platte auf der Tim Lefebrve Bass spielt, oh mein Gott ist diese Platte gut. Aber sowas von. So richtig sowas von. Oh. Mein. Gott. Ich wünschte, er hätte noch mehr davon aufnehmen können.
80er Musik - ist abartig. Dieser Synthsound, diese Snare mit Reverb, die Mode, bäh. War komplett furchtbar. Nichts an dieser Zeit war gut. Wie Cindy Lauper, diese Hexe. Und heute gibt es sooo gute Musik und Auswahl. Ich kann die 80er als Epoche nicht leiden, auch wenn ich da aufgewachsen bin. Als ich Musik spielen gelernt habe, dann entweder Hippie-Songs wie Jefferson Airplane oder irgendwas aus der jeweiligen Zeit wie Korn, aber grundsätzlich nichts aus den 80ern, weil da nur Mist war. Ich habe null Schnittmenge mit den 80ern. Leute, die diese Musik hören sind hoffnungslos und wer Duran Duran hört, hat in meinem Freundeskreis nichts verloren. Abartig. Geschmacklos. Wie kann man nur. Letztes Jahr kam ich mal unabsichtlich auf den Autoplay-Knopf auf YT und zwei Stunden später hatte ich Platten von Neon, Bronski Beat, The Clash, New Order, INXS und anderen Verbrechern gegen den guten Geschmack im Warenkorb und hab mich da tagelang durchgesuchtet. Ist mir völlig unbegreiflich. Ich bin zu alt für so nen Scheiss. Geschmack verändert sich nicht plötzlich und nicht einfach so. Warum ich jetzt auf einmal gated verb snares so unendlich geil finde hat keine Rechtfertigung in meinem Weltbild. Ich suhle mich in diesen widerlichen Synthsounds, die keine Daseinsberechtigung haben. Abartig. Ich muss zur Beichte. Hoffentlich erlöst er mich von meiner Playlist. Auf dem Weg höre ich noch ein allerallerallerALLERletztes Mal run away, turn away, run away, turn away, run awaaaaaaaaay...
