Bei mir ist es schon über 20 Jahre her. Wintersemester 1995 bis 2002...hatte bei mir, bedingt durch mehrere Hörstürze, einige Verzögerungen bzw. Semesterausfälle. Hmm...was ich nun so von einigen Kommilitonen und Freunden, die mittlerweile dort unterrichten, höre...ich fürchte ja, beim stetig angestiegenen Level würde ich wohl selbst in Topform und zu meinen besten Zeiten heute scheitern. Da hat sich noch mal einiges getan. Gut, anderseits werden die Hochschulen auch immer besser. Ich halte auf jedem Fall deinen Plan der 2-3 jährigen Vorbereitung schon für realistisch. Vor allem bei guten Vorkenntnissen und guter Anleitung.
Ich war auch ein reiner Autodidakt und komme aus einer Ecke, wo man nicht unbedingt damit rechnet, dass das mal mit einem Musik-Studium endet. War dann einer der ältesten an der Hochschule. Habe auch knapp 2 Jahre drauf hingearbeitet. Ich hätte es aber sicher nicht ohne einen Lehrer geschafft. Den Tipp, bei einen der Dozenten oder Lehrbeauftragten Stunden zu nehmen, kann ich nur fett unterstreichen. Wenn zwei auf ähnlichen Niveau spielen, wird sich der meist für ein bereits bekanntes Gesicht entscheiden. Das sind auch nur Menschen, die die nächsten Jahre mit ihren Schülern auskommen wollen und müssen. Außerdem bekommst du auch wichtige Rückmeldungen was gefordert wird und bis mit einem eventuellen Trumpf in der Kommission vielleicht auch entspannter.
Beim Basslehrer Klavierunterricht solltest du vergessen. (Edit: Ach, das habe ich falsch gelesen. Habe mich schon gewundert.
) Such dir dafür einen guten Lehrer und erklär ihm deine Ziele. Ich würde hier keinen Klassiker mehr nehmen. Ich hatte auch was von Bach bei der Prüfung zurecht gestümpert und dann im Studium eine Klassik-Lehrerin. Das hat mich auf dem Instrument kaum weiter gebracht. Heute wird bei diesem Nebenfach zum Glück auf anderes Wert gelegt. Du musst mit diesem Instrument auch neben dem Klavierunterricht arbeiten...im Tonsatz, bei der Harmonielehre, gegebenenfalls Arrangement. Das wären gute Ziele, also mit dem Klavier auch arbeiten können statt einer Affendressur. Für die Prüfung würde ich an deiner Stelle dann mit einem Lehrer ein paar leichte Standards erarbeiten.
Song-Auswahl beim Bass ist auch immer so eine Sache. Ich sach mal...lieber bei All of me eine gute Figur abgeben als bei Donna Lee die Hosen runter lassen und am Ende alle Schwächen offenlegen. Hoffe du weißt was ich meine. Ich hatte ja viel zu schwere Stücke gespielt. Die hatte ich zwar sehr gut vorbereitet und bin ganz ok damit durchgekommen, aber ich hätte die Zeit der Vorbereitung viel besser nutzen können, statt viel Zeit drauf zu verwenden die Kommission mit "Kunststücken" zu beeindrucken. Am Ende tut man sich auch keinen gefallen. Andere Sachen waren viel wichtiger, die ich im Studium mühsam aufholen musste...oft auch Rücklichter sah.
Dass du im Blattspiel schon fit bist wird dir sehr helfen. Das ist überhaupt eine Disziplin, wo sich die meisten noch ganz gut selbst einschätzen können. Würde ich aber trotzdem weiter jeden Tag im Programm haben. Ich blieb da, trotz üben, leider unter dem Niveau der meisten meiner Kommilitonen (vor allem bei den Bläsern) und bin heute wieder eine Niete. Blattlesen und damit arbeiten kann jeder. Eine guter Blattspieler...da muss man wohl auch früh mit angefangen haben.
hast du eine Idee wie ich am besten mit einem der Studenten in Kontakt trete?
Geh doch einfach zu einen der Semestervorspielen, Vordiplom, Examensprüfungen. Infos gibts bestimmt von den Dozenten oder im Sekretariat. Ich war auch hin und wieder zu solchen Vorspielen. Hatte da auch mitgeschnitten (damals noch mit Walkman).
Und habt ihr noch ein paar Tips für das Praktische vorbereiten?
Ein Tipp noch zum praktischen was Gehörbildung betrifft. Programme sind fantastisch bei Intervallen, Skalen, Akkorden und deren Umkehrungen. Für Melodiediktate finde ich die nicht so dolle. Hier werden bei der Aufnahmeprüfung wohl eher einfache Melodien, auf einfachen Kadenzen aufgebaut, gespielt, wo die Herausforderung oft darauf lag, sich den ganzen Kram zu merken. Weil meist wird das auch nur 2..3x gespielt. Ich hatte mir dafür ganz viel Zeugs mit dem Klavier eingespielt. Man kann das zwar auch auf dem Bass machen...ist aber immer besser gleich eine Prüfungssituation zu simulieren. Einige Hochschulen geben auch Material aus, um zu sehen was einen in etwa erwarten wird. Von einigen hatte ich dann auch 2 stimmiges bekommen, was ich schon für mich recht heftig fand.
Ach...und melde dich auch ruhig mal bei den anderen Hochschulen zum vorspielen an. Im besten Falle sind die vor Köln und du hast ein paar wirklich hilfreiche Proben.
Hmm... mir fällt gerade nix mehr ein...vielleicht später noch. Ist ja lange her und ich ewig raus. Bin auch seit mehr als 10 Jahren nur noch Gelegenheitsspieler. Die Ohren haben dann doch nicht mitgespielt.
Auf jedem Fall kann ich nur sagen nutze die Zeit der Vorbereitung. Finde den angesprochenen Punkt, sich nicht nur auf eine erfolgreiche Aufnahmeprüfung vorzubereiten, sondern auch auf das Studium selbst, ist ein wirklich wichtiger Tipp. Hat man hier in einigen Disziplinen Defizite, wird es schwer gegen die ersten Eindrücke wieder anzuspielen. In den meisten Fällen werden deine Studienkollegen über viele Jahre auch nach dem Studium deine Kollegen. Die wollen, dass du sicher über Standards walken kannst, in den gängigen Stilistiken sicher begleitest, annehmbar improvisierst und und und...
Abgesehen davon habe ich die hörbar größten Sprünge m.M.n. tatsächlich in dieser Vorbereitung gemacht. Du hast erst auch mal so viel Scheiß im Studium zu bewältigen, der einen fürs erste noch nicht so richtig auf dem Instrument weiter bringt. Instrumentenkunde, Formenlehre (Klassik), Musikgeschichte, Chor, Tonsatz, Musiklehre und und und... Dabei ist auch noch chronischer Bassisten-Mangel und du musst Hinz und Kunz begleiten. Was natürlich erst mal nicht schlecht ist und viel Praxis in den unterschiedlichsten Stilistiken mit sich bringt. Ich hatte das "Glück" an der Hochschule auch noch eine Musical-Abteilung zu haben.
Semestervorspiele ohne Ende...und alle wollen 8-10x proben. Da muss man aufpassen, seinen eigenen Kram noch auf die Reihe zu bekommen.
Na ja...jetzt ist aber Schluss.
Wünsch dir viel Glück. Dat wird schon.
