Yousician bringt mich nicht weiter, und nun?

[Geosammler]

Hallo, liebes Forum.

Nachdem ich jahrelang das Basspielen mit der Yousician App "erlernt" habe, ist es jetzt Zeit für den nächsten Schritt.

Zur Verdeutlichung:
Yousician ist eine App, mit der man die Bassspur mit Playback nach so genannten Powertabs nachspielen kann. Diese sind außerdem farblich markiert, um die Fingersätze zu verdeutlichen.

Der große Nachteil ist aber, das man lernt, nach den Augen zu spielen, und nicht nach Gehör.

Deshalb ist die App heute vom PC und Handy geflogen.

Das bedeutet in meinem konkreten Fall, dass ich die Tabs ganz gut spielen kann, aber das Microtiming drunter leidet.

Freies Spielen ist ein Ding der Unmöglichkeit für mich. Auch Basslines raushören ist sehr schwer für mich.

Da es nicht so weitergehen kann, weil kein Fortschritt vorhanden, muss was anderes her. Die Frage ist aber, was?

Mein aktueller Stand ist folgender:

Wechselschlag und Raking sitzt.
Töne nach Tabs blind finden geht auch.
Ich kenne die Notennamen, allerdings noch nicht vollständig ihre Position auf dem Griffbrett.
Durtonleiter Schema und Molltonleiter Schema kann ich auch.

Wo mache ich vernünftig weiter? Welche Übungen empfiehlt ihr mir?

Moises und Ultimate Guitar hätte ich.

Lehrer ist momentan leider nicht möglich...

 

[rootbert]

Guck dir mal Pentatoniken, Umkehrungen und das CAGED System an... das hat mir ganz gut geholfen

Parallel dazu betreibst du gezielt Gehörbildung, indem du einfach zu Backingtracks für den Bass mitspielst. Auch das finde ich sehr hilfreich. Da gibt's bei Spotify ganz nette Playlists mit verschiedenen Genres von Nick Neblo.

Wenn du das miteinander kombinierst, wirst du bald ganz gut zu Jams improvisieren können.

Aber auch wenn du das nicht hören willst: spar dir lieber das eine oder andere rumgebastel an deinen Instrumenten und investiere wenigstens 1-2 Stunden pro Monat in nen Lehrer. Das bringt dich besser und schneller voran als alles andere.

 

[bassmansemi]

Das is doch schonmal nen guter Anfang..wenn du die Möglichkeit hast, such dir Leute mit denen du spielen kannst, müssen ja keine Cracks sein, aber da lernt man auch ne Menge..

 

[Geosammler]

Aber auch wenn du das nicht hören willst: spar dir lieber das eine oder andere rumgebastel an deinen Instrumenten und investiere wenigstens 1-2 Stunden pro Monat in nen Lehrer. Das bringt dich besser und schneller voran als alles andere.

Ein Lehrer will 100€ im Monat, das hab ich momentan nicht übrig, auch ohne Bastelei nicht... Aber langfristig hatte ich schon vor, Unterricht zu nehmen...

 

[EADG]

Versuch mal ab und zu ohne virtuelle Unterstützung zu spielen. Einfach nur so. Hör dir mal an, was du spielst.

Vergiss Mikrotiming. Timing reicht. Einfach mal Grundtöne "Amsterdam" auf Tracks spielen. Üben mit Metronom, nicht zu drumloops. Mit Drumloops klingt es besser, weil viel verdeckt wird.

Mein Lehrer nimmt 28,- für ne 3/4 Stunde. Ich mache bei Bedarf mit ihm Stunden aus. Wöchentlicher Unterricht ist nicht notwendig, wenn du weißt, was du willst.

spar dir lieber das eine oder andere rumgebastel an deinen Instrumenten und investiere wenigstens 1-2 Stunden pro Monat

Ganz genau

 

[rootbert]

Mein Lehrer nimmt 28,- für ne 3/4 Stunde. Ich mache bei Bedarf mit ihm Stunden aus. Wöchentlicher Unterricht ist nicht notwendig, wenn du weißt, was du willst.

Genau das! Gute Lehrer bieten sowas i.d.R. immer "ohne Abo" an... mache ich genauso, da ich für meine Sechssaiterausflüge noch ein paar gezielte Stunden haben möchte. Allerdings für 40,- pro Einheit Selbst wenn es nur eine Stunde im Monat ist, bringt dir das schon sehr viel mehr als jeder autodidaktische Ansatz.

 

[EADG]

...und hör dir mal Sachen selbst raus. Einfache Stücke ohne technische Hilfsmittel. Wer nicht in der Lage ist, Grundtöne selbst rauszuhören, wird nicht weit kommen. Man kann das lernen und trainieren.

 

[FFMBasser]

Freies Spielen ist ein Ding der Unmöglichkeit für mich. Auch Basslines raushören ist sehr schwer für mich.

Gehörbildung ist einfach viel Training. Einfach mal das Instrument nehmen und die Intervalle spielen und zuhören. Erstmal nur die Moll und Dur Terzen und die Quinte.

Nimm zum Beispiel mal so was wie das "Smoke on the Water" Thema, nur den ersten Teil:

E ---0---3---5

Da hast du Grundton - Mollterz - Quarte

Und jetzt spiel einfach mal damit rum, evtl. auch zu Drums, d. h. nur mit diesen 3 Tönen, verschiedene Rhythmen und Kombinationen. So bekommt man ein Gefühl wie z. B. die Mollterz, hier die "3 das G", klingt.

Also zum Beispiel

E----0 - 0 - 3 - 3 - 0 - 0 - 5 - 3

So habe ich das ganz am Anfang ohne jede Theorie gemacht. Songs nach Tabs gelernt und dann mit diesen Tönen versucht was eigenes zu kreieren. Das schult sehr gut das Gehör.

 

[whitewater]

Hallo, liebes Forum.

Nachdem ich jahrelang das Basspielen mit der Yousician App "erlernt" habe, ist es jetzt Zeit für den nächsten Schritt.

Zur Verdeutlichung:
Yousician ist eine App, mit der man die Bassspur mit Playback nach so genannten Powertabs nachspielen kann. Diese sind außerdem farblich markiert, um die Fingersätze zu verdeutlichen.

Der große Nachteil ist aber, das man lernt, nach den Augen zu spielen, und nicht nach Gehör.

Deshalb ist die App heute vom PC und Handy geflogen.

Das bedeutet in meinem konkreten Fall, dass ich die Tabs ganz gut spielen kann, aber das Microtiming drunter leidet.

Freies Spielen ist ein Ding der Unmöglichkeit für mich. Auch Basslines raushören ist sehr schwer für mich.

Da es nicht so weitergehen kann, weil kein Fortschritt vorhanden, muss was anderes her. Die Frage ist aber, was?

Mein aktueller Stand ist folgender:

Wechselschlag und Raking sitzt.
Töne nach Tabs blind finden geht auch.
Ich kenne die Notennamen, allerdings noch nicht vollständig ihre Position auf dem Griffbrett.
Durtonleiter Schema und Molltonleiter Schema kann ich auch.

Wo mache ich vernünftig weiter? Welche Übungen empfiehlt ihr mir?

Moises und Ultimate Guitar hätte ich.

Lehrer ist momentan leider nicht möglich...

Also, wenn Dur und Molltonleiterschemen schon da sind, noch die Pentatonische und Akkordarpeggien, und Du bist für alles ausser wirklich anspruchsvollen Jazzgeschichten imho bei 95%.

Basslines raushören, gerade weil es schwer für Dich ist. Manchmal muss man auch an seinen Schwächen arbeiten Und versuchen zu verstehen, was da gespielt wird und warum. Das ist wichtiger als 100% identisch zu spielen.
Und dann eben daraus eigene Ideen entwickeln, d.h. nur noch die Akkorde/Form nehmen oder das "Signature-Riff". Und den Rest nach Gusto.
Frei Spielen ist kein aus dem sicheren Haus gehen in die weite unbekannte Welt, sondern eher wie Kochen. Heute kein Knoblauch da, dann nehmen wir halt mal was anderes.

Ach ja, daß Noten für viele Dinge einfach sinnvoller sind als alles was sich so an Tab-Varianten rumtreibt....aber das ist eine andere Geschichte.

 

[whitewater]

Vielleicht noch ein Gedanke zum "Frei spielen", wobei Du auch mal erklären könntest, was Du darunter verstehst oder was Deine Erwartungshaltung ist.
Ich finde, Musik hat da sehr viel mit Sprache gemeinsam. Einzelne Töne sind wie einzelne Buchstaben, die Entsprechung zu ganzen Wörtern oder sinnvollen Wortgruppen sind halt Riffs und/oder Phrasen. Und die solltest Du über die Zeit verinnerlichen, ohne über die einzelnen Töne nachzudenken. Stell Dir mal vor, James Brown würde seine "Giddie-all-ups" buchstabiert denken müssen.
Wenn Du zunehmend mehr "Worte" so verinnerlicht hast, daß Du sie direkt parat hast, ohne jeweils über die einzelnen Töne nachdenken zu müssen, kannst Du damit dann auch entweder ganze Sätze bilden oder eben solche Riffs kontinuierlich wiederholen.

Der zweite wesentliche Punkt ist meiner Ansicht nach, eine melodische und rythmische Vorstellung unabhängig vom Instrument zu haben, und zwar nicht nur im Kopf, denn das können nur sehr wenige Menschen wirklich konkret. Rythmus alleine kann man klopfen oder klatschen, sobald es melodisch wird, muss die Stimme dazu. Singen oder summen. Mach das wenigstens für Dich alleine, Phrasen, Riffs oder ganze Melodieen zu singen, bevor Du sie spielst.
Das ist quasi der Gegenpol zur bewegungsorientierten Phrasenbildung.

In den öfters mal gehörten Scat/Instrument-gedoppelten Lines verbinden sich genau diese beiden Ansätze.

 

[Geosammler]

Vielleicht noch ein Gedanke zum "Frei spielen", wobei Du auch mal erklären könntest, was Du darunter verstehst oder was Deine Erwartungshaltung ist.

Das ist schnell gesagt:

Wenn jemand was singt oder spielt, möchte ich ne (einfache) Bassline dazu spielen könne, quasi aus dem Bauch heraus... Ohne groß nachdenken... Oder beim Soundcheck einfach was spielen, ohne groß nachzudenken, was ich da spiele...

Also flüssiges Spielen...

 

[rootbert]

Da hilft am besten hören hören hören... ohne Papierkram dazu, nur den Bass in der Hand. Dann kommt das mehr oder weniger von ganz allein.

Wenn du dann ein paar Skalen und Pentatoniken im Kopf hast, kannst du vom rausgehörten Grundton ausgehend schon zu sehr vielen Sachen mitspielen.

 

[licorice]

Mach es so wie viele Musiker:
Spiele zu deiner Lieblingsmusik dazu und orientiere dich am "Spirit" des Originals.

 

[EADG]

Das ist schnell gesagt:

Wenn jemand was singt oder spielt, möchte ich ne (einfache) Bassline dazu spielen könne, quasi aus dem Bauch heraus... Ohne groß nachdenken... Oder beim Soundcheck einfach was spielen, ohne groß nachzudenken, was ich da spiele...

Also flüssiges Spielen...

Versuch mal über Musik, die du hörst, Basslinien dazu zu singen (summen). Übe, zu spielen, was du hören möchtest. Sing dir ne Phrase vor und spiel die nach.

Keep it simple!

Kompliziert wird es mit der Zeit von alleine.

 

[whitewater]

Wenn jemand was singt oder spielt, möchte ich ne (einfache) Bassline dazu spielen könne, quasi aus dem Bauch heraus... Ohne groß nachdenken...

Auch zu dieser Hälfte kann man Übungen machen, die verinnerlichen, was man dann später abrufen kann. Lass das Radio laufen, und versuche jeweils bewusst herauszufinden, in was für einer Tonart sich der aktuell laufende Song bewegt. (bei den meisten Sendern laufen Songs die nicht grossartig in der Tonart wechseln). Über Mitsingen/Summen kannst Du üben Dur/Moll zu unterscheiden, mit dem Bass die Tonart finden (keiner erwartet ein absolutes Gehör von Dir ).
Indem Du versuchst da mal einen Dur oder Moll-Dreiklang dranzulegen, findest Du schon mal eine grundsätzliche Orientierung, und kannst versuchen einfach mal ein paar Töne oder Phrasen mitzuspielen. Mach Dir aber erstmal wirklich bewusst (evtl. bis Aufschreiben) wo Du landest. Wie gesagt, später automatisiert sich sowas. Kennst Du ja von anderen Sachen, erst bewusst, mit Nachdenken, dann oft wiederholen, dann gehts automatisch.

 

[OkBasSue]

Ein Lehrer will 100€ im Monat, das hab ich momentan nicht übrig, auch ohne Bastelei nicht... Aber langfristig hatte ich schon vor, Unterricht zu nehmen...

Alternativ zu wöchentlichem Unterricht ist evtl. flexible eine Möglichkeit.
Input beim Lehrer holen, und wenn du soweit bist die nächste Stunde.

 

[Dr. bss]

Um frei spielen zu können muss man schon auf gewisses Repertoire an Riffs, Skalen oder Melodien zurückgreifen können, die man dann in der jeweiligen Tonart anwenden kann.
Das erhält man aber in erster Linie durch üben. Sei es nach Gehör oder einer notierten Stimme.
Auch wenn das viele hier nicht hören wollen, aber ich halte das Spiel nach Noten schon für sehr wichtig. Und sei es nur für Übungszwecke zuhause.
Wenn Notenkenntnisse nicht vorhanden sind, dann kann man eben Tabulaturen benutzen.
Aber da kommen halt häufig die Notenwerte sprich der Rhythmus zu kurz.

 

[Dr. bss]

Unabhängig davon, ist die beste Schule, das Zusammenspiel mit anderen Musikern.
Wenn keine Mitmusiker vorhanden sind, dann kann man ja auf Aufnahmen zurückgreifen.

 

[goldbass]

Wenn jemand was singt oder spielt, möchte ich ne (einfache) Bassline dazu spielen könne, quasi aus dem Bauch heraus... Ohne groß nachdenken...

Root, Quinte, Oktave gehen immer und sind einfach. Später kannst du dann die Terzen und ggf. Septimen reinnehmen. Die Grundtöne in der Songstruktur müsstest du raushören lernen. Welche Art von Musik magst du denn gerne?

 

[Bass-Fred]

Der große Nachteil ist aber, das man lernt, nach den Augen zu spielen, und nicht nach Gehör.

Freies Spielen ist ein Ding der Unmöglichkeit für mich. Auch Basslines raushören ist sehr schwer für mich.

Du hast die Problemzone ja schon ganz gut eingekreist. Weiter am Gehör arbeiten, das ist in meinen Augen Gold wert.