Wie kann man seine Leistung richtig einschätzen ?

[TomM]

Dein Leistung kannst Du einschätzen, wenn Du Vergleichsmöglichkeiten hast. Aber das ist doch zweitranging, Du musst einfach die Band finden, in die Du passt und mit der Du Dich dann weiterentwickelst. Letzteres ist dann der Maßstab Deines Erfolges.

Du musst den Mut haben, auch auf die Gefahr von Frustrationen hin in Bands zu gehen und einfach zu probieren. Da es viele gibt, die nichts auf die Reihe bekommen, die Dilettanten, viel gute Musiker, die einfach nur Stinkstiefel sind, und die wenigen, die wirklich mehr brauchen, als Du bieten kannst, steht rein statistisch gesehen schon mal im Vorwege fest, dass Du mehrere Versuche brauchst.

Lass Dir Titel nennen oder bei eigenen Stücken Mitschnitte geben und bereite Dich vernünftig vor, so dass Du für Dich selbst ein wenig Sicherheit gewinnst. So nach Gefühl und Wellenschlag aus der Erinnerung nachspielen gilt nicht. Grade beim Covern orientiert man sich am Original, das eigene Arrangement folgt ggf. dann und setzt schon allerhand Können voraus. Wenn die Band Dir keine Vorgaben machen kann, ist das schon mal höchst verdächtig.

Wenn Du die Foren und Börsen durchsiehst, wirst Du auf viele Gesuche stoßen - grade für Bassisten. In Hamburg hängen tonnenweise Zettel im Amptown Bunker.

Wenn Du das ein paar mal gemacht hast, vielleicht auch mal irgendwo nur so zum Jammen mitgemacht hast, entwickelst Du schon mal einen Sinn dafür , eine Band und Deine eigenen Möglichkeiten einzuschätzen und solltest dabei auch die Motivation gewinnen, weiter an Dir zu arbeiten. Dann wird aus der unangenehmen "Prüfungssituation" irgendwann der Spaß, neue Musikerkollegen kennen zu lernen und es mit denen zu probieren, und das kann am Ende regelrecht süchtig machen. Hau rein !

 

[TomM]

Kleiner Nachtrag

Zitat:Original erstellt von: TC



Die damaligen Stones-Nummern habe ich nur nach Gefühl gespielt, ohne alle Songs im Original bewusst richtig zu kennen. Ich war nie der große Stones-Fan. Lustigerweise habe ich Jahre später beim Anhören der Tapes festgestellt, dass sich mein Bass eigentlich genauso anhörte, wie er auch im Original gespielt wird.

Tja, der gute Bill Wyman war ja auch nicht unbedingt der Bassvirtuose.

Zitat:
Ich war immer davon ausgegangen, dass Bass reine Gefühlssache ist, und wenn man voll in dem Song drin ist, fliegen die Flossen quasi von selber. Wirkliche Gedanken habe ich mir darüber nie gemacht, ich fand Bassspielen immer einfach. Geübt habe ich eigentlich nie. Immer nur Gitarre geübt, Gitarrenmäßig würden die Kenntnisse auch für fast jede Sache ausreichen.

Darüber decken wir mal ganz schnell den Mantel des Vergessens. Erstens übt man, zweitens ist der Bass was gänzlich anderes als eine Gitarre und drittens ist ein Bass ein anspruchsvolles Instrument, das man beherrschen lernen muss. Wenn Du Bass spielen willst, dann mach es richtig und vera.... nicht die Bands, bei denen Du Dich bewirbst.

 

[Gast20213]

Ich sollte mich wohl besser nur bei solchen Bands vorstellen, die ungefähr meine Musik machen. Hier ist der Bass nämlich so, wie ich es mag und wie ich ihn auch spiele.

Andere Sachen haben wohl keinen Sinn, weil ich`s a) nicht kann und b) auch die Lust fehlt, mich diesbezüglich zu verändern. (muss ich hier mal zugeben).

 

[Gast20213]

Das Wort "verarschen" finde ich hier aber deplatziert.

Wenn man in solchen Mustern denken würde, könnte ich das Wort
genauso benutzen, denn viele Bands, die einen Bassisten suchen,
beschreiben sich als gute Band, dabei sind ihre Songs auf den Sound-
files zum Teil echt gruselig und völlig talentfrei, trotz fleissig einge-
übter Techniken der einzelnen Mitglieder.

 

[TomM]

Ja, hast ja Recht. Nimms nicht wörtlich [**/]

Aber etwas schockiert war ich schon , als ich Deine Einstellung (nix üben) gelesen habe. Die anständige Band - nicht die Flachpfeifen - sollte sich auf einen ambitionierten Mitstreiter verlassen können - egal auf welchem Level und bei welchem Stil.

 

[PuenteColgante]

1)Find Wyman gar nicht so leicht zu covern; der spielt imho für nen Rocker doch ziemlich funky - Start me up z.B. mit den ganzen Löchern in den Achteln - und dann wiederholt der fast nix !

2)Beim Covern erstmal 5 Songs ausmachen, die sowohl du als auch Kapelle können - wenn ihr da schon nix findet passts eh ned !und auch wichtig: tonarten klären - hab schon mal vorgespielt und die hatten fast alles ins nirvana transponiert - da war ich dann auch ganz schnell überfordert....

3)Vorbereiten und Üben ! Nicht sofort hinfahren. Bedenkzeit erbeten und üben in dieser Zeit - alles andere hilft nix.

4)Hingehen, Typen anschauen, Erwartungen klären - wollen die jedes WE nen Gig ? (da würds bei mir scheitern, hab noch ein leben ausserhalb der musik); passen die probentermine und -uhrzeiten ? Wollen die reich werden und für dich ists nuer ein hobby ? dann passts auch nicht. wie sind die sanitären anlagen ? was kostet dich der prebraum in zukunft ? wie weit und wie lange ist es für dich zu fahren ?

das war jetzt eher der organisatorische aspekt, den man aber nicht ignorieren sollte.....

 

[Chuck]

Zitat:Original erstellt von: TC

Ich sollte mich wohl besser nur bei solchen Bands vorstellen, die ungefähr meine Musik machen.

Ich wundere mich, daß du das extra erwähnst? Das hab ich aber als bekannt vorausgesetzt.

 

[Chuck]

Zitat:Original erstellt von: Haugi

1)Find Wyman gar nicht so leicht zu covern...

es ist ein dumme angewohnheit, musiker, die nicht durch virtuosentum und extrovertierte persönlichkeit auffallen gleich abzuqualifizieren.

 

[rabarvek]

Zitat:Original erstellt von: TC
In den Gesuchen steht meistens "bitte keine Anfänger" UND "Profis werden bei uns nicht glücklich".

Das allein als Kriterium deckt in etwa ein so weites Feld ab wie "suche Fahrzeug: Kinderfahrrad ist zu schwach und Formel1 Wagen zu schnell". Und so lässt sich nicht einfach beantworten, was man so draufhaben muss. In einer Jazzcombo kann es Lead-Sheet lesen sein, in einer Partyband die Fähigkeit die Basslinien aus den Originalen herauszuhören und in einer Band mit Eigenkompositionen die Fähigkeit, sinnvolle Basslinien einzubringen.
Allen Varianten (ich habe längst nicht alle aufgezählt) ist eines gemeinsam: Zusammenspiel kann man nicht im stillen Kämmerlein lernen. Wenn du dich also erst dann auf ein Inserat melden möchtest, wenn du sicher weisst, dass du gut genug bist, wird das nie geschehen.

Ich spiele schon eine ganze Weile Bass und habe schon einige Bands kommen und gehen sehen. Die Suche nach einer neuen Band ist auch für einen alten Hasen jedesmal eine Herausforderung. Mal ist die Mukke toll, aber die Leute doof, mal stimmt alles, aber sie nehmen doch einen andern, mal stehst du mit ein paar zugekifften Teenagern im Proberaum und fragst dich, was du da machst.
Die Methode, die mMn am ehesten zum finden der richtigen Band führt, ist "breit streuen". Melde dich auf alles, was irgendwie in Frage kommt! Jedes mal, wenn du bei einer Band vorspielst, gewinnst du neue Erfahrungen, die den Verlust des einen Abends deiner Lebenszeit mehr als wett macht. Und eines Tages stehst du mit den richtigen Leuten in einem Proberaum.
Als Nebeneffekt hilft es dir, die Eingangsfrage zu beantworten.

 

[sampson]

Zitat:Original erstellt von: rabarvek
mal stehst du mit ein paar zugekifften Teenagern im Proberaum und fragst dich, was du da machst.

Ach Gott, da werden Erinnerungen wach.
Und dann Singen sie plötzlich: " Lass die Sonne in dein Herz..."
"Ok, leute Sorry aber ich glaub das wird nichts...." ......FLUCHT....

 

[Chuck]

Zitat:Original erstellt von: sampson
Ach Gott, da werden Erinnerungen wach.

Ja. In welche Richtung solls denn gehen, so stilmäßig? - Wir spielen alles einen Halbton tiefer.

 

[sampson]

"Du brauchst deinen Amp nicht extra mitbringen. Wir spielen immer direkt in die PA. Dann muss man bei Konzerten nicht so viel schleppen...."

 

[Gast20213]

Wie schon gesagt, als ich damals in der Stones Cover Band spielte, war ich vorher kein Stones Fan und kannte die Songs nur so vom Hören. Ich habe das nur zufällig gemacht, weil die Leute eben sowas spielten.

Meine Meinung zu den Stones-Songs ist, dass sie rein technisch von Technikern wohl leicht zu spielen sind, aber gerade für solche Techniker gleichzeitig auch extrem schwer.

Ohne Gefühl hört sich das nämlich -trotz aller technischen Fertigkeiten- nach GAR NIX an. (Schlagzeug klang wie Rhythmusmaschine, Anschlag der Gitarren war immer ein paar Millisekunden zu früh oder zu spät, Gesang war grauenvoll.)

Spielt / Singt man es hingegen rein nach Gefühl, klingt es besser, vielleicht technisch gesehen unperfekt, aber sehr authentisch und mit genau dem Groove der Songs.

Auf die Art hat es Spaß gemacht, aber es kam kein wirklich guter Sound zustande, weil eben alle Instrumente entsprechend mit dem notwendigen Gefühl gespielt werden müssen.

Beim Anhören verschiedener Soundfiles von Bands, die einen Bassisten suchen, habe ich das selbe gehört. Klar haben die Einzelspieler gute Techniken erlernt, aber in der Summe ist das Endprodukt oft nichtssagend.

Hört Euch doch mal Blues auf der Gitarre an. Hier gibt es Spitzentechniker, die aber einfach so die Klänge runterspielen. Und es gibt scheinbar unperfekte Gitarristen, die holen viel mehr aus dem Thema raus.

 

[rabarvek]

Dass Technik nicht alles ist, stimmt zwar, aber der Umkehrschluss, dass fehlende Technik gefühlvolles Spiel bringt, ist schlicht falsch. Aber die Diskussion hatten wir hir schon zig mal.

 

[Gast20213]

Dieser Umkehrschluß kam auch nicht von mir.

Ich fand meine Technik bisher ja ausreichend, immerhin klampfe ich seit
über 30 Jahren.

Dass mir die Technik fehlt und ich mich in Richtung Anfänger bewerben
sollte, ist ja nur eine These gewesen, denn es ist nicht klar, wie hoch die
Ansprüche in puncto Technik im Bewerbungsfall in etwa sein werden.

 

[5er-bassist]

das schöne ist ja, dass man nie weiß, was für Ansprüche gestellt werden. Hab schon bei genug Bands vorgespielt, die im Vorfeld am Telefon mit Ambitionen, gutem Arbeiten, seit Jahren am Musik machen waren, etc. und beim "Casting" stellte sich dann heraus, dass das Niveau weit unter dem war, was angesprochen wurde. Nimm einfach jede Möglichkeit war, vorzuspielen, auch, wenn das Spielniveau evtl. Deiner Meinung nach zu hoch ist. Du kannst nur bei lernen und weist danach besser, wo du selber stehst.

 

[Chuck]

Jo, 5er, das beste war doch dieser Gitarrist, der sich als Mann für Solo und Rhythmusarbeit gleichermaßen bewarb und Gesangsaufgaben in Personalunion übernehmen wollte. Angerückt kam er mit einer tiefer gestimmten Ibanze, deren rostige Saiten beim Lösen des Klemmsattels brachen. Ersatzsaiten hatte er keine. Das 12-taktige Schema war ihm auch fremd, er hat dann immer geschaut wann ich wechsle. Vom Gesang reden wir nicht...

 

[Gast20213]

Die Story hört sich nach versteckter Kamera an.

 

[Chuck]

Nein, TC - ich versichere, das ist echt so passiert. Er hat dann vom Gitarristen eine Klampfe gekriegt. Der Witz war dann, daß dieser Mann recht klein von Wuchs war und Tom und ich so bei einsneunzig liegen. Da stellte sich heraus, daß ihm die Gurte zu lang waren einschließlich seines eigenen. Er wisse, daß sein Gurt zu lang sei und man den nicht verstellen könne, aber er hätte den von einer (er sagte nicht "seiner") Frau bekommen. Das ist so schräg, das kann ich gar nicht erfinden.
Aber - um die Kurve zu kriegen, das soll halt eins der krasseren Beispiele dessen sein, was einem bei der Musiker- bzw. Bandsuche so alles passieren kann.

 

[Nymi]

Zitat:Original erstellt von: Chuck

Aber - um die Kurve zu kriegen, das soll halt eins der krasseren Beispiele dessen sein, was einem bei der Musiker- bzw. Bandsuche so alles passieren kann.

Wir waren vor vielen Jahren auf der Suche nach einem Keyboarder. Dann meldete sich einer auf die Anzeige und wir mit zwei Leuten hin. Es erwartete uns ein neunzehnjähriger Junge, der bei seinen Großeltern lebte. Opa war vom alten Schlag ("Ein Musiker MUSS nach Noten spielen, sonst ist das alles nur Düdelüt!"), und der arme Junge stand voll unter der Knute.

Ohne Noten ging bei dem gar nichts. Wenn man ihm das Blatt wegnahm, kam kein Ton mehr! Als er uns dann noch zeigen sollte, dass er ganz toll singen kann (Opa: "Der hat eine Stimme wie eine Nachtigall!"), war das Desaster komplett: Opa bestand darauf, dass er nach Noten singt und spielt; nur leider war das alles überhaupt nicht seine Tonlage...

Ich könnt Euch nicht vorstellen, was wir da für ein Gejaule vorgeführt bekamen! []

Und noch heute, wenn das Wort "Nachtigall von Holtland" fällt, kriegen wir das Grinsen kaum aus dem Gesicht...

... obwohl mir der Junge echt leid getan hat. []