Wann ist Aging kein Aging mehr?

[daphonque]

jedesmal wenn ich so mitlese kommt mir diese Doppelseite aus Geddy Lee‘s „Book Of Bass“ in den Sinn.



Selber hab ich einen gebrauchten Relic Bass, den Fender Flea. Der übrigens wie Geddys auch noch lange nach muffigem Proberaum mit Bier und Rauch roch, auch wenn der nicht so alt war .
Dieser wäre für mich aber genauso gut in cleanem Look. Wollt mal eine Replik der alten Js spielen, und der ist preislich ganz gut.

 

[Gast27578]

Es kann auch einfach Shit happens sein. Direkt von einer Macke auf den Umgang mit was zu schließen ist aber schon hart kartoffelig

Immer dieses Internet mit seinen völlig unnötigen Missverständnissen.



Ich glaube, ich meine das nicht kartoffelig. Darfst gerne Du aber gerne für Dich anders bewerten, vielleicht bin ich sogar gerne eine Kartoffel.

Ich meine ja eben nicht, dass jedes Instrument mit Dong immer der ausschließliche Beweis für miesen Instrumentenumgang ist. Ich meinte, dass wenn ich persönlich als Käufer den Verkäufer NICHT persönlich gut kenne UND ich einen riesen Dong sehe, mir nicht sicher sein kann, dass der Verkäufer sein Instrument mit der gebotenen Achtung behandelt hat. Na klar, kann ich mich da irren. Na klar, ist das eben kein Beweis, sondern maximal ein Indiz. Aber wenn ich schon Geld ausgeben will, dann halte ich es für sinnvoll Angebote mit offensichtlichen Schäden auszuschließen.

 

[Gast57739]

Der Gedanke, daß es IMMER nur Prestige sein muß stimmt so einfach nicht.
Künstliches Ageing allerdings ist immer Prestige,

dass künstliches Ageing immer Prestige ist, stimmt aber auch nicht. Ich kannte mal einen Bassisten, der sich einen geageden Sandberg geholt hat, damit er sich über neue Macken nicht so ärgert. Und DEN Gedanken fand ich durchaus nachvollziehbar. Ob es ein geageter Neuer (inklusive entsprechendem Preis) sein muss oder ob dann nicht ein gebrauchter Normaler reicht, ist dann eine andere Frage...

 

[Gast27578]

der sich einen geageden Sandberg geholt hat, damit er sich über neue Macken nicht so ärgert.

Hmmmm.....

Ich ärgere mich über Macken. Warum? Weil ich neu schick finde. Ich verzichte freiwillig auf neu, weil ich Angst habe das Gefühl zu verlieren, welches ich durch meinen genialen Plan niemals haben werde.

Das ist eine geniale Taktik. Ich werde sofort meine Freundin verlassen, weil ich Angst hätte, dass sie mich sonst verlassen könnte, danach zünde ich mein Motorrad an, weil ich Angst davor habe, dass es beschädigt werden könnte und letztlich werde ich mich umbringen, weil ich Angst vor Schnupfen habe.

Ich finde den Plan großartig! Ich fang gleich an, ja?

 

[whitewater]

Es kann auch einfach Shit happens sein. Direkt von einer Macke auf den Umgang mit was zu schließen ist aber schon hart kartoffelig .

Naja, Shit happens ist halt auch Shit. Wenn einer seinen Bass immer auf Rosen bettet und auf Händen trägt und nie alleine lässt, wenn der dann das eine Mal unglücklich fällt dann ist halt auch da vielleich der Hals durch oder ein Riss im Body, der später durchläuft, oder eben nur ein Chip Lack weg.

 

[Mudskipper]

Künstliches Ageing allerdings ist immer Prestige,

Warum ist das immer Prestige?
Einfach mal hinnehmen, dass das Leute schlicht schön finden, das mögen wie das aussieht.

Das ist eine geniale Taktik. Ich werde sofort meine Freundin verlassen, weil ich Angst hätte, dass sie mich sonst verlassen könnte, danach zünde ich mein Motorrad an, weil ich Angst davor habe, dass es beschädigt werden könnte und letztlich werde ich mich umbringen, weil ich Angst vor Schnupfen habe.

Dieses ganze Überinterpretieren, manmanman ey .

Naja, Shit happens ist halt auch Shit. Wenn einer seinen Bass immer auf Rosen bettet und auf Händen trägt und nie alleine lässt, wenn der dann das eine Mal unglücklich fällt dann ist halt auch da vielleich der Hals durch oder ein Riss im Body, der später durchläuft, oder eben nur ein Chip Lack weg.

Ja klar, und jetzt?

 

[Gast57739]

ist eine geniale Taktik. Ich werde sofort meine Freundin verlassen, weil ich Angst hätte, dass sie mich sonst verlassen könnte, danach zünde ich mein Motorrad an, weil ich Angst davor habe, dass es beschädigt werden könnte und letztlich werde ich mich umbringen, weil ich Angst vor Schnupfen habe.

Mich beschleicht das Gefühl, dass sich das nicht 1:1 auf alle Lebensbereiche übertragen lässt...

Man könnte es aber auch so denken: Mich stört die Macke, weil sie ein Fremdkörper am ansonsten makellosen und auf Hochglanz polierten Instrument ist. Etwas, was einem immer wieder ins Auge sticht und einen stört. Die gleiche Macke fügt sich an einem geageden Instrument aber stimmig ins Gesamtbild ein. Naja, zumindest solange es nicht so eine große wie im Eingangspost ist...

 

[Geosammler]

Die Macke fügt sich aber stimmig ins Gesamtbild ein.

Solche Leute kenn ich auch...

 

[orgeloli]

dass künstliches Ageing immer Prestige ist, stimmt aber auch nicht. Ich kannte mal einen Bassisten, der sich einen geageden Sandberg geholt hat, damit er sich über neue Macken nicht so ärgert. Und DEN Gedanken fand ich durchaus nachvollziehbar. Ob es ein geageter Neuer (inklusive entsprechendem Preis) sein muss oder ob dann nicht ein gebrauchter Normaler reicht, ist dann eine andere Frage...

Na ja...für den Aufpreis eines Ageings bei Sandberg kann ich gerne einige Macken verschmerzen.....dieses Argument ist ein Scheinargument.

 

[orgeloli]

Warum ist das immer Prestige?
Einfach mal hinnehmen, dass das Leute schlicht schön finden, das mögen wie das aussieht.

Dann sollen sie sich anstrengen......also...Grad das Gejammer aus dem Eingangspost.......was soll das jetzt....ich finde das schön, aber die neue Macke nicht.
Entweder mag mans abgerockt oder nicht.
Klar, wenn mir das Teil gebraucht zufliegt....aber, die Aufpreise dafür....nach dem Motto ich bezahl das es so aussieht, weil rocggnroll ist nich so meins, aber es wird von mir erwartet.
Es ist ein Musikinstrument und ALLES was aufpreispflichtig lediglich der Optik dient, dient auch nur dem Prestige.
Als Musiker höre und fühle ich das Instrument, sehen tut es nur das Publikum.
Alles andere ist schöngeredet....und wenn es mir das wert ist, das ein Instrument meine Lieblingsfarbe hat oder zu den Schuhen passt oder eben mein Image aufpolisrt, dann ist das ok, aber dann soll man auch dazu stehen.

 

[whitewater]

Na ja...für den Aufpreis eines Ageings bei Sandberg kann ich gerne einige Macken verschmerzen.....dieses Argument ist ein Scheinargument.

Das führt ja zu einem anderen Gesichtspunkt (womit wir letztlich völlig off topic sind). Das Preissegment Oberklasse muss sich ja irgendwie absetzen und rechtfertigen. Wenn bei mehr oder weniger fantasieloser Fabrikware das höchste der Gefühle halt ist, daß die Kiste in den Nighted States zusammengeschraubt wurde oder eben in Braunschweig, und dafür eben bestenfalls Preise der oberen Mittelklasse durchsetzbar sind, dann ist das ja irgendwie motivationshemmend. Keiner sammelt gerne einzelne Cents Gewinnspanne aus dem Verkauf von Billiginstrumenten, die womöglich mit einem zusätzlichen Kundengespräch schon ins Minus gehen. Schaut Euch die Automobilhersteller an, die geben gern zu, daß sie lieber 1 C-Klasse verkaufen, als 3 A-Klassen bzw. einen 7er statt 2 Dreiern.
Da jetzt aber Woodporn, exotische Formen, handwerkliche Meisterarbeit und Landebahnbefeurung so richtiges Last-Millenium-Boomer-Zeugs sind und heute nur etwa 10% des Marktes begeistern können, und auch Unterschriften mehr oder weniger populärer Kollegen den erzielbaren Preis der Instrumente nur begrenzt pushen können, geht das halt über Aging.
Statt sich einen Kopp zu machen, wie eine Lieferkette in Indonesien, Vietnam oder Bangladesh (als nächstes evtl. Nordkorea) etabliert, strukturiert, qualitätssichert und gegen die Konkurrenz abschirmt, um dann Instrumente für knapp einen großen Schein auf den Markt zu werfen, nimmt man lieber die gewohnte Mittelklasseware und verdoppelt deren Marktwert durch 3-4 Stunden zugegeben teilweise gutes Handwerk aus der Kategorie irgendwo zwischen Altertumsrestauration und Konrad Kujau. Wie beschrieben, der Umsatz kommt in kommod grossen Stücken und das ganze ist ja auch nachhaltiger, denn der hardcore-geagete 3Kilo Bass wird sicherlich länger in Ehren gehalten, als die drei Billigteile zusammen, braucht aber nur eben ein Drittel der Rohstoffe und Energie zzgl. nur etwas Schleifpapier und Patiniermittel.

 

[Bass-Fred]

Das muß auch keiner zugeben, nur du in deinem Fall.
Ich nehme Mal singlecutbässe als Beispiel her und ich geh davon aus, die meisten die sowas spielen machen das tatsächlich aus Prestige.
Tatsächlich kenn ich aber EINEN, also wirklich nur einen, der so ein Instrument voll ausreizt. Man hört den Unterschied sofort, wenn er einen BoltOn bespielt.
Von daher sind solche allgemeingültigen Aussagen von Menschen, denen ein einfaches lieblos Zusammengeschäftes Instrument reicht, mit ziemlicher Vorsicht zu genießen.
Der Gedanke, daß es IMMER nur Prestige sein muß stimmt so einfach nicht.
Künstliches Ageing allerdings ist immer Prestige,
Vor allem, wenn man dann wegen dem ersten echten Kratzer rumheult.

Ich verstehe nach dem Lesen Deines Posts nichtmal, ob Du mir widersprechen oder zustimmen wolltest.

 

[whitewater]

Ich verstehe nach dem Lesen Deines Posts nichtmal, ob Du mir widersprechen oder zustimmen wolltest.

Da bin ich bei Dir...geht es evtl. darum, daß Singlecut Bässe einfach so grottenhässlich sind, daß man sie schon wirklich wollen muss, und dann kanns auch etwas mehr kosten? Zumindest das scheint mir evident. Singlecuts im unteren Preissegment sind extrem selten.

 

[orgeloli]

Da bin ich bei Dir...geht es evtl. darum, daß Singlecut Bässe einfach so grottenhässlich sind, daß man sie schon wirklich wollen muss, und dann kanns auch etwas mehr kosten? Zumindest das scheint mir evident. Singlecuts im unteren Preissegment sind extrem selten.

Nein es geht darum, das man beim richtigen Spieler einen deutlichen Unterschied hört.
Nur die wenigsten können damit umgehen.

 

[Bass-Fred]

Nein es geht darum, das man beim richtigen Spieler einen deutlichen Unterschied hört.
Nur die wenigsten können damit umgehen.

Ich erweitere das mal auf: beim richtigen Spieler hört man auf jedem Instrument einen deutlichen Unterschied. Kennt doch jeder. Da will man sich mit etwas neuem beschenken, weil der vorhandene Fuhrpark nicht den Sound bringt, den man sich erhofft. Dann kommt einer, der es kann und plötzlich klingt die Karre besser als je zuvor und man fragt sich, wie das sein kann. Der Neukauf kommt dann natürlich trotzdem, bevor die Inflation das Geld auffrisst.

 

[Slidemaster Dee]

Der übrigens wie Geddys auch noch lange nach muffigem Proberaum mit Bier und Rauch roch, auch wenn der nicht so alt war .

Geruchs-Aging ist auch ein Interessanter Aspekt. Nix tierfreie Nichtraucherhaushalte. Ich nehm für meine stinkenden, gebrauchten Bässe demnächst 20% mehr Kohle weil sie Geruchsgeaged sind!

 

[whitewater]

Geruchs-Aging ist auch ein Interessanter Aspekt. Nix tierfreie Nichtraucherhaushalte. Ich nehm für meine stinkenden, gebrauchten Bässe demnächst 20% mehr Kohle weil sie Geruchsgeaged sind!

Dieses spezielle Hautgout jahrelanger Räucherung im Nikotindunst, leichter Schimmelnote und dem regionalen schwach alkoholischen Getränk (der Keller vom Treffer hatte immer eine deutliche Ebbelwoi-Note, einzelne Biere würde ich nicht identifizieren können, evtl. Guiness vs. Kölsch) sollte doch eigentlich bei #Stewmac als "RubInFluid" erhältlich sein.

 

[StonerGreg]

Als Musiker höre und fühle ich das Instrument

Genau das ist für mich der Punkt. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß sich gut(!) und authentisch(!!) gerelicte Instrumente für mich einfach besser anfühlen als nagelneue frisch aus dem Laden. Nitro lackierte Bodies fühlen sich für mich auch besser an als solche, die mit einem PU-Panzer versehen wurden. Haptik finde ich total wichtig und ein Bass darf auch gerne gebraucht und gespielt aussehen. Nur mit „Treibholzstyle“ kann ich nix anfangen, ab einem gewissen Grad finde ich das einfach nicht mehr schön.

 

[whitewater]

Also was die Wichtigkeit der Haptik angeht, bin ich voll dabei. Nur, daß man ordentlich anzufassende Instrumente nur zustande bekommt, indem man nach dem "Nagelneu" Zustand noch eine weitere Fertigungsphase namens "Aging" reinpackt klingt komisch. Bin jetzt zum Beispiel nicht der dogmatische MuMa Anhänger, aber die letzte Anschaffung exakt von denen hat ein mattiertes Halsfinish das allemal besser rüberkommt, als ein nachträglich abgewichstes Hochglanzfinish. Und das macht mir deutlich den Eindruck, als ob das diese Haptik seit 30 Jahren bietet, also from day one.
Diese PU Panzer finde ich auch unsexy, da ist der MuMa leider voll drin, vor allem, weil da Macken nochmal extra hässlich sind. Ob es jetzt unbedingt Nitro sein muss, auch das Zeug kann man ja dickschichtig draufkleckern, eine halbwegs dünne Lackierung würde imho wichtiger sein, als der Lack an sich. Die hat auch den Vorteil, daß das Holz darunter noch spürbar ist, und ein Chip eben kein Schlagloch ist, sondern eher optisch wirkt. Wäre spannend, was passiert, wenn man sich Leo heute zum Vorbild nimmt, und aktuelle Lacke aus dem KFZ Bereich verwendet. Die lassen sich ja auch vergleichsweise dünn auftragen, obwohl auf Wasserbasis.
Das ist sicher aus anderen Gründen nicht allgemeingültig, insbesondere wegen Einschränkungen in der Farbauswahl, aber mein letzter Eigenbau hat auf dem Korpus eine Schellackpolitur, die ist vom Spielgefühl nochmal soweit wie Nitro von PU in der richtigen Richtung.

 

[rootbert]