Überlackieren oder ganz abschleifen?

[f.the.c]

Guten in die Runde.

Möchte meinen Aria RSB Bass (80erJahre) schwarz lackieren. Der Bass ist zur Zeit glänzend transparent lackiert; es gibt ein paar dickere Macken.
Grundsätzlich gibt es mehrere Möglichkeiten:
1. Den alten Lack entfernen, den Body schleifen, Macken ausbessern, neu lackieren.
2. Den alten Lack belassen, Macken ausbessern, überlackieren.
Zu 2 hab ich ein paar Fragen:
Was muss ich beachten? Gibt es eine Chance durch die Wahl des Lacktyps die Aktion reversibel zu machen?
Hat hier schonmal jemand mit Sprühfolie experimentiert?

Grüße
Hilmar

 

[13ghosts]

Das wird sicher ein ziemlicher Aufwand mit dem durchgehenden Hals. Ich bin kein Profi, aber den Lack zuerst runterzunehmen ist glaube ich angebracht. Es hängt sicherlich auch davon ab welche Lacke genutzt wurden und werden sollen. Ich glaube ich würde ihn so "road-worn" belassen. Das beantwortet aber leider nicht deine Fragen...

 

[Der_BassMichl]

Von Sprühfolie möchte ich abraten.
Dort wo direkte mechanische Belastung stattfindet ( Unterarm Auflage auf dem Body Finger am Pickup/Holz Übergang etc ) wird sie sich sehr schnell in Krümel verwandeln oder sogar ( wenn man sie gut aufgetragen hat ) den ganzen Lappen Folie ablösen.

 

[bassilisk]

Vielleicht fühlt sich mal jemand berufen, eine Linksammlung mit den ganzen "Bass lackieren"-Threads aufzumachen.


Es gibt hier sehr viele unterschiedliche Lösungsansätze und mehr oder weniger erfolgreich durchgezogene Workflows - letztendlich hängt das Ergebnis vom Geschick des Ausführenden ab.

Meine Meinung (und Erfahrung) zum Thema "Abschleifen" (wo auf der Tastatur finde ich eigentlich die schönen "Anführungszeichen unten", die Älteren unter uns werden sich erinnern):
Der vorhandene Lack - wenn er nicht rissig ist oder abblättert) ist eine hervorragende Grundierung; die meisten der heute kaufbaren Lacke funktionieren auf PU und Nitro. Also einfach sauber anschleifen und entfetten (Abwaschen mit Nitroverdünnung ist nicht populär, aber funktioniert... alternativ auch Spiritus oder Isopropanol).

Macken ausbessern: 2-Komponenten-Feinspachtel aus dem Autozubehör, nix anderes: Kein "Lackierer-Universalspachtel", kein Holzkitt, nix Faserverstärktes... Unbedingt die Dosierung des Härters sorgfältig vornehmen!
In den Dellen sauber anschleifen, gerne etwas grober, um eine gute Verbindung zum Untergrund herzustellen. Überschleifen, nochmal Spachteln, gerne mehrmals: Kein Anfänger kann im ersten Durchgang sauber spachteln. Lieber etwas zu wenig und dann nochmal - sonst schleifst du den Lack um die Spachtelstelle durch und musst wieder mühselig den Lack aufbauen.

Schleifmittel: Hier wirst du wohl mit Ratschlägen erschlagen werden; viele Wege führen nach Rom. Wichtig aus meiner Sicht: Verwende, was dir basst und zieh' das durch! Gefühl, Geduld und Sorfalt sind durch nichts zu ersetzen.
Insider werden sich erinnern: Spare nicht am Schleifpapier!!!!!!!!!

Nachtrag: Wenn jeder, der hier antwortet, einen Link zu "seinem " erfolgreichen Projekt postet, könnte man (ich) die o.g. Sammlung beginnen.

 

[bassilisk]

Ich glaube ich würde ihn so "road-worn" belassen. Das beantwortet aber leider nicht deine Fragen...

Das!
Schöner Bass, schöne Maserung.

 

[bassilisk]

Gibt es eine Chance durch die Wahl des Lacktyps die Aktion reversibel zu machen?

Hatte ich ganz überlesen.
Nein.

 

[aBaxxi]

Aria RSB Bass (80erJahre)

Tschüss schöner Bass

 

[bassmansemi]

Schöner Hals

 

[icram]

Noch ein Vorschlag: ich würde ihn komplett abschleifen und dann schwarz oder dunkelgrau lasieren, dann mit transparenter Grundierung grundieren und dann matt lackieren. (nicht ölen, ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich mit Schweiß die Lasurfarbe abfärbt). So ist die Holzoptik gedämpft aber noch sichtbar. Ist allerdings ziemlich viel Arbeit.

 

[bassilisk]

Noch ein Vorschlag: ich würde ihn komplett abschleifen und dann schwarz oder dunkelgrau lasieren, dann mit transparenter Grundierung grundieren und dann matt lackieren. (nicht ölen, ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich mit Schweiß die Lasurfarbe abfärbt). So ist die Holzoptik gedämpft aber noch sichtbar. Ist allerdings ziemlich viel Arbeit.

Nicht flasch verstehen - in der Sache, im idealisierten Endprodukt sieht das klasse aus. Aber wenn das amateurhaft gemacht wird (und das unterstelle ich jetzt einfach mal nach der Eingangsfrage), wird es amateurhaft aussehen.
Und alles, was ins Holz einzieht (Beize, Lasur...) ist praktisch ireversibel, kann man nur noch deckend überlackieren, wenn es nicht mehr gefällt.

 

[f.the.c]

@icram: Ja, das wäre mir am liebsten. In Schwarz und die Maserung ist noch zu erkennen... allerdings müsste ich mir dann was mit den tiefen Macken einfallen lassen.
@bassilisk: Danke für die hilfreichen und praxisnahen Tipps! Vermute, deine Bedenken beziehen sich darauf, dass ich die Beize unregelmäßig auftrage, oder sie ungleichmäßig einzieht.... Hm, da ich tatsächlich wenig Erfahrung mit Lackierungen habe, besteht das Risiko tatsächlich.
Wie ist es eigentlich mit Schellack? Klingt interessant, aber auch sehr aufwendig.
@alle Kommentare: Danke! Leider ist der Bass nicht schön gealtert, sondern wurde mehr oder weniger misshandelt. Das Ergebnis sind tiefe Kratzer und Löcher im Lack. Sieht von nahem echt nicht schön aus. Das einzige, was für den Erhalt der Lackierung spricht, wäre den Sammlerzustand zu erhalten... Hm, so wie ich das sehe, werden die RSB-Bässe nicht gesammelt. Oder hat jemand einen Tipp?

 

[Bass-Fred]

Grundsatzentscheidung: machst Du's für Dich oder für die eBay-Käuferschaft? Da der Bass schwarz werden soll, brauchst Du den alten Lack nicht entfernen, sofern er nicht schon irgendwo spontan abgeblättert ist. Schleifen, füllen/grundieren, lackieren.

 

[bassilisk]

Wie ist es eigentlich mit Schellack? Klingt interessant, aber auch sehr aufwendig.

Kurze Antwort: Vergiss es!

 

[whitewater]

Kurze Antwort: Vergiss es!

Kannst Du das weiter ausführen?

 

[bassilisk]

Kannst Du das weiter ausführen?

Schwierig...
Ich gehe jetzt mal von einer "richtigen" Schelllackmattierung aus...
Kurzversion: Teuer, aufwändig, schwierig, empfindlich.
Natürlich kann man Schellack auf Holz streichen und das dann toll finden; da hab ich kein Problem damit, ehrlich.

Aber die Frage, die man sich vorher stellen sollte: Warum sollte man das wollen, was verspricht man sich davon?

Nachtrag, damit das nicht so schnippisch wirkt...
Ich habe nie mit vertretbarem Aufwand eine Schellack-Oberfläche hinbekommen, die in irgend einer Weise einer herkömmlichen Lackierung überlegen war.
Am besten schaut man sich mal die einschlägigen YT-Videos an.

 

[Bass-Fred]

Schellack ist nichts für Anwender, die schnell und einfach eine strapazierfähige Oberfläche herstellen wollen. Verarbeitung schwierig, Spiegelpolitur nur für erfahrene Fachleute, Haltbarkeit deutlich schlechter als Nitrolack. Ich verwende Schellack nur als Haftvermittler für Lackierungen.

 

[f.the.c]

Wow Klasse! So schnell ein paar klare Antworten zu kriegen... Hätte ich nie gedacht.
Vielen Dank!
Greets Hilmar

 

[hui]

also mal ehrlich. gemäss meiner - zugegebenermassen unmassgeblichen - meinung wäre es schade um den originalzustand des instruments. das sind perlen aus der matsumoku aera, die immer seltener werden. ich würde die macken mit cyanoacrylat füllen , planschleifen und polieren. dann sieht der bass aus wie neu.

solltesst du vorhaben mit dem schwarz lackierten bass alt zu werden, kannst du den originallack gründlich mit 400er-nassschleifpapier anschleifen und anschliessend mit einer schwarzen baumarktjauche übersprühen, anschliessend ein klarlack der gleichen marke darüber. feinschleifen mit 1200er und dann 2000er mit folgender politur mit autopolitur.
das resultat lässt sich dann später allenfalls mit aceton und einigem zeitaufwand wieder "abwaschen".

ich würde dringend empfehlen, auch die elektronik wieder originalgetreu nachzubauen. das lohnt sich! ich habe selber einen aria II pro elite SB2, nicht unähnlich deines basses (abgesehen von der kopfplatte quasi identisch). der bass ist damit ein echtes sound-chamäleon... bei den pickups handelt es sich übrigens um reversed-p-splitcoils. keine ahnung ob sich die originalschaltung bei @Cadfael `s schaltungssammlung findet. hier jedenfalls mal ein bild:

beste grüsse
hui

p.s:
die beiden potis sind stacked-potis mit vol/tone pro pickup. oben ist ein pickup-wahlschalter (neck-both-bridge, hier ein drehschalter, kann allenfalls aber auch durch einen dreiweg-kippschalter ersetzt werden), die beiden schalter schalten die splitcoils in paralell oder seriell-mode....

 

[f.the.c]

Hi Hui, THX
Mal schauen, ob ich das Cyanakrylat noch woanders herbekomme als hier:

https://www.mkb-bestatterbedarf.de/cyanoacrylat-klebstoff.html

Das wäre dann eine Alternative zum Spachteln, die alle Wege offen lässt.

 

[hui]

das ist einfach dünfflüssiger sekundenkleber. findest du überall, sogar bei aldi.