Tipps für angehende Basslehrer

[Susanne]

Als Basslehrer bin ich ja noch ein sehr blutiger Anfänger.

Hab gerade mal eine Schülerin, die aber keine Zeit zum Üben hat und immer nur vorbeischneit, wenn sie gerade was braucht. Da es eine sehr gute Freundin von mir ist, ist das in diesem Fall auch ok.

Was bringt ihr euren Schülern im ersten Jahr bei?
Wie stellt ihr das an? Welche Lehrmethoden verwendet ihr?
Irgendwelche Lehrbücher/-materialien? Eigene oder käufliche?

 

[Susanne]

@Rubix: nur zu []

 

[coldplayer]

Dann will ich mal als Schüler schreiben []

Ein Freund von mir hatte einen Basslehrer, der alles sehr "militärisch" durchgezogen hat. D.h. Stunden auf die Minute genau eingehalten, Übungsaufgaben gegeben und "abgefragt" usw. Das Zwischenmenschliche hat sowieso überhaupt gar nicht gestimmt. Und daran ists dann auch gescheitert.

Ich habe jetzt einen Lehrer der mir zu Anfang alles erklärt hat was man so wissen muss, und einmal pro Woche ne Stunde gegeben hat. Dann hat er mir vorgeschlagen: Kauf dir ein Bass-Buch und wir gehen das Buch zusammen durch. Übe Zuhause und alle zwei Wochen treffen wir uns, und ich sag Dir was Du besser machen musst.

Das hört sich jetzt nach faulem Lehrer an, aber es funktioniert sehr sehr gut. Ausserdem sind bzgl. der Stunden sehr flexibel (Ich muss länger Arbeiten, er ist Profimusiker).

Wir verstehen uns halt gut und die Stunden sind locker und ungezwungen. Man redet halt mal über das Wetter, über Fussball und über die neusten Alben diverser Bands die grad auf dem Markt sind.

Und so ein Verhältnis zählt schon 90% von allem.

Wenn ein Schüler nicht lernen will, dann ist das meiner Meinung nach nicht des Lehrers Problem (wir sind ja nicht in der Schule).

Wenn ein Anfänger nen Lehrer sucht und hat keine Lust zu üben, hats eh keinen Sinn...

 

[BULL]

Hei,

ich nehm mal meinen Basslehrer Bernhard Heck, Frankfurt, als Beispiel:
gleich zu beginn zeigte er mir wie man einen E-Bass kennenlernt, er fing gleich mit fingertechnik rechte hand an - viertel und achtel anschläge, Metronom, dann linke Hand einfache griffbilder. Ich hatte schon einen sehr schönen Anfangserfolg. Das hab ich gebraucht, sonst wär ich nach der 4 Stunde ausgestiegen, da Dich irgendwann als nicht basser und überhaupt noch kein Instrument gespielt das alles erschlägt. Immer schön Theorie dazu und kleine Erfolgserlebnisse mit einfachen Bassriffs und schon hatte ich wieder laune....und jetzt ....jetzt bin ich auf jede Stunde heiss drauf und mein Bass und ich wir sind eins....[]
[]

 

[motherofbasses]

Meine two cents zum Thema Lehrer und Unterricht:

- man muß zusammen passen und sich ein bischen mögen/verstehen, denn vor allem am Anfang kann man sich wechselseitig ganz schön in den Wahnsinn treiben.
Ich hatte immer das Gefühl, dass mein Lehrer gar nicht begreift, warum mir die Orientierung auf dem Griffbrett so schwer gefallen ist...für ihn war das alles sehr durchsichtig, für mich absolutes Neuland.
Und dann gibt es ja die Sprünge in denen man lernt, davor sind aber lange Zeiten der Stagnation. Auch da muß man durch, als Lehrer und als Schüler.

Abwechslung finde ich wichtig. Wenn ich die 5. Stunde spröde Theorie hinter mir habe, dann langt`s mir und ich habe dann von mir aus ein Songbuch mitgebracht und ein Stück vorgeschlagen, das wir erarbeitet haben. Danach war alles wieder viel besser, die Stimmung, das Spiel, alles.

Pausen sind auch wichtig. Mal einfach 3 Wochen keinen Unterricht - himmlisch, danach hat man wieder total Lust.

Und dann braucht man als Lehrer schon ein gewisses Maß an Stur- oder Beharrlichkeit. Manchmal hat mir mein Lehrer Sachen erklärt, von denen dachte ich: oh no, das begreife ich nie, aufhören, sofort...und irgendwann machte es dann trotzdem "pling"...ohne die Unbeirrbarkeit des Lehrers wäre es nie so weit gekommen: dickes Fell zulegen, auch wenn der Schüler mal blöd oder ungehalten schaut...

Begeisterungsfähigkeit setzte ich mal voraus. Ich könnte mir keinen Lehrer vorstellen, dem nicht eine gewisse Vernarrtheit ins Spiel anzumerken ist, hin und wieder mal was vorspielen ist toll, dann weiß man wohin es geht...

Viel Glück!

 

[jalisco]

Ich habe jetzt gerade ein Jahr hinter mir. Am Anfang musste ich noch zeigen im welchen Spielstatus bin. Ich spiele Bass seit mehr als dreißig Jahren, aber hatte keine Ahnung von Notenlesen oder Musiktheorie. Meine Technik war katastrophal, konnte aber vom Gehör ohne Probleme die Skalas und die Harmonieleher war für mich kein dunkel Kapitel. Ich habe die Musik gespürt und geliebt. Es war nur eine Frage der Technik und Theorie(darunter Notenlesen) Unter diesen Bedingungen war ich ein Neuling, aber mit alten Federn! Aus dem Gehör habe ich fast alles rausgekriegt. Mein Lehrer hatte dann Plus und Minus mit mir. Einerseits musste er mich belehren und meine falsche, eingefleischte Technik mir ausradieren, anderseits traf einen Schüler, der Gehör hat und das Willen es richtig zu lernen. Mit mir hat keine Probleme gehabt die Theorie der faszinierenden Harmonielehre durchzugehen.

In diesem Jahr habe ich:
- Fingerübungen, Fingersätze, die Spinne
- Notenlesen gelernt und geübt, obwohl nur bei max Geschwindigkeit von 8Triolen bei Tempo 100
- Harmonielehre zuletzt alle 7 Kirchentonleiter rauf und runter mit 8Triolen (Tempo 90)
- Verschiedene Übungen mit CD's (hauptschächlich Groove im Blues und Funk)

Mein Lehrer ist cool und ich mag ihn sehr. Der ist sehr gut und sehr fair! (es reimt sogar!)
Und wichtig! Ich bereu keine Sekunde die Entscheidung getroffen zu haben einen Lehrer zu haben. Jetzt ist die Musik in mein Leben mit Kopf und Fuss und viel, viel Herz ausgestattet!

 

[W.A.S.P.chen]

Theorie und Technik sind wichtig, grade bei Anfängern muß aber die Motivation zum Unterricht und zum üben immer hochgehalten werden.
Such Dir ein paar einfache Lieder der Lieblingsbands der Schüler, dann steigert Euch von Woche zu Woche mit dem, was dazu gespielt wird. Am besten je einmal Rock/Punk, Blues und Funk/HipHop.
Erst nur durchgehend tighte Grundtöne, dann Pentatonikschlenker, dann kontraharmonische Töne und immer verschiedene Beats. Wenn sie die Songs eh mögen, werden sie dazu auch spielen und sie gleichzeitig analysieren können, dann begreifen sie auch praktisch den Sinn von dem ganzen Theoriekram.

 

[Susanne]

Lustigerweise hat sich meine Freundin wieder gemeldet und sie hat gute Vorsätze regelmäßig Unterricht zu nehmen. Und ihre Tochter will jetzt auch Bass lernen. Also muss ich mir jetzt endlich ein gescheites Konzept ausdenken []
Die Idee mit "kauf dir irgendein Bassbuch" hat was, ist aber m.E. nicht ideal. Mir ist als Schüler lieber, wenn mein Lehrer selber einen Plan hat. []

Ich würde mir aktuell die groben Bausteine für mein Lehrkonzept so zusammenstellen:
Spieltechnik (erstmal 2 Finger Methode)
Rhythmus (ohne und mit Metronom, hören, nachspielen, lesen, schreiben)
Scales (incl. Griffbrettnavigation)
Stilistiken (was spielt man bei Blues, Rock, Pop, Funk ...)

 

[XavierXeon_neu_2089]

ich finde es gerade am anfang wichtig die leute nicht mit theorie zu "langweilen".
gerade anfängern ist es egal ob sie eine e moll tononleiter spielen oder eine pentatonik, hauptsache ist doch das die "handwerklichen" fähigkeiten trainiert werden, wie richtiger anschlag usw.
und ein guter lehrer hat die fähigkeit sich seinen schülern anzupassen !

 

[Bass-fre@k]

...mit..... nicht mir *gg*
hehe

 

[MayerAmBass]

Ich bin auch seit einigen monaten basslehrer und ich habe die erfahrung gemacht, dass man wirklich zusammen passen muss. mein erster schüler ist super. der ist jetzt 11 und hat gerade angefangen, aber er lernt verdammt schnell. ich mach alles mit metronem und geb ihm übungen, allerdings mache ich auch songs seiner wahl, das hällt ihn bei laune.
mein zweiter schüler übt nicht und kommt auch nur sporadisch, was ziehmlich schlimm ist, weil er eigentlich in einer sehr erfolgreichen band spielt und nichts kann.
mein dritter schüler war von anfang an gut dabei. ich hatte ihn zwar nur 3 stunden, er hat aber schnell gelernt. bei ihm stimmt die motivation auch.
du siehst also, susanne, dass es eine frage der motivation und der chemie ist wie gut man als lehrer ist. auch langweilige themen müssen sein, aber man kann alles etwas interessanter machen.

das war mein part als lehrer, jetzt der als schüler (leider gitarre, weil mein lehrer mir nix mehr beibringen konnte):
als schüler mache ich haptsächlich soli mit meinem lehrer, das verbessert meine technik. ab und zu auch mal nen song, allerdings muss ich das ganze dann auch analysieren, was die langweilige theorie mit etwas interessantem verknüpft.

ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen.
gruß
mayer

 

[Susanne]

Zitat:Original erstellt von: Joerg
Ich finde es sehr inspirierend festzustellen, dass sich ein gut Teil der Harmonielehre (auch die nicht westlichen Ursprungs!) sich aus der Schöpfung / Natur ergibt! Und nur wer sein Instrument *verstanden* hat, kann wirklich damit "spielen"!

Hi Jörg,
kannst du das noch näher erläutern? Meinst du damit die Obertonreihe?

 

[XavierXeon_neu_2089]

Zitat:Original erstellt von: Joerg
Richtiges, effektives und freudvolles (!) Üben gibt es nur in einer engen Verflechtung von Theoris UND Praxis. Davon bin ich überzeugt, sobald man mehr spielt als I-IV-V Rock oder Blues.

Ich wollte ja gar nicht behaupten das theorie unwichtig ist. nur was willst du einen anfänger spielen lassen das einen großen theoretischen hintergrund braucht ?
würdest du etwa gleich mit kirchentonleitern einsteigen bei jemanden der noch damit beschäftigt ist die saiten richtig runterzudrücken und dabei gleichzeitig anzuschlagen ? auserdem glaube ich das nicht der theoretische hintergrund entscheidend ist (der aber ist sehr hilfreich) sondern das gefühl und das gespür für musik !

 

[MayerAmBass]

klar ist theorie wichtig, aber meiner meinung nach sollte man erst mal anständig auf nem instrument spielen können bevor man damit anfängt. wenn man seinem schüler sagt spiel in e-dur und der weiß nicht wie man anständig greift oder die saiten anschlägt bringt das genau so wenig, denn er will ja lernen wie man das instrument spielt. man gibt ihm also übungen und songs. sobald er fortschritte gemacht hat und sich nicht mehr so auf das rein technische des spielens konzentrieren muss, dann kann mit theorie angefangen werden. nebenbei sollte aber auch die spieltechnik verbessert werden

 

[Susanne]

Zitat:Original erstellt von: Joerg
Singen zum Spielen

Das Witzige ist, dass es viele Bassisten machen (also die Basslinien beim Spielen mitsingen), aber nicht ohne Nachfrage unterrichten.