Dass Röhren Luft ziehen (der silberne Getter wird weiss), ist eigentlich selten. Das müssen übelste Spannungsspitzen gewesen sein.
Vielleicht ein Wackler in der Lautsprecherverdrahtung? Wenn der Amp durch den Wackler bei Vollaussteuerung immer wieder (kurz) ohne Last läuft, kann ich mir das vorstellen.
Es bleibt mysteriös, ein Problem mit der Anodenspannungsversorgung ist nicht so wahrscheinlich, denke ich, Wackler sind natürlich Mist, denn es ist die große Induktivität des Übertragers (Primärwicklung) in Reihe. Da könnten entsprechende Spitzen auftreten, aber das das durch Abschalten der Spannung geschieht, hab ich noch nie gehört, die prellen eher beim Zuschalten.
An sich ist der Standbyschalter eher da, um den Stress zu reduzieren. Eine Röhre ist ein Ventil, deswegen heißen die ja auch Valve im Englischen. Wenn die Heizung läuft, kann eine Ladungsträgerwolke also Elektronen freigesetzt werden an der Kathode, die, solange Spannung an der Röhre anliegt, unbedingt zur Anode wollen, weil da Plus anliegt. Die Elektronen haben ja eine negative Ladung. Wenn Ruhe ist, wird diese Bewegung durch eine negative Gitterspannung unterdückt, da das negative Potential dafür sorgt, dass die positiv geladene Anode dahinter wegen des Gitterfeldes quasi unsichtbar bleibt für die Ladungsträger. Es fließt nur ein kleiner beständiger Biasstrom durch die Röhre, um den Arbeitspunkt einzustellen. Aber man kann sich das wir eine geladene Kanone vorstellen. Bricht die Gitterspannung weg, rasen die Elektronen ungebremst zur Anode. Zerstörung ist die Folge. Rutscht die Gitterspannung zu weit nach oben, nehmen Elektronen die Abkürzung verwenden sie wie eine Abkürzung zum positiveren Potential. Redplating und Zerstörung sind die Folge. Bricht die Heizspannung weg, werden die Elektronen aus der abkühlenden Kathode herausgerissen, eine Zerstörung der emittierenden Schicht auf der Kathode ist die Folge, die Röhre wird langsam immer schwächer und stellt den Dienst ein. Schaltet man aber B+ weg, entspannt sich die Lage drastisch, alle mit Spannung beaufschlagten Isolationen haben keinen Stress mehr, Röhren sind entlastet, weil sie nur noch „warm gehalten werden“, der Stress an Kathode und Anode ist weg und am Gitter ist auch Ruhe, es fließt kein Biasstrom mehr, oder der wird durch einen Widerstand sehr sehr stark begrenzt. Eigentlich wurde das erfunden, um die Lebensdauer des Amps zu erhöhen.
Wenn der Röhrenamp am Ausgang zum Lautsprecher einen Wackler hat, dann wird eher mal der Übertrager gehimmelt, weil die Energie irgendwo hin muss. Wird sie nicht abgenommen, entsteht eine Überspannungsspitze im Übertrager, und die haut unter Umständen die Isolation im Übertrager durch. Damit ist dann das teuerste Teil des Amps Schrott. Das man dadurch die Glaskolben der Endstufen himmeln kann, wäre für mich was neues, was nicht heißen soll, dass das nicht sein kann.
Vielleicht war einfach diese Charge Röhren schlecht. So, dass die beim Abkühlen gerissen sind. Wäre interessant, ob die Kolben wirklich ihr Vakuum verloren haben. Der Fall ist jedenfalls wirklich komisch. Wirklich interessant wird es, wenn es genauso wieder passiert.
kurz drauf fertigte ich mir ein Brett mit entsprechenden Vertiefungen, in die ich den Amp versenken konnte…
