Weniger und mehr, als man denkt...
Ein JazzBass klingt immer noch wie ein JazzBass. Aber der Sound wird in allen Bereichen "aufgefrischt". Wenn du die passiven Standard-PUs gegen aktive EMGs wechselst, klingt drin Jazzy ja auch noch nach Jazzy, aber kommt fetter, direkter, ausgewogener und deutlich klarer rüber. Für manche ist das aber dann zu steril und zu modern.
So ähnlich ist es mit dem Carbonhals auch. Mein Squier JV hat einen Carbonhals, der anscheinend garnicht sooo steif ist. Deshalb klingt er eher wie ein Holzhals, allerdings ohne Deadspot, perfekt ausgewogen, etc. Ein Grund, warum ich den seit über 22 Jahren besitze und nicht mehr hergebe...
Der neuere SKC Carbonhals ist etwas dicker und wahrscheinlich steifer. Ich habe 2 Jazzbässe damit gegen meinen testen können und die neuen Hälse klingen moderner. Also etwas härter. Aber die jeweiligen Bodys der Jazzbässe haben da sicher auch einen Anteil dran, deswegen sollte man vorsichtig sein mit Vergleichen, die nicht 100% gleich sind. Die PUs (aktive EMGs) waren aber in allen verbaut, nur in meinem habe ich die Ur-Version zum löten (die m.M.n. etwas wärmer klingen).
Mit passiven PUs klingt der Unterschied zum Holzhals-Standard-Jazzbass auch nicht soooo gewaltig. Hauptsächlich klarer, direkter und etwas kühler.
Ich bin aber ein Fan von aktiven EMGs, da diese nochmals den Ton ausgeglichener, direkter, klarer präsentieren, aber genügend Wumms haben, damit es nicht kalt, steril klingt. Sie setzen sich live bestens durch und produzieren keine Nebengeräusche. Wichtig bei der Einstellung der PUs ist aber immer: PUs so dicht wie möglich an die Saiten ran drehen und die passive Tonblende verwenden, um den "Höhenüberschuß" rauszufiltern. Dann klingen sie trocken, druckvoll, klar umrissen, tief und ausgeglichen, wie "fertig abgemischt",...
Möchte man die Vorteile hören, die ein Carbonhals (vor allem mit EMGs) hat:
-klarer, direkter Ton, der förmlich an den Finger klebt
-kein diffuser Ton, sondern immer klar umrissen
-keine Deadspots
-kein verziehen des Halses bei Wärme/Kälte (den Carbonhals-Squier stimme ich fast nie, weil der sich nicht verstimmt)
-Einstellarbeiten (Somner/Winter-Setup) braucht der Bass nicht mehr. Nur noch putzen...
-egal ob Finger, Slap, Pick, usw... der Ton bleibt immer ausgeglichen.
-der Bass bekommt eine ganz leichte, aber natürliche Kompression, die m.M. durch nichts zu ersetzen ist. Er spielt sich zwar dynamisch in der Lautstärke, aber der Ton bleibt immer ausgeglichen und verändert sich weniger. Der Wechsel von Finger zu Slapping z.B. geht ohne Druckverlust oder Soundveränderung.
-für mich ein klasse Spielgefühl, da auch sehr flache Saitenlagen ohne schnarren möglich sind, selbst bei festerer Spielweise.
-Der Bass wird zum "Null Problem Bass", der immer funktioniert...
Wenn man was gegen den Carbonhals sagen möchte:
-für Vintage-Fans ggf zu klar, direkt, klingt nicht "alt".
-der Hals ist schwarz
-wer (unlackiertes) Holz an den Fingern mag, ist hier falsch. (Gegen einen lackierten Hals fühlt sich der seidenmatte Carbonhals aber sogar besser an...)
-manche Carbonhälse fühlen sich wie ein Carbonhals an, der an einen Korpus geschraubt wurde. (Hab schon mehrere angespielt) Da bilden Hals und Korpus nicht immer gefühlt eine Einheit. Bei meinem Carbon-Squier fühlt sich der Bass wie aus einem Guss an, so wie es sein soll. Bei dem G&L passt das ebenfalls sehr gut... Ich hatte aber auch schon anderes in Händen.
Nicht jeder Carbonhals ist gleich. Und die restlichen Zutaten müssen passen. Ich würde sehr wahrscheinlich einen Carbonhals nie mit einem ultraleichten gechamberten Korpus kombinieren, da der härtere direktete Ton mit dem etwas hohleren, "akustischerer" Ton mir persönlich so garnicht gefallen würde. Der Bass klingt dann steril, charakterlos.
Ein z.B. normaler/schwerer Erlenkorpus bringt einen ausgeglichenen festen knurrigen Ton mit der Direktheit des Carbonhalses zusammen. Das knurrt durch jede Band...
Auch ist Vorsicht bei alten 80er Carbonbässen angebracht. Dir klingen oft komisch. Liegt aber meistens an den Zutaten: Kack-Elektronik die verfälscht, komische PU-Positionen, usw.... Oft kann man aber was retten, wenn man die sinnvoll updatet...
