Relic Art

[EADG]

Der thread heißt ja Relic Art und nicht Relic Craft. Ich finde es ein bisschen schade, dass Leute, die sich für einen Haufen Geld ihre Instrumente künstlich abnutzen lassen, lediglich sagen können. "Ich finde es halt schön".

Was ist daran schön, wenn irgendwo die Lackierung abgeschrubbelt wurde? Warum muss es so aussehen, als wäre es durch jahrelangen Gebrauch passiert? Das macht ja auch niemand mit seinem neuen Auto. Wobei das stimmt nicht es gibt dieses Rost-Design. Lustigerweise finde ich das irgendwie zumindest orginell. Aber ich denke, weil es halt den deutschen Autowahn, bei dem Versicherungen "Hagelschäden" bezahlen, die man nur unter Streiflicht feststellen kann, irgendwie auf den Kopf stellt.

Also: Was ist so unbefriedigend daran, ein Instrument umhängen zu haben, das so aussieht, wie ein Instrument halt aussieht, wenn man erst seit einem oder fünf Jahren darauf gespielt hat?

Wieso werden bei Gebrauchtkäufen "Dings und Dongs" bemängelt und nicht als "sich bereits abzeichnende Original-Relic-Spuren" angepriesen.

Ich meine das nicht irgendwie provokativ. Es interessiert mich wirklich.

 

[Rhino-]

Der thread heißt ja Relic Art und nicht Relic Craft. Ich finde es ein bisschen schade, dass Leute, die sich für einen Haufen Geld ihre Instrumente künstlich abnutzen lassen, lediglich sagen können. "Ich finde es halt schön".

Was ist daran schön, wenn irgendwo die Lackierung abgeschrubbelt wurde? Warum muss es so aussehen, als wäre es durch jahrelangen Gebrauch passiert? Das macht ja auch niemand mit seinem neuen Auto. Wobei das stimmt nicht es gibt dieses Rost-Design. Lustigerweise finde ich das irgendwie zumindest orginell. Aber ich denke, weil es halt den deutschen Autowahn, bei dem Versicherungen "Hagelschäden" bezahlen, die man nur unter Streiflicht feststellen kann, irgendwie auf den Kopf stellt.

Also: Was ist so unbefriedigend daran, ein Instrument umhängen zu haben, das so aussieht, wie ein Instrument halt aussieht, wenn man erst seit einem oder fünf Jahren darauf gespielt hat?

Wieso werden bei Gebrauchtkäufen "Dings und Dongs" bemängelt und nicht als "sich bereits abzeichnende Original-Relic-Spuren" angepriesen.

Ich meine das nicht irgendwie provokativ. Es interessiert mich wirklich.

guter Beitrag....ich bin da auch immer am Zweifeln was ich jetzt noch gut finden soll und was nicht. Ich bin eher der Mensch der seine Bässe poliert, pflegt und sich über einen "Dong" ärgert.
Ich finde aber auch Instrumente mir Geschichte sehr interessant. Ich würde aber nie auf die Idee kommen irgendetwas küstlich zu altern.

Aber wie immer, jeder wie er mag.

 

[xroads]

Was ist daran schön, wenn irgendwo die Lackierung abgeschrubbelt wurde?

Über Geschmack sollte man nicht streiten. Ist halt so.

Ich habe einen "künstlich" gealterten Fender Jazz Bass gebraucht gekauft, mit deutlichem Nachlass
wegen der "Schäden"...hat der Verkäufer aber ehrlicherweise von sich aus angeboten.

 

[8Miles]

Warum kaufen und mögen viele Menschen Antiquitäten? Weshalb kaufen und lieben Menschen Oldtimer-Autos? Usw. Usw.
Die Antwort ist sehr, sehr einfach und lässt sich mühelos auf Relic Art-Bässe übertragen …

 

[EADG]

Über Geschmack sollte man nicht streiten.

Um seinen Geschmack zu verfeinern, sollte man sich aber mit anderen Geschmäckern auseinandersetzen und austauschen. Es geht ja nicht um eine Bewertung.

@8Miles : Nein. Antiquitäten und Oldtimer sehen heute viel viel gepflegter aus, als in der Zeit, in der sie noch keine Antiquitäten und Oldtimer waren. Da wird alles getan, um sie möglichst unbeschädigt aussehen zu lassen.

Das Phänomen gibt es neuerdings bei Möbeln "shabby chic" und bei Kleidung. Mit den ausgewaschenen Jeans hat das angefangen.

 

[Masl]

Der thread heißt ja Relic Art und nicht Relic Craft. Ich finde es ein bisschen schade, dass Leute, die sich für einen Haufen Geld ihre Instrumente künstlich abnutzen lassen, lediglich sagen können. "Ich finde es halt schön".

Was ist daran schön, wenn irgendwo die Lackierung abgeschrubbelt wurde? Warum muss es so aussehen, als wäre es durch jahrelangen Gebrauch passiert? Das macht ja auch niemand mit seinem neuen Auto. Wobei das stimmt nicht es gibt dieses Rost-Design. Lustigerweise finde ich das irgendwie zumindest orginell. Aber ich denke, weil es halt den deutschen Autowahn, bei dem Versicherungen "Hagelschäden" bezahlen, die man nur unter Streiflicht feststellen kann, irgendwie auf den Kopf stellt.

Also: Was ist so unbefriedigend daran, ein Instrument umhängen zu haben, das so aussieht, wie ein Instrument halt aussieht, wenn man erst seit einem oder fünf Jahren darauf gespielt hat?

Wieso werden bei Gebrauchtkäufen "Dings und Dongs" bemängelt und nicht als "sich bereits abzeichnende Original-Relic-Spuren" angepriesen.

Ich meine das nicht irgendwie provokativ. Es interessiert mich wirklich.

Meine Meinung dazu: Ich mag relic. Warum weiß ich auch nicht. Aber gut gemachtes relicing finde ich optisch sehr ansprechend. Möglicherweise der gleiche Grund, warum manche Menschen ausgewaschene Jeans oder Metal-Shirts aus den 80ern mögen. Ich ordne das bei mir im Bereich "persönlicher Geschmack" ein und kann es nicht begründen.

Lustig finde ich allerdings, dass ich manches relicing absolut hässlich finde. Das geht aber von DIY-Relicing bis Fender CS. Also extrem subjektiv.

Ich gehe mit meinen Bässen zwar einigermaßen sorgfältig um, aber trotzdem haben die Live-Bässe unzählige Macken, Kratzer, Lackabplatzer. Einfach Gebrauchsspuren. Das Instrument wurde benutzt. Viel benutzt. Ich lieb's. Dagegen kann ich mich mit Musikern, die ihre Instrumente nach jedem Anfassen erstmal polieren und jeden Kratzer beweinen, eher nicht identifizieren.

Wenn man sich bearbeitete Instrumente von relic art guitars anguckt, sehen die für meinen Geschmack schon wirklich gut aus! Ob es das Geld und die Wartezeit wert ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Ich selber würde wohl keinen mexikanischen Fender für 600,- oder mehr relicen lassen. Aber wenn man den Bass als Gesamtwerk sieht, man Relicing mag und ein Instrument eh umlackieren will - why not?

 

[Rhino-]

Warum kaufen und mögen viele Menschen Antiquitäten? Weshalb kaufen und lieben Menschen Oldtimer-Autos? Usw. Usw.
Die Antwort ist sehr, sehr einfach und lässt sich mühelos auf Relic Art-Bässe übertragen …

naja, der Vergleich hinkt ein wenig. Ein verbeulter und verrosteter Oldtimer ist sicher weniger wert als einer im guten Erhaltungszustand.

Natürlich gibt es da auch wieder Unterschiede, die aber ewas anders aussehen. Mancher mag top restaurierte Fahrzeuge, andere lieber ein Fahrzeug mit "gesunder" Patina. Aber künstlich altern wird so ein Fahrzeug niemand....aber das ist ein ganz anderes Thema

 

[EADG]

Was magst du daran? Ich finde einen abgenutzen alten Bass ebenfalls schöner als einen mattglänzenden glattgeleckten Wurzelholzbass. Einfach weil ein benutztes Instrument eine Geschichte erzählt. Mein Bass erzählt meine Geschichte. Aber kann man eine Geschichte künstlich herstellen? Muss jeder junge Mensch vorgeben, er habe eine lange Geschichte?

Okay, vielleicht sind meine Fragen zu abgedreht für einige, aber mich interessiert es halt.

 

[EADG]

.aber das ist ein ganz anderes Thema

Finde ich nicht. Es geht um Ästhetik. Das Phänomen, ehemals wertvolle Dinge wie Instrumente, Möbel oder Kleidung bewusst zu beschädigen, einfach, weil man es sich leisten kann, finde ich sehr bedenkenswert.

Edit: Die Faszination von Oldtimern finde ich ebenfalls sehr interessant. Neue Autos haben, glaube ich, eine bessere Qualität. Wem Käfer fahren Spaß macht, hat noch nie mit einem Käfer sein Equipment auf ein Konzert gefahren. Ging, wenn man die Sitze rausgebaut hat. Ich bin damals wirklich mit viel Spaß mit VW-Bus nach Südfrankreich oder mit nem R4 nach Portugal gefahren. Aber heute hätte ich einfach gerne Servolenkung, Bremskraftverstärker, eine Klimaanlage und bessere Sitze -vom Verbrauch will ich gar nicht anfangen.
Die Autoindustrie bedient ja diese Nostalgie. VW Beetle, der neue Mini oder Fiat Chinquecento (früher hieß der 500er) sind da Beispiele für. Die haben aber alle tadellosen Lack, Klimanalage und alles, was man heute haben will.

 

[Masl]

Was magst du daran? Ich finde einen abgenutzen alten Bass ebenfalls schöner als einen mattglänzenden glattgeleckten Wurzelholzbass. Eifach weil ein benutztes Instrument eine Geschichte erzählt. Mein Bass erzählt meine Geschichte. Aber kann man eine Geschichte künstlich herstellen? Muss jeder junge Mensch vorgeben, er habe eine lange Geschichte?

Okay, vielleicht sind meine Fragen zu abgedreht für einige, aber mich interessiert es halt.

Ich finde den Vergleich zum Menschen schwierig. Jeder Mensch prägt seine eigene Geschichte, während wir als Benutzer die Geschichte unserer Bässe prägen. Mit diesem Gedanken finde ich es okay, wenn man seinem Instrument eine Starthilfe mit Relicing gibt oder es gleich nach seinen Wünschen anfertigen lässt, um das Instrument eine Geschichte erzählen zu lassen, die es so (noch?) nicht erlebt hat. 'Erzählung' ist hier das entscheidende Wort, denn wir sind in der Lage, dem Instrument eine Geschichte mitgeben zu können.

 

[EADG]

Ich finde den Vergleich zum Menschen schwierig

Ich meinte nicht den Vergleich mit einem Menschen. Ich meinte, dass ein 30 jähriger Gelegenheitsbasser ein Instrument umhängen hat, das Spuren mehrerer Tourneen mit fast allabendlichen exzessivem Spielen trägt. Will er diese Geschichte erzählen? Ist das der Grund für den Wunsch nach künstlicher Alterung?

Edit: Ich frage mich sowieso, wie ein Bass, der sich seine Spielerin oder seinen Spieler mit 3 bis 25 anderen Bässen teilen muss, eine anständige Patina entwickeln kann. Vielleicht ist das ja der wahre Grund.

 

[rawlikefishrob]

@EADG
Ich habe 8 non relic Instrumente(also ohne Nachhelfen) und 5 relic´d / aged Instrumente.
Ich persönlich würde zum gleichen Preis immer das alte/abgenutzte oder gar optisch total fertige Instrument nehmen, erst recht, wenn das Relic echt entstanden ist.
Zudem habe ich einige meiner Instrumente selbst relic´d oder aged oder sogar für Geld agen lassen.
Wobei die Bässe, die ich habe altern (lassen) auch alt waren....mindesten aus den 90s, eher aus den 80s.

Es ist für mich ganz einfach zu erklären:
ein neuer Bass ist für mich ein leeres Blatt ohne Geschichte.

Ein gebrauchter Bass (auch wenn er neu aussieht) hat schon eine Geschichte und transportiert mir durch seine Vita (die optisch sichtbar sein kann) ein Gefühl.

Ein (gebrauchter und ggf.)aged Bass gibt mir das Gefühl von einem Startpunkt, der zeitlich weiter zurück liegt..er gibt mir das Gefühl von einem Vorschuss an Geschichte..
..ich kann dort anknüpfen und die Geschichte weiterschreiben, denn ein aged/relic Bass ist stets in Nitro lackiert und im Gegensatz zu Poly Bässen kann man in kurzer Zeit viel "Geschichte" auf dem Bass hinterlassen(wenn man möchte)

Ein relic Bass bleibt ja auch nicht so, wie gekauft.

Meine (sowieso) geringen Ambitionen, einen Bass vorsichtig zu behandeln oder zu putzen, sind dann noch niedriger, was mich sorgenfreier, lockerer und unbeschwerter mit dem Bass umgehen lässt und den auch nutzen lässt.

An meinen relic / aged Bässen darf also auch mein 3 jähriger Sohn jederzeit zupfen, drehen, den anfassen und den kennenlernen und ich brauche mir keine Sorgen machen, denn auch er erzählt die Geschichte einfach weiter...

 

[EADG]

ein neuer Bass ist für mich ein leeres Blatt ohne Geschichte.

Da bin ich bei dir. Aber wenn man eine eigene Geschichte erzählen möchte, ist ein leeres Blatt doch geradezu perfekt. Ich kann aber das folgende Bedürfnis sehr gut verstehen:

Startpunkt, der zeitlich weiter zurück liegt..er gibt mir das Gefühl von einem Vorschuss an Geschichte

Was glaube ich unterschätzt wird, ist das Gefühl "das ist meiner, der ist durch mich so geworden wie er ist" Eine Jeans, die man noch als hartes Brett gekannt hat, fühlt sich, wenn sie ausgewaschen ist, ungleich besser an, als alles, was an stonewashed und wie das alles noch so heißt, angeboten wird.

Meine (sowieso) geringen Ambitionen, einen Bass vorsichtig zu behandeln oder zu putzen, sind dann noch niedriger, was mich sorgenfreier, lockerer und unbeschwerter mit dem Bass umgehen lässt und den auch nutzen lässt.

Ich betrachte meinen Bass ebenfalls als Instrument, als Gebrauchsgegenstand. Bei Sessions darf auch jeder damit spielen. Dreijährige, die mit Matchboxautos drüber fahren wollten, würde ich davon abhalten, weil ich finde, dass auch Dreijährige lernen sollten, Dinge zu respektieren. Aber das ist eine andere Geschichte.

Vielleicht ist es mein Respekt vor der Arbeit anderer Leute oder der Respekt vor einem Instrument, auf das ich lange gespart habe.

Vielleicht ist es der von mir unterstellte mangelnde Respekt vor der Arbeit anderer Leute, der mich so stört, wenn jemand mit einer rotierenden Drahtbürste oder mit was weiß ich an ein nagelneues Instrument geht. Man kann es sich halt leisten, das Ding halt zur Not nochmal zu kaufen oder das "Relic" rückgängig zu machen. Wahrscheinlich zu altmodisch, um als Argument in einer Überflussgesellschaft akzeptiert werden zu können.

Der Preis der bezahlt werden muss, ist halt die Glaubwürdigkeit der erzählten Geschichte. Bei den Macken an meinem Bass weiß ich zum Teil noch genau bei welchem Konzert das passiert ist.

 

[rawlikefishrob]

@EADG ..da sieht man schon einen totalen Unterschied bei uns:
Ich persönlich sehe keinen Grund ein neues Instrument zu kaufen, es gibt für jedermann Geschmack schon so viel Auswahl an gebrauchten Bässen aus den letzten 50 Jahren.
Das ist etwas, was ich nicht verstehen kann.
Und ja, wenn ich mir einen Custom Made with Love Bass vom Bassbauer machen lassen würde, würde ich den auch anders würdigen, als ein in einer Fabrik als Massenprodukt hergestelltes Produkt. Ein neuzeitlicher Fender Bass bis auf die CS Bässe ist für mich genauso ein Fabrik Produkt wie ein Toaster oder ein Mobiltelefon. Da ist nichts made with Love, das ist nicht vorgesehnen, das ich reines Geldverdienen mit festgelegten Standards.

Was glaube ich unterschätzt wird, ist das Gefühl "das ist meiner, der ist durch mich so geworden wie er ist" Eine Jeans, die man noch als hartes Brett gekannt hat, fühlt sich, wenn sie ausgewaschen ist, ungleich besser an, als alles, was an stonewashed und wie das alles noch so heißt, angeboten wird.

Das ist es ja genau, man kann die Spuren schon so erwerben, die man dem Bass selbst verpassen hätte können, wenn man schon früher den Bass gehabt hätte oder man selbst oder der Bass schon älter wäre.

 

[BergiaBurns]

Guckt ihr hier:

https://www.bassic.de/threads/battle-scars-der-thread-fuer-relic-road-worn-und-andere-kampfspuren.14881305/page-4

 

[Rhino-]

Ein neuzeitlicher Fender Bass bis auf die CS Bässe ist für mich genauso ein Fabrik Produkt wie ein Toaster oder ein Mobiltelefon.

ja, da habe ich evtl. lange drauf gespart und deshalb pflege ich es.....Mein Smartophon hat sogar eine Schutzhülle damit es heil bleibt und eine Panzerglasscheibe auf dem Display, damit es nicht verkratzt.
Toaster...naja....den putz ich auch schon mal, denn auf so ein Gammelapparat möchte ich meine Brötchen zum Aufbacken auch nicht legen ...und meinen nagelneuen Bass für viele Eurotaler versuche ich auch zu pflegen.

Aber ansonsten bin ich ja bei Dir....es muss nicht immer ein fabrikneuer Bass sein. Eine Schramme oder Kampfspur bleibt sicher nicht aus. Ist eben gebraucht und nicht neu. Es wäre aber schön wenn er nichts so verranzt ist das man kleben bleibt. Das finde ich wiederum eklich.

Trotzdem sehe ich es nicht ein für einen Gebrauchtbass (ich rede mal nicht von ollen Fender-Sammelobjekten) mehr Geld auszugeben weil jemand das Ding künstllich "geäitscht" hat.

Aber wie schon mal gesagt, jedem seins. Ich veruteile das ja nicht. Es gibt ja Leute die mit dem Verschrammeln von Bässen Geld verdienen. Also gibt es auch genug Kundschaft dafür. Also für jeden etwas da

 

[EADG]

Ich persönlich sehe keinen Grund ein neues Instrument zu kaufen, es gibt für jedermann Geschmack schon so viel Auswahl an gebrauchten Bässen aus den letzten 50 Jahren.
Das ist etwas, was ich nicht verstehen kann.

Deine Einstellung, kein neues Instrument zu kaufen, weil es so viele gute gebrauchte gibt, finde ich sehr gut. Meinen Bass habe ich vor sehr langer Zeit gekauft, als gebrauchte gute Bässe wahrscheinlich sehr billig zu bekommen waren, aber die Info was wo und wie war einfach nicht zu bekommen, außer durch totalen Zufall. Ich habe mir buchstäblich monatelang die Nase am Schaufenster plattgedrückt und 6 Wochen in den Sommerferien gearbeitet, um ihn dann unter Zusatz all meines Ersparten kaufen zu können.

Ist es für dich wichtig, einem gebrauchten Bass erstmal deinen Stempel aufzudrücken? Wäre ein gutes Argument für Relic an gebrauchten Bässen.

Fabrik Produkt wie ein Toaster oder ein Mobiltelefon

Viele Fabrikprodukte sind wertvoll, wenn sie gut und zuverlässig funktionieren. Die Entwicklung dass neue Produkte als Schrott betrachtet werden, ist die Klimax der Wegwerfgesellschaft. Zum Glück wird neuerdings auch darauf geachtet, dass Dinge repariert werden können. Unser Toaster funktioniert seit Jahren tadellos. Mobiltelefone nutze ich auch länger als 2 Jahre.

Die Überhöhung der Handarbeit ist ein lustiger Nebeneffekt der Wegwerfgesellschaft, wo nagelneue funktionierende Produkte verschrottet werden, aber jeder Mist mit dem "Qualitätsmerkmal" Handarbeit verkauft werden kann. Ich meine nicht, dass jede Handarbeit Mist ist, aber ein CNC-gefrästes Holzteil ist nicht schlechter als ein mit der Hand am Anlaufring geführtes oder meinetwegen komplett mit Handsäge und Stemmeisen bearbeitetes.

Also Argumente für ein Relic sind:
1. Eine Möglichkeit schnell seinem Instrument den eigenen Stempel aufzudrücken.
2. Ein gewisser Widerwillen gegen Fabrikware?

Kleinserienbässe werden doch eigentlich nicht geaged. Dafür kommen doch nur die Klassiker Fender, Rickenbacker, Gibson in Frage, oder?

Würde man einen Alembic künstlich agen?

Edit: Was würde eine Kollegin oder ein Kollege hier, die oder der Bässe baut, z.B. @orgeloli, reagieren, wenn ihr oder sein neuer Bass künstlich geaged würde?

 

[rawlikefishrob]

Und ja, wenn ich mir einen Custom Made with Love Bass vom Bassbauer machen lassen würde, würde ich den auch anders würdigen, als ein in einer Fabrik als Massenprodukt hergestelltes Produkt. Ein neuzeitlicher Fender Bass bis auf die CS Bässe ist für mich genauso ein Fabrik Produkt wie ein Toaster oder ein Mobiltelefon. Da ist nichts made with Love, das ist nicht vorgesehnen, das ich reines Geldverdienen mit festgelegten Standards.

Zitiere und verstehe mich richtig:
Ich würdige anders. Das Fabrikprodukt Auto beispielsweis würdige ich für seine Funktion, Ausgreiftheit und den Komfort ja auch.
Ich denke schon, dass Handarbeit mir mehr wert ist.

Und ja, ich möchte ein Instrument haben, dass anders ist, als das von XY. Istso. Deshalb vielleicht auch das aging.
Und ja, ich mag nicht gern neue Dinge kaufen, weil es viel ressourcenschonender ist, das bestens funktionierende weiter zu nutzen..
Und auch Klar, es gibt Dinge dessen Ausstausch sinnvollt ist(alter Kühllschrank vs. neuer A++, oder defekte Lampe gehen LEDs..

Aber den Röhrenamp wegen des zu hohen Stromverbrauchs zu wechseln gegen einen digitalen geht zu weit.

 

[EADG]

Danke @rawlikefishrob , was mir nicht wirklich klar war, war das Bedürfnis nach Individualität und die Tatsache, dass ein Fender heutzutage nicht mehr wegen seiner Funktion, Ausgereiftheit und Qualität gekauft wird.

Ich denke, dass ich dich weder falsch zitiert noch verstanden habe.

 

[Talisker]

Der thread heißt ja Relic Art und nicht Relic Craft. Ich finde es ein bisschen schade, dass Leute, die sich für einen Haufen Geld ihre Instrumente künstlich abnutzen lassen, lediglich sagen können. "Ich finde es halt schön".

Das ist wahre Kunst. Nicht jedem muss es etwas bedeuten, manche berührt es. Mein Relic Bass hat in meinem Herzen dazugewonnen. Alles andere ist mir schnuppe. Hab ich nicht für jemand anderes machen lassen, sondern für mich.