Ohne Amp auf der Bühne ?

[TheBass]

Da mir das Thema Monitoring live regelmässig übel aufstösst und ich auf der Bühne am liebsten komplett auf Amps, vor allem auf meinen eigenen verzichten und komplett auf IEM umsteigen möchte, würden mich eure Erfahrungen dazu interessieren. Equipment und eigene Erfahrungen dazu sind vorhanden, aber mich würden mal eure Erfahrungen dazu interessieren. Vor allem von denen, die es schon umgesetzt haben.

 

[Bassphalanx]

Ich hab zwar jetzt nicht soviel Erfahrung damit, aber die 1-2 mal ohne eigenes Gear.... ich fühlte mich nackt und ausgeliefert...Psycho eben

Nunja, und ganz ehrlich? Ne 114er mit dem potenten Eich drupp reicht schon, um meine nervöse Bassseele zu beruhigen, ohne meinen Rücken zu belasten.
Denn wenn man sich auf andere verläßt, ist man auch schnell mal verlassen...

 

[cfortner]

Wir üben in zwei meiner Bands komplett mit IEM, ein Drummer hat ein E-Drum, der andere ist komplett abgenommen, ein Gitarrist hat ein Floorboard, der andere eine voll gekapselte Silent-Box an seinem Röhrenamp. Das hat den Vorteil, dass wir immer astreine Üraum-Aufnahmen machen können.

Zu Beginn war es eine grosse Umstellung, den Bass nur zu hören und nicht zu fühlen, ich habe mich aber schnell dran gewöhnt. Mein Pleasure-Board („Schwabbelbrett“) habe ich wieder verkauft, weil es ungenutzt rumstand.

Live hat man das Problem, dass man jemanden braucht, der ordentlich mischt. Und eine sehr gute PA braucht es, wenn der Bass drüber laufen soll.

Deshalb fahren wir den Kompromiss, dass Live nur die Sänger Inear haben und alles andere normal läuft. Das ist für die Intonation wichtig, leider habe wir dann keine Silent Stage mehr.

Auf einer kleinen Club-Bühne finde ich IEM aber auch affig und unnötig, wir üben allerdings auf den letzten Proben vor einem Gug immer laut, weil sonst die Umstellung zu heftig wird, es klingt ja ganz anders.

 

[cfortner]

Nachtrag: Als Instrumentalist mit IEM und Amp gleichzeitig zu spielen ist sehr schwierig, finde ich. Durch die Abschirmung hat man keine oder sehr wenig Kontrolle über seinen Bühnensound. Ich habe das zweimal gemacht und fand es schrecklich. Seitdem entweder - oder.

 

[Bassphalanx]

Kack, falscher fred

 

[MarcDür]

Moin.
Wir spielen nur noch Inear, haben aber immer die Backline dabei. Gerade bei kleinen Gigs in ungünstigen locations hört das Publikum sonst nur den Sound von der PA, die, die direkt vor der "Bühne" stehen, hören aber nur das Schlagzeug und die anderen Instrumente nicht.
Wie laut wir die Amps haben, entscheidet dann der Toni.
Gruß
Marcus

 

[TheBass]

IEM hatte ich auch nur für grössere Bühnen im Sinn, wo eine PA die Arbeit macht. Wir sind 11 Musiker auf der Bühne, aber nur 4 davon mit Instrumentalamps, 2 Gitarren, Piano und Bass. Der Rest, 4 Sänger, 4 Bläser und Drums ist rein akustisch unterwegs (Sänger und Bläser spielen teils noch ein anderes Instrument, deswegen gibt die Summe mehr als 11). Wegen der Sänger haben wir aber sowieso immer eine Gesangsanlage mit 15ern auf jeder Seite dabei. Den aktiven 18er noch dazu zu stellen ist kaum Mehraufwand. Zumindest Piano und Bass bräuchten dann auch bei kleinen Clubs keine Bühnenamps mehr. Die Gitarren zwar eigentlich auch nicht, aber versucht mal mit einem Gitarristen zu diskutieren, dass er nicht über seinen Röhrenamp spielen dürfe. Da redest Du gegen eine Betonmauer.

Bei 11 Musikern ist schon alleine der Platz auf der Bühne ein Thema. Jeder fehlende Amp, jede Monitorbox weniger ist gut. So ein Knopf im Ohr gibt mir dann auch wieder ein bischen mehr Bewegungsfreiheit. Übrigens immer mit Kabel. Eine Funkstrecke brauchen höchstens unsere Sänger oder Bläser, wenn sie ihre Soli direkt aus der drtten Reihe blasen wollen.

Der Verzicht auf den Bühnenamp fällt mir auch deswegen leicht, weil mein Sound schon im Bass bzw. Preamp entsteht. Der Rest ist nur noch "mach laut" für mich. Für jemanden der ohne seinen SVT Kühlschrank nicht leben kann, ist das evtl. schwieriger.

 

[EADG]

Bei großen Bühnen kommt der Sound heute zu 100% aus den PA-Boxen. Amps auf der Bühne sind Monitor und Deko. Man kann sie eigentlich weglassen.

Ich kann mich an eine Zeit erinnern, in der Veranstaltungen der gleichen Größe direkt von der Bühne beschallt wurden. Deshalb brauchte man die großen Marshall-Orange-Ampeg-Türme. Eine ganze Generation von Musikern ist deshalb ertaubt. Der Vorteil dieser Direktbeschallung ist, dass man Gitarre oder Bass wirklich orten kann, heißt, der Ton kommt aus der Richtung, in der das Instrument, bzw dessen Box steht. Auch der Klangcharakter der Instrument/Verstärkerkombination (Les Paul/Marshall; Jazz Bass/Ampeg...) ist (war) in meinen Ohren viel definierter als wenn das Ganze in einem Mischpult verwurstet wird. Allerdings war der Bühnensound ohrenbetäubend und das möchte heute niemand mehr.

Im kleineren Rahmen sehe ich das immer noch als Vorteil an, wenn ich den Vox des Gitarristen oder des Bassisten sofort erkennen und orten kann. Eine große Bassdrum, die sich natürlich durchsetzt klingt für mich besser als ein abgenommener Kick, der aus den Boxen kommt, obwohl man sich heute völlig daran gewöhnt hat, dass alles aus der PA kommt.

Die Frage ist natürlich: Lohnt sich der Aufwand? Bei 11 Musikern auf der Bühne ist ein Mix mit Mischpult meines Erachtens der einzig praktikable Weg, auch im kleineren Rahmen. Wahrscheinlich macht es die ganze Geschichte viel einfacher, wenn wirklich keine Verstärker und Boxen mehr auf der Bühne stehen.

Vielleicht erinnert sich euer Gitarrist, wenn er the last one amping on stage ist, daran dass auch Beton bröckeln kann.

 

[Igaihcim]

Ich persönlich halte nicht viel von dem IEM, hab es jetzt schon paarmal zur Verfügung gestellt bekommen und fand es furchtbar! Muss aber auch sagen, es war nicht auf mich angepasst und wohl auch qualitativ eher unten angesiedelt.
Für Sänger welche bekanntermassen extreme Monitor Pegel fahren kann es aber sicher vorteilhaft sein.
Ich bevorzuge die guten alten Monitore und hab gerne wenn mein Bassamp mich von hinten anpustet.

 

[el murdoque]

Meine Erfahrungen sind da andersrum: Speziell auf kleinen Bühnen möchte ich IEM nicht mehr missen müssen.
Auf großen Bühnen gibt's ja meistens vernünftige Monitore und einen Mischer speziell dafür, der dann beim Soundcheck mit dem iPad auf die Bühne kommt und fragt, was man wie laut haben möchte.
Bei den kleinen Bühnen, wo man einen halben Meter vor dem eigenen Amp steht und eigentlich vom Bass nur hört, wass die Rückwand reflektiert, da sind die Dinger in den Ohren Gold wert.

Mir hat mal jemand gesagt, dass man als Bassist genau zwei Möglichkeiten hat, IEM auszuprobieren: Entweder legt man Geld auf den Tisch und kauft sich direkt gescheite Kannen, oder man probiert das erstmal mit günstigen Hörern aus - dann stellt man allerdings sicher, dass man zum Schluss gelangt, dass man IEM nicht mag.
Ich habe mir dann halbwegs vernünftige Teile besorgt. Ein paar Proben später dann habe ich nach der Pause vergessen, den Muteknopf an meinem Amp zu deaktivieren und den halben Song gespielt, bis ein Bandmitglied ohne IEM aufgehört hat und mich darum bat, doch auch die Bandmitglieder ohne Kopfhörer an meinem Bassspiel teilhaben zu lassen.
Ich dachte bis dahin, dass die Vibrationen und der Körperschall von meinem Verstärker trotzdem wichtig sind - nur dann hätte ich wohl merken müssen, wenn das Ding nicht an ist.
Der Tag, an dem das letzte Bandmitglied mit IEM versorgt war war für mich der Tag, ab dem der Amp zu Hause blieb.

 

[EADG]

Mir hat mal jemand gesagt, dass man als Bassist genau zwei Möglichkeiten hat, IEM auszuprobieren: Entweder legt man Geld auf den Tisch und kauft sich direkt gescheite Kannen, oder man probiert das erstmal mit günstigen Hörern aus - dann stellt man allerdings sicher, dass man zum Schluss gelangt, dass man IEM nicht mag.

Klar sind bessere Ohrstöpsel besser. Das ist überall so, dass es sich lohnt, Qualität zu kaufen. Aber ich mag keine Stöpsel im Ohr, noch nicht mal als Gehörschutz. Da ziehe ich mir lieber einen richtigen Gehörschutz über. Stöpsel im Ohr irritieren mich irgendwie, aber darum ging es bei dem thread ja nicht.

 

[TheBass]

Ein paar Proben später dann habe ich nach der Pause vergessen, den Muteknopf an meinem Amp zu deaktivieren und den halben Song gespielt, bis ein Bandmitglied ohne IEM aufgehört hat und mich darum bat, doch auch die Bandmitglieder ohne Kopfhörer an meinem Bassspiel teilhaben zu lassen.

Selber Schuld. Schliesslich kann sich doch jeder den Bass auf seinen Monitor legen lassen. Und darauf will ich eigentlich hinaus. Ich habe auch die Diskussionen satt, dass dem Einen der Bass zu laut ist und dem Anderen zu leise, bei der gleichen Einstellung wohl gemerkt. Den besten Basssound habe ich sowieso per Kopfhörer. Dann eben keinen Bühnenamp mehr. Wer den Bass auf der Bühne hören will soll ihn sich auf den Monitor legen, ob IEM Hörer oder Wedge spielt dabei keine Rolle.

 

[TheBass]

Klar sind bessere Ohrstöpsel besser. Das ist überall so, dass es sich lohnt, Qualität zu kaufen. Aber ich mag keine Stöpsel im Ohr, noch nicht mal als Gehörschutz. Da ziehe ich mir lieber einen richtigen Gehörschutz über. Stöpsel im Ohr irritieren mich irgendwie, aber darum ging es bei dem thread ja nicht.

Ist letztendlich auch Wurst ob Du einen IEM (In Ear Monitor) oder OEM (Over Ear Monitor) benutzt. Der IEM ist lediglich unauffälliger und hat bei Verwendung von Otoplastiken eine bessere Dämpfung gegen Aussengeräusche.

 

[Palli112]

Moin. Ich habe das Thema auch gerade aktuell. Wir haben gerade eine mehrwöchige Tour als Support gespielt und ich ich hatte keinen Amp im Gepäck. Ok im Gepäck schon, aber nie auf der Bühne. Direkt vom Preamp in die PA fürs Publikum und bei mir selbst über IEM. Vermisst habe ich den Amp nicht im geringsten, selbst gespürt habe ich mich auf den meisten Bühnen, da der Bühnenboden durch die Subwoofer vibriert hat.
Und Zeit hat das Ganze beim umbauen auch noch gespart.

 

[alice d.]

Hab ich bei einer Band ernsthaft versucht. Nie wieder. Ich soll bei einem Konzert mein bestes geben und mich gleichzeitig komplett von anderen abhängig machen? Funktioniert nicht. Schlechte PAs treffen auf unmotivierte Golems mit seltsamen Soundvorstellungen... Nein.
Privat stell ich mir mehrere Tausend Euro an Bassanlage hin die auch maßgeblich meinen Sound formt (und das ist mit scheißegal, ob irgendjemand außer mir das hört) und auf der Bühne hab ich dann einen billigen Monitor, der nicht für Bass ausgelegt ist?

 

[Bassman1788]

Letztlich ist es wohl eine Geschmacksfrage.
Wen jemand mit IEM klar kommt und ein gutes Gefühl dabei hat - ok.
Ich für meinen Teil finde es einfach grausig.

Es kann sein, dass angepasste Hörer das Ganze optimieren - ziemlich sicher sogar - aber diese "Abgeschottetheit" von der Außenwelt kann ich auf der Bühne nicht abhaben.
Im stillen Kämmerlein und zum Aufnehmen ja, da geht das.
Aber nicht auf der Bühne, auf der man sich (außer man ist Bill Wyman oder John Entwistle) auch bewegt.

Ich habe IEM über mehrere Jahre hinweg in 2 Top40 Bands gehabt.
Parallel dazu hatte ich "normale" Auftritte mit meiner Stammband (Amps, Wedges).
Fazit: IEM läuft bei mir einfach nicht.

Was dagegen schon läuft, ist ein Gig ohne Amp, dafür mit einer gescheiten Wedge- Box (ein 15er darfs schon sein).

 

[TheBass]

Hab ich bei einer Band ernsthaft versucht. Nie wieder. Ich soll bei einem Konzert mein bestes geben und mich gleichzeitig komplett von anderen abhängig machen? Funktioniert nicht. Schlechte PAs treffen auf unmotivierte Golems mit seltsamen Soundvorstellungen... Nein.
Privat stell ich mir mehrere Tausend Euro an Bassanlage hin die auch maßgeblich meinen Sound formt (und das ist mit scheißegal, ob irgendjemand außer mir das hört) und auf der Bühne hab ich dann einen billigen Monitor, der nicht für Bass ausgelegt ist?

Die Idee ist ja eigentlich KEINE Wedges mehr und stattdessen einen IEM Hörer zu benutzen. Wie man sich dadurch von anderen stärker abhängig macht, erschliesst sich mir nicht. Den Basssound für den IEM Hörer machst Du schliesslich selbst und den restlichen Monitorsound bekommst Du vom Soundmenschen, genauso wie jedem anderen Monitoring auch. Und wenn Du Dir einen eigenen Monitormixer hinstellst, hast Du mit den Soundmenschen eigentlich gar nichts mehr zu tun. Wo ist da die Abhängigkeit ?

 

[ATK411]

Es kann sein, dass angepasste Hörer das Ganze optimieren - ziemlich sicher sogar - aber diese "Abgeschottetheit" von der Außenwelt kann ich auf der Bühne nicht abhaben

Ds ist auch meine Sicht der Dinge. Das hat mich bei den Bandproben mitunter auch genervt.
Jedes Mal wenn ein Song zuende war und man eine Frage oder einen Kommentar hatte, kam erst mal " Was?", weil man sich untereinander nicht verstanden hat solange die Stöpsel im Ohr waren. Ich unterhalte mich doch nicht per Mikro mit Menschen die mir gegenüber stehen.
Ausserdem mag ich dieses Pfund das aus den Amps kommt. Wir hatten viele Proben mit IEM und viele ohne. Letzteres ziehe ich ganz klar vor, das macht mir einfach mehr Spaß.
Wenn eine Band von mir IEM verlangen würde, würde ich meine Koffer packen.

 

[beate]

Ich hatte mal sowas ähnliches: kleiner Amp auf großer Bühne, 5W mit ordentlicher Box, per DI-Box in die PA. Funktionierte solange prima, solange das Monitoring ok war. Und dann hat der Monitor-Mixer den Bass aus dem Monitor gezogen ...

Man muss also mit folgendem umgehen: das Monitoring muss absolut verlässlich sein.
Die PA muss auch wirklich tauglich sein.
Das geht aber nur, wenn man entweder selbst die PA stellt oder aber bei einer Fremd-PA sicherstellen kann, dass sowohl die Technik geeignet als auch der Tonmensch zuverlässig ist.

Wenn das sichergestellt ist, würde ich sowas jederzeit immer wieder machen - aus jener Erfahrung heraus aber nur mit einer kleinen eigenen Anlage als Backup für mich selbst. Aber das setzt eine hinreichende Größe des Gigs voraus. Falls wir mal wieder irgendwo spielen sollten, ist es mehr als unwahrscheinlich, dass wir sowas vorfinden.

 

[EADG]

Wenn eine Band von mir IEM verlangen würde, würde ich meine Koffer packen.

So weit würde ich nicht gehen. Ich würde es meiner aktuellen Band ausreden wollen, aber das ist bei uns kein Thema, weil wir auch im Proberaum angenehme Lautstärken und keine Probleme mit Sound haben. Wozu also? Aber es ging ja um "ohne Amp auf die Bühne?" Und da geht es um die Frage der Kontrolle. Ich persönlich mag meinen Sound, halte aber nicht so einen Aufriss. Ich würde mich auch ohne Amp auf eine Bühne stellen, hab ich auch schon gemacht. Wenn ich fast jeden Abend auf- und abbauen müsste würde ich glaube ich ohne Amp spielen. Mir macht es aber Spaß vor meiner Box zu stehen und den Bass zu spüren, wenn ich spiele.

Schlechte PAs treffen auf unmotivierte Golems mit seltsamen Soundvorstellungen...

Das ist natürlich ein Schicksal. Je nach Größe der Veranstaltung kann man das mit einer ordentlichen Anlage von der Bühne runter kompensieren -aber nur für den Bass und das nützt wenig. Mit PA spielen ist wie im Bus mitfahren oder im Flieger mitfliegen. Wenn der Busfahrer oder der Pilot unfähig sind, hat man einfach Pech gehabt, genau so wenn der Bus oder das Flugzeug Schrott sind. Aber das kann man vorher beurteilen. Eine Tonfrau oder Tonmann kann man selbst mitbringen. Und so grottenschlechte PAs kenn ich ehrlich gesagt gar nicht.