Zitat:Original erstellt von: artbass
Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll.
in diesem fall: weinen.
Zitat:Original erstellt von: artbass
Bleiben wir mal im Audiobereich. Ein Kompressor (in all seinen Inkarnationen) hat die Aufgabe, etwas zu korrigieren. Per Schnitt (ob digital oder am Band) wird schon seit Ewigkeiten korrigiert. Von Overdubs ganz zu schweigen. Es wird künstlich Raum erzeugt, mit Equalizern kann man alles komplett verbiegen. Für mich ist Melodyne und Timingkorrektur nur ein logischer Schritt in der Entwicklung der Studiotechnik.
schauen wir uns mal an, wie das in zeiten war, als nach meinem gefühl noch alles in ordnung war. bei motown stand ein unglaublicher röhrenkompressor für die stimmen herum, mit einer gigantischen anzahl an röhren, genau fällt es mir nicht mehr ein, aber es waren mehr als in einem ampeg svt. irgendwie hört sich das ergebniss aber überzeugender an als der digitalquark von gestern und auch wie vieles von heute.
beim thema hall kannst du mal die eigentlich in jedem geordneten haushalt auffindbare bvsc cd mit einem beliebigen pop-scheiß vergleichen. einen raum kannst du digital erzeugen, er ist aber nicht überzeugend. zumindest nicht so verdammt überzeugend. das ist kein subtiler unterschied, daß ist ein hammer.
und dann noch das overduben und sampeln und so. früher wurde mit jeder spur das magnetband breiter bis zu 16 spuren. da waren wir bei 2 zoll. dann fing es an, daß jemand 24 spuren auf den gleichen raum gepresst hat. ich oute mich jetzt als einer jener nörgler, die das nicht gut finden. es gibt viele, die den klang der 16-spur-bänder schätzen als viel voller und dynamischer...
und das overduben und sampeln und so war eine verdammte kunst. wenn man mit vier spuren auskommen mußte, war jedes overdub eine heikle angelegenheit, bei der man sich erst mal überlegt hat, ob man das braucht. zudem macht die primitivität des vorgangs für mich hendrix 1983 nur zu einem noch größeren kunstwerk.
es ist logisch, digital zu werden, arbeitsschritte zu vereinfachen. aber ich muß es nicht unbedingt mögen. ich bin jung und oldschool. ok. aber wenn es um etwas emotionales wie musik geht, will ich selber persönlich einer charmanten aber wiedrigen technik abtrotzen, was ich aussagen will. zumindest ist das mein anspruch, weil ich das gefühl habe, daß es der musik gut tat, wenn es gemacht wurde.
Zitat:Original erstellt von: artbass
All diese Dinge beeinflussen, wie Musik produziert (!) wird. Selbst wenn man in Zeiten zurück geht, die vor der Tonaufnahme liegen, waren technische Entwicklungen (Instrumente) oftmals ausschlaggebend für bestimmte Formen musikalischer Entwicklung. Oder denkt an die Einführung der gleichstufigen Stimmung.
Ich will nicht sagen, dass jede Entwicklung optimal verlaufen ist. Aber was wäre optimal? Wer bestimmt das?
Ich gönne euch den Spaß an der Polemik. Aber ihr regt euch über die Künstlichkeit von Musik auf? Ehrlich? Na gut. Eure Sache.
das "golden age of rock and roll". die 50er und 60er jahre. elvis, chuck berry, bo diddley, the doors, jefferson airplane, james brown, die frühen pink floyd und led zeppelin, hendrix, die stones, beatles... motown, stax... das sind nur vereinzelte spitzen der eisberge. damals wurde rockgeschichte geschrieben. und das mit vorsintflutlicher dampftechnik. heute leben wir im weltraumzeitalter, von dem all diese leute träumten und bekommen nur noch mittelmäßige scheiße hin.
dutzende und tausende labels und record-companies wollen am globalen markt absahnen trotz downloads. jedes jahr suchen zig castingformate nach der stimme des jahres. ist bei dsds außer bohlen überhaupt schon einer volljährig?
die technik hat dafür gesorgt, daß man jeden dreck mal eben so schnell aufnehmen kann und irgendwo, und sei es als klingelton, verscherbeln kann. fast food, fast audio. der dreck wird uns mittlerweile in jede körperöffnung gepresst. komplett künstliche lebensmittel, e-zigaretten mit unbekanntem inhalt, plastikmöpse, gerendertes 3d-kino und am ende noch dieters neuste entdeckung aus den hochhaussiedlungen von köln-porz oder sonstigen assovierteln. kann kaum einen deutschen satz, singt aber wie celine dione auf hustenlöser.
ohne i-phone und i-pad kann man doch heute keine musik machen, oder? im letzten jahr sind mir in der gitte und warwick mindestens zwei dinge ins auge gefallen, die mit diesem apple-quark arbeiten. einfach seinen passiven viersaiter in den röhrenamp stecken und musik machen iss nicht, gell. muß alles analog zu digital gewandelt werden, gesampelt, gemoddelt und digital zu analog gewandelt werden. is ja immer noch viel geiler als der alleinunterhalter mit buffta-rhythmus, billigem keyboard und hingeknödeltem gesang bei der betriebsfeier letztes jahr.
ich schalte das radio an und werde nicht befriedigt. von fernsehen bekomme ich ausschlag und juckende exzeme. ich lege eine vorsintflutliche schallplatte auf und bekomme großes geboten. richtig großes. das ist nicht nur einfach ignoranz oder ewig-gestrigkeit, senilität, "mir gefällt nicht, waf diefe jugendlichen da drüben machen..." ich suche einfach nach emotionen und kunstfertigkeiten, die mir die welt heute nicht bieten kann. hendrix hat mit seiner gitarre gesprochen, heute sind wir schon viel weiter. die ganzen schreddergötter brauchen für ein stupides skalenarpeggio nur eine halbe sekunde. aus dieser armseligen zutat wird nicht nur ein solo zusammengeknöppert, das ist nicht nur ein song, das ist ein album. das schaffen einer ganzen band, eine musikrichtung, gefüllte stadien, japsen, die einen steifen bekommen, wenn sie auf youtube "flight of the bumblebee" in 2,3 sekunden runterrubbeln. f***ing bullshit.
am ende bin ich froh, wenn ich ein paar perlen irgendwo am strand finde. jack white, sharon jones, black keys, dan bern, seasick steve. es leibt wenig übrig heutzutage, was noch echte handwerkliche und emotionale qualität hat. läuft das zeug im radio?
Zitat:Original erstellt von: artbass
Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll.
ich finde wirklich, man sollte auch mal weinen. ehrlich. das tut gut. es ist der ausdruck von emotion. pur, unverfälscht. die meisten menschen können ein lachen fälschen, aber kein weinen. die meisten haben weinen komplett verlernt. und wenn man in diesem moment einen song schreibt oder bass spielt, ist man keiner mehr von diesen arschlöchern da draußen, die uns die gehörgänge mit dutzendware vergiften. dann ist man nicht mehr im gleichen sport, nicht mehr im gleichen stadion, man tritt nicht mal gegen einen ähnlichen ball. dann ist man da draußen alleine mit göttern und giganten.
ich wollte nie woanders sein.
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