Klassiker-Kopien: Ideenklau oder Verneigung???

[Matbas]

Hallo Brueder und Schwestern! Erhoffe mir einige Atworten auf meine Frage, ob Kopien von Klassikern wie den Fender Jazz- und Precision-Modellen oder Gitarren Klassikern wie Gibson Les Paul, SG oder PRS-Modellen, den wegen ihres Preises so genannten Zahnarztgitarren Eurer Meinung nach eher dreister Ideenklau oder eine Verneigung vor dem Erfinder des jeweiligen Modells sind. Eine Hommage sozusagen?[][ooo]

Was fuer Minungen habt ihr zu diesem Thema?[ooo][ooo][ooo]

Ich frage, weil ich ja selbst inzwischen eine Fender-Kopie spiele und zwischen Dank an den Erfinder des Jazz Basses und Gewissensbissen hin und her gerissen bin. Was aber nicht der Grund fuer meine heutige Schlaflosigkeit ist.[][][][][]

Und glaubt ihr, so ein Kopierertreiben schadet den grossen Herstellern der Originale oder nuetzt ihnen eher, weil ihnen frueher oder spaeter, die reuigen Kopieenbenutzer doch ins Netz gehen - die sie vielleicht ohne den "Umweg" ueber den meist billigeren Nachbau moeglicherweise nicht erreicht haetten?[ooo][ooo]

 

[griznak]

Morgen,

ich denke das kann man nciht so verallgemeinern, weshalb eine Antwort äußerst schwer sein wird. Zum einen finde ich Kopien haben schon irgendwie eine Berechtigung denn viel Anfänger wollen vielleicht diese Optik der Klassiker aber können sie sich eben nicht leisten. Wobei wir auch schon bei einem der Gründe sind warum es Kopien aus Herstellersicht gibt. Durch die günstigeren Preise und das bewehrte Aussehen ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie die Dinger gut verkaufen. Hinzu kommt, dass sich das Original ja bewehrt hab im Musikalltag und daher muss man selber nicht wirklich viel Produktentwicklung betreiben. Und genau bei diesem Punkt kann man sich streiten ob es denn nun einfach bequemes Marketing ist oder eine Hommage an die Klassiker. Vielleicht spielt ja beides mit rein.

Ich selber habe eine Preci-Kopie von Overland und einen Ibanez ATK (der ja als Stingrayalternative von einigen geschätzt wird). Nur mein Jazz Bass ist ein originaler (von Fender Japan allerdings []). Da ich nicht das große Geld habe als Student, finde ich Kopien echt sinnvoll, wobei ich auch schon überlege mit nen Japan Preci zu kaufen, da die Teile wirklich spitze verarbeitet sind, aber mal sehen. Im Grund habe ich aber schon alle großen Klassiker (bis auf den Rick) hier bei mir stehen. []

 

[Metalfist]

kopien, kopien...

ich finde an kopien grundsätzlich nichts schlechtes (solange nicht das decal auch mitkopiert wird, dass ist beschiss).

wer wert liegt auf eine marke legt, kauft sowieso das original.

in wahrheit helfen kopien bei der verbreitung eines designs und etablieren es.

 

[ISI]

Die meisten Hersteller kopieren ja nur die Optik.
Klanglich unterscheiden sich Instrumente von Lakland, Sadowsky, Don Grosh etc. meist stark vom Original.

 

[Mudskipper]

Ich finde gute Kopien bzw Interpretationen vollkommen in Ordnung.

Der arme 9Klässler kann sich dank Harley Benton und Co schon mal an JB,Preci, Violinbass etc "gewöhnen".
Am anderen Ende gibt es die Edel-Copys z.B. die 60s Windmill JBs - von Fender authorisiert.

Seit Instrumente gebaut werden wird kopiert.

 

[lukke]

bei den billigen Modelen geht es vermutlich nur darum, günstig etwas anzubieten, das aussieht wie das teure Original, also Ideenklau.

Die guten teuren edlen Basshersteller nehmen das Design, meist leicht verändert, und bauen ein spezielles Instrument, welches klanglich oft nicht dem Original entspricht, und so sehe ich es eher als Verneigung.

 

[RobRock]

Offtopic!
@lukke: Ufff...verdammt coole Homepage!!

 

[Chuck]

Es gibt reichlich Hersteller, die einige Zeit ihr eigenes Design anbieten und dann plötzlich fenderartige Instrumente im Katalog haben. Da fallen mir z.B. Sandberg ein, aber Marleaux hat das auch gemacht.
Da fallen mir nur wirtschaftliche Gründe ein...

 

[Jost Halenta]

Wenn jemand in der Lage ist einen guten Bass zu bauen, dann soll er das tun, auch wenn es eine Kopie ist.

 

[ehemaligerUser]

Solange halt noch klar erkennbar ist, dass es eben nicht das Original ist, finde ichs voll in Ordnung.

Warum diese meist optischen hingucker nicht auch zu erschwinglichen Preisen anbieten?

Und wer letzten Endes originalen Sound haben will wird sich auch ein Original kaufen müssen. Da kommt keine Kopie mit.

Gruß

 

[Matbas]

Also bis jetzt besteht wohl kein Grund zu Gewissensbissen, zumal meine Jazz Bass Kopie alle bisher genannten Kopien-Berechtigungsgruende erfuellt: Fuer die Qualitaet (Swampash/Bergahorn Kombination mit bundlosem Ebenholzgriffbrett, Bartolini J Pickups) war mein handgebauter Bass sehr billig, umgerechnet ca 700 Euro und dick und fett steht auf der Kopfplatte, dass es kein Fender ist und welcher Bassbauer ihn statdessen gebaut hat.
Was bei Leuten, die mich sonst mit meinem Original JB gesehen haben schon zu ausgesprocherner Verwirrung gefuehrt hat.....

Bin gespannt, was fuer Meinungen noch kommen.....hatte mir sogar eine heisse Diskussion erhofft!

 

[Oli Wan]

ich finds unterschiedlich..
einszueins kopien find ich meist nicht so toll, weil sie denn doch meistens nicht heranreichen und mehr oder weniger einfach nur vom guten ruf des originals leben. kopien mit eigenen ideen oder sehr guter verarbeitung, oder beidem sind da was anderes, die haben durchaus ihre berechtigung. ich denke aber auch, dass die günstigen dinger wirklich eher die leute mit wenig geld, schüler etc., an die grossen vorbilder heranführen, sobald das geld da ist.
@griznak: dann wirds aber zeit für den grossen klassiker Ric...[]

 

[jam_bass]

Ich persönlich fnde Kopien ehrlich gesagt ziemlich doof. Anders sehe ich "Interpretationen", weil sie mMn. durchaus Weiterentwicklungen sein können.
Das Beharren auf einem bestimmten Design, egal auf welchem Markt, finde ich eingeschränkt kreativ. Natürlich ist ein bestimmter Wiedererkennungseffekt aufgrund einer firmeneigenen Formensprache eine gute Sache. Wenn aber beispielsweise VW heute immer noch nur zwei unterschiedlich geformte Autos herstellen würde (Käfer und Bulli), weil diese Designs "Kultatatus" erreicht haben, wer würde VW die Weiterentwicklungskompetenz noch bescheinigen??
Klar, es gibt Menschen, die sich auf allen Gebieten NUR mit Kultgegenständen schmücken - bei den Klamotten, bei der Zigarettenmarke, beim Zippo-Feuerzeug, beim Motorrad, beim Auto, beim Doppelbett usw usf.
Dadurch liegt man mit der entsprechenden Formensprache im sicheren Bereich.
Mir wäre das als Bassbauer ehrlich gesagt zu blöd, sowas zu kopieren. Es geht nichts über eigene Ideen.

 

[Jazzchili]

Ich finde Kopien in Ordnung, solange sie ssich nur auf die Optik und nicht auf die Technik beziehen, denn in der Hinsicht soll sich bitte jeder Hersteller seine eigenen Gedanken machen. Aber wenn sich ein Design z.B. durch seine sehr gute Ergonomie etabliert hat, können doch auch andere Hersteller davon Gebrauch machen.
Deswegen sind auch alle Räder rund, so laufen sie am besten.

 

[Matbas]

@Jam Bass: Ich wollte eine ziemlich originalgetreue Kopie, weil ich den Sound des grossen Originlas so genial finde. Und der beruht in meinem Fall halt auf geschraubter Verbindung zwischen Hals und Korpus. Fuers Original hat bei mir das Geld nicht gereicht. Vielleicht sollte ich schreiben noch nicht. Gebs ja ehrlich zu, dass es vor allem ne Frage des Geledes was - obwohl ich kein Schueler mehr bin....irgend was hab ich wohl falsch gemacht in der Karriereplanung......

@Jazzchili genau das ist es bei mir: Design des Jazzbasses ist fuer meinen Geschmack unerreicht und die Ergonomie ist auch sehr gut (schmaler Hals). Na und den Ton kann man fuer meine Ohren nicht runder machen als das rundeste Rad.....

 

[jam_bass]

Na, ja. Bezüglich der Ergonomie von Fenders Jatz und Preci bin ich eher enttäuscht, ich bin da doch erheblich besseres gewöhnt.
Aber genau das meinte ich mit einem für mich unverständlichen Festhalten an einem weiterentwicklungsbedürftigen Design.
Mit dem Sound hat das nix zu tun. Wenn du, Matbas, den JazzBass-Sound so gut findest, warum sollst du dann auch die beim Fender eingebauten Nachteile mitkaufen, obwohl bei einer Kopie des Sounds die neuralgischen Punkte am Hals und Korpus verbessert werden könnten. Das haben ja auch schon genügend Bassbauer vorexerziert.
Aber scheinbar will der Hardcore-F-Fan mit seinem Gerät kämpfen.

Schon gut, schon gut, an einem FenderBass gibt es nichts zu verbessern, also halte ich die Klappe.

 

[alex_de_luxe]

Ich sehe das Ganze nicht allzu eng. Ich spiele selber eine Precikopie, welche aber mehr als der entsprechende Bass vom grossen F gekostet hat. Sieht auch sonst gleich aus, ausser dass er kein Logo auf der Kopfplatte hat.
Wen juckt es, wenn die Instrumente gleich aussehen. Wenn man sie verwechselt, dann ists schon irgendwie komisch, aber andererseits bezahlen Hersteller wie Nash/Sandberg usw. auch damit sie das Design benützen dürfen...

 

[Matbas]

@Jam Bass: Was menst du genau mit der Ergonomie, mit der du bei den Fenders unzufrieden bist? Meinst du den wirklich den etwas erschwerten Zugang zu den hoechsten Lagen bei den Serienbaessen und die limitierte Anzahl der Buende? Da kann man ja, wenn man will zum Beispiel Deluxe-Versionen mit tiefeen Cutaways kaufen.
Und ich waere mir da nicht so sicher, dass der Jazz Bass Klang noch gleich bleibt, wnn man die Korpsform sehr aendert.

Ich spiele jetzt meinen gewonnenen Mayones Bass, im Prinzip auch ne J-Kopie mit geschraubtem Ahornhals auf Eschekorpus. Aber der hat laengst nicht so viel mit dem echten J-Sound zu tun. Meine sehr Fender-aehnliche Fretless-Kopie kommt meinem Original-F JB viel naeher.

Und ich zum Beispiel brauche nicht mehr Buende als ich habe, denn die ganz hohen Toene ueberlasse ich den Gitarristen.....
Allerdings stimmt, dass mein Mayones mit neuerem Konstruktionsprinzip bei der Einstellung der Saitenlage unproblematischer ist....und mein Gitarrenbauer hat schon alles beim Fender versucht, er schnarrt imer etwas mehr als der M.

Also nen bisschen hat du mit dem Kaempfen wohl recht.....bin ja ehrlich. Aber fuer meinen Geschmack kann kein Bass schoener aussehen als ein JB. Der trifft einfach mein Formverstaendnisvoll ins Schwarze - sprich ins Herz)))))

 

[jam_bass]

Ich will das nicht schon wieder aufrollen, es regnet danach wieder Kontra.
Nein, die Anzahl der Bünde meine ich nicht, und auch der Cutaway ist mir groß genug.
Mir geht's nach meinen Erfahrungen mit Fenders um andere Punkte:
Die Kopflastigkeit ermüdet den linken Arm, der Korpus ist kantig und unbequem, die Form passt schlecht zum menschlichen Körper, der Hals ist mir zu dünn, die Ergonomie ist schlecht durchdacht. All das ließe sich ändern, ohne den Klang zu verbiegen.
Dazu kommen optische Merkmale, die aus GraphikerSicht einfach unmöglich gestaltet sind - aber das ist Geschmacksache. Den reinen Umriß des JazzBasses würde ich mit ganz geringen Veränderungen sogar noch schön finden, aber aus jeder anderen Perspektive ist es ein ungehobelter und mit trivialen Zutaten aufgepeppter Klotz - amerikanisch im schlechtesten Sinne halt.

Jedem von den kleineren Bassherstellern, der sich an eine Neuinterpretation herangewagt habe, möchte ich die Hand schüttlen, leider machen die Originale und die 1:1 - Kopien das Rennen, weil's sich halt am besten verkauft. Der Geschmack der Masse muss ja nicht immer der beste sein.

Aber bitte nicht zu ernst nehmen ... das ist nur meine private und auf meinem Empfinden beruhende Meinung, jeder soll seine eigene haben.

 

[MauMau]

Zitat:Und ich waere mir da nicht so sicher, dass der Jazz Bass Klang noch gleich bleibt, wenn man die Korpsform sehr aendert.

Das dürfe den geringsten Unterschied machen. Wenn du die gleiche Holzmasse mit dem gleichen Hals und der gleichen Hardware mit gleichem Lack verbaust, erhältst du sicher einen Bass, der innerhalb der soundmäßigen Streuung von Jazzbässen liegt, unabhängig von seiner Form.
Im übrigen glaube ich, daß das Wort "Fender" auf der Kopflpatte nicht den Sound macht, sondern der Bass.
Dementprechend dürften sich "echte" Fender Jazzbässe untereinander mitunter soundmäßig wesentlich stärker unterscheiden, als bestimmte Fender Jazzbässe von ihren Kopien.
Insofern ist der Spruch "der Fender Jazzbass hat den besten Jazzbasssound, weil er ihn definiert" imho blödsinnig.
Ich habe mir einen Nash gekauft, weil er mir vom Sound und Haptik wesentlich besser gefallen hat als die Fender. Optisch unterscheidet er sich wie oben weniger von "echten" Fender als diese untereinander. Und der Name geht mir am A... vorbei.
[]
Nochwas zum Thema "de gustibus non est disputandum":
Mir geht's in allererster Linie um den Sound. Aber Jazzbässe finde ich soooo häßlich, daß ich nie einen spielen wollte.[]
Diclaimer: das ist meine, und nur meine Meinung. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit liegt sie darin begründet, daß ich keinen Geschmack habe, völlig unreif bin, kein Gefühl für klassische Formen habe und prinzipiell völlig verblendet bin.[P]
Und es soll niemandem die Freude an seinem Jazzbass vermiesen.[]