Hälse selbst lackieren (Wer kennt sich aus ?)

[Jost Halenta]

Ich habe im vergangenen Jahr einige Hälse dünner gemacht und anschließend -weil es schnell geht- nur gewachst. Das geht aber nur halbwegs gut. Am liebsten sind mir fett lackierte Hälse. Welche Lacke und welche Lackierpistole könnt ihr empfehlen ?

 

[kiwibass]

Da ich keine Lackierpistole habe und auch ansonsten oftmals improvisieren muss, benutze ich für solche Arbeiten seit vielen Jahren 2k-Sprühlack der Marke „SprayMax“ (Hersteller: Fa. Peter Kwasny).
Damit kriegt man eine ganz ordentliche und robuste Lackierung hin, die z.B. den Poly-Finishes nach Fender-Art recht nahe kommt.

Ist natürlich nix für die Fans hauchdünner Nitro-Lackierungen, aber eine solche schwebt dir ja ohnehin nicht vor.
Ausserdem bleibt der Lack farbneutral, dunkelt also nicht vintage-mäßig nach.
Aber damit kann ich persönlich ganz gut leben…

 

[bassilisk]

Eine gute Lackierpistole (bsw. Sata) kostet richtig Geld. Dazu brauchst du einen potenten Kompressor - da kann man mal den Luftbedarf nachschlagen...
Außerdem ist das Einstellen der Pistole schwierig und bedarf einiger Erfahrung.
Dann muss man sie fachgerecht reinigen...
Jedenfalls ist das so, wenn man ein Ergebnis erzielen will, das die Geschichte rechtfertigt -Draufrotzen ist kein Problem, und mit etwas Glück wird's sogar gut - aber nur mit Glück.

Ich empfehle Sprühdosen, ein Markenprodukt aus dem Baumarkt. Am bässten Hochglanz - das fühlt sich von Vorne herein "fetter" an als Mattlack.

 

[bassilisk]

Nachtrag: Wenn das Holz bereits geölt oder gewachst ist, musst du es mit Nitroverdünnung abwaschen, sonnst kannst du Probleme mit der Haftung bekommen.

 

[Hozzy]

Ich habe mehrere Hälse lackiert/geaged mittlerweile und kann da "Light Brown" von Tonematters empfehlen. Je mehr Schichten, desto dunkler wird das ganze ohne aber ins künstliche "Orange-gelb" zu kommen, wie man es leider bei vermeintlichen "Vintage Tints" häufig sieht, die aber keinesfalls einem original gealterten Ahorn entsprechen.

Nitro hält auch wenn man es nicht vermuten mag, eigentlich sehr gut auf geölten/gewachsten Flächen, wenn man ihm genug Trocknungszeit gibt und es mehr als eine Schicht Lack ist.
Zu stark geölt-/wachst bzw. vollständig gesättigt verhindert aber tatsächlich das anhaften, gerade an "Ecken" und "Kanten"!!!

Mit den Sprühdosen von Tonematters kann man hervorragende Ergebnisse erzielen. Dünn Auftragen ist das A&O - nicht gleich dick lackieren. Ich nehme dazu einen Haushaltsföhn, zuerst kleine Gebläsestufe und wenig Hitze, dann erst Hitze um eine Stufe steigern, dann Gebläse, dann wieder Hitze, dann Gebläse. Dadurch verkürzt man die Wartezeit zwischen den Schichten erheblich. Nach etwa drei-vier wirklich hauchdünnen Schichten lasse ich alles noch mal ein paar Stunden trocknen, dann schleife ich die Oberfläche mit 800er bis 1.000er Schmirgel und gebe noch mal zwei, drei dünne Schichten drauf. Dann wieder trocknen lassen. Wenn man einen entsprechenden Farbton erreicht hat, kann man dann mit dem Klarlack von Tonematters arbeiten bis man die gewünschte Dicke erreicht hat (oder auch beim Decal überlackieren)....hier auch wieder die selbe Prozedur.

Wenn alles fertig ist kann man den Hals im Prinzip nach 24 Stunden montieren und den Rest an der Wand/auf dem Bass trocknen lassen. Beste Ergebnisse bei meinen Projekten hab ich jedoch erreicht, wenn die Hälse tatsächlich mal ein bis zwei Wochen gelegen haben bevor man alles montiert.

Zum Schluß schleife ich alles noch mal mit 2.000er Schmirgel, insbesondere die Halsrückseite, dadurch wird sie schön smooth

Edith sagt noch, dass man idealerweise vor dem Lackieren noch mal mit 400er Schmirgel alles anrauht, dadurch hat der Lack (auch bei gewachstem/geöltem Holz) etwas mehr Haftungsfläche. Durch die mehreren Schichten und das finale Schleifen wird dann auch alles wieder schön glatt)

Last but not last noch mal ein Beispielbild von einem stark geageden und einem "normal" geageden Hals (meine ersten Gehversuche in Punkto Hals lackieren/aging):

Der untere Hals wurde durch Wachsen (abwechselnd mit Lack) so dunkel, das Nitro hält hervorragend und hat auch Proben/Gigs auch mit viel Schweiß hervorragend überstanden

 

[whitewater]

Ich hätte da noch eine Zusatzfrage, weil Du @Jost Halenta so eindeutig von fett lackierten Hälsen sprichst, ich nehme mal an, Du meinst sowas, wie z.B. Fender Vintera oder den einfachen Squier, ohne Aging oder sonstwas.

Ich hab mir in einen neuen Mexico Fender Hals eine klein stecknadelkopfgrosse Macke (knapp 1mm) reingehauen. Sieht man nicht, ist aber haptisch lästig. Fällt Euch was ein, wie man sowas ordentlich füllen kann? Am besten so, daß es weiter nicht sichtbar bleibt?

 

[Hozzy]

Ich hätte da noch eine Zusatzfrage, weil Du @Jost Halenta so eindeutig von fett lackierten Hälsen sprichst, ich nehme mal an, Du meinst sowas, wie z.B. Fender Vintera oder den einfachen Squier, ohne Aging oder sonstwas.

Ich hab mir in einen neuen Mexico Fender Hals eine klein stecknadelkopfgrosse Macke (knapp 1mm) reingehauen. Sieht man nicht, ist aber haptisch lästig. Fällt Euch was ein, wie man sowas ordentlich füllen kann? Am besten so, daß es weiter nicht sichtbar bleibt?

Bei Poly kannst Du es mal mit flüssigem Sekundenkleber versuchen. Um die Stelle herum mit Malerkrepp abkleben, dann den Sekundenkleber in die Macke tropfen lassen und dann warten bis alles ausgehärtet ist. Danach dann mit feinem Schmirgelpapier nass beischleifen und zum Schluß polieren, ggf. auch mit einem Dremel und kleinem Polieraufsatz...
Wenn es ein Satinfinish ist, kannst Du anschließend die Stelle auch noch mal wieder ein wenig mit der Scheuerseite eines alten Spülschwamms (muss schon ziemlich abgenutzt sein) etwas stumpf machen.

Man sieht aus bestimmten Winkeln zwar u.U. noch was, aber die Ergebnisse sind eigentlich ganz gut

 

[bassilisk]

eine klein stecknadelkopfgrosse Macke (knapp 1mm

Der Sekundenkleber-Trick ist gut für Lackschäden.
Könnte natürlich auch bis ins Holz gehen, da wären gute Fotos hilfreich.
Holz kann man herausdämpfen.

 

[Hozzy]

Der Sekundenkleber-Trick ist gut für Lackschäden.
Könnte natürlich auch bis ins Holz gehen, da wären gute Fotos hilfreich.
Holz kann man herausdämpfen.

Das ist meiner Erfahrung nach bei Poly schwierig...das Zeug ist so dick, dass die Schäden eher selten bis ins Holz gehen und selbst wenn, schafft man es mit dämpfen eher nicht, da das den Poly-Lack drumherum ziemlich unbeeindruckt lässt...

 

[Jost Halenta]

Erstmal danke für eure Tipps. Bei kleinen Macken habe ich meist Nagellack benutzt. Ging teilweise recht gut.

 

[whitewater]

Danke, ich denke, der grosse Trick ist das möglichst enge Abkleben um aus einem knapp einem Millimeter grossen Löchlein keine Daumennagelgrosse Reparaturstelle zu machen

 

[whitewater]

Übrigens, @Jost Halenta für einen solides, hochglänzendes Finish kann ich ebenfalls 2k Parkett oder Bootslacke nur empfehlen. Aber ich hab die damals mit dem Pinsel verarbeitet, ich fürchte, @bassilisk hat völlig recht, was den Aufstand mit der Pistole angeht. Das lohnt sich nur, wenn man da mehr von verarbeiten möchte.

Andererseits habe ich auch schon mit Nitro aus der Sprühdose gearbeitet. Damit bekommt man auch ein schön hochglänzendes Finish, das mit ein paar Schichten auch einen "Fetten" Eindruck macht. Allerdings nutzt sich das dann nach meiner Erfahrung erheblich schneller ab. Der Lack altert auch schneller.

 

[bassilisk]

Danke, ich denke, der grosse Trick ist das möglichst enge Abkleben um aus einem knapp einem Millimeter grossen Löchlein keine Daumennagelgrosse Reparaturstelle zu machen

Das Material selbst, ob Nagellack, Lack oder Sekundenkleber ist relativ egal - es sollte hart und transparent sein.

Ich verwende am liebsten dünnflüssiges Material, ggf. verdünnen; das appliziere ich mit einem Zahnstocher: Einen Tropfen anhängen und in das Loch einbringen. Für kleinste Löcher bleibt er spitz, für größere kann man ihn pinselig klopfen. Vorher das Loch mit Verdünnung reinigen (Zahnstocher oder Wattestäbchen); bestenfalls löst sich der Lack etwas an, jedenfalls ist die Benetzung um so bässer, je dünnflüssiger; bei Nagellack bspw. Nagellackverdünnung. Nicht komplett abtrocknen lassen!
Dann Tropfen für Tropfen aufbauen, bis etwas übersteht, das wird später wieder abgetragen.

Abkleben würde ich mit dieser Technik nicht, da hast du viel bässere Kontrolle.

 

[mihca]

Hier ein Video für Ausbesserungen mit Sekundenkleber, hatte ich auch mal so gemacht. Herausgekommen ist ein quasi unsichtbarer Übergang zum Polylack. Der Sekundenkleber sollte dickflüssig sein.

 

[bassilisk]

stecknadelkopfgrosse

knapp einem Millimeter

dünnflüssiges Materia

dickflüssig

Deshalb:

da wären gute Fotos hilfreich.

 

[Bass-Fred]

Wie @bassilisk bereits schrob, kommst Du für eine brauchbare Lackierausrüstung (neu) locker auf 1000 Steinchen und mehr. Für einen schönen Klarlack braucht man Luftdurchsatz ohne Ende. Dazu kommt das Gebimmel mit dem Anrühren und die Reinigung mit äußerst gesundheitsförderlichen Lösungsmitteln.

Ich persönlich halte lackierte Hälse ja für überschätzt, aber in Deinem Fall würde ich zu 2K Lack aus dem Autobereich greifen. Haftgrund, vernünftiger Schliff usw. der zu lackierenden Oberflächen ist ja eh klar. Die Zwischenschliffe, Nassschliff und Politur bis zur finalen Oberfläche sind halt auch nervige Jobs.

 

[kiwibass]

Das Material selbst, ob Nagellack, Lack oder Sekundenkleber ist relativ egal - es sollte hart und transparent sein.

Obacht - das gilt wirklich nur für Reparaturen sehr harter Poly-Lackierungen!

Das zur Ausbesserung verwendete Material sollte im Zweifelsfall etwas weicher sein als das eigentliche Finish, und keinesfalls härter.
Ansonsten kann es beim Schleifen/Polieren passieren, dass mehr vom benachbarten Finish abgetragen wird als von der Reparaturstelle. Dann hat man einen kleinen Hügel inmitten einer größeren Kuhle… und man wünscht sich, dass man’s besser so gelassen hätte, wie‘s war.

Spreche da leider aus Erfahrung…