(E-)Bass in kleinen (Easy-)Jazz-Combos. Wie und was genau spielt ihr?

Phuxx schrieb:
Hi Stefan!

Finde Deine Ideen ja spannend! Nur: was genau soll ich denn für einen Schluss ziehen aus diesen Überlegungen? Dass man nicht erwarten darf, auch in 20 bis 30 Jahren zb halbwegs manierlichen grundlegenden Walking Bass zu spielen? Oder dass man nicht erwarten sollte, nach 2-3 Jahren irgendwas Passables zustande zu bringen in der Jazz-Begleitung?

Weiss nicht so recht, ob das als "Sich bloß kein Stress machen..." oder "Sich bloß keine Hoffnungen / Illusionen machen..." zu lesen ist?

Ich zb gehe mal schon klar davon aus, dass man auch hier im Jazzbereich von einem lebenslangen Lernen und Entwickeln sprechen kann...

So ganz subjektiv, und gerade weil Jazz so ein riesen giganto breites Feld ist, find ich da eine persönliche Standortbestimmung im Sinne eines "Wie weit bin ich denn schon?" gar nicht so leicht...

Und fände / finde das ein oder andere Erfolgserlebnis "Ah, DAS kann ich also jetzt! Endlich ein Schritt weiter!" ab und zu umso mehr ziemlich wichtig...

In 20-30 Jahren noch keinen Standard abwechslungsreich und kreativ begleiten zu können, das fände ich schon urgh! In 2-3 Jahren, dazu noch zeitlich / kreativ beschränkter Laie, nicht die Großmeisterschaft erlangt zu haben - irgendwie vorhersehbar.

Aber so ein bisschen von persönlichem "gut genug" für den Moment / erreichbare Zwischenziele beim Walken lernen / basal bei Sessions oder auch nur im stillen Kämmerlein Standards begleiten können - da hoffe ich doch sehr, auch als Laie, dies nicht für die nächsten Jahre kategorisch nicht mal andenken zu brauchen?
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Hallo Phuxx, nein, wollte auf keinen Fall entmutigen und es wäre dramatsich wenn ich nach 20 Jahren keinen Walk spielen könnte :-)) ich dachte es wird klar dass es immer ein lernprozess sein wird und ein Prozess der Spass macht und dem man sich einfach stellne sollte...meine walking Linien ändern sich immer noch. Den Einstieg findet man recht schnell. Da brauchst du noch nicht einmal 2 Jahre dafür. Es ist auch nie leicht zu bestimmen wo man steht und es ist ein tolles Gefühl was neues zu entdecken und dann spielen zu können. Ich finde aber das der Respekt vor der Musik da sein sollte.... so ein Spruch Grundton auf die 1 und dann drückt man halt ein paar Töne ist echt albern und totaler schwachsinn...L GR Stefan
 
Stefan E schrieb:
so ein Spruch Grundton auf die 1 und dann drückt man halt ein paar Töne ist echt albern und totaler schwachsinn...
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Und ich finde es sollte hier vor allem Respekt untereinander herrschen und nicht denjenigen, der hier für andere den Einstieg mit erleichtert als albern und schwachsinnig zu erklären. Das ist nämlich respektlos!
Musik darf man durchaus (und vor allem) auch hören und fühlen und wenn es sich für mich und drei andere Musiker gut anfühlt, was ich mache, dann kann es nicht so albern und schwachsinnig sein.
Bassisten geben im Jazz Time, Groove und Form - solange die Form aus den Tönen, die ich zu richtigen Zeit spiele klar wird, ist für mich meine Aufgabe erfüllt. Wenn ich das mit chromatischen Verbindungen der Grundtöne schaffe, steckt da sogar ein für den Zuhörer wiedererkennbares System hinter. Wenn ich soweit bin, kann ich auch jeden Ton der Walking-Line planen. Wenn ich aber bis dahin auf mein Gehör und Muskelgedächtnis zurückgreife, hat mein Gehirn mehr Zeit sich über die entstehende Musik zu freuen. Und wenn ich "falsche" Töne spiele führen die zu einer Dissonanz, die sich ohnehin wieder irgendwie als Optionston und Färbung deuten lassen könnten.
Ich mache nicht Musik um irgendwelche Regeln einzuhalten - ich halte so viele Regeln ein, dass es mir gelingt mit anderen zu musizieren, dass es für alle Spaß bringt und für uns gut klingt.
 
HeGoe schrieb:
Und ich finde es sollte hier vor allem Respekt untereinander herrschen und nicht denjenigen, der hier für andere den Einstieg mit erleichtert als albern und schwachsinnig zu erklären. Das ist nämlich respektlos!
Musik darf man durchaus (und vor allem) auch hören und fühlen und wenn es sich für mich und drei andere Musiker gut anfühlt, was ich mache, dann kann es nicht so albern und schwachsinnig sein.
Bassisten geben im Jazz Time, Groove und Form - solange die Form aus den Tönen, die ich zu richtigen Zeit spiele klar wird, ist für mich meine Aufgabe erfüllt. Wenn ich das mit chromatischen Verbindungen der Grundtöne schaffe, steckt da sogar ein für den Zuhörer wiedererkennbares System hinter. Wenn ich soweit bin, kann ich auch jeden Ton der Walking-Line planen. Wenn ich aber bis dahin auf mein Gehör und Muskelgedächtnis zurückgreife, hat mein Gehirn mehr Zeit sich über die entstehende Musik zu freuen. Und wenn ich "falsche" Töne spiele führen die zu einer Dissonanz, die sich ohnehin wieder irgendwie als Optionston und Färbung deuten lassen könnten.
Ich mache nicht Musik um irgendwelche Regeln einzuhalten - ich halte so viele Regeln ein, dass es mir gelingt mit anderen zu musizieren, dass es für alle Spaß bringt und für uns gut klingt.
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Dafür entschuldige ich mich in aller Form bei dir, wollte dir damit nicht auf die Füsse treten...es geht nicht um das einhalten von Regeln aber die Musik verdient es dass man sich Gedanken darum macht. Ich finde sogar dass es wichtig ist spontan und frei zu agieren. Aber gerade weil man als Bassist die harmonsichen Grundlagen legt ist es wichtig sich damit auszukennen. Selbst dann hat man sehr viele Freiheiten. Aber wenn du ein Muskelgedächtnis entwickelt hast, heisst es ja dass du dich mit Harmonien auseinander gesetzt hast. Du hast vollkommen Recht, es soll Spass machen und jeder hat da andere Auffassungen.. Grüsse Stefan
 
Danke dir vielmals für die Entschuldigung lieber @Stefan E , auf dem Level bin ich sehr froh, dass du dich an dem Thema hier beteiligst! Ich bin mir sicher, dass wir viel von dir lernen können!
Ich habe in der Corona-Zwangspausen-Zwischenzeit für mich auch zwei Kontrabasslehrer rausgesucht und heute Abend die erste Stunde.
Der Schritt zu einem Instrument, auf dem ich mich motorisch wie der erste Mensch bewege, hilft meinem Kopf sicherlich auch bewusstere Walking-Lines zu "planen" und auszuführen. Ich bin sehr gespannt auf die lebenslange Reise, die durch den Jazz ganz neue Horizonte aufzeigt - eben genau wie du es beschreibst.
Ich habe jahrelang programmierte Tabs in guitarpro oder ultimate-guitar mitgedudelt und habe dort von der Tapete bis zur Wand gedacht und 0,0 improvisiert.
Zum Schluss: Ich liebe Jazz erst seit dem ich mich praktisch-musizierend damit auseinandergesetzt habe. Rein vom Ohr her hat es mir bisher nicht zugesagt. Dadurch, dass meine Hemmschwelle durch ganz tolle Aussagen hier im Thread herabgesetzt wurde, habe ich mich getraut und bin wie gesagt so glücklich wie noch nie im Bereich des privaten Musizierens. (Ich mache schon seit 20 Jahren aktiv Musik). Das möchte ich für andere hier auch betonen und verdeutlichen: Es gibt nichts gutes, außer man tut(et) es!
 
HeGoe schrieb:
Danke dir vielmals für die Entschuldigung lieber @Stefan E , auf dem Level bin ich sehr froh, dass du dich an dem Thema hier beteiligst! Ich bin mir sicher, dass wir viel von dir lernen können!
Ich habe in der Corona-Zwangspausen-Zwischenzeit für mich auch zwei Kontrabasslehrer rausgesucht und heute Abend die erste Stunde.
Der Schritt zu einem Instrument, auf dem ich mich motorisch wie der erste Mensch bewege, hilft meinem Kopf sicherlich auch bewusstere Walking-Lines zu "planen" und auszuführen. Ich bin sehr gespannt auf die lebenslange Reise, die durch den Jazz ganz neue Horizonte aufzeigt - eben genau wie du es beschreibst.
Ich habe jahrelang programmierte Tabs in guitarpro oder ultimate-guitar mitgedudelt und habe dort von der Tapete bis zur Wand gedacht und 0,0 improvisiert.
Zum Schluss: Ich liebe Jazz erst seit dem ich mich praktisch-musizierend damit auseinandergesetzt habe. Rein vom Ohr her hat es mir bisher nicht zugesagt. Dadurch, dass meine Hemmschwelle durch ganz tolle Aussagen hier im Thread herabgesetzt wurde, habe ich mich getraut und bin wie gesagt so glücklich wie noch nie im Bereich des privaten Musizierens. (Ich mache schon seit 20 Jahren aktiv Musik). Das möchte ich für andere hier auch betonen und verdeutlichen: Es gibt nichts gutes, außer man tut(et) es!
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Sehr schön !! Erzähl mal wie deine Unterrricht lief.... Viel Spass!
 
Stefan E schrieb:
Spruch Grundton auf die 1 und dann drückt man halt ein paar Töne ist echt albern und totaler schwachsinn...
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Ich will diesen Satz nicht formal kritisieren, die passende Entschuldigung wurde ja schon nachgereicht, aber fachlich / musikalisch präzisieren:

Grundton auf 1 markiert die im Jazz zuweilen öfter mal wechselnden tonalen Zentren in der Regel sehr zuverlässig, das ist meistens gut, um Kurs zu halten. Mit fortschreitender Erfahrung auch der Mitmusikanten ist das dann aber garnicht mal immer nötig. Insofern: Nein, ist nicht fachlich falsch sondern goldrichtig unter zwei Bedingungen. Erstens muss man selber wissen, wo man ist und dadurch das Verhältnis der eigenen Position zum gespielten Stück kennen und zweitens, extrem wichtig: das muss grooven!!

Wenn man als Bassist walking spielen kann, schön knapp hinterm Beat ohne zu schleppen, kombiniert mit rhythmischen Finessen und immer voller Überzeugung, dann ist es eigentlich egal, welche Töne man spielt. Die Phrasierung macht 90 Prozent aus, die Harmonik 10. Man beachte das "eigentlich", wie immer kommt es auf den musikalischen Kontext an. Durterzen bei Mollakkorden klingen nun mal falsch, da nützt der schönste Groove auch nichts mehr .....
 
Es gibt doch sooo viele Spielarten für Bass und Kontrabass, da wird wohl jeder seine Nische finden ... manche sind mit ihrer Rolle als Cliff Williams zufrieden, für andere muss es mindestens Charles Mingus sein .... ich finde schon, dass man sich als Bassist nicht nur mit seinem Instrument und dem Equipment, sondern auch den theoretischen Grundlagen der Musik beschäftigen sollte ... aber ansonsten verfahre ich nach dem Motto von Mr James Jamerson: "If you don't feel it, don't play it" ...
 
ChristophKammer schrieb:
Ich will diesen Satz nicht formal kritisieren, die passende Entschuldigung wurde ja schon nachgereicht, aber fachlich / musikalisch präzisieren:

Grundton auf 1 markiert die im Jazz zuweilen öfter mal wechselnden tonalen Zentren in der Regel sehr zuverlässig, das ist meistens gut, um Kurs zu halten. Mit fortschreitender Erfahrung auch der Mitmusikanten ist das dann aber garnicht mal immer nötig. Insofern: Nein, ist nicht fachlich falsch sondern goldrichtig unter zwei Bedingungen. Erstens muss man selber wissen, wo man ist und dadurch das Verhältnis der eigenen Position zum gespielten Stück kennen und zweitens, extrem wichtig: das muss grooven!!

Wenn man als Bassist walking spielen kann, schön knapp hinterm Beat ohne zu schleppen, kombiniert mit rhythmischen Finessen und immer voller Überzeugung, dann ist es eigentlich egal, welche Töne man spielt. Die Phrasierung macht 90 Prozent aus, die Harmonik 10. Man beachte das "eigentlich", wie immer kommt es auf den musikalischen Kontext an. Durterzen bei Mollakkorden klingen nun mal falsch, da nützt der schönste Groove auch nichts mehr .....
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Hallo Christoph, du hast natürlich vollkommen Recht dass es eher auf die Time ankommt, richtige Töne schlecht phrasiert klingen für den A... und gegroovte "falsche" Töne klingen geil. Aber aus der Perspektive von jemandem der das kann stimmt das ja auch...du hast es ja auch nochmal konkretisiert...Was mich gewurmt hat war dass es so klang als müsse man sich keine Gedanken machen und dass ist schade weil man soviel machen kann. Und natürlich soll man spielen auch wenn man nicht Herr der Lage ist...aber man soll trotzdem dran arbeiten. Übrigens ist es nett deinen Namen wieder zu sehen. L GR aus dem Saarland !!! Stefan
 
Ei prima @Stefan E und überhaupt, klingt doch alles gleich wieder etwas ermutigender...:great:

Möglicherweise bin ich da auch einer LEICHTEN Tendenz aufgesessen, mehrdeutige Aussagen erst einmal sehr erschreckend zu finden... Aber jetzt bekomm ich langsam wieder Farbe ins Gesicht!

(Edith fragt gerade: wenn Herr Phuxx doch ach so Probleme mit Mehrdeutigkeit & Ambivalenz hat - warum sucht er sich dann ausgerechnet Jazz aus...?!)

Und: schön dass Diskussion & Thread spannend bleiben!!
 
cwegy schrieb:
@HeGoe vielen Dank für dein weekly Update, das liest sich immer spannend und informativ. Angefixt von diesem Thread habe ich jetzt auch das "Garantiert Walking Bass lernen" und bin damit seit Samstag zu Gange. Und ja, Viertel-Grooven bringt Laune. Nebenwirkung, ich bin kurz davor mein Saxophon mal wieder auszupacken. :rolleyes:
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Super Nebenwirkung! 😁

Ich sag auch mal „Danke“ für die vielen Tipps hier. Das was @HeGoe musikalisch hier beschreibt, ist genau das, was ich mir auf längere Zeit gesehen auch wünsche.
Hab mir eben *Garantiert Walking Bass Lernen* bestellt.
 
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ChristophKammer schrieb:
Ich will diesen Satz nicht formal kritisieren, die passende Entschuldigung wurde ja schon nachgereicht, aber fachlich / musikalisch präzisieren:

Grundton auf 1 markiert die im Jazz zuweilen öfter mal wechselnden tonalen Zentren in der Regel sehr zuverlässig, das ist meistens gut, um Kurs zu halten. Mit fortschreitender Erfahrung auch der Mitmusikanten ist das dann aber garnicht mal immer nötig. Insofern: Nein, ist nicht fachlich falsch sondern goldrichtig unter zwei Bedingungen. Erstens muss man selber wissen, wo man ist und dadurch das Verhältnis der eigenen Position zum gespielten Stück kennen und zweitens, extrem wichtig: das muss grooven!!

Wenn man als Bassist walking spielen kann, schön knapp hinterm Beat ohne zu schleppen, kombiniert mit rhythmischen Finessen und immer voller Überzeugung, dann ist es eigentlich egal, welche Töne man spielt. Die Phrasierung macht 90 Prozent aus, die Harmonik 10. Man beachte das "eigentlich", wie immer kommt es auf den musikalischen Kontext an. Durterzen bei Mollakkorden klingen nun mal falsch, da nützt der schönste Groove auch nichts mehr .....
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Dem ist nichts hinzuzufügen...:-) Aber ich erinnere mich an eine Anekdote, von der ich leider vergessen habe, wer sie erzählt hat und wo ich sie gelesen habe..:-P Da hat jemand von einer Jam-Session erzählt, wo er genau das aus Versehen gemacht hat... Der Fehler ist passiert und dann fiel ihm ein Tipp seines Lehrers ein... so tun, als "müsste das so"... beim zweiten Durchgang er also wieder die Durterz gespielt und die Mitmusiker schauten schon weniger... und nach dem dritten Durchgang meinten alle, dass das so sein müsste und fanden es "cool"..;-)
 
ChristophKammer schrieb:
Ich will diesen Satz nicht formal kritisieren, die passende Entschuldigung wurde ja schon nachgereicht, aber fachlich / musikalisch präzisieren:

Grundton auf 1 markiert die im Jazz zuweilen öfter mal wechselnden tonalen Zentren in der Regel sehr zuverlässig, das ist meistens gut, um Kurs zu halten. Mit fortschreitender Erfahrung auch der Mitmusikanten ist das dann aber garnicht mal immer nötig. Insofern: Nein, ist nicht fachlich falsch sondern goldrichtig unter zwei Bedingungen. Erstens muss man selber wissen, wo man ist und dadurch das Verhältnis der eigenen Position zum gespielten Stück kennen und zweitens, extrem wichtig: das muss grooven!!

Wenn man als Bassist walking spielen kann, schön knapp hinterm Beat ohne zu schleppen, kombiniert mit rhythmischen Finessen und immer voller Überzeugung, dann ist es eigentlich egal, welche Töne man spielt. Die Phrasierung macht 90 Prozent aus, die Harmonik 10. Man beachte das "eigentlich", wie immer kommt es auf den musikalischen Kontext an. Durterzen bei Mollakkorden klingen nun mal falsch, da nützt der schönste Groove auch nichts mehr .....
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Ich werfe vielleicht nochmal den Begriff Form in die Diskussion, also das in der ganzen Combo synchron ablaufende Verständnis der harmonischen Progression. Auch 'ne blöde Beschreibung, egal, kurz gesagt, nicht nur der Bassist muss wissen, wo er ist, sondern alle, und das muss übereinstimmen.
Ich begreife Jazz und damit auch freies Spiel (und genau das ist Walking Bass) analog zu sprachlicher Auseinandersetzung/Diskussion. Damit das funktioniert müssen die Beteiligten klar sein worum es geht, wo man gerade ist und wie sie die Äusserungen des jeweils anderen Verstehen. Je besser dieses gemeinsame Verständnis ist, desto weniger muss die Form explizit (also beim Bass z.B. immer Grundton auf 1, immer die passende Terz u.s.w.) gespielt werden, dann reichen Andeutungen oder es geht sogar soweit, daß formfremde Töne durch ihren Bezug zur implizit verstandenen Form eine Bedeutung bekommen. Und genau dann kann eine Durterz "gut" sein, weil alle wissen, daß sie "falsch" ist und die dadurch erzeugte Spannung die Sache interessant macht.

An der Stelle könnte jetzt eine Diskussion über Freejazz ansetzen, aber das ist in diesem Faden off Topic ;-)
 
P.S.: ich sollte vielleicht noch hinzufügen, daß man sich darüber im klaren sein sollte, was das Publikum bei der Sache soll. Im Titel des Fadens war ja ein "Easy" enthalten. Auch als Zuhörer ist es natürlich wichtig, ob bzw. daß man der Form folgen kann. Wer also für ein Publikum spielt, bei dem man keine grosse Geläufigkeit im Jazz bzw. Form hören vorraussetzen kann, und die vielleicht sogar abgelenkt sind (Cocktailparty, Abendessen), sollte man sie auch deutlich spielen. Hat man hochkonzentriertes und erfahrenes Publikum, kann man denen viel mehr "zumuten", und sollte das auch, sonst wirds ja langweilig.
 
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