Correctness versus Hearness

whitewater schrieb:
Also Du meinst, wenn man denkt, man ist von lauter offen rassistischen Stiesel:innen umgeben sollte man, um Hysterie zu vermeiden, die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß es sich in Wahrheit um ein Germanistikseminar mit Fokus auf der Semantik herabwürdigender Begriffe der deutschen Sprache handelt?
Wenn ich mir die Entwicklung der Sprache so anschaue, behaupten leider verdammt wenige Menschen zurecht, sich mit ihr sachlich, fundiert und auf einer erkenntnisorientierten Basis auseinanderzusetzen. Also ist es, rein statistisch, eine recht sichere Bank (wohl eher noch sicherer als beim Roulette auf schwarz oder rot zusetzen) davon auszugehen, daß jemand der sich darin gefällt, diesen Begriff in den Mund zu nehmen kein promovierter Linguist ist und auch kein Nachfahre eines bekannten Mainzer Karnevalisten, der sich gerade vorstellt.
Hysterie übrigens eine historische Bezeichnung für u.a. neurologische Störungen. Der Hobbygermanist in mir vermutet jedoch, daß Du diesen Begriff dezidiert abwertend und unterschwellig mysogyn benutzt.
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... - falls du den Text der Germanistin gelesen hast, VERSTANDEN hast du ihn offensichtlich nicht.
 
Jogi68 schrieb:
Seit ich das weiß, wird mir immer leicht gammelig...
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Den Zusammenhang versteh ich echt nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass die vermutete Zahl Menschen mit Pädophile Neigungen drastisch höher ist, als man sich das gemeinhin vorstellt. D.h. vermutlich hatten wir alle schon mehrfach mit solchen Menschen zu tun oder Leistungen in Anspruch genommen, ohne uns dessen bewusst zu sein. Würdest du auch nicht mehr beim Supermarkt um die Ecke einkaufen, weil dort ein Mitarbeiter wegen seiner Neigungen auffällig würde? Oder keinen Ehrmann-Joghurt mehr essen, falls ein Molkereimitarbeiter sich an Kindern vergangen hätte? Ich sehe keinen Unterschied darin, womit Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Entscheidend ist allein, ob die Tätigkeit einem Verbrechen Vorschub leistet. Und das ist wohl kaum der Fall.
 
EADG schrieb:
Hast du den von dir verlinkten, im Übrigen lesenswerten Artikel gelesen? Da wird unterschieden zwischen Benutzung eines Wortes und Aussprechen eines Wortes. Das Synonym "N-Wort" finde ich ebenfalls unsäglich und je nachdem wie jemand den Ausdruck "N-Wort" benutzt, kann das nicht weniger rassistisch sein, als wenn die- oder derjenige "Neger" gesagt hätte.

Aber ich wollte eigentlich aufhören. Deshalb zitiere nur noch mal den Schlusssatz der Verfasserin:
"Wir müssen rassistische Sprache zitieren und analysieren dürfen, um uns darauf verständigen zu können, dass sie nicht tolerabel ist."
:bier:
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... - ich kenn' den quasi auswendig. Und wenn ich das, was du da geschrieben hast, richtig verstehe - und davon gehe ich jetzt mal aus - würde ich glatt behaupten, dass wir da derselben Meinung sind.
 
Selbstverständlich würde ich auch fragen (wenn überhaupt), ob jemand Sinti oder Roma ist.
Trotzdem darf man Lieder mit dem Wort "Zigeuner" nicht grundsätzlich bannen!!!

Hier ein hervoragendes Beispiel:



Zuerst, als ich nach dem Lied suchte, dachte ich nur an ein Lied, das Sinti und Roma positiv darstellt / ein positives Gefühl zu ihnen erweckt.
Jetzt, wo ich mir den Text angehört habe, musste ich an meinen zweiten Roman denken. Da heißt es nämlich auch, dass die Zigeuner plötzlich weg waren und keiner wusste wohin. Die landeten nämlich in den KZs!!! Ob der Autor von Alexandras Lied beim Schreiben ebenfalls an KZs gedacht hat, weiß ich nicht. Möglich ist es - und der Text ist mMn immer noch Spitzenklasse.
 
Cadfael schrieb:
Selbstverständlich würde ich auch fragen (wenn überhaupt), ob jemand Sinti oder Roma ist.
Trotzdem darf man Lieder mit dem Wort "Zigeuner" nicht grundsätzlich bannen!!!

Hier ein hervoragendes Beispiel:



Zuerst, als ich nach dem Lied suchte, dachte ich nur an ein Lied, das Sinti und Roma positiv darstellt / ein positives Gefühl zu ihnen erweckt.
Jetzt, wo ich mir den Text angehört habe, musste ich an meinen zweiten Roman denken. Da heißt es nämlich auch, dass die Zigeuner plötzlich weg waren und keiner wusste wohin. Die landeten nämlich in den KZs!!! Ob der Autor von Alexandras Lied beim Schreiben ebenfalls an KZs gedacht hat, weiß ich nicht. Möglich ist es - und der Text ist mMn immer noch Spitzenklasse.
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... - vielleicht in diesem Kontext ganz interessant: https://www.kirche-koeln.de/die-17-rheinische-zigeunernacht-in-der-lutherkirche/
 
Basstuppes schrieb:
... - vielleicht in diesem Kontext ganz interessant: https://www.kirche-koeln.de/die-17-rheinische-zigeunernacht-in-der-lutherkirche/
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Interessant, wenn ein Sinti sagt, "Sinti und Roma" sei eine Vereinfachung und schließe andere Gruppen aus. "Zigeuner" sei nun mal der Oberbegriff für all diese Gruppen.
Und so habe ich auch keine Probleme mit "Neger"...

ANDRES sieht das bei Worten wie "Umvolkung", "Systemhure", "Schlafschaf" aus.
Dahinter steckt eine Ideologie und ein ganz besonderer "Sprech". Ich habe aber nichts dagegen, wenn man diesen Leuten manche Wörter wegnimmt und sich selbst (mit humoristischem Unterton) als "Schlafschaf" bezeichnet.
 
"Neger" und "Zigeuner" sind also Worte ohne Ideologie und einfach nur Worte für Gruppen von Menschen?! Ich hoffe, ich habe mich verlesen oder missverstehe das. :O!

Denn ansonsten wäre das einfach revisionistischer und naiver Müll. Fremdbeschreibungen von Menschen, die aus ihrem Denken gar nicht heraus kommen. Traurig.
 
Cadfael schrieb:
Interessant, wenn ein Sinti sagt, "Sinti und Roma" sei eine Vereinfachung und schließe andere Gruppen aus. "Zigeuner" sei nun mal der Oberbegriff für all diese Gruppen.
Und so habe ich auch keine Probleme mit "Neger"...

ANDRES sieht das bei Worten wie "Umvolkung", "Systemhure", "Schlafschaf" aus.
Dahinter steckt eine Ideologie und ein ganz besonderer "Sprech". Ich habe aber nichts dagegen, wenn man diesen Leuten manche Wörter wegnimmt und sich selbst (mit humoristischem Unterton) als "Schlafschaf" bezeichnet.
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... - naja. Mit "Neger" ist es halt so, dass sich da in den letzten Jahren die öffentliche Wahrnehmung verändert hat. Als Bezeichnung für Schwarze gilt es nunmehr als Beleidigung. Das ist so. Zumindest bei der Mehrheit der Bevölkerung. Auch wenn Roberto Blanco das ziemlich locker sieht. Das nennt man Sprachwandel. Problematisch finde ich aber die totale Tabuisierung des Wortes "Neger" - total, weil die sich auf alle Kontexte bezieht, in denen man dieses Wort benutzt, indem man es einfach ausspricht. Das "N-Wort" ist keine Lösung. Es taugt ja auch nicht als Bezeichnung für Schwarze, weil es als Ersatzbegriff bzw. Platzhalter in dieser Funktion genauso rassistisch wäre wie das Wort "Neger" selbst.

Was mich wirklich schaudern lässt, ist der inquisitorische Furor, mit dem die Diskussion in der Öffentlichkeit geführt wird. Und teilweise auch hier. Was vor gut zehn Jahren noch das Hobby einiger AktivistInnen war, hat sich klammheimlich im Mainstream breitgemacht. Und ich empfinde diese Entwicklung als unheilvoll und kontraproduktiv, wenn es darum geht, mit Rassismus in einer Gesellschaft umzugehen. Hierzu empfehle ich einfach mal DIESEN Klassiker: https://taz.de/Kolumne-Besser/!5068913/

Ähnliches gilt für mich in Sachen "Z-Wort-Diskussion". Die Sache ist nicht so einfach. Darum hab' ich den Artikel mit der "Kölner Zigeunernacht" oben verlinkt.

Kurz gesagt für Doofe:

Wer heute einen schwarzen Menschen als "Neger" bezeichnet, bedient sich eines Begriffes, der nunmehr als rassistisch und beleidigend gilt und macht sich nach § 192a strafbar. Ich denke, dass wir alle damit leben können.

Schwierig wird es, wenn man das Wort z.B. nicht aussprechen darf, wenn man über den Begriff und seine Geschichte spricht. Schwierig auch die Frage, ob man das Wort "Nigger" aus Onkel Tom's Hütte oder Tom Sawyer entfernen sollte. Ich bin jedenfalls im ersten Fall dafür und im zweiten dagegen.

Absurd wird es, wenn man z.B. Ortsnamen wie das sauerländische Unterneger als rassistisch brandmarkt, obwohl sie - bis auf die identische Lautfolge - ÜBERHAUPT nichts mit irgendwelchen Hautfarben zu tun haben.
 
Zuletzt bearbeitet:

Basstuppes schrieb:
Absurd wird es, wenn man z.B. Ortsnamen wie das sauerländische Unterneger als rassistisch brandmarkt, obwohl sie - bis auf die identische Lautfolge - ÜBERHAUPT nichts mit irgendwelchen Hautfarben zu tun haben.
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Zumal auch "Sauerland" NICHTS mit "sauer" (Geschmacksrichtung) zu tun hat, sondern "schwer" (sauer verdientes Geld).

Was den inquisitorischen Furor angeht, stimme ich mit Dir überein.
Ich lassemich auch problemlos als "Kartoffel" oder "Kraut" bezeichnen.

Ein NO-GO ist für mich "alte weiße Männer", da es Privilegien vorgaukelt, die viele "alte weiße Männer" (wie ich) nicht haben.
Aber überhaupt gibt es enorm viele sexistische Kabarettistinnen. Ich mache da immer den "Rückwärts-Test". Was, wenn ein Mann so etwas über eine Frau sagen würde?! Da kämen viele "weiße Frauen" schnell ins Schleudern!
 
Musik von ethisch fragwürdig aufgestellten Figuren höre ich nicht. Ob es da konkret um Nazi*innen, Scientologismus*innen oder einfach nur handelsübliche Kapitalarschlöcher*innen geht, ist mir gleich.
 
Masl schrieb:
"Neger" und "Zigeuner" sind also Worte ohne Ideologie und einfach nur Worte für Gruppen von Menschen?! Ich hoffe, ich habe mich verlesen oder missverstehe das. :O!

Denn ansonsten wäre das einfach revisionistischer und naiver Müll. Fremdbeschreibungen von Menschen, die aus ihrem Denken gar nicht heraus kommen. Traurig.
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Ich zitiere erneut sehr gerne den Zentralrat der Sinti und Roma, der kürzlich meinte, das Zigeunerschnitzel (oder war es die Zigeunersauce) wäre ihm so was von egal. Das wäre nicht das Problem. Und das Problem wäre auch nicht dadurch gelöst, dass man nicht mehr Zigeunerschnitzel sagt.
Recht hat er. Intoleranz, Engstirnigkeit und Angst vor Veränderung sind das Problem.
Frei nach dem Känguru: Die einzig relevante Einteilung der Menschheit der Postmoderne lautet: Arschloch oder Nicht-Arschloch. Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexuelle Orientierung ... spielen da keine Rolle.
Verdammt, ich glaube ich wiederhole mich hier langsam 🤪
 
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RookieamBass schrieb:
Ich zitiere erneut sehr gerne den Zentralrat der Sinti und Roma, der kürzlich meinte, das Zigeunerschnitzel (oder war es die Zigeunersauce) wäre ihm so was von egal. Das wäre nicht das Problem. Und das Problem wäre auch nicht dadurch gelöst, dass man nicht mehr Zigeunerschnitzel sagt.
Recht hat er. Intoleranz Engstirnigkeit und Angst vor Veränderung sind das Problem.
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So ist es!
"Schwuler" zu sagen war ja auch politisch inkorrekt (oder ist es das immer noch?).
Da hatte man "Homosexueller" zu sagen. Der §175 bestand aber weiterhin.

Da finde ich es sehr gut, wenn bei "Deutschland" von Rammstein Juden, Zigeuner, Schwule und Politische an einem gemeinsamen Galgen auf die Hinrichtung warten. In der BRD wurden nach 1948 Zigeuner, Schwule und Kommunisten munter weiter verfolgt.
Das zu wissen - und sich dafür zu schämen ist wichtig; nicht, wie ich sie nenne.
 
Kurz resümiert.
Als Forumant wird man für einen falschen Ausdruck angepimmelt. Wenn statt John Paul George und Ringo:
Hermann Heinrich Joseph und Adolf
Let it be spielen ist es okay, solange sie dabei keine Uniform tragen?!
Spannend
Ebenso spannend finde ich en Gebrauch bestimmter Namen
Ich bin 68er. Meine Eltern haben mich irgendwann gelehrt, dass es nicht Neger heißt, sondern „Schwarze“, dann hieß es „Farbige“ weil „die“ ja nicht schwarz sind, daraus wurde dann stark oder maximal pigmentiert und heute ganz hip people of colour…
Ich sag mal
Oh man
Und wenn ich hier so lese, darf ich zwar bei einem kinderfickendem Nazibäcker Brötchen kaufen, wenn er keine Hakenkreuze ins Brötchen ritzt und er seine Schweinereien bereut, aber ich darf kein Negerkussbrötchen ordern. Oder verstehe ich das alles falsch???


Spannend


Sehr spannend
 
... - wobei "Maximalpigmentierter" ein ironisierender Begriff gewesen ist, mit dem die Political Correctness kritisiert wurde, die in den 90ern zunehmend aus den USA nach Deutschland diffundierte.

Spannend find' ich's nicht. Aber interessant und aufschlussreich.

Und vor allem eins:

ANSTRENGEND.
 
Bassic Forum erscheint einem immer mehr, als würde man sich "Ein Herz und eine Seele" anschauen. Auch der Vorstellung kommt man sich vor wie ein Gaffer beim Verkehrsunfall.
 
Mad Jazz Morales schrieb:
Als Forumant wird man für einen falschen Ausdruck angepimmelt.
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Ich habe geschrieben, dass ich das ziemlich daneben fand, wie @Cadfael formuliert hat. Die folgende Diskussion kann man sich sparen. "Man wird doch noch Negerkuss sagen dürfen" hilft da auch nicht weiter. Es ist halt ein Missverständnis, dass sich einfach der Sprachgebrauch geändert habe. Die Einstellung zu einem alltäglichen Rassismus hat sich geändert, zumindest meine.
:bier:
 
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