Bassbalsereit Studio Testbericht

[Brain]

Sehr geehrte Bassgemeinde,

vor einiger Zeit war ich mal wieder auf Tonabnehmersuche für meinen Bass. Unzählige Stunden habe ich gesucht, gelesen, verworfen, gesucht usw.
Mein bisheriges Equipment bestand aus
Kontrabass (3/4) 115 Jahre alt, Vollmassiv.
Acoustic Image Clarus I SIII,
Euphonic Audio Whizzy 10
K&K Bass Max
+ Shure Sm58 mit einer einfallsreichen Gummi-Konstruktion am Bass befestigt.
Die Geschichte:
Der Sound war immer...naja. Eben nicht das gelbe vom Ei. Da bald ein Gig bei den Tübinger Jazz- und Klassiktagen anstand wollte ich noch vorher was brauchbares besorgen. Die Entscheidung für den Bassbalsereit fiel mir nicht leicht, da ich aus der Klassik komme und ein Loch im Steg mir eher suspekt ist.
Tja, so irrt man sich. Die Bohrarbeiten wurden von einem Profi gemacht. Bei einigen technischen Problemen zwischen Balsereit und der Vorstufe des Acoustic Image (zu hohe Empfindlichkeit seitens des Clarus) durfte ich den unglaublich kompetenten und unbürokratischen Service von Michael Schäfer kennen lernen. Schnell und kompetent wurden alle Probleme gelöst; tadellos!

Der Sound:
Ausgiebig wurde der Sound getestet und ich muss sagen, ich bin sehr positiv überrascht. Die meisten Piezos die ich kenne klingen in den oberen Lagen dünn, und vor allem die dynamik ist äußerst schwach. Da ist der Bassbalsereit dagegen eine Offenbarung. Hohe dynamik,
straffe und definierte Tiefen, samtige Mitten und klare Höhen. Dazu kommt eine Dynamik, die wirklich nur von teueren Mikrophonen überboten werden kann. Am Konzertabend selbst hat auch der Tontechniker sich von dem Abnehmer positiv überrascht gezeigt. Der Sound am Abend war unglaublich gut, sowohl Pizz als auch Arco.
Durch Drehung des Tonabnehmers kann man den Sound verändern, so dass es auch in Räumen mit schlechter Akustik immer eine Möglichkeit gibt einen brauchbaren Sound zu bekommen. Er ist außerdem äußerst Rückkopplungsunempfindlich, aber ich habe was das angeht sowieso glücklicherweise wenige Probleme mit dem Massiv-Bass.

Ein Mitschnitt des Abends wird mir die Tage zugespielt werden, dann könnt ihr ihn direkt mal hören.

Fazit:
Wenn ihr ihm in die Finger bekommt, sofort testen. Er ist zwar nicht der günstigste, aber jeder Cent lohnt sich.

Wenn ihr Fragen habt, sofort drauf los.

Liebe Grüße,
martin

 

[Herr K]

Wie ist denn dein Signalweg dann?
Balsereit direkt in die PA und dann bekommst du Monitor?
In einen Amp geht ja nicht, wegen der Phantomspeisung und des 3-Pol-Steckers, oder wie machst du das?

 

[motherofbasses]

Geht mir auch so: allein die Vorstellung in meinen schweineteuren Steg Löcher bohren zu müssen hält mich von allen Tonabnehmersystemen dieser Art ab.
Wobei ich mir sehr gut vorstellen kann, dass Tonabnahme über den Steg ausgesprochen Sinn macht. Aber halt nicht, wenn man gleichzeitig auf demselben Bass auch noch streichen möchte.

Wie also hört sich dein Bass jetzt gestrichen an, unverstärkt?

 

[f_luxus]

Ich schreib hier mal was zu den Balsereit-PU's weil ich die seit Jahren selbst spiele (ich hab selbst einen passiven, hatte aber auch schon das Vergnügen die Studio Variante zu spielen).
Vorweg, beide PU's klingen wirklich gut!
Auch der passive Balsereit sollte nach Möglichkeit über ein kurzes Kabel in einen Preamp gehen (ich benutze den Fishman G2)
weil durch die hohe innere Impedanz von 4,7MOhm sonst zu viel Signal auf der Strecke bleibt. In diesem Fall regelt der Preamp das Signal auf ca. 1,3 KOhm runter, ein weiterer DIY Buffer/Booster den mir ein Freund gebaut hat senkt die Impedanz noch weiter ab, so dass ich schon quasi ein Line Signal hab.
Damit geh ich dann entweder in eine passive DI ---> Mischpult, oder in einen Hartke HA 3500 mit einer FMC 1126 Box.
für kleine Mucken usw. spiel ich tatsächlich in einen Line6 Studio 110, was wirklich nicht schlecht klingt!
Das klingt alles in allem sehr drahtig und druckvoll, ich bin echt zufrieden mit meinem Sound und ich bekomm auch imer wieder die Rückmeldung dass ich einen guten Sound hab.

Die phantomgespeiste aktive Variante konnte ich vorgestern auf einem Gig spielen und 1 zu 1 vergleichen.
Das war schon ne andere Sache
Also ich würde nicht per se sagen dass ich jetzt unglücklich mit meinem passiven PU bin, ich hab mich über die Jahre an ihn gewöhnt und man kann echt gut damit professionell arbeiten, aber in Sachen Auflösung, Wärme und natürlichem Klang...
Also im Live-Betrieb ist es definitiv anders, aber nicht gravierend, weil man sich seinen Sound mit der Zeit so einstellt wie man ihn haben will, aber um Aufnahmen zu machen rate ich dringend zur aktiven Version, es klingt tatsächlich wie mit einem Mikrofon aufgenommen, absolut harmonisch und voll!
Der Nachteil ist dass der Aktive immer eine Phantomspeisung braucht. Es gibt aber auch noch einige Lösungsvorschläge vom Hersteller (ANS Pickups) für dieses Problem.

Zum Thema Bogen:
Ich spiele sehr viel Bogen und ich kann die Bedenken durchaus verstehen dass man sich nicht den Steg ruinieren will, aber wenn man eine gute Verstärkung will führt mMn kein Weg dran vorbei IM Steg abzunehmen, denn da sind wirklich als Frequenzen vorhanden die man braucht...
Es macht den Steg jetzt halt unverstärkt nicht wirklich besser (aber auch nicht wirklich merkbar schlechter)
Ob der PU Arco kratzig klingt hängt im Übrigen sehr vom Lautsprecher ab. Am Mischpult würde ich einen 80 Hz Lowcut und einen 5 KHz Highcut ansetzen!
Die Qualität des Hochtöners spielt dementsprechend auch eine entscheidend Rolle, falls man nicht einen super Speaker hat der ohne auskommt.

LG - Felix

 

[Red Cross]

Hab auch seit ein paar Jahre den BB aktiv. Sehr zu empfehlen. Und die Bohrung im Steg hat sich auch beim Streichen soweit nicht merklich negativ ausgewirkt.

 

[Hen]

Spiele seit vielen Jahren auch nur noch den Balsereit und bin nachwievor hellauf begeistert. Einmal eingerichtet und markiert (ganz wichtig!!!) bekommt man einen super Sound! Spiele in direkt in meinen Basic Performer und bin seitdem wunschlos glücklich. Wenn ich klassische Muggen spiele wird er einfach abgebaut, das dauert keine 30 Sekunden und keiner merkt es, das Loch ist nichmal Bassisten in professionellen Orchestern aufgefallen.

Die Sache mit der Kabellänge kann ich aber nicht bestätigen, höre bei meinen Kabeln von Vovox bei unterschiedlichen Längen von 1,5, 3,5 und 6 Metern keinen unterschied. Nun habe ich mir diese Kabel auch speziell anfertigen lassen, habe damals genau durchgegeben um was für einen PU es sich handelt. Die Jungs von Vovox haben sich dann auch nochmal mit Herrn Balsereit verständigt, keine Ahnung was genau die besprochen haben, ich höre bei den Kabeln keinen Unterschied, weder im Klang noch in der Lautstärke. Habe für die Spezialanfertigung aber auch sehr viel Geld bezahlt, das tat damals im ersten Moment auch weh, heute bin ich froh dies gemacht zu haben denn das Setup klingt extrem gut!

Grüße Hen

 

[f_luxus]

Hallo Hen, spielst du den aktiven. oder den passiven PU?

 

[Hen]

Hallo Hen, spielst du den aktiven. oder den passiven PU?

Hallo f_luxus,
ich spiele eine ältere passive Version, die ist sicher schon über 10 Jahre alt (habe den PU damals vor 10 Jahren selber schon gebraut gekauft). Hatte zwischendurch die aktive Studio-Variante mal ausprobiert, war voluminöser definierter im Klang aber in meinen Ohren dafür nicht mehr so "akkustisch". Ich empfand den Vergleich zwischen den beiden Tonabnehmer passend zum Unterschied zwischen E-Bässen mit aktiver und passiver Elektronik, eine subjektive Entscheidung was einem besser gefällt. Ich bin bei meiner passiven Variante geblieben und sehr zufrieden damit.

Grüße Hen

 

[f_luxus]

Ähnlich geht es mir. Ich finde die Studio-Variante drückt nicht so, bzw. sind dermaßen viele Frequenzen vorhanden, dass sie sich Live weniger durchsetzt, fürs Studio ist das aber absolut kein Nachteil...
Ich überlge ob ich mir die Mikro-DI zulegen soll, testen werde ich sie auf jeden Fall
Ich spiele den Bassbalsereit wahlweise über einen kleinen Line6 Studio 110, was die Low-Budget Überraschung schlechthin ist, oder über einen SWR Baby Blue 110, wobei mir da der Hochtöner nicht so zusagt, oder über eine FMC 1126 mit einem Hartke HA 3500. was schwer ist, aber mit Abstand den besten Sound hat. Als Preamp nutze ich den Fishman G2, der eigentlich für Gitarre konzipert ist, was aber trotzdem sehr gut funktioniert, wobei ich mit dem Preamp noch nicht am Ende meiner Suche bin...