Ich ziehe meinen Hut vor Eurer Courage! Vor vielen Jahren hatte ich das Problem, dass mein bester Kumpel, ein Vollblutmusiker mit dem ich so viele Jahre jeden Tag (!) zusammen Musik gemacht hab und mehr...) an Lungenkrebs gestorben war (38 J.). Die Witwe fragte einen anderen Kumpel und mich, ob wir Musik machen könnten (es ging um Pipes & Drums, also Schottische Musik mit Bagpipe und Sidedrum).
Ich könnte mich heute noch darüber ärgern, dass ich es nicht gemacht habe. Ich konnte es einfach nicht. Mein damaliger Freund Tim hat es aber im Alleingang durchgezogen. Es war die schrecklichste Situation meines Lebens. Ich hätte es tun sollen, aber ich war einfach zu feige. Wie in so vielen vielen Dingen damals.
Tim hat es geschafft, er spielte mit seiner Pipe ein Lament (schottischer Trauer-"Marsch" ohne militärischen Charakter, einfach gesprochen ein sehr, sehr trauriges Lied). Dieses Lament war damals einer der Liebslingssongs des Verstorbenen. Es war ohnehin schon alles scheiße genug an diesem Tag. Bester Freund, mit dem Du Jahre lang Mist gebaut, Musik gemacht, gelacht, geweint, gesoffen und alles im Leben geteilt hast liegt da "plötzlich" vor Dir unter der Erde und Du kriegst es nicht hin, ihm die letzte musikalische Ehre zu erweisen. Ich komm bis heute nicht damit klar, ziehe aber genauso meinen Hut vor dem besagten Tim wie vor Euch.
Tim spielte damals übrigens recht weit abseits vom Grab, denn er konnte sich das Ganze optisch nicht auch noch antun. Er hat beim Spielen Rotz und Wasser geheult. Ich weiß es bis heute nicht, wie er es geschafft hat, den Titel damals so sauber und wunderschön zu interpretieren.
Toll, dass Ihr das macht! Fühlt euch NICHT scheiße!!!!!!!!!!!!! Ihr tut das Richtige, Ihr seid für mich aber vor allem für den Verstorbenen HELDEN! Und scheißt auf das "Publikum". Es geht eben nicht um die Hinterbliebenen, sondern um den Verstorbenen. Er hat es sich schließlich gewünscht, also wird er auch zuhören. Okay, das ist jetzt eine Glaubensfrage, aber ich bin davon fest überzeugt.
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