15/8 vereinfachen? & D#-Moll und wie weiter?

[Toby2111]

Hoi, ich bin Musik-Theorie Neuling.
Ich weiß nur, wo welche Noten auf'm Griffbrett liegen und welche Skalen es gibt und wie ich sie zu spielen hab'.
Wenn wir in Bandproben jammen, einigen wir uns auf eine Tonart z.B. A-Moll und ich bleibe dann in der Tonart. Mein Guitarrero hat da mehr auf dem Kasten, der wechselt dann auch in die Paralleltonarten usw. Hab' ich aber keine Ahnung von, also lass ich's.

Da wir uns zur Zeit im Songwriting befinden, sammelt jeder seine Ideen. Im Prinzip sind das hauptsächlich der Guitarrero und der Sänger (der sowohl Gitarren, als auch Bassunterricht hatte). Aus den letzten Ideen, die mir so beim dudeln kamen, hat dann einer von den beiden was gezaubert.
Jetzt möchte ich aber mal einen Schritt weiter gehen und meine Idee zumindest so weit spinnen, dass sich jeder mehr ein Bild von der Idee machen kann als dass es nur ein einzelner Groove ist.

Meine Band ist progressivangehauchter (Hard)Rock. Der Gitarrist und ich spielen auf Standard-C Tuning (C-F-A#-d#(g-c)).
Ich hatte also heute eine Idee. Ich weiß noch nicht, ob ich's als Melodie für die Gitarre oder als Groove für den Bass nehmen möchte, passt für beides.

Das erste Problem ist, so wie ich's vom Timing her haben möchte ist, das Riff im 15/8 Takt. Wir haben auch Stücke im 6/4 bzw. 8/4 Takt aber 15/8 ist schon ziemlich hart und ich möchte besonders meinen Schlagzeuger nicht überfordern. Er kann zwar Timingfest relativ virtous trommeln, ist aber von so Taktarten eher abgeschreckt. Wie krieg ich das einfacher?
Synkopen (Das war doch das wo ich die Note der 1 schon im Vortakt spiele, ne?)? Irgendwelche Vorschläge? Wäre toll.

Zum zweiten Problem:
Hier das Riff für auf'm Bass (bei 120bpm):

   H   Q  Q  H    E E E  H   Q  Q  H    E E E
d#|----12---------------|---12----------------|
A#|----------12---121210|----------12---121210|
F |10-----13------------|10-----13------------|
C |---------------------|---------------------|

Und dann geht's wieder von vorn los.

Ich würde jetzt gerne nach 2-3 Takten das ganze in eine andere Tonart bringen. Einen Takt Tonal etwas höher, ein Takt tonal etwas tiefer und dann wieder zurück auf Anfang.
Welche Tonarten passen da?
So wie ich das sehe, ist Groove doch in D#-Moll, oder?

Ich weiß, ist viel Text, vielen Dank schonmal für's durchlesen und über Antworten würde ich mich freuen.


Danke, grüße.
Toby

 

[BassHead]

Zu dem Thema 15/8:
Für mich werden ungerade Takte überschaubar, wenn ich sie beim Zählen in Gruppen von Vierern und Dreiern aufteile. Die Anzahl gleicher Gruppen zähle ich auf der 1 mit. Also würde ich den 15/8 z.B. so aufteilen: 3 Vierer und 1 Dreier. Zählen würde ich das dann so:

1-2-3-4-2-2-3-4-3-2-3-4-1-2-3
1-2-3-4-2-2-3-4-3-2-3-4-1-2-3
usw.

An welche Stelle der Dreier kommt, hängt auch von der beabsichtigten Betonung innerhalb des Takts ab.

Edit:
Folgende Passage gestrichen, da 4 Dreier und ein Vierer natürlich 16 Beats sind, also kein 15/8 mehr. Vom Prinzip her gilt die Aussage aber schon. Z.B. kannst du beim 7/8 erst den Dreier und dann den Vierer zählen oder eben auch umgekehrt. Das macht zwar von der Anzahl der Beats her keinen Unterschied, aber durch die unterschiedlichen Betonungen ändert sich der rhytmische Charakter.
Kann auch sein, dass der Takt eher in 4 Dreier und einen Vierer aufgeteilt werden muss. Das richtet sich eben danach, ob der rhythmische Charakter eher einem Dreier oder Vierer entspricht.

Ich hoffe, das hilft weiter!

BTW: Synkopen sind allgemein Töne zwischen den Beats, nicht nur vorgezogene Einsen.

 

[artbass]

Zur Rhythmik:

Es hängt ein bisschen davon ab, wie dein Schlagzeuger tickt.

Dein 15/8-Takt (übrigens sehe ich das ähnlich wie BassHead eher als 4/4+7/8 an) hat am Ende drei markante Achtel. Der Rest lässt sich wie ein 4/4 oder 2/4 spielen (so man will). Klingt zwar nicht weltbewegend, aber für den Anfang...

Das wäre in ganz einfach also jeweils BD - SD - BD - SD - BD - SD - 3Achtel, wobei BD für Bassdrum und SD für Snaredrum steht, die jeweils auf die Viertel gespielt werden (und quasi für eine Viertelnote, sprich zwei HiHat-Achtel, stehen.)

Ein nächster Schritt wäre die Bassnoten mit dem Schlagzeug mitzuspielen. Die Zwischenräume dann mit der HiHat auffüllen. Wenn man das erstmal im Wechsel BD und SD pro Note macht (abgesehen von den 3 Endachteln, die man vielleicht auf der Snare oder auf den Toms spielen könnte), kommt man schon langsam in Fahrt.

Wenn man das hat, kann man sich anfangen mit dem Schlagzeug davon zu lösen und z.B. bei deiner letzten halben Note einen verzögerten Bassdrum"schlag" und einen Snareschlag folgen zu lassen. Wenn man also 15/8 zählt, hätte man vielleicht einen solchen Drumrhythmus:

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 [13 14 15]

Wobei das fette die BD ist (auf den Achteln 1, 7 und 10) und das unterstrichene die Snare (auf 5 und 11). Die eckige Klammer steht für die zu füllenden drei Endachtel.

Das ist alles noch nicht der Weisheit letzter Schluss, aber vielleicht kannst du deinen Schlagzeuger ja über den Weg an den Groove heranführen?

Edith meint, ich solle die Drumgrooves doch alle in obiger Form notieren:

Variante 1:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 [13 14 15]

Variante 2:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 [13 14 15]

Variante 3:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 [13 14 15]

 

[Toby2111]

Vielen Dank ihr beiden.
Jetzt habe ich zumindest, was in der Hand, was die Rythmik angeht.
Ich habe noch etwas rum probiert und wenns überhaupt nicht angenommen wird, könnte man die drei Achtelnoten am Ende auch in einer Vierteltriole spielen.
Dann kommt man auf den Standard 4/4 Takt... aber das ist nur eine Ausweichlösung. Ich finde den Klang so wie es jetzt ist schon ziemlich gut.

Bleibt noch die Frage nach der Tonat in die ich Variieren könnte. Einfach zwei Halbtonschritte hoch und drei runter klingt nicht besonders schlecht aber ist das nach den den "Regeln der Theorie" richtig?

Danke nochmal.


p.s.: Warum fallen mir meine Ideen eigentlich immer so wilden Taktzeiten ein? Die Idee davor war in 7/4 und die davor war ein 6/4 Takt. óÒ
Nie komm ich auf einfache 4/4 =D

 

[artbass]

Zitat:Original erstellt von: ba6
[br
Zum Takt ist ja schon einiges geschrieben worden. M.E. aber das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt. Zunächst gibt es in der Musik grundsätzlich nur einen 2er und einen 3er-Takt. Das sind die so genannten "Einfachen Taktarten". Die anderen heißen aber nicht "komplizierte Taktarten", sondern ZUSAMMENGESETZE Taktarten. Wie du die jetzt zusammensetzt, ist völlig wurscht und aus der Vermischung von ungeraden und geraden einfachen Taktarten bekommst du dann mehr oder weniger komplexe Taktarten. Der Vorteil bei dieser Herangehensweise ist, dass deine komplexeren Takte "musikalisch" und "groovemäßig" stimmen. Ein Beispiel: Dave Brubeck, Blue Rondo alla Turc (ein 9er -Takt: drei Takte 2+2+2+3 und beim vierten Mal 3+3+3).
Heute sind solche Taktbildungen noch viel in osteuropäischer Musik zu finden. Diese Taktwechsel waren allerdings auch mal Teil unserer westlichen Musik-Kultur, nämlich in der Renaissance.

Du hast Recht. Auch ich halte die Unterteilung in 2 und 3 für so grundlegend, dass sie oft übersehen wird.
Das Problem kommt dann, wenn man mit jemandem zu tun hat, der nicht in dieser Bahn denkt. Wenn man sein Leben lang nur 4/4 und bestenfalls 6/8 gespielt hat, dann denkt man nicht mehr drüber nach. Man zählt nicht mehr, warum auch. Die Schwerpunkte hat man im Blut.

[exkurs]
Übrigens gibt an der Stelle Gavin Harrison (sicherlich jemand, der mit komplexen rhythmischen Strukturen umzugehen weiß) den Rat an die Drummer, zu einem Loop zu spielen, bis man den entsprechenden Groove drin hat.
Also, Toby2111, setz dich mit deinem Drummer hin und spiele stur dein Riff (oder nimms auf) und lass ihn mal ne halbe Stunde dazu trommeln. Da kommt man schon rein.
[/exkurs]

Die Sache bei Toby2111s Riff ist, dass es schon etwas komplexer ist. Da es überwiegend auf Vierteln und Halben basiert, die letzten drei Töne allerdins Achtel sind, ergibt sich hier eine Verschiebung, die man sich über 2er und 3er-Kombinationen erstmal erarbeiten muss. Denn was nimmt man da als Puls? Wenn man Achtel nimmt, dann geht das nur bedingt auf (klar funktioniert das, die Frage ist nur, ob das in dieser Weise irgendwem hilft). Wenn man Viertel nimmt, haut's einen spätestens bei den Achteln raus.
Und wenn man dann mit jemandem arbeitet, dem dieses Konzept völlig fremd ist, dann viel Spaß...

Zur Harmonie: Wenn es gut klingt, ist es richtig. Egal, was die Theorie sagt.

 

[Mike`adelic]

Zitat:Original erstellt von: BassHead

Also würde ich den 15/8 z.B. so aufteilen: 3 Vierer und 1 Dreier. Zählen würde ich das dann so:

Das hängt doch ganz am Lick und am Spielenden, wie man das Teil aufteilt.

Die logische Aufteilung eines Licks nach Taktart hängt viel mehr davon ab, nach was es sich anfühlt.

Also: rauszählen!

Wenn du weisst, wie dein Groove tickt, kannst du dem Drummer sehr viel besser vermitteln, wie du den Groove verstehst. Es geht meistens viel besser, wenn jeder versteht wie der andere einen Groove versteht.

 

[artbass]

Zitat:Original erstellt von: ba6


Zur Theorie: Die Frage ist natürlich: Was klingt denn "gut"? Das ist immer ein Wechsel von schon Bekanntem und Neuem und damit Kontextabhängig. Da kann einem die Theorie schon sehr weiterhelfen, wenn man sie kennt.

Natürlich ist das Kontextabhängig. Ich hab auch nicht gesagt, dass einem Theorie nicht weiterhelfen kann. Nur wenn jemand ganz konkret etwas vorschlägt und meint, dass das schon ganz gut klingt, aber nicht sicher ist, ob das theoretisch richtig ist, dann bleibt meine Antwort: Ob etwas theoretisch richtig ist, ist nicht entscheidend.

In der Theorie ist auch jede Form einer 12-Ton-Reihe richtig, aber deshalb klingt für mich trotzdem der Großteil der 12-Ton-Musik nicht gut. (Mir ist klar, dass dabei andere theoretische Regeln gelten)

 

[artbass]

Zitat:Original erstellt von: ba6


Neulich habe ich irgendwo gelesen: "Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie" []

[]