Hallo
@f_luxus ,
vielen Dank erstmal für Deinen Beitrag. Ich kenne Dich leider nicht und kann deswegen nur aus dem "heraus lesen" was Du und wie Du so schreibst. Aus Deinem Post lese ich heraus, dass Du eigentlich Kontrabassist bist. Und studiert hast. Deswegen antworte ich einfach mal "allgemeiner" auf das was Du schriebst:
Ein Freund von mir hat zum Glück eine Masterarbeit über Haltungsschäden bei klassischer Gitarre geschrieben und sogar eine Stütze entwickelt die dem entgegenwirkt. Das werde ich mir jetzt mal durchlesen und dann entscheiden wie man das auf die Situation von Silverchord anwenden kann.
Dazu möchte ich sagen, dass weder die E- noch die klassische Gitarre auf den E-Bass anwendbar sind. Viel zu viele Details sind ein bisschen anders oder sogar hinderlich auf dem E-Bass! Warum und wieso würde hier zu weit gehen... Aber ich habe seit über 30 Jahren Bassisten vor mir sitzen, in den unterschiedlichsten Formaten des Unterrichts, die bei einem Gitarristen Bass-Unterricht hatten oder selbst mal Gitarrist waren und das versucht haben auf den E-Bass anzuwenden. Dabei ist u.a. haltungstechnisch, anschlagsspezifisch und auch vom Approach des Musikmachens und Fühlens wenig, ganz ganz wenig Gutes rausgekommen. Gerade wenn man in ländlichen Gebieten wohnt, an die hiesige staatliche Musikschule geht und nach Bass-Unterricht fragt, sitzt man gerne mal vor dem Gitarristen, der das "mal so mitmacht"! An alle die das lesen und sich angesprochen fühlen: Vertrag kündigen und sofort gehen! Oder am besten gar nicht erst unterschreiben! Die Kosten, die Zeit und die Mühe, sich das alles wieder abzutrainieren ist gefühlt 10mal so hoch, als wenn man es gleich "richtig" gelernt hätte. Oder am Schlimmsten: Der Bass-Interessierte hört auf Bass zu spielen, weil... Ich gehe doch auch nicht zum Trompeter, wenn ich Tuba lernen will! Ich würde Dir also pauschal empfehlen, Dir die Masterarbeit eher nicht durch zu lesen und, so meine Vermutung, auf einen E-Bass Schüler davon etwas anzuwenden. Natürlich ist Wissen immer Macht, und das ist bestimmt auch gut geschrieben, recherchiert und insgesamt interessant, aber mein Leitsatz, und da darf mich jeder zitieren: Never take Bass Lessons from a Guitar Player! Never Ever!
Bei meinem Ansatz liegt der Bass halt wie üblich auf dem rechten Oberschenkel und ich habe viele Fingersätze vom Kontrabass übernommen bzw. abgewandelt um Überstreckungen zu vermeiden.
Gerade Bassisten mit kleinen Händen können davon profitieren, aber selbst ich mit meinen Pranken finde es angenehmer.
Ich spiele selbst Kontrabass, sogar länger als E-Bass, und habe das Kontrabass spielen von der Pike auf gelernt. Arco und Pizz. Auch hier mein ganz klares Urteil: Kontrabass und E-Bass sind zwei gänzlich völlig unterschiedliche Instrumente. Auch hier rate ich stark davon ab, etwas "mal eben so zu übertragen". Wenn Du Dir beim E-Bass Spiel total sicher bist und auf der anderen Seite auch beim Kontrabass Spiel total sicher bist, alles fest verankert, gespeichert und verinnerlicht ist, dann rate ich jedem: Hey, vergleiche doch mal. Schaue Dir an, was Du hier machst und wie das da geht! Ganz bewusst Unterschiede klar machen. Denn es gibt viel viel mehr Unterschiede als Kongruenzen! Vorher bitte nicht! Das genaue warum und wie würde hier den Rahmen sprengen. Nur eins: Ich habe es schon so oft erlebt, dass diese Quervergleiche schief laufen, zu oft! Also bitte nicht! Schon gar nicht Fingersätze oder Themen wie Skalen-Übertrag! Kontrabass wird völlig anders gedacht als E-Bass!
Ich musste im klassischen Kontrabass im wahrsten Sinne schmerzhaft erfahren was passiert wenn dir ein Lehrer seine Technik aufdrücken will.
Eine Sache, egal welche, egal in welcher Profession, einfach so auf ein anderes Individuum zu übertragen, kann nicht funktionieren. Ohne Deinen klassischen Lehrer zu kennen, traue ich mich zu sagen, dass er entweder nicht unterrichten mochte, sich nicht in der Tiefe damit befasst hat oder es einfach gar als "muss" empfunden hat. Das klingt nach wenig Tiefgang und ganz wenig Reflexion. Und das hat sich in Form von Schmerzen bei Dir gezeigt! Und wahrscheinlich nicht nur auf körperlicher Ebene...
Erst mein Jazzprof hat mich da genial einfach rausgerettet in dem er mich trainiert hat auf meinen Körper zu hören. Wir haben uns erstmal bewusst gemacht wie man bequem steht.
Die entscheidenden Worte, die Du hier schreibst sind "bewusst machen". Das ist alles worum es geht! Und das ist immer sehr gut!
Es würde mich fachlich sehr interessieren wie du da vorgehst.
Liebe Grüße!
Ich Danke Dir für Dein Interesse. Es ist so, dass ich seit ich 17 Jahre alt bin, schon Bass unterrichte. Also seit nunmehr mehr als 30 Jahren. Und ich habe das immer sehr sehr gerne gemacht. Wenn nicht, hätte ich es einfach nicht gemacht. Ich bin da sehr konsequent. Jemand, auch egal welche Profession, der es, also z.B. seinen Job, nicht gerne macht, sollte es sofort lassen und sich sein "Ding" suchen. Wenn jemand etwas nicht gerne macht, kommt meistens nichts Gutes dabei heraus.
Weil ich so gerne unterrichte und die ganzen Prozesse beim Einzel-Unterricht, Fern-Unterricht, Gruppen-Unterricht, Band-Training oder auch die gruppendynamischen Prozesse einer zweijährigen Ausbildung so spannend finde, habe ich mich immer und stetig fort- und weitergebildet. Ich hege schon seit langem den Gedanken, eine E-Bass-Lehrer-Ausbildung anzubieten. Einfach deswegen, weil ich viel Anfragen danach bekomme und weil viele Bass-Lehrer in meinen Veranstaltungen sitzen, sich meist nachher erst "outen" und mir dann erzählen, dass sie doch einfach mal wissen wollten, wie ich das so mache in z.B. einem Workshop oder einem Masterkurs. Allerdings ist es dann so, dass Sie mich ja nur beim unterrichten erleben, aber nicht mitbekommen, was bei mir im Hintergrund gerade abläuft. Also warum mache ich das gerade, warum erzähle ich das gerade... etc. In einer Bass-Lehrer Ausbildung würde also nicht das Thema "Wie halte ich eigentlich meinen Bass richtig" im Vordergrund stehen, sondern das "Auf wie viele unterschiedliche Arten kann ich als Lernbegleiter, den Lernenden auf den Weg bringen, auf seinen Weg bringen, die richtige Haltung für sich zu finden. Ich hoffe das ist einigermassen verständlich ausgedrückt. Es sind meist nicht die offensichtlichen Worte oder Taten beim Unterrichten interessant, sondern dass, was im Hintergrund dabei abläuft... auch beim Fern-Unterricht ist das, gerade weil man nicht "diesen persönlichen" Kontakt hat, sehr wichtig.
Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende! LG, markus
