Seltsam, seltsam....
Ich bin ja auch Fan von Gallien Krueger, mit zwei 800 RB hab ich schon grosse Hallen beschallt, damals, 1978/79. Damals hatte ich auch zwei sehr "flexible" Fullstacks, jeweils eine 215'' und eine 212''. Zu Kneipengigs hab ich meisst die zwei 212''-Cabs mitgenommen, unter 300 Zahlenden war selbst eine der beiden 215'' zu mächtig. Ausserdem hab ich in meiner kurzen Bandlosen Zeit in den 80ern den MB 200 zusammen mit der oft besungenen geschlossenen 410'' benutzt. Obwohl ich da skeptisch war, der Wiedereinstieg mit diesem kleinen Besteck in einer beileibe nicht leisen Punkband hat gut funktioniert.
Worauf ich eigentlich hinauswollte: "Alle" lieben GK-Amps, Nymi ganz besonder, aber bisher hab ich nur von einer 810" GK SBX gehört, die Member Garde gehört. Ich hatte als rented Backline mal nen GK Backline 600 mit einer GK SBX 410''. Das klang nicht schlecht, nur zu brilliant wegen dem imho recht aufdringlichen Tweeter. Wenn der weggedreht war, fehlte dann doch etwas. Für mich war das nicht wirklich das Gelbe vom Ei.
... naja, wir werden ja alle nicht jünger... und die Drummer, die man fragen könnte auch nicht... ausserdem wollen die dann immer Revanche und dann läuft man 15 mal zum Auto und zurück mit dem ganzen Kleingesocks...
Ich bin halt mittlerweile Leichtbau Fan, weil man eben nicht mehr gross überlegen muss, ob man irgendwo spontan hinfährt, sondern einfach mit Bass in der Linken, Box in der Rechten, Digiamp in der Tasch über die Schulter und los... das ist für mich mittlerweile ein Stück Lebensqualität geworden.
Das ist genau das, was ich dauernd propagiere: Musiker helfen einander! Ich helfe ungefragt meinen Jungs / dem Mädel, wenn es ums Tragen von Gear geht, und genau so ungefragt wird bei mit mit angepackt. So macht man sich das Leben gegenseitig etwas einfacher. Daher lächle ich auch gerne, wenn jemand über seine schweren Boxen klagt. Wir sind eine Band, ich bin kein Aleinunterhalter.
Ich beharre darauf, dass ein kleines Besteck beileibe nicht heisst, dass man "flexibel" ist, man hat dann eben ein kleines Besteck. Wenn man in meinen Grössenordnungen unterwegs ist, muß man entweder In-Ear-Monitoring betreiben, oder man braucht eine grössere Anlage. Oder ganz minimalistisch an die Sache herangehen und mit nem Sansamp reisen - und beten, dass der Veranstalte ne anständige Monitoranlage zur Verfügung stellt. Da verlass ich mich doch lieber auf mein eigenes Zeug.
Allerdings bin ich ja auch oft "ohne viel Band" unterwegs, man geht zu einer Session, ins Studio, zu nem kleinen Gig mit dem Quartett. Diese Anlässe decke ich mit dem Promethean 5110 ab, das kleine Ding hat mein zweites Musikerleben komplett verändert. Dann fahre dann mit meinem eigenen Wagen vor die Venue, nehme meinen Bass, den ich je nach Länge und Rauminhalt entweder aleine und zuerst in die Venue trage oder aber nehme den Bass im Gigbag auf den Rücken, trage den Kabel- und Utility-Koffer in der einen, den Promethean 5110 in der anderen Hand. Da wäre sogar noch Platz für eine Extension-Cab, die der Kleine auch bald bekommen wird. Ich liebäugle mit der derzeit recht günstigen Eden 110'', die ich allerdings erst mal mit dem Promethean 5110 zusammen ausprobieren muß.
Ach ja, Stanley Clarke spielt seine E-Bässe über einen Ampeg SVT 4 Pro, den Kontrabass dagegen über einen SVT II Pro. Auch eine Atr von Flexibilität.
Zum Thema Neodymium oder nicht Neodymium: Das ist für mich keine Frage. Die Box muss passen, sie muß klingen. Ich bin damals erschrocken, als ich die SWR 212'' mit den Beyma-Neo-Woofern ausgerüstet hatte und mit den nagelneuen Speakern anspielte, aber nach einer ultrakurzen Einspielzeit war das so, wie es sein muß. Auch die beiden Tecamp L 810'' - Boxen, ich empfinde den Sound als ausgewogen, von Mittenknie ist imho nichts zu spüren.
Allerdings hatte ich ein kleines Erlebnis, ausgerechnet mit Boxen, denen hier und auf anderen Communitys höchstens mittelmäßige Fähigkeiten nachgesagt werden: Der Peavey TVX-Reihe. Als ich vor einigen Jahren die erste, eine 410'' im Internet äusserst günstig geschossen hatte und meinem langjährigen "Händler meines Vertrauens" davon erzählte, meinte der: "Da hast eine sehr gute Box gekauft. Die klingen prima!" Das sagt ein Mann, der im Laden einiges von Tecamp, ein paar Ampeg bis hoch zum Kühlschrank und diverse Ashdown-Cabs stehen hat. Er selbst spielt die Mesa 215'', die, wie es sich gehört, von einem Mesa 180 angetrieben wird.
Nachdem ich also diesen Sommer, Herbst und Spätherbst viel mit meinen beiden Heavy-Metal-Bands unterwegs war, bei denen ich jeweils eine der Tecamp 810''- Boxen spiele, habe ich rein aus Spaß, weil er praktischerweise im Wagen lag, den GenzBenz GBE 1200 an das Stack, bestehend aus Peavey TVX, einmal 210'', einmal 410'', angeschlossen. Die Coverband in der das Peavey-Stack benutzt wird wurde in der Zeit sehr stiefmütterlich behandelt, es war eine der ersten Proben mit den Jungs wieder.
Also, ganz vorsichtig, natürlich, denn bei den dabei entstehenden 2 Ohm liefert der GBE die ganzen 1200 Watt. Also, Master langsam, gaaanz laaaaaangsam, aufziehen.... Wow.
Der Sound der alten TVX-Boxen ist phänomenal! Es gibt schon einen Grund, warum dieses Modell seit so vielen Jahren bei Peavey im Programm ist. Für den Preis, und ich muß sagen, trotz des Gewichtes, das sind sehr gut klingende Boxen. Die Kisten sind mittig-rockig abgestimmt und drücken auch schöne Bässe heraus, sie sind sehr "punchy". Die billigen Hochtöner machen ihren Job, sie sind bei mir eh beinahe ganz zugedreht. Alles in allem klingen die Boxen klasse. Ich hab mich gefragt, ob das an den Ferrit-Magnete der Speaker liegt. Es ist schon etwas anders als mit den Neodym Boxen, die ich so habe, klarer, mehr brillianz, es ist schwer zu sagen.
Daruf hab ich die alte, geschlossene 410'' aus dem Keller geholt, ich wollte vergleichen. Das Ding ist in den Original-Maßen der Ampeg 810'' - Flatback gebaut, eben halbiert. Es ist eine relativ schwere Box, bestimmt um die 40 KG, beinahe so schwer wie die etwas grössere, tiefere Peavy 410''. Meine Eigenbau-410'' hat keinen Tweeter.
OK, etwas mittiger als die TVX, weniger tiefe Bässe, wie denn auch, ganz ohne Port. Aber sehr schöner Impuls, sehr definiert, kein Dröhnen, auch wenn man den Bass verboten weit 'reindreht. Wieder ein komplett anderer Sound, anderes Verhalten als die anderen Boxen. Man kann zwischen der alten geschlossenen 410'' und den "moderneren" Boxen keinen Bogen schlagen. Das sind komplett andere Gattungen. Trotzdem war es genau diese Box, die dem SWR Redhead die Mitten gegeben hat, die er standalone schwer vermissen ließ. Auch unter dem Marshall MB 4410 hat die Box eine sehr gute Figur gemacht. Am besten hat mir die Box immer mit Röhrenamps gefallen, ein halbes Jahr stand ein Orange OR 120 darauf, ein sagenhaftes Halfstack! Die Box ist vorgesehen, in absehbarer Zeit einen Vollröhrenamp zu tragen, ich bin noch am vergleichen.
Man kann moderne Neodym-Boxen sehr wohl mit Boxen vergleichen, die Ferrit-Speaker verbaut haben. Das Mitten-Genöle, das frühe Neo-Boxen so an sich hatten, haben die Hersteller schon eine ganze Weile im Griff. Es ist auch nicht so, dass die Peavey-Boxen denen von Tecamp etwas wegnehmen, das Interessante war nur, dass die Peavey-Boxen, vor allem, wenn man sie eine ganze Weile nicht gehört hat, in keinem Fall "billig" klingen. Also ehrlich, wenn man nicht viel Geld hat, dann ist die Peavey TVX immer noch eine Alternative - wenn man das Gewicht von 44 KG nicht scheut.
