oha.
ich schreibe jetzt mal, nachdem ich nur den eingangspost gelesen habe und nicht die seiten danach.
nulltens: der eingangspost schreit schon etwas nach katakomben...
erstens: toleranz.
ein thema, das mich betrifft - mein leben als transfrau ist "toleranzbedürftig". allerdings fordere ich keine toleranz sondern akzeptanz ein. das ist ein unterschied, der es in sich hat.
aber was habe ich zu tolerieren? menschen zum beispiel, im sinne von "alle menschen sind gleich". ich versuche, nicht anhand von äußerlichkeiten wie hautfarbe oder geschlecht zu diskriminieren. also bewege ich mich da eigentlich außerhalb des spektrums von toleranz, ich würde da auch eher begriffe wie akzeptanz und respekt anbringen. gehen wir runter auf die ebene von meinungen - da toleriere ich höchstens. rassismus ist keine meinung sondern ein verbrechen. und meinungsfreiheit bedeutet nicht, daß eine meinung kein kontra erfahren darf. und da kommen wir zur haltung. ich habe null respekt vor der haltung eines waschlappens. hast du eine haltung, dann hast du die handschuhe an und stehst im ring, du stehst oder du gehst runter aber du stehst im ring, immer und überall. die fäuste sind immer oben. antifaschismus ist eine solche haltung, entweder du stehst dazu und jeder faschist, der über die leine klettert läuft gefahr sich eine blutige nase zu holen oder du bist ein waschlappen und für die von dir vertretene meinung nutzlos.
unsere meinungen mögen individuell differieren, aber ich schätze an menschen, wenn sie diese meinung zu einer haltung machen, sie begründen und verteidigen, wenn sie grenzen ziehen. eine haltung ist erst mal innerlich, sollte aber nach außen transportiert werden. optisch, so eine regenbogenflagge erfreut mich doch sehr als zeichen, daß ich bei der person oder kneipe sicher bin. verbal, wir alle sollten unsere überzeugungen auf der zunge tragen, eine diskussion schadet nie. körperlich, es gibt situationen, da labert man sich nicht raus sondern klärt das thema mit der faust. das soll nicht heißen, daß wir jedem der nicht unserer meinung ist auf die fresse hauen sollen, das soll heißen daß wir keine angst haben dürfen für alles was gut und redlich ist in den krieg zu ziehen - der gegner könnte deutlich weniger skrupel als wir haben.
zweitens: diskriminierung
da das gewissermaßen einen gegenpol zur toleranz darstellt, kann man sich meine einstellung dazu im privaten bereich denken. wenn sie mir passiert, verfahre ich nach regel 11: ich bitte höflich um unterlassung, wird dieser bitte nicht entsprochen ist die konsequenz fürchterlich.
was das beispiel angeht: wenn du eine haltung hast, eine begründung, warum sollst du angst vor konsequenzen haben? meine argumente halte ich in der regel für so gut, daß ich darauf eisen schmieden kann - ansonsten habe ich keine argumente, die relevante handlungen gegen andere rechtfertigen.
so als beispiel: ich kenne eine person, die diverse argumente gegen sich sprechen hat und in diversen kritischen situationen ablehnung erfahren hat. ihre erklärung ist "rassismus" - meine erklärung ist: du bist erschreckend wenig qualifiziert für den job und einer person, die arbeitslos ist vermietet man ungerne eine wohnung, die probleme liegen überall, aber nicht in deiner herkunft. aber es ist schön einfach, schuld nicht in sich zu suchen sondern in anderen.
nicht zu diskriminieren heißt nicht, ein waschlappen zu sein. wir müßen nicht vor dem wahn anderer einknicken - wir können es im bereich von höflichkeiten tun, sollten es aber in dem moment unterlassen, wo es hinreichende gründe gibt das nicht zu tun.
wenn ein 12-jähriger schwarzer bei dir schnaps kaufen will, du ihm das verweigerst und er dich als rassist beschimpft - würdest du ihm das nächste mal aus angst vor der diskriminierungskeule das zeug verkaufen?
drittens: fake news.
du vermischst themen. beim beispiel corona hatten wir eine steile lernkurve. was gestern noch gesicherter fakt war, konnte einen tag später schon anders aussehen. die lage da ist so schwierig und dynamisch, daß wir da sehr vorsichtig sein sollten, diesen schwarzen peter leuten zuzuschieben, die definitiv mehr überblick haben. das beispiel derer, die laut "fake news" geschrien haben war doch immer schweden - diese woche kommen von den verantwortlichen stellen in schweden die krokodilstränen angesichts eines hohen blutzolls.
wenn ein thema dich interessiert und du der meinung bist, da läuft was falsch: frage dich zuerst, ob du intelligent genug bist, das thema so weit zu erfassen, daß du dir eine qualifizierte meinung bilden kannst. drosten ist studierter fachmann von weltrang - und du hast einen hauptschulabschluss note 4? try again.
auf der anderen seite: wenn trump diesen vorwurf losläßt, braucht selbst ein realschüler fünf minuten internetrecherche um mit einiger berechtigung die augenbraue hochzuziehen. trump ist in den meisten dingen weniger fachmann und weniger gebildet als ein durchschnittlich gebildeter europäer, wir können leichter auf sein wissenslevel kommen als auf drostens. dem einen müssen wir sagen "du bist dumm, hör auf mir blödsinn zu erzählen", dem anderen müssen wir neidlos zugestehen, daß er ahnung hat und wir uns seiner expertise anvertrauen müssen.
und klima... du hast keine ahnung vom wissenschaftlichen diskurs, du hast keine ahnung von der komplexität des systems, du hast keine ahnung von nichts. du liest die publikationen, deren ziel dir gefällt. oder besser gesagt, deren excerpt. bist du qualifiziert, da eine fundierte eigene meinung haben zu können und das wort fake news benutzen zu dürfen?
wahrheit.
es gibt eine "göttliche wahrheit" - so sind die dinge wirklich. und die können wir nicht erkennen, wir approximieren höchstens. wissenschaft piekst ins unbekannte und versucht, da wissen und sicherheit zu generieren. das ist ein prozess und wir hängen mitten drin. also hör auf zu orakeln und zu raunen, wer wahrheit besitzt.
wahrheit hat allerdings eine erstaunliche eigenschaft: sie geht nicht unter, zumindest nicht auf dauer. das mag man auch über fake news behaupten, aber im long term stimmt das da nicht. impfgegner sterben.
freiheit
na dann: freiheit ist die freiheit, die konsequenzen zu tragen. du willst keine krankenversicherung? dann spar für deine herz-op. die moralische konsequenz, freiheit vor corona-maßnahmen zu setzen betrifft dich allerdings mehr als die physische konsequenz. deine oma stirbt, nicht du.
freiheit ist ein diffizieles konstrukt und nicht nur ein heeres ideal. und freiheit ist das gegenteil von sicherheit, dem anderen ding nach dem wir uns alle so sehnen.
