Die Firmenarchitektur von Fender ist nicht ganz einfach zu durchschauen. Es existierten bis jetzt zwei Beteiligungsfirmen, die jeweil eigenständig, unter einer Mutterfirma agierten, denen auf der einen Seite Fender, und auf der anderen Seite GenzBenz zugehörten. Auch SWR wurde von der auf Fender-Seite agierenden Beteiligungsfirma aufgekauft und eingegliedert. Dann wurden Kosten gespart und Ingenieure entlassen, Das Ergebnis haben wir alle mitbekommen: Die wirklich guten Amps sind vom Markt verschwunden, die neuen Amps waren unbeliebt. Sun jedoch wurde damals von Fender direkt erworben, da Sun insolvent war, aber über grössere Produktionsstätten verfügt hat, die Fender damals dringend benötigt hat. Also wurden sie von Fender direkt aufgekauft.
GenzBenz wiederum gehörte zu der zweiten Beteiligungsgesellschaft. Durch eine Straffung der Firmenarchitektur wurde GenzBenz unter die Fittiche derselben Gesellschaft gestellt, die auch Fender besitzt. Offiziell, weil somit in Europa der Vertriebsweg von Fender genutzt werden kann. Tatsache ist jedoch, dass im Moment, bis eine endgültige Lösung gefunden ist, Fender FRANKREICH (!!!) die immer begehrter werdenden Amps von GenzBenz den Läden nur noch dann 'reinstellt, wenn der Händler ein gewisses Kontingent (in Höhe eines bestimmten Betrages) von Fender in den Laden nimmt, dies wird aber nur in Frankreich so gemacht. Das schliesst die kleinen Musikläden schon mal aus. Jedoch sind diese "Knebelverträge" mit Händlern am auslaufen, und man sucht nach einem neuen, verbesserten Vertriebssystem. Dies hat die weltweit gestreuten Mitglieder von Talkbass etwas verunsichert. Aber es handelt sich, wie schon gesagt, nur um Fender Frankreich.
GB kann Fender nichts weg nehmen. Die Amplinien von F und GB sind sehr unterschiedlich. Und ich denke, dass der Investor, der daran interessiert ist, Geld zu verdienen, GB nicht schließen will, sondern die vorhandenen und in der Entwicklung steckenden Amps von GenzBenz, die sich in den letzten 20 Jahren einen guten Namen gemacht haben, weiter vermarkten möchte. GB ist eine kleine Firma mit einer straffen Struktur, die gesund dasteht.
Es wurde von den Leuten, die GenzBenz auf Talkbass vertreten, versichert, dass die Firma so weiter bestehen wird. Und dass man einen Weg finden wird, wie der Vertrieb verbessert werden kann. Jeff Genzler und der Staff von Genzbenz sind der "Braintrust" von GenzBenz, das eigentliche Kapital. Fender hat nicht die Möglichkeiten, GB zu schliessen, GB ist de facto immer noch eine selbstständige Firma wie Fender - unter den Fittichen der selben Beteiligungsgesellschaft wie Fender.
An der Firmenstruktur von GenzBenz wurde nichts geändert. Es sind immer noch die selben Leute am Service-Telefon, Jeff Genzler ist immer noch telefonisch erreichbar, und Talkbass-Member "agedhorse" ist immer noch Entwicklungsengineur bei GenzBenz. Auf meine Frage z.B., was ich machen soll, falls mein GBE 1200 mal abraucht, antwortete er, ich solle mich an Ihn wenden, er würde mir dann den für meine Gegend zuständigen Servicestützpunkt mitteilen.
Es sind also nicht die "bösen Fenders", die Firmen aufkaufen, um sie zu schliessen. Es ist der Markt, der so etwas entscheidet. Sun war schon pleite, bevor dann Fender (damals unter der Herrschaft von CBS) die Firma aufkaufte. Und auch nicht primär, um die Produkte der "Konkurrenz" vom Markt verschwinden zu lassen, sondern um die Produktionshallen in Besitz zu nehmen. Leider ist es so in der freien Marktwirtschaft. Geldgeber investieren ihr Geld und kaufen Firmen, um mehr Geld zu verdienen. Ich denke, dass bei SWR der Rotstift zu heftig angesetzt wurde, da die damals produzierten High-End-Amps wie der Redhead, der Baby Blue und andere, legendäre SWR-Amps einfach zu teuer in der Produktion war. Die Nachfolger wie die Workingman-Reihe waren eher - sagen wir mal mittelmäßig. Und schon gings in die Hose.
Wenn man GenzBenz so wie angekündigt weiter arbeiten lässt, werden sie ihre Amps mit ihrem bewährten, schmalen Stab an Ingenieuren weiter entwickeln und auch neue Amps werden auf den Markt kommen. Die Produktion haben sie schon vor geraumer Zeit nach Asien ausgelagert, die Geräte werde, ähnlich wie bei Amoeg, nur noch in der USA zusammengebaut und getestet. Wobei die Qualitätskontrolle bei GenzBenz eine der Besten auf dem amerikanischen Markt sein soll. Der Customer Service ist ja legendär.
Meine Informationen habe ich zum grössten Teil aus Talkbass, dort wurde diese Situation lange und kontrovers diskutiert, und aus diversen Interviews, die in US-Amerikanischen Musikerzeitschriften gegeben wurden.
Ciao
Uwe
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