Profi in drei Tagen

Anders gefragt: gibt es irgendeine deutsche Produktion, die jemals filmische Maßstäbe gesetzt hätte? ...
Anders gefragt - kann es sein, dass Du von Film(geschichte) wenig bis überhaupt keine Ahnung hast?
Und beispielsweise deshalb Zuschauerzahlen (Deine Liste) für Ausweis filmischen Maßstabes hälst?
Wäre nicht schlimm, können wir mit der langen Antwort zu ändern versuchen.

In der Anfangszeit des Kinos haben eine Menge deutsche Filme filmische Maßstäbe gesetzt.
"Metropolis", "Das Kabinett des Dr.Caligari", "M-Eine Stadt sucht einen Mörder", "Der blaue Engel", "Kuhle Wampe", "Im Westen nichts Neues", "Berlin Alexanderplatz", um nur mal ein paar zu nennen.
(OK, die Originale kennt vermutlich keiner mehr, sowas läuft allenfalls noch auf Arte.
Ab und an gibt's dann Remakes mit gaaaaaaaaanz tollen, modernen Effekten, Dolby-Surround-Sound und anderem "filmisch Wichtigem".)

Ohne den nazi-bedingten Braindrain wäre das möglicherweise so weitergegangen.
Zudem darf bezweifelt werden, das Hollywood ohne diesen Braindrain europäischer Filmleute Hollywood geworden wäre.
Kannst ja mal in den Daten zu Ami-Filmen der vierziger und fünfziger Jahre mal nach Namen suchen, die irgendwie sehr deutsch klingen - massenhafte emigrierte Filmleute aus Deutschland und Österreich, nicht nur Schauspieler:innen und Regisseure, sondern auch Autoren, Licht, Ton, Kamera, Schnitt.

Nach 1945 war es dann erst mal naturgemäß dünn.
An aus verschiedensten Gründen bemerkenswerten Kinofilmen ab den 1950ern fallen mir beispielsweise ein:
Der Untertan, Spur der Steine, Die Legende von Paul und Paula (jo, DDR gilt bei mir auch als Deutschland), Die Brücke, Der Hauptmann von Köpenick, Rosen für den Staatsanwalt, Die Halbstarken (m.E. deutlich besser als "Rebel without a Cause"), Nachts, wenn der Teufel kam, reihenweise Fassbinder-Filme, Nordsee ist Mordsee, Die Stille nach dem Schuss, die Loriot-Langwerke, Das Boot, Schtonk, Lola rennt, Das Weisse Band, Fraktus, Emmas Glück, Das Leben der Anderen, Das Parfüm, Gegen die Wand, Tschick, Aus dem Nichts (überhaupt Fatih Akin).
Undundund, Liste definitiv unvollständig.

Und ja, leider gehen immer weniger Deutsche in's Kino, und wenn, dann am ehesten für US-Blockbuster, Bully Herbig oder Til-Schweiger-Werke. Daher die begrenzte Aussagekraft von Zuschauer-Zahlen in punkto filmischer Qualität.

M.E. gutes deutsches TV anyone?
Da fällt mir spontan ein:
Als Parade-Literaturverfilmungen "Tadellöser & Wolf" und "Ein Kapitel für sich" (wäre ich König von Deutschland, würden die alle zwei Jahre zur Primetime wiederholt und wären Pflichtprogramm in jeder Film-Ausbildung).
"Das Millionenspiel" (als Ideen- und Stichwortgeber zu beispielsweise den ungleich besser bekannten Tributen von Panem. Überhaupt, wenn das Drehbuch von Wolfgang Menge ist, ist es meist ziemlich gut)
"Der Springteufel" (falls mal wer Hallervorden in nullkommagarnicht lustig sehen mag)
So einige Tatort-Folgen, meist ältere und oft die, die sich nicht mit ödem Whodunnit? bescheiden.
Kir Royal
Tatortreiniger
Die "alten" Mord mit Aussicht-Folgen mit Peters, Mädel, Droste und Kleinert
Weissensee
Die Charité-"Biopics"
Etwas neuer "Babylon Berlin", "Ku'damm 56/59/63", "Unsere wunderbaren Jahre", "Wo wir sind, ist oben" ...
Und xyz Kurzfilme, Debuts und "Off-Mainstreamsachen", die ohne ÖR-Fernsehkohle nie gedreht worden wären.

Es ist also wahrlich nicht so, als hätte der deutsche Film nix zu bieten.
Er hat allerdings ein höchst problematisches Publikum, wie sich auch hier zeigt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anders gefragt - kann es sein, dass Du von Film(geschichte) wenig bis überhaupt keine Ahnung hast?
Und beispielsweise deshalb Zuschauerzahlen (Deine Liste) für Ausweis filmischen Maßstabes hälst?
Wäre nicht schlimm, können wir mit der langen Antwort zu ändern versuchen.

In der Anfangszeit des Kinos haben eine Menge deutsche Filme filmische Maßstäbe gesetzt.
"Metropolis", "Das Kabinett des Dr.Caligari", "M-Eine Stadt sucht einen Mörder", "Der blaue Engel", "Kuhle Wampe", "Im Westen nichts Neues", "Berlin Alexanderplatz", um nur mal ein paar zu nennen.
(OK, die Originale kennt vermutlich keiner mehr, sowas läuft allenfalls noch auf Arte.
Ab und an gibt's dann Remakes mit gaaaaaaaaanz tollen, modernen Effekten, Dolby-Surround-Sound und anderem "filmisch Wichtigem".)

Ohne den nazi-bedingten Braindrain wäre das möglicherweise so weitergegangen.
Zudem darf bezweifelt werden, das Hollywood ohne diesen Braindrain europäischer Filmleute Hollywood geworden wäre.
Kannst ja mal in den Daten zu Ami-Filmen der vierziger und fünfziger Jahre mal nach Namen suchen, die irgendwie sehr deutsch klingen - massenhafte emigrierte Filmleute aus Deutschland und Österreich, nicht nur Schauspieler:innen und Regisseure, sondern auch Autoren, Licht, Ton, Kamera, Schnitt.

Nach 1945 war es dann erst mal naturgemäß dünn.
An aus verschiedensten Gründen bemerkenswerten Kinofilmen ab den 1950ern fallen mir beispielsweise ein:
Der Untertan, Spur der Steine, Die Legende von Paul und Paula (jo, DDR gilt bei mir auch als Deutschland), Die Brücke, Der Hauptmann von Köpenick, Rosen für den Staatsanwalt, Die Halbstarken (m.E. deutlich besser als "Rebel without a Cause"), Nachts, wenn der Teufel kam, reihenweise Fassbinder-Filme, Nordsee ist Mordsee, Die Stille nach dem Schuss, die Loriot-Langwerke, Das Boot, Schtonk, Lola rennt, Das Weisse Band, Fraktus, Emmas Glück, Das Leben der Anderen, Das Parfüm, Gegen die Wand, Tschick, Aus dem Nichts (überhaupt Fatih Akin).
Undundund, Liste definitiv unvollständig.

Und ja, leider gehen immer weniger Deutsche in's Kino, und wenn, dann am ehesten für US-Blockbuster, Bully Herbig oder Til-Schweiger-Werke. Daher die begrenzte Aussagekraft von Zuschauer-Zahlen in punkto filmischer Qualität.

M.E. gutes deutsches TV anyone?
Da fällt mir spontan ein:
Als Parade-Literaturverfilmungen "Tadellöser & Wolf" und "Ein Kapitel für sich" (wäre ich König von Deutschland, würden die alle zwei Jahre zur Primetime wiederholt und wären Pflichtprogramm in jeder Film-Ausbildung).
"Das Millionenspiel" (als Ideen- und Stichwortgeber zu beispielsweise den ungleich besser bekannten Tributen von Panem. Überhaupt, wenn das Drehbuch von Wolfgang Menge ist, ist es meist ziemlich gut)
"Der Springteufel" (falls mal wer Hallervorden in nullkommagarnicht lustig sehen mag)
So einige Tatort-Folgen, meist ältere und oft die, die sich nicht mit ödem Whodunnit? bescheiden.
Kir Royal
Tatortreiniger
Die "alten" Mord mit Aussicht-Folgen mit Peters, Mädel, Droste und Kleinert
Weissensee
Die Charité-"Biopics"
Etwas neuer "Babylon Berlin", "Ku'damm 56/59/63", "Unsere wunderbaren Jahre", "Wo wir sind, ist oben" ...
Und xyz Kurzfilme, Debuts und "Off-Mainstreamsachen", die ohne ÖR-Fernsehkohle nie gedraht worden wären.

Es ist also wahrlich nicht so, als hätte der deutsche Film nix zu bieten.
Er hat allerdings ein höchst problematisches Publikum, wie sich auch hier zeigt.
Alda, das war ja nicht mal 'ne Kanone auf Spatzen, sondern schon fast eine Panzerhaubitze 2000 auf einen Vogelschiss....
Aber Respekt, ordentlich ausgearbeitet :prost:
 
... erzählte eben der - „Cool, Bass ist geil, hab ich auch mal gelernt für ne Rolle und muuste da auch singen. Drei Lieder hab ich drauf.“ Sinnzitat“
Ich heute beim Bahnfahren - „Mad Jazz“ (ich duze mich) „Google mal den Namen“
Bei Wikipedia steht jetzt, der Actor lernte für eie Rolle professionell singen und Bassgitarre spielen.
Ich eruiere noch was er kann, aber finde diese diskrepanz schon geil.
Bei Wikipedia darf eben jede/r schreiben.
Solange niemand es ändert bzw. korrigiert, bleibt's halt stehen
Singen jedoch gehört eigentlich in jede professionelle Schauspielausbildung.
Aber auch Menschen, die technisch gesehen singen können, möchte ich mir nicht unbedingt als Sänger:innen anhören.

Glückwunsch zum erneuten Filmröllchen.
Hast halt die Charakerfresse und Connections :great:
 
Jetzt brauchst Du nur noch einen eigenen wikipedia Eintrag, sonst sieht Dein Name in der Besetzungsliste so blass aus ;-)
P.S.: also @Mad Jazz Morales
 
ICH HAB DICH GESEHEN!!!11! :juhuu:
@Mad Jazz Morales
Kannste ja mal Deiner Frau oder Deinem Sohn zeigen,
sollten die es an diesbezüglicher Begeisterung mangeln lassen.

(Kann verdammt gut sein, dass ich Dich auch schon mal gesehen haben,
aber bei Nebendarsteller:innen dauert es bei mir ewig, bis der Groschen fällt ...)
 
Im Internet lesen ja auch Kinder mit.
Und bevor die solchen Scheiss glauben ...
Und dann sollen die Kinder im Internet doch mal erfahren, dass viele der von dir oben angeführten alten Stummfilm-Klassiker (ich möchte noch ergänzen um „Dr. Mabuse, der Spieler“ und „Der Golem, wie er in die Welt kam“) sich sogar im Streaming-Programm beim bösen Amazon abrufen lassen…
Von wegen Bildungsauftrag und so…
 
Und dann sollen die Kinder im Internet doch mal erfahren, dass viele der von dir oben angeführten alten Stummfilm-Klassiker (ich möchte noch ergänzen um „Dr. Mabuse, der Spieler“ und „Der Golem, wie er in die Welt kam“) sich sogar im Streaming-Programm beim bösen Amazon abrufen lassen…
Von wegen Bildungsauftrag und so…
Cool - hoffentlich nicht nur wegen Bildungsauftrag*, sondern auch ein bisschen, weil das nach wie vor tolle Filme sind,
wenn mensch sich auf Stummfilm, Schwarzweiss bzw. Nachkoloration, LowRes etc. einlassen mag.
Den Golem gab es auch gerade wieder auf Arte.
Ich finde ja schon die Basisstory, also die Golem-Legende, voll spannend.

*und auch nicht nur, weil die Rechte vermutlich sehr preiswert sind.
 
wenn mensch sich auf Stummfilm, Schwarzweiss bzw. Nachkoloration, LowRes etc. einlassen mag.
Genau, man muss sich darauf einlassen wollen. Widerspricht heutigen Sehgewohnheiten, kann sich aber sehr lohnen. Man entdeckt zum Beispiel, wie Elemente aus Metropolis sich in Filmen bis in die Gegenwart wiederfinden lassen (ich sag nur Blade Runner oder C3-PO)…
 

ICH HAB DICH GESEHEN!!!11! :juhuu:
Trailer 00.34 Videokonferenz, untere Reihe mitte,
Trailer 00.56 solo winkend mit Kopfhörer am PC-Arbeitsplatz?
Wenn ja, dann ich auch.

Anyway, Ulrike Kriener mag ich, Lars Jessen auch, Wnuk mal als Arschloch :great: ... und dann noch Mad Jazz Morales, das Paket unter dem Titel "Alle nicht ganz dicht" klingt nach mindestens vergnüglich verschwendeten 90 Minuten.
 
Genau, man muss sich darauf einlassen wollen. Widerspricht heutigen Sehgewohnheiten, kann sich aber sehr lohnen. Man entdeckt zum Beispiel, wie Elemente aus Metropolis sich in Filmen bis in die Gegenwart wiederfinden lassen (ich sag nur Blade Runner oder C3-PO)…
Das sagste was.
Auch was Licht (und Schatten) oder Kameraperspektive angeht, sind alte S/W-Filme manchmal wunderbare "Folter" für unsere von Farbfilm-Schnellschnitt-Special-Effects versaubeutelten Sinne.

Geständnis: meine Sehgewohnheiten sind auch total verlottert.
Irgendein Film läuft, parallel essen oder nebenbei Internet oder auf Bass/Gitarre rumdaddeln ...
weil "Kanste ja ggf. auch jederzeit nochmal gucken" und so.

Ich versuche mich seit Kurzen diesbezüglich zu disziplinieren.
Alles Andere weg und aus, gucken und zuhören.
Wenn es nach 15 Minuten immer noch doof bis gehtso ist,
oder eben unerträgliches "Genuschel über zu lautem Raumton plus Musik"* abschalten.

*Ich mein', liebe Filmschaffende:
wenn der Dialog echt so unwichtig ist, dann lasst ihn doch weg.
Müssen die Akteure das Ganze eben mimisch und gestisch 'rüberbringen.
Und wenn die das nicht hinkriegen, dann müssen sie es entweder lernen ("Szene 11, Klappe 57 ...") oder ihr besetzt halt Leute, die es können.
Oder ihr lasst die ganze Szene weg und habt dann ein bisschen mehr Zeit für eine andere, wirklich wichtige.
 
Und wenn es sonst zu nichts gut ist:
Jetzt wisst ihr, wie normale Menschen sich fühlen,
wenn Musiker:innen über Instrumente, Pickups, Amps, Lautsprecher, Boxen, Saiten, Pedale oder,
was ja gelegentlich auch mal vorkommt, über Musik sprechen.
:o)
 
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