Nur mit Grundtönen spielen, geht das oder ist es zu schlicht?

[hobbychirurg]

Es fasziniert mich immer wieder, wie Anfänger am Instrument nach "mehr" suchen und erfahrene Musiker nach "weniger".
Zu 99% kommt man tatsächlich mit Grundton, Quinte und Terz hin. Und mal einem Leitton. In der Reihenfolge. Da geht dann im Prinzip auch schon Jazz.
Ich empfehle absolut jedem Bassisten, sich mit der grundlegendsten Musiktheorie zu beschäftigen. Stichwort: Terzschichtung.
Wenn dann dort z.B. C-Dur steht, hat man schon direkt drei Töne mit denen man gefahrlos arbeiten kann. Will man etwas abenteuerlicher werden packt man noch die Septime rein (die kann man sich ja dann herleiten).

Das Wichtigste ist aber immer der Rhythmus, schön auf die Bassdrum den Grundton legen und es braucht erstmal nicht mehr. Alles Weitere ist dann schon Bonusmaterial.

Source: Ich spiele seit 15 Jahren fast ausschließlich nach Chordsheets.

 

[Jack in the green]

coole Country Versionen

Ich sag nur Johnny Cash

 

[heliumguy]

ola christoph5115

aufm grundton rumreiten ist doch was gutes.
es ist quasi die missionarsstellung des bassspiels. bei einhalten des korrekten rhythmus, quasi in symbiose mit der bassdrum ("herz") geht nix mehr schief.

nicht jeder style verlangt harmonisches spiel. zuviel bewegungen können das harmonische gerüst eines songs in eine etwas andere, vielleicht ungewollte, richtung führen.
falls du dir zum grundton noch quinten draufschaffst und dich auf die bassdrum fokussierst, kann nix mehr schief gehen.
good luck!

 

[fuzzer]

Ui, interessanter Thread, den ich soeben beim Stöbern hier entdeckt habe. Mir geht oft ähnlich wie dem Thread-Ersteller: Gitarre gibt irgendwelche Akkorde/Grundtöne vor und ich arbeite immer mit Grundtönen, wo ich ggf. was dazu tue wie Quarten.

Aber auch die Anzahl der Melodie-Instrumente und deren konkreterer Spielstil ist wichtig. Mein Lieblings-Negativbeispiel: es gibt ein Rythmusgitarristen mit fettem Fullrange-Sound, der quasi nur Powerchords spielt und dazu darf man dann Grundtöne spielen... m(

 

[hobbychirurg]

Wenn ein Gitarrist die Bass-Achtel schon übernimmt: Ab in die Oktave und die zweite Stimme zum Gesang spielen.
Wenn sich dann jemand beschwert: lässig darauf hinweisen, dass die Gitarre ja deinen Job schon macht. Da dachtest du "mach ich halt ihren".

 

[Jack in the green]

Wie formulierte das mal ein Workshop-Lehrer: "Wenn ein Musiker zu dir kommt, sei höflich und biete ihm einen freien Platz an! Notfalls muss man halt etwas zusammenrücken, aber Platz ist in der kleinsten Hütte."
Klar kann sich der Hausherr auch quer aufs Dreisitzersofa legen, aber da braucht er sich dann auch nicht wundern, wenn der Gast nicht mehr kommt.

 

[basslife]

Wenn ein Gitarrist die Bass-Achtel schon übernimmt:

...wie in meiner letzten Band.
Das Problem ist, dass sich einer von beiden immer "überflüssig" fühlt.
Lösung: Dafür sorgen, dass der Gitarrist erkennt, dass das was er gerade spielt überflüssig ist und daraufhin sein Spiel ändert.

Bei mir hat das geklappt, indem ich Flats auf meinen damaligen Preci gezogen habe. Dadurch ist der Basssound erheblich "tiefer" geworden und hat sich fett unter die Gitarren gelegt.
2 Proben später hat der Gitarrist von sich heraus gemeint, dass er bei dem Song doch was anderes spielen möchte, da seine "Power-Achtel" total in dem Basssound verschwinden.

 

[fuzzer]

@hobbychirurg und basslife: eure Vorschläge wären ja quasi Feuer mit Feuer bekämpfen :-\
@Jack in the green: wenn der Gast wegbleibt, wäre das ja ein kompletter Rückzug.
Aber wenn der Gitarrist eben Rhythmus-Instrumentalist sein will, muss man eben als Bassist zum Melodie-Instrumentalisten werden. Sofern man das kann und will.

 

[Jack in the green]

@Jack in the green: wenn der Gast wegbleibt, wäre das ja ein kompletter Rückzug.

Tja, ist ein Dilemma das Einsamkeit hinter sich her zieht.
Aber ich ertrage einen ungebührlichen Gast leichter, als einen ungebührlichen Gastgeber.

 

[hobbychirurg]

@hobbychirurg und basslife: eure Vorschläge wären ja quasi Feuer mit Feuer bekämpfen :-\

Wenn sich die Frequenzen von Bass und Rhythmusgitarre in die Quere kommen läuft im Gesamtsound ja ohnehin etwas grundsätzlich verkehrt.
Das ist letztlich eine Frage der Kommunikation.

Im Beispiel von @basslife gehe ich stark davon aus, dass dem Gitarristen einfach nicht genug Schub im Bassbereich kam. Er fühlte sich dann dafür verantwortlich, diesen zu liefern.
Vielleicht wusste er nicht, dass es recht simpel ist, diesen Schub mit einem anderen Basssound (in dem Fall Saitenwechsel) zu realisieren. Vielleicht dachte er "sein Bass kommt nicht so tief, da helfe ich ihm mal, bevor ich mich über sein Equipment beschwere".

Bassisten können die Möglichkeiten anderer Instrumente oft sehr gut einschätzen, selbst wenn sie diese Instrumente nicht beherrschen. Böse Zungen behaupten, wir hätten ja auch als einzige genug Zeit, zuzuhören... (Ich glaube, da ist auch etwas dran, aber das ist ein gesondertes Thema)
Wir sollten also nicht davon ausgehen, dass jeder Musiker uns direkt bewusst ins Handwerk pfuscht. Viele wissen es einfach nicht besser und meinen es sogar gut.

Ein klärendes Gespräch setze ich also immer voraus. Aber wenn das nicht wirkt muss man es vielleicht einfach zeigen.
Das mag dann "Feuer mit Feuer bekämpfen" sein, aber das funktioniert bei Waldbränden ja auch hervorragend.

Selbstverständlich kann man sich als Bassist auch freuen, wenn der Gitarrist den langweiligen Part übernimmt, aber wenn man am Anfang der Basskarriere steht ist das natürlich keine Option, wie du selbst angedeutet hast.

Also wie so oft im Leben: Mehr reden und mehr fragen. Und nicht davon ausgehen, dass alle Gesprächspartner auf dem gleichen Kenntnisstand sind.

 

[alice d.]

Wenn ein Gitarrist die Bass-Achtel schon übernimmt: Ab in die Oktave und die zweite Stimme zum Gesang spielen.
Wenn sich dann jemand beschwert: lässig darauf hinweisen, dass die Gitarre ja deinen Job schon macht. Da dachtest du "mach ich halt ihren".

dazu muß man aber halt auch schon was können.
beispielsweise bessere ohren haben als ich...

 

[redbusbluebus]

In Anlehnung an einen uralten Bassistenwitz: Ich denke der TE beherrscht das Grundtonspiel inzwischen schon derart virtuos, dass er es uns vor lauter Gigs nicht einmal mehr berichten kann.

 

[schubi_neu_38615]

Aber wenn der Gitarrist eben Rhythmus-Instrumentalist sein will, muss man eben als Bassist zum Melodie-Instrumentalisten werden. Sofern man das kann und will.

Quatsch! Wenn man sich soundlich (ich sag nur Frequenzteilung) nicht in die Quere kommt, gibt es nichts fetteres, als wenn Rythmus-Klampfer und Basser unisono Riffs daherdonnern.

Ansonsten einfach an die Bass-Drum dranhängen, damit macht man nicht viel falsch.

@Christoph5115: Was für ne Musikrichtung spielst du?

 

[heliumguy]

....allen vielspielenden musikern (gitarristen, aber auch drummer und vorallem keyboarder mit einer "traditionellen" ausbildung) habe ich absolut keine hemmungen mitzuteilen was mir an ihrem spiel (subjektiv) nicht gefällt. ich glaub dafür muss es immer platz haben in einer band!

 

[Groovy McBass]

In Anlehnung an einen uralten Bassistenwitz: Ich denke der TE beherrscht das Grundtonspiel inzwischen schon derart virtuos, dass er es uns vor lauter Gigs nicht einmal mehr berichten kann.

Mich würde auch interessieren, wie dein Gig gelaufen ist, @Christoph5115.
Grüße!

 

[fuzzer]

Quatsch! Wenn man sich soundlich (ich sag nur Frequenzteilung) nicht in die Quere kommt, gibt es nichts fetteres, als wenn Rythmus-Klampfer und Basser unisono Riffs daherdonnern.

Jo, im klanglichen Resultat ist das sicher fett. Aber dann habe ich persönlich lieber den Fullrange-Sound von nur einer Person statt so eine "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme"

 

[Jack in the green]

Ein wunderbares Beispiel, ob Grundtöne zu schlicht sind oder nicht