Neues Spotify-Abrechnungsmodell & 1000-Mindeststreams

[SonicDomination]

Spotify ändert ja bekanntlich auf 2024 hin sein Abrechnungsmodell. Neu gibt es nur Auszahlungen, wenn ein Song 1000 Streams erreicht hat. Die freigewordenen Gelder sollen dann den grossen Acts zukommen. Klar, Digital Streaming Provider (DSP) zahlen schlecht. Wir haben bisher bei 1000 Streams rund 5 CHF verdient. Das Einkommen übers Streaming spielt für uns also absolut keine Rolle. Deshalb geht es mir gar nicht ums Geld, sondern darum, dass Spotify damit die Musik vieler Künstler:innen entwertet. So nach dem Motto: „Ach ja, investiert ihr in die teure Produktion und wir nutzen eure Musik dann gratis für unsere Plattform.“ Ich finde das Vorgehen von Spotify als Marktführer eine absolute Frechheit. Mit unseren Produktionen finanzieren wir künftig also gratis die grossen Acts. In der Summe sind die Einnahmen, die den kleinen Künstler:innen so entgehen nämlich durchaus hoch… Spotify spricht von rund 40 Millionen Dollar, die so den restlichen Musiker:innen zukommen sollen.

Heute habe ich die Info vom Vertrieb bekommen, dass bzgl. der 1000er-Grenze von Monat zu Monat die letzten 12 Monate betrachtet werden. Das heisst, man kann in einem Monat Geld verdienen und dann wieder ganz lang gar nichts mehr. Es ist also noch viel schlimmer, als ich es gedacht habe. Bisher hatte ich die falsche Annahme, dass ein Track praktisch für immer Royalties generiert, sobald er 1000 Streams erreicht hat.

Die Erklärung unseres Vertriebs:

Ab dem nächsten Jahr muss jeder Song auf Spotify innerhalb der letzten 12 Monate mindestens 1.000 Streams generiert haben, um eine Auszahlung zu erhalten. Diese Anforderung wird monatlich neu berechnet. Das bedeutet, dass man in einem Monat die Marke erreichen kann, im nächsten Monat nicht und im darauf folgenden Monat vielleicht wieder.

Ein weiteres Beispiel: Angenommen, du veröffentlichst im Februar eine Single, die im ersten Monat 800 Streams generiert. Für diese 800 Streams erhältst du von Spotify keine Auszahlung. Wenn im März weitere 500 Streams hinzukommen, überschreitest du die Marke von 1.000 Streams. Du erhältst jedoch nur eine Auszahlung für die 500 Streams im März, nicht für die 800 Streams im Februar.

Wie geht ihr damit um? Überlegt ihr euch einen Downtake, also eure Musik von Spotify zu nehmen? Kennt ihr Organisationen oder Aktionen, die sich dagegen wehren?

Ich bin ehrlich gesagt ziemlich ratlos. Einerseits macht mich die Arroganz von Spotify rasend, andererseits gibt es wenig Alternativen: Wenn unsere Musik nicht mehr auf Spotify zu finden ist, finden wir bei vielen Personen gar nicht mehr statt. Es bleibt auch die Frage, wann die anderen DSPs nachziehen…

 

[f_luxus]

Überlegt ihr euch einen Downtake, also eure Musik von Spotify zu nehmen?

Das wird Spotify nicht jucken...
Solange die großen Stars vertreten sind...

 

[boeb]

Einerseits macht mich die Arroganz von Spotify rasend

Du bist nicht alleine…
https://www.instagram.com/dota_kehr/reel/C0Z7FtUsp_T/

 

[SonicDomination]

Das wird Spotify nicht jucken...
Solange die großen Stars vertreten sind...

Nein, das ist mir schon klar… Und eben: Ohne Verfügbarkeit bei Spotify ist es noch schwieriger. Man ist praktisch gezwungen, zu bleiben.

 

[Curd Neptun]

Wie geht ihr damit um?

Wo der Teufel Kakka geht (sorry, Kleinkind on board) wissen wir ja nu ... für meinen Teil leiste ichs mir, mich da rauszuhalten (no Spotify, no Smartphone, Youtube ohne Werbung, Bezahlen bei bytefm, Tapes/Platten von Indie-Artists ab und zu ... also im Verkauf und im Konsum) - klar: ich verdiene so gut wie nix damit, mache, was ich will, so gut, es geht ...

Ist zum Heulen, jetzt warte ich sogar, dass meine Spielwiese bandcamp als nächstes vom frei galloppierendem Kapitalismus abgefrühstückt wird, weil der neue Investor wohl nur noch überlegt, welche der Äxte aus seiner Schublade er als nächstes schwingt ....

Aber bei Spotify mitmachen ... nie mehr! Lieber höre ich mir den kalten, fiesen Regen der längsten Nacht an. Irgendwann scheint wieder die Sonne - und wenn nicht, dann wenigstens nicht mitgemacht beim Satanisten-Kult, der uns freie Verfügbarkeit (gemeint ist ja nur die Käuflichkeit) von Allen und Allem für Freiheit verscherbelt

 

[rawlikefishrob]

Ich bin ehrlich gesagt ziemlich ratlos. Einerseits macht mich die Arroganz von Spotify rasend

Die Geister, die wir riefen, gefüttert und sich als unsere Freunde wenden sich gern und oft gegen uns.
Schöne neue Welt.

 

[@RT]

Hallo,

war es nicht auch schon früher so das nur die wirklich großen Acts wirklich richtig Kohle verdient haben ?

Vor Spotify und Co musste man ja quasi zwingend in ein Tonstudio gehen um seine Platten, CDs whatever zu veröffentlichen. Das heißt man musste finanziell in Vorleistung gehen, oder man war unter Vertrag und die jeweiligen Labels haben das übernommen.
Wie viele Bands sind denn da niemals aus den"roten" Zahlen rausgekommen?

Heutzutage kann quasi jeder ein Album selbst produzieren (vom Mastering vielleicht mal abgesehen).
Dadurch gibt es halt eine riesen Flut an täglichen Neuerscheinungen.

Und dieser riesen Output muss halt irgendwie monetarisiert werden.

Wer heute noch groß rauskommen will braucht genau wie früher entweder den finanziellen Background von nem Label oder, auch wie früher, sehr sehr viel Glück. Und nen langen Atem.

Wir in meiner Band haben es schon lange abgeschrieben über das Streaming irgendwelche Kohle zu verdienen.
Wir sind jetzt in einem Jahr auf knapp 60000 Streams gekommen und das ist halt, relativ gesehen, so überhaupt gar nichts.

Allerdings hat es ja durchaus seinen Reiz die Möglichkeit zu haben, seine Songs der ganzen Welt zu präsentieren. Das war "früher" für Underdogs schlicht unmöglich. Wir haben sogar n paar Streams in Neuseeland und Brasilien, immerhin .

Also, meiner Meinung nach taugt Spotify für kleine Bands allenfalls noch um irgendwie Reichweite aufzubauen.

Kohle muss dann, wenn nötig, Live auf der Stage verdient werden.

Gruß, RT

 

[SonicDomination]

Hallo,

war es nicht auch schon früher so das nur die wirklich großen Acts wirklich richtig Kohle verdient haben ?

Vor Spotify und Co musste man ja quasi zwingend in ein Tonstudio gehen um seine Platten, CDs whatever zu veröffentlichen. Das heißt man musste finanziell in Vorleistung gehen, oder man war unter Vertrag und die jeweiligen Labels haben das übernommen.
Wie viele Bands sind denn da niemals aus den"roten" Zahlen rausgekommen?

Heutzutage kann quasi jeder ein Album selbst produzieren (vom Mastering vielleicht mal abgesehen).
Dadurch gibt es halt eine riesen Flut an täglichen Neuerscheinungen.

Und dieser riesen Output muss halt irgendwie monetarisiert werden.

Wer heute noch groß rauskommen will braucht genau wie früher entweder den finanziellen Background von nem Label oder, auch wie früher, sehr sehr viel Glück. Und nen langen Atem.

Wir in meiner Band haben es schon lange abgeschrieben über das Streaming irgendwelche Kohle zu verdienen.
Wir sind jetzt in einem Jahr auf knapp 60000 Streams gekommen und das ist halt, relativ gesehen, so überhaupt gar nichts.

Allerdings hat es ja durchaus seinen Reiz die Möglichkeit zu haben, seine Songs der ganzen Welt zu präsentieren. Das war "früher" für Underdogs schlicht unmöglich. Wir haben sogar n paar Streams in Neuseeland und Brasilien, immerhin .

Also, meiner Meinung nach taugt Spotify für kleine Bands allenfalls noch um irgendwie Reichweite aufzubauen.

Kohle muss dann, wenn nötig, Live auf der Stage verdient werden.

Gruß, RT

Ja, das sehe ich grundsätzlich gleich wie du. Bei einer CD mit Verkaufspreis 20 CHF haben wir je nach Vertriebskanal zwischen 6-7 (Abnahmepreis über Vertrieb) oder so rund 18 Franken (direkt bei uns) verdient, jetzt mal nur Presskosten und Picking Fee abgezogen. Die musikalische Produktion (Studio, Mix, Mastering) natürlich nicht eingerechnet. Mit Streaming ist es aber nun noch schwieriger, die Kosten für eine Produktion wieder reinzuholen. Ausser man ist entweder gross oder man hat ordentlich Streams und spart, wo man kann. Wir haben beides nicht und leisten uns auch gerne die Zusammenarbeit mit Topleuten oder tollen Studios. Darum steht bei uns das Reinholen unserer Kosten nicht im Vordergrund. Würden wir von der Musik leben, bräuchten wir mehr Streams und müssten die Produktionen deutlich günstiger aufgleisen.

Da bin ich voll bei dir, Spotify taugt für Reichweitengenerierung und gewissermassen zu Promozwecken. Der finanzielle Aspekt ist auch bei uns definitiv vernachlässigbar. Aber die Ungleichbehandlung bezüglich Vergüntung finde ich unglaublich. De facto spricht Spotify damit einem Grossteil der Musik auf der Plattform jeglichen Wert ab und macht nun Geld mit den Werken dieser Künstler:innen, ohne dass diese jemals einen Rappen dafür sehen. Beim Blick auf den einzelnen Artist sind das ja kleine Beträge. In der Summe macht das aber dann durchaus was aus.

 

[rawlikefishrob]

Für mich stellt sich allein die Frage, warum das bisherige Verfahren noch weiter in Richtung der jetzigen Profiteure verändert werden MUSS.

 

[Schlurch]

Weil es Spotify mehr Geld bringt

 

[SonicDomination]

Weil es Spotify mehr Geld bringt

…und den Majors sowie grossen Künstlern. Diese beklagen sich ja auch gerne über zu tiefe Streaming Royalties.

 

[Bass-Fred]

Für mich stellt sich allein die Frage, warum das bisherige Verfahren noch weiter in Richtung der jetzigen Profiteure verändert werden MUSS.

Worl diejenigen mit Spotify zufrieden sein sollen, die am meisten Streams generieren. Da kommt man Leuten wie Travis Scott schonmal entgegen, wenn das Album 130 Millionen mal pro Tag läuft.

 

[@RT]

Schon krass wenn man mal sieht mit wie viel Geld da hantiert wird.

Ein Umsatz von 3.4 Milliarden Euro bei einem netto Gewinn von 65 Mio im dritten Quartal, nach 302 Mio Euro Verlust im 2. Quartal 2023.....

So richtig toll sieht es bei Spotify bisher ja nicht aus.

Spotify macht wieder Gewinn: Mehr Abos als prognostiziert

Der Musikstreaming-Marktführer gewinnt nach den bislang größten Preiserhöhungen mehr Abos und Nutzer hinzu als prognostiziert. Auch die Sparmaßnahmen tragen erste Früchte.

www.faz.net

Das ist eine riesen Geld-Verschiebe-Maschine und wir Künstler sind da, einzeln betrachtet, nur ein ganz ganz kleines Rädchen im Getriebe.

Weiß nicht wie es euch geht, aber ich finde diese Zahlen irgendwie.... obszön...

 

[Curd Neptun]

irgendwie.... obszön...

nicht nur irgendwie, sondern ganz genau das!
Und auch nur ein Abbild dessen, was sonst passiert - Gehälter und Besitz der Reichen, die sich jeder nachvollziehbaren und erklärbaren Relation entziehen und damit alles andere noch mehr entwerten.
Denn mit (dem propagierten) Leistungsprinzip hat das alles ünerhaupt nichts mehr zu tun, nur damit, auch noch den letzten Cent rauszuquetschen und sich dann den nächsten Regenwald vornehmen ...

 

[SonicDomination]

Zumindest für mich privat habe ich jetzt glaub die Spotify-Alternative bei Tidal gefunden:

• Praktisch ähnlich gutes UX
• Deutlich höhere Qualität
• Zahlen fair (etwa doppelt so viel wie Spotify pro Stream)
• Praktisch gleich gut in meine Umsysteme eingebunden

So fliesst zumindest mein Geld künftig nicht mehr zu Spotify oder Joe Rogan () und die kleinen Künstler:innen werden weiterhin bezahlt.

 

[Bass-Fred]

nicht nur irgendwie, sondern ganz genau das!
Und auch nur ein Abbild dessen, was sonst passiert - Gehälter und Besitz der Reichen, die sich jeder nachvollziehbaren und erklärbaren Relation entziehen und damit alles andere noch mehr entwerten.
Denn mit (dem propagierten) Leistungsprinzip hat das alles ünerhaupt nichts mehr zu tun, nur damit, auch noch den letzten Cent rauszuquetschen und sich dann den nächsten Regenwald vornehmen ...

Du scheinst den Geschäftsbericht von Spotify nicht gelesen zu haben, dessen Inhalt @RT bereits angedeutet hat. Die Butze könnte in einem Jahr pleite sein, wenn sie sich nicht etwas einfallen lassen.

 

[Curd Neptun]

Du scheinst den Geschäftsbericht von Spotify nicht gelesen zu haben, dessen Inhalt @RT bereits angedeutet hat. Die Butze könnte in einem Jahr pleite sein, wenn sie sich nicht etwas einfallen lassen.

Doch klar, und mein Mitleid hält sich in Grenzen - ich glaube kaum, dass am End der Daniel Ek seine Kunstsammlung verhökern muss, wie der Benko, ganz so schaumschlägrig isser nicht.

Zu "Geschäftsbericht" und "wir sind bald pleite, wenn wir nicht schnell mehr Gewinn machen (und ein paar MitarbeiterInnen entlassen, Gehälter kürzen ....)" kann ich ja bloss lachen ... mit genug Schulden kann man sogar Präsident werden oder wie Warren Buffett weniger Steuern bezahlen, als die eigene Sekretärin ....

 

[Bass-Fred]

Doch klar, und mein Mitleid hält sich in Grenzen - ich glaube kaum, dass am End der Daniel Ek seine Kunstsammlung verhökern muss, wie der Benko, ganz so schaumschlägrig isser nicht.

Zu "Geschäftsbericht" und "wir sind bald pleite, wenn wir nicht schnell mehr Gewinn machen (und ein paar MitarbeiterInnen entlassen, Gehälter kürzen ....)" kann ich ja bloss lachen ... mit genug Schulden kann man sogar Präsident werden oder wie Warren Buffett weniger Steuern bezahlen, als die eigene Sekretärin ....

Keine Ahnung was Dein seltsamer Rundumschlag soll, aber man sollte wirklich nicht alles miteinander vermengen und dann als Zusammenhang verkaufen. Anbei bemerkt, habe ich kein Wort zum Privatvermögen der Vorstände verloren. Aber Du willst ja weniger zur Sache beitragen als vielmehr gegen "die da oben" wettern, richtig?

 

[Curd Neptun]

gegen "die da oben" wettern, richtig?

Wenn es da keinen Zusammenhang gibt, kannst du ja einfach Argumente und wenigstens eine Meinung dazu vorbringen und nicht nur laut denken, was du denkst, dass ich denke - ein unreflektiertes "Wettern gegen die da oben" ist es gewiss nicht.

Wenn du eine positive Zukunft für Musik als freie Kultur im Rahmen von Spotify siehst, dann erklärs mir bitte - ich sehs nicht, sondern was anderes.

 

[xroads]

Unsere Band sieht spotify als Werbeplattform - wir verdienen nix dabei, erzielen aber Reichweite (wir haben auch Hörer in Nordeuropa...).
Für Gig-Beschaffung kann jeder Veranstalter beliebig bei uns reinhören.
Geld verdienen? Mit eigener Musik?
Davon haben wir uns längst verabschiedet. Und wenn man ehrlich ist: früher kostete Studiozeit enorm viel, dann hat man irgendeinen Tonträger gebrannt/geschrieben, der auch nochmal kostete, und dann musste man auf Konzerten an die 30 Leute, die kamen, die Teile verticken.
Hat man denn damals wirklich Geld damit verdient?