Meine Affäre mit einem alten Hiwatt Custom 100dr3 (Fragen zum Röhrentausch)

[Noble]

Ich gebs zu...mein Radar ist schon etwas länger in Richtung Vollröhre eingestellt.

Ich kenne den SVTCL (zu groß und zu schwer) und habe vor ca einem Jahr mal den Bassman 100T angespielt. Der typische Ampegsound gefällt mir zwar, ist aber nicht unbedingt das, wonach ich selber klingen möchte.

Mein Erlebnis mit dem 100T war schon echt gut. Der Amp hat einen guten Mittenpunch (für mich super wichtig) und den schönsten Overdrive, den ich bisher aus einem Amp bekommen habe.

Ich spiele in der Band einen GK 700RBII + Zerrpreamp (Blende auf 50:50) und schätze den rauen und cleanen punch + die immer gegebene Durchsetzungsfähigkeit.

Bin dann die Tage mit unserem Gitarristen ins Gespräch gekommen. Der gute Mann ist schon ein paar Tage älter als ich und hat sich 1986 einen 78er Hiwatt 100 gekauft...wohl für 300DM damals. Er legte mir ans Herz das Teil doch mal auszuprobieren...er selbst spielt einen Framus Röhrenamp mit passenden Boxen (klingt komisch, aber im Endeffekt gut)

Da wir unser Set durchziehen müssen, haben wir uns nach der Probe ne halbe Stunde Zeit genommen. Ausschließlich über den normalen Kanal getestet und "Bright" vernachlässigt.Kompatibilität mit meinen Fenderboxen (4x10+1x15) war kein Problem. Der Amp klingt mit allen Reglern auf 12 Uhr dick...richtig dick. Was sofort auffiel: der Amp geht mal richtig schnell in die Zerre...schon bei Gain und Master auf 12 Uhr. Das Ding lief auf 4ohm (hinten per plug einstellbar). Wirklich viel headroom kam da nicht AAAAAber man wurde mit einem warmen Röhrensound vom Allerfeinsten belohnt. Der leichte Röhrenoverdrive kommt besser als mit jedem Pedal, was ich bisher probiert habe (und das ist schon viel). Man hatte irgendwie das Gefühl, dass der Ton im Raum stehen bleibt. Gain etwas runter und die Tonblende zu kommt einfach hervorragend dick und nicht matschig. Achso ich hatte meinen Tony Franklin Preci und meinen Jazzbass 62RI (MIJ) dran.

Leider hat der Amp für meine Anwendungszewecke nicht genügend Headroom. Das konnten wir bei einem kleinen Jam noch ausmachen. Da hat die Power und die Klarheit des GKs doch gefehlt.

Ich bin trotzdem begeistert von der alten Kiste und was da rauskam. Habe mir Oli Wan`s Review zum Bassman 100T durchgelesen und bin etwas zwiegespalten. Sollte ich doch nach einem alten Hiwatt 200 gucken? Der 100er hat ich echt überrascht! Woher weiß ich, dass der Bassman100 T genügend headroom hat? Ich befürchte, dass ich beide Amps mal abchecken muss.

Röhrengefixt bin ich auf jeden Fall!

Bassy Greetz

Edit: Die Röhren an dem Ding waren noch von 1989...kam daher vielleicht die frühe Zerre?

 

[jazzmattezz]

200 Röhrenwatt sollten auf jeden Fall reichen.
Ein 200er Hiwatt ist bestimmt super, aber die sind leider manchmal anfällig.
Ein Kumpel von mir hatte einen, der war öfters beim Ampdoktor als er auf der Bühnen stand. Da muss man also aufpassen.
Der 200 Mywatt hat einen geilen Cleansound aber geht zu spät in die Zerre.. Ausserdem klingt er angezerrt meiner Meinung nach nicht so dolle.
Mein V-4B ist für mich absolut laut genug und klingt auch angezerrt astrein.
Allerdings spielt in unserer Band eine recht moderate Schlagzeugerin.
Bei einem richtig lauten Drummer könnte er etwas zu wenig Headroom haben.
Ich würde ja mal den 300er Bassman testen. Ich fand den ziemlich geil..
Kostet aber nen Streifen

 

[alex_de_luxe]

Jetzt nimmt man doch einfach den GK plus ne fette 410er für den cleanen Druck untenrum und schmeisst eine schöne 115er obendrauf und befeuert diese mit dem Hiwatt.
Dann hast die Taube im Rucksack, den Spatz im Rohr und die Tochter des Bäckers gleichzeitig.

 

[Mudskipper]

Klingt nach nem Plan.

 

[Noble]

Jetzt nimmt man doch einfach den GK plus ne fette 410er für den cleanen Druck untenrum und schmeisst eine schöne 115er obendrauf und befeuert diese mit dem Hiwatt.
Dann hast die Taube im Rucksack, den Spatz im Rohr und die Tochter des Bäckers gleichzeitig.

der Plan für die nächste Probe ist ausgeheckt! Danke!

Der 200 Mywatt hat einen geilen Cleansound aber geht zu spät in die Zerre.. Ausserdem klingt er angezerrt meiner Meinung nach nicht so dolle.

Hmm. das kann ich mir irgendwie kaum vorstellen. Der 100er geht ja extrem früh in die Zerre und die Zerre klingt super. Warum muss das immer alles so kompliziert sein

Ein 200er Hiwatt ist bestimmt super, aber die sind leider manchmal anfällig.
Ein Kumpel von mir hatte einen, der war öfters beim Ampdoktor als er auf der Bühnen stand. Da muss man also aufpassen.

Unser Gitarrist berichtet da das genaue Gegenteil: seit 29 Jahren kein Problem und er hat den 15 Jahre durchgeprügelt..ich weis das das nichts heißen muss

schwierig...

 

[beate]

Der 200 Mywatt hat einen geilen Cleansound aber geht zu spät in die Zerre.. Ausserdem klingt er angezerrt meiner Meinung nach nicht so dolle.

Hast Du mal probehalber eine ECC81 als PI eingesetzt (wie im Hiwatt DR103...). Auch wenn ich meinen Mywatt momentan nicht schleppen darf und nur daheim mit nur wenig Leistung spielen kann, scheint mir, dass er mit der ECC81 etwas weicher klingt.

 

[mikki]

Jetzt nimmt man doch einfach den GK plus ne fette 410er für den cleanen Druck untenrum und schmeisst eine schöne 115er obendrauf und befeuert diese mit dem Hiwatt.
Dann hast die Taube im Rucksack, den Spatz im Rohr und die Tochter des Bäckers gleichzeitig.

so mach ich das auch. am bugera bvv3000 hängen zwei 215, am peavey alphabass eine 115 und eine 210. beide gleichzeitig werden zusammen gefahren.

 

[Noble]

Der 200 Mywatt hat einen geilen Cleansound aber geht zu spät in die Zerre.. Ausserdem klingt er angezerrt meiner Meinung nach nicht so dolle.

Ups da bin ich oben bei meinem letzten Post etwas durcheinander gekommen. Ich kenne den Mywatt und der hatte mit dem Sound des 100ers gestern Abend wenig bis garnichts zu tun.

 

[Ray Mahogany]

Stimmt, sind zwei völlig unterschiedliche Sounds.

 

[Noble]

Irgendwo hier im Forum hatte ich auch gefragt ob alte bzw. verschlissene Röhren die max. Leistung beeinflussen.
Und ja, sie tun es.
Ich habe die Röhren gewechselt und anschliessend war der Amp nicht wieder zu erkennen. Er spielte wesentlich lauter.

Edit: Die Röhren an dem Ding waren noch von 1989...kam daher vielleicht die frühe Zerre?

...ich hab das auch im Kopf.

Nochmal zum Sound des Hiwatts: Das Ding hat etwas, was ich sehr mag, andere wiederum vielleicht nicht so: Die Mitten werden schon stark zusammenkomprimiert und die Hochmitten/Höhen werden "eingewollt". Das mit der Wärme stimmt schon...

 

[Noble]

Hahaha unser Gitarrist schreibt mir grade bei Whatsapp , dass die Röhren NIE gewechselt wurden...heftig!

Okay das wirft Fragen auf:

Sollten Endstufenröhren + Vorstuferöhren gewechselt werden? Würde das was bringen?

Also nochmal: Die Röhren sind da seit den 70ern drinne!

 

[Noble]

Mit der Max.lautstärke haben sie ja eigentlich nichts zu tun und wenn dir der Sound gefällt lass sie doch einfach drin.

Du meinst die Vorstufenröhren erstmal drinne lassen? Also der Sound gefällt mir richtig gut!

 

[beate]

... und da muss Gründe haben.
Also mal nach Unterschieden schauen.

Die 200er sind bei ansonsten gleicher Schaltung mit KT88 bestückt, und nicht mit EL34 (die hat unter anderem einen deutlich höhere Spannungsverstärkung als die KT8, sie haben der Leistung entsprechend einen anderen Übertrager und natürlich ein anderes Netzteil, das sich unter Last anders verhalten wird (Spannungsabfall am Innenwiderstand). Allein das könnte auch Unterschiede zwischen alten DR103 und alten DR201 bewirken.
Diesen Unterschied sollte man auch zwischen den entsprechenden Mywatts finden. Die Mywatts haben nochmal andere Trafos, möglicherweise welche mit größeren Reserven als die alten Partridges, und sicherlich auch mit anderem Frequenzgang und ggf. unterschiedlichen Innenwiderständen.

Dann wissen wir nicht, wie hoch der Ruhestrom im alten Hiwatt eingestellt ist - das hat Auswirkungen auf den Klang. Die Mywatts laufen bekanntlich röhrenschonend am unteren Ende des Bereichs.

Und dann gibt es tatsächlich eine Abweichung in der Bestückung: im DR103 wird eine ECC81 für die Phasenumkehr verwendet. Im Mywatt wird bei ansonsten gleicher Schaltung eine ECC83 eingesetzt. Das kann nur anders klingen..
Die ECC81 hat eine etwas geringere Verstärkung als die 83, sie kann deutlich höhere Ströme liefern, bei Übersteuerung ihres Eingangs fließen deutlich größere Gitterströme, und wegen der unterschiedlichen Kennlinien ist natürlich auch das Klirrspektrum anders.

 

[Noble]

Hi Beate

Die 200er sind bei ansonsten gleicher Schaltung mit KT88 bestückt, und nicht mit EL34 (die hat unter anderem einen deutlich höhere Spannungsverstärkung als die KT8, sie haben der Leistung entsprechend einen anderen Übertrager und natürlich ein anderes Netzteil, das sich unter Last anders verhalten wird (Spannungsabfall am Innenwiderstand). Allein das könnte auch Unterschiede zwischen alten DR103 und alten DR201 bewirken.

Interessant. Mir sagt sowas leider immer wenig..Ich würde am liebsten einen 200er im Vergleich in die Finger bekommen um das mal auszuloten.

Dann wissen wir nicht, wie hoch der Ruhestrom im alten Hiwatt eingestellt ist - das hat Auswirkungen auf den Klang. Die Mywatts laufen bekanntlich röhrenschonend am unteren Ende des Bereichs.

Kann ich mir gut vorstelllen. Der Mywatt liegt aber auch außerhalb von dem, was mir vorschwebt.

Edit: Wer in NRW wohnt und einen 200er Hiwatt besitzt, darf sich gerne bei mir melden

 

[beate]

Ich versuche auch, den Mywatt etwas "weicher" zu bekommen.

 

[Medicus 69]

Ich habe 20 Jahre lang die alten 200er Hiwatts gespielt. Von Wärme war bei mir keine Spur, der klingt in den Hochmitten sehr präsent und setzt sich somit gut durch. Irgendwann durch Bandwechsel und dem Wunsch nach was anderem habe ich dann beide hier über das Forum verkauft. Technische Probleme hatte ich damit nicht, beide waren mit den 6xEL 34 bestückt, die rockiger und härter klingen als die 4x KT 88, die eher weicher und voller klingen.
Die 200er haben meiner Meinung nach klanglich nicht so viel mit dem 100er gemeinsam. Der 200er hat Headroom satt, zerrt weniger und klingt deutlich aggressiver. Muss man mögen. Ich fands geil, bin aber mittlerweile bei Ampeg gelandet und in meinem 70er Rock Trio damit bestens bedient.
Mein tipp : kauf dir 2 x 100er Hiwatts an 2 Boxen und fahre beide Amps mit einem Splitter an. So kannst du z.B. Biamping machen ( ein Hiwatt nur für die Zerre und den anderen für den Bottom ) und hast 200 Watt. Das sollte reichen, gerade mit zwei Boxen. Oder aus beiden Amps schickst du den gleichen Sound raus, je nachdem.
Wenn Dir der Sound der 100er so gut gefällt, du aber mehr Leistung brauchst, gibts keine andere Lösung.
Ja, ich weiss, ich auch die teuerste Variante

 

[TriggerSneaker]

Was mich gerade verwirrt ... sagt man de HiWatt-Amps nicht endlosen Headroom nach, d.h. es sei sehr schwer, die überhaupt in die Zerre zu fahren ?

 

[beate]

Gut zu wissen. Weil ich trotzdem am "verstehen wollen" bin und gerade Schaltpläne studiere, ein paar Gedanken zu möglichen Modifikationen.

Zuerst einmal scheint der 200er stärker gegengekoppelt zu sein als der 100er. Laut den verfügbaren Schaltplänen scheint die GK immer an der 16-Ohm-Klemme abgenommen zu werden. Weil bei einem 200er höhere Spannungen anliegen, wird auch mehr zurückgeführt und damit stärker gegengekoppelt. Die zu erwartenden Effekte decken sich mit der Beschreibung: Mehr Headroom, weniger Verzerrung, die deutlich schärfer ist. Qualitativ unabhängig von der Frage der Endröhren. Das wird auch dei Funktion des Presence-Reglers beeinflussen, die ja im GK-Zweig liegt, und auch die Funktion des PIs.

Überrascht mich zwar - eigentlich hätte man die GK und vor allem die Phasenkompensation (407R/10n gegen Masse) anpassen müssen, aber seis drum. Im CP103 ist sie tatsächlich anders.
In den Sound Cities gibt es übrigens Unterschiede in der Beschaltung der Gegenkopplungen der Endstufen (100W EL34, 200W EL34, 200W KT8.
Jetzt sollte man den Mywatt tatsächlich mal gegenchecken - technisch ist das ja auch sehr sinnvoll (vor allem, weil ich unter ungünstigen Bedingungen ja schon mal Stress mit der Endstufe hatte, den man durchaus mit Aufschwingen erklären könnte, wäre es sinnvoll, das mal zu prüfen).

In der Urversion des Vorverstärkers ist mir ein weiterer Unterschied aufgefallen: beide Systeme liegen da auf einem gemeinsamen Katoden-R von 2.2 kOhm. In den späteren Verstärkern sind es 2.2 kOhm pro System. Die Urversion wird daher (deutlich) wärmer klingen.
Im Sound City Hiwatt DR 105 ist dieser Widerstand nur 1.5 kOhm, und das klingt dann nochmal wärmer, für den Bass viellicht schon ein wenig "matschig".

 

[Noble]

Die 200er haben meiner Meinung nach klanglich nicht so viel mit dem 100er gemeinsam. Der 200er hat Headroom satt, zerrt weniger und klingt deutlich aggressiver. Muss man mögen. Ich fands geil

Das ist jetzt interessant!

kauf dir 2 x 100er Hiwatts an 2 Boxen und fahre beide Amps mit einem Splitter an. So kannst du z.B. Biamping machen ( ein Hiwatt nur für die Zerre und den anderen für den Bottom ) und hast 200 Watt. Das sollte reichen, gerade mit zwei Boxen. Oder aus beiden Amps schickst du den gleichen Sound raus, je nachdem.
Wenn Dir der Sound der 100er so gut gefällt, du aber mehr Leistung brauchst, gibts keine andere Lösung.
Ja, ich weiss, ich auch die teuerste Variante

Einer steht ja schon bei uns..ach Bi-Amping. Live alles Mist und voll das Geschleppe. Gut klingen würde es dennoch.

Was mich gerade verwirrt ... sagt man de HiWatt-Amps nicht endlosen Headroom nach, d.h. es sei sehr schwer, die überhaupt in die Zerre zu fahren ?

Ich schrieb ja schon, dass die Endstufenröhren anscheinend noch nie gewechselt wurden. Das scheint ein nicht unwesentlicher Faktor zu sein. Gain und Master auf 12 Uhr = Zerrt kräftig (und klingt leider geil)

Ich lade nacher mal nen Foto von der alte Kiste hoch...is leider kein Tolex mehr drauf.

 

[Noble]