Livegigs - nur noch für Reiche ?

[TheBass]

Die Ticketpreise für Livegigs steigen bei bekannten Acts in astronomische Höhen und sind kaum noch bezahlbar. Ist das die pure Gier ? Oder notwendig, weil an Aufnahmen kaum noch was verdient wird ? Hier der offene Brief eines Fans an Paul McCartney:

https://www.lamag.com/culturefiles/an-open-letter-to-paul-mccartney-regarding-ticket-prices/?fbclid=IwAR2Uz-6Jq3CKWhjjWdYkF26_5doevY-5Ya_iBelb5yIm6Gns_dMEdkOO9yU

 

[@RT]

Solange die Gigs in minutenschnelle ausverkauft sind, machen die doch, wirtschaftlich gesehen, alles richtig.

Denke das regelt sich mit der Zeit von alleine.

Das Publikum von Mc Cartney, Stones oder auch den Dad-Metallern Metallica oder Maiden wird bald nicht mehr so zahlreich erscheinen.
Zu alt, zu bequem geworden.

Es werden sich neue Gig Kulturen entwickeln.

Kann man sich momentan, wenn man die alten Damen und Herren unbedingt noch mal sehen will, drüber aufregen.

Aber es gilt halt Angebot und Nachfrage.

 

[bassilisk]

Ich habe noch nie verstanden, warum man so viel Geld für ein Konzert ausgibt. Ich habe aber auch noch nie verstanden, warum man Autos für mehrere 100 000€ kauft. Das geht mir am Arsch vorbei; regt mich auch nicht auf; ist mir wirklich gleich.
Wenn jemand die Kohle hat, soll er sie halt ausgeben - irgendwohin muss der Rubel ja rollen. Wohin sollten denn die ganzen Millionen, wenn man nur am Freitag Abend ins JuZe geht um eine Band für 8€ anzuschauen? Irgendwann explodiert das Bankkonto.

Viel wichtiger ist doch das persönliche Selbstverständnis. Gestern war ich tatsächlich im JuZe bei drei Punkbands, die sich die Seele aus dem Leib gespielt haben. Ok, Paul McCartney war nicht dabei, aber immerhin konnte man den verschwitzten Sänger über die Menge surfen lassen. Ich glaube nicht, dass mir ein Konzert vom Paule mehr Spaß gemacht hätte.

Tickets für 100e von Euronen?
Macht doch euren Scheiß alleine!

 

[whitewater]

Was Ryan Ritchie da schreibt ist eine berechtigte Meinung. Kann man so sehen, muss sich Sir Paul anhören. Oder auch nicht.
Ich meine anders.
Daß sich da inzwischen zu Wohlstand gekommene Old Farts darin überbieten beim Live-Event eines Has-Been-Old-Farts ihre Jugend nachzuholen ist doch genauso legitim oder albern.
Ray weiß doch selber was die "gigs of my life" waren. 5Buck Punk Shows. So what?
By the way, einen schangeligen Superbowl feiern die Amis jedes Jahr, das sollte also eher ein billigeres Vergnügen sein, als ein letztes Mal einen echten Beatle oder die Stones zu sehen. Nö. Ab 600 Bucks und bis 70.000...Fragen?
Was Ray Ritchie sich wünscht, ist eine Charity zu gunsten seiner Mutti und zu seinen. Wäre es da nicht sinnvoller 1000 sozial benachteiligten Kids (und in Kalifornien gibts richtig sozial benachteiligte Kids) for free mal Kultur nahezubringen und btw. eine warme Mahlzeit? Oder 10% vom Umsatz für die Musiker, die am Hungertuch nagen, weil alle zu Paul rennen, und keiner in den nächsten Club? Oder für ukrainische Flüchtlinge?

Nachdem das Geschäftsmodell des letzten Jahrhunderts, von Plattenverkäufen zu leben und die Touren als Promo zu spielen geplatzt ist, lebt doch Musik eh nur noch über Ticketeinnahmen.
Ryan Ritchie meint, weil er ein auskömmliches aber bescheidenes und nicht üppiges Leben führt, sollten sich andere ebenso bescheiden? Im Prinzip ok. Aber da kann man schon anders anfangen. Lebensmittel, Wohnraum, Umweltverbrauch....
Sich da ausgerechnet auf das kulturell/musikalische Äquivalent von Kopi Luwak zu kaprizieren? Gibt auch guten Kaffee für bezahlbare Preise, und da meine ich nicht Starbucks.

 

[bassbeat]

Ich denke auch, dass die Musiker meist keine Ahnung haben, zu welchen Preisen "ihre" Tickets verkauft werden.

Wollte diesen Sommer Ed Sheeran in Zürich anschauen. Für 3 Personen 420.--
Nun machen wir das 1 Woche früher in Verbindung mit einer Woche Parisurlaub im Stade de France. 240.--

Gleiches Konzert - anderes Stadion - anderes Land = tierischer Unterschied.
Es gibt einfach auch Veranstalter, welche das Mass bis ans Limit ausreizen.

 

[clemandd]

Die Ticketpreise für Livegigs steigen bei bekannten Acts in astronomische Höhen und sind kaum noch bezahlbar. Ist das die pure Gier ? Oder notwendig, weil an Aufnahmen kaum noch was verdient wird ? Hier der offene Brief eines Fans an Paul McCartney:

https://www.lamag.com/culturefiles/an-open-letter-to-paul-mccartney-regarding-ticket-prices/?fbclid=IwAR2Uz-6Jq3CKWhjjWdYkF26_5doevY-5Ya_iBelb5yIm6Gns_dMEdkOO9yU

Der Typ wohnt ne Meile vom Gig weg und will dann mit dem Auto dahinbrausen, um je ne Stunde ein- und auszuparken? Wicked....

 

[whitewater]

Der Typ wohnt ne Meile vom Gig weg und will dann mit dem Auto dahinbrausen, um je ne Stunde ein- und auszuparken? Wicked....

Amis halt. Er hätte auch mehr Sympathieen von mir, wenn er sich über die mangelnde ÖPNV Anbindung des Stadions beschweren würde

 

[Vick]

Ich glaube (habe aber kein Fachwissen) das im Ticketpreis bestimmt 30% Steuern enthalten sind.
Ich habe was von 25% pauschale Einkommensteuer für Ausländer gehört.
Zusätzlich Künstersozialabgabe.
Man sollte also als erstes den Staat beschuldigen bevor man seinen Groll auf die Veranstaltungsbranche oder den Künstler ablässt.
Hat jemand Detailwissen ?

 

[Nick McNoise]

Der Typ wohnt ne Meile vom Gig weg und will dann mit dem Auto dahinbrausen, um je ne Stunde ein- und auszuparken? Wicked....

ich denke, die Meile bezieht sich auf die Distanz zwischen dem billigsten Platz und der Bühne.

Ich finde den Brief Kraut und Rüben, unglücklich zwischen rotzfrech und schleimig formuliert.
Die eigentlich spannende Frage "Müssen/sollten Liveshows so teuer sein?" geht darin unter.

Abgesehen davon vermute ich, dass kaum ein/e Künstler/in dieses Kalibers noch mit Fragen wie "Was kostet das Ticket, wer kann sich das leisten?" befassen.
Auf jeden Fall nicht dem Sinne, dass sie dem Veranstalter in die Verträge reinschreiben,
was ein Ticket maximal kosten darf. Würde ja auch die Gagenforderungen tangieren.

Das müssen solche Künstler*innen auch nicht.
Die, die sich das nicht leisten können oder wollen,
kaufen diese Tickets dann eben nicht.
Und gehen stattdessen hoffentlich in günstigere, kleinere Konzerte unbekannterer Menschen.

Es gibt ja offenbar noch genug Leute, die das zahlen können und mögen.

 

[GerdO]

Ich glaube (habe aber kein Fachwissen) das im Ticketpreis bestimmt 30% Steuern enthalten sind.
Ich habe was von 25% pauschale Einkommensteuer für Ausländer gehört.
Zusätzlich Künstersozialabgabe.
Man sollte also als erstes den Staat beschuldigen bevor man seinen Groll auf die Veranstaltungsbranche oder den Künstler ablässt.
Hat jemand Detailwissen ?

Naja, die 30% würde er auch auf das Ticket zahlen, wenn er die Hälfte verlangen würde. Es ist also doch der Vermarkter, der an den hohen Preisen schuld ist.
Abgesehen davon, scheinst du zu glauben, dass Preise gemacht werden indem man seine Kosten addiert und vlt. noch einen gewünschten Gewinn aufschlägt. Dem ist aber nicht so. Preise werden gemacht indem man sich den Markt ansieht und dann entscheidet ob man vlt. doch noch ein bisschen mehr nehmen kann. Es heisst: "Angebot und Nachfrage regeln den Preis", nicht: "Kosten und Gewinnwunsch".

 

[whitewater]

Man sollte also als erstes den Staat beschuldigen

Jawollja. Super Ansatz. Vor allem ohne Detailwissen
Das ganze spielt doch im Amerika des freien Unternehmertums, nicht im tiefkommunistischen Europa. Da gibts doch keine KSK.

 

[allerbässt]

Wusste ja gar nicht, dass wir hier neben den vielen Fußball- Bundesligatrainern auch so viele Betriebswirtschaftler haben...

 

[Bassphalanx]

Nun, der Absatzmarkt für CDs und Schallplatten ist ja so gut wie weggebrochen. Und ob streaming Dienste das finanziell auffangen?
Ich glaube nicht.
Also wird die Kohle mit Konzerten verdient (aber nicht an mir).

Ich für meinen Teil ziehe mir höchstens Live Mucke mit Topmusikern in kleinen Clubs für kleine Kohle rein. Da hab ich mehr von, als einen Superstar im Stadion durch's Fernglas zu beobachten

 

[bassmansemi]

Mich würde ja mal ne knallharte realistische Abrechnung von so einem Konzert eines größeren Acts interessieren, Kosten Bühnenbau, Lightshow, PA, Transport, Catering, Accomodation, Gage und und..ich hab so ne Ahnung, dass mit den Gagen nich so der dicke Gewinn gemacht wird, vllt noch mit Merch

 

[Mad Jazz Morales]

Ich gestern Sarah Connor in Bad Segeberg, fast 60€ pP.
Für die Show okay, aber in Zukunft zahlen Morales und sien Fru lieber 150€ um eine intime Atmosphäre zu haben, wenn möglich.

 

[standbassgeiger]

Ich glaube (habe aber kein Fachwissen) das im Ticketpreis bestimmt 30% Steuern enthalten sind.

7 (!!!) prozent märchensteuer.

Ich habe was von 25% pauschale Einkommensteuer für Ausländer gehört.

stimmt nicht. der ausländer, sofern es sich um einen ganz großen handelt, wird garnicht direkt besteuert, der hat eine firma zwischengeschaltet, die sich um den kleinkram kümmert.

Zusätzlich Künstersozialabgabe.

zurecht!!! ist aber keine steuer, sondern ein beitrag zur sozialversicherung. 4,3 prozent der ticketeinnahme.

Man sollte also als erstes den Staat beschuldigen

wer genau war das nochmal??? der pöhse pöhse wegelagerer oder dieser idiot, der coronahilfen gezahlt hat??

machen die doch, wirtschaftlich gesehen, alles richtig.

sehe ich auch so. es gibt keinen konzertkartenkaufzwang.

Mich würde ja mal ne knallharte realistische Abrechnung von so einem Konzert eines größeren Acts interessieren,

da, wo ich es tatsächlich weiß - mittelgroße acts nenne ich die mal, also in deutschland weltberühmt - bleiben i.d.r. 50 prozent hängen. so sehen auch die meisten verträge aus.

und..ich hab so ne Ahnung, dass mit den Gagen nich so der dicke Gewinn

doch. gagen für live und gema, wenn ordentlich gesendet wird. streaming, cds usw. tragen sich grob selbst, das geht eher null zu null aus.

Nachdem das Geschäftsmodell des letzten Jahrhunderts, von Plattenverkäufen zu leben und die Touren als Promo zu spielen geplatzt ist,

so ist es und so sollte man auch rechnen: einst kaufte ich pro monat 1 - 2 platten und kuckte mir irgendwelche konzerte an, legte im jahr also grob nen tausender für mukke hin. heute habe ich so ein abo für nen ungefähren hunni, bleiben also 900 für konzerte. 10 x 90 euronen, da geht schon was.

die internetumsonstkultur hat der musikindustrie schwer zugesetzt. irgendwoher muss die kohle für die dicken karren und das abendkoks ja kommen. ist doch kein kindergeburtstag!! smiley.

 

[EADG]

Es gibt jede Menge gute, kleine, bezahlbare Gigs, auch abseits von Tribute-Bands. Ich war gestern mit meiner Freundin bei smokey brights.

Wir haben zu zweit 30,-€ in den Hut geworfen.

 

[TheBass]

Ich will der Diskussion mal noch einen Kick in eine etwas anderer Richtung verpassen.

Wenn es denn tatsächlich so ist, dass mit Aufnahmen und er recht mit Streamings kaum noch verdient wird, ob es dann denkbar wäre, dass Livemusik wieder eine grössere Bedeutung bekommt ? Das würde ich dann sogar begrüssen. Vielleicht sind Taylor Swift, Neill Young etc. ja nur ein Anfang in die richtige Richtung. Ich fände es sehr gut, wenn die Musik wieder in die Clubs zurückkommt. Aufnahmen waren für mich immer nur ein notwendiges Übel und Musik streamen ist für mich schon wegen der beschissenen Soundqualität der Ausnahmefall.

 

[whitewater]

Ich will der Diskussion mal noch einen Kick in eine etwas anderer Richtung verpassen.

Wenn es denn tatsächlich so ist, dass mit Aufnahmen und er recht mit Streamings kaum noch verdient wird, ob es dann denkbar wäre, dass Livemusik wieder eine grössere Bedeutung bekommt ? Das würde ich dann sogar begrüssen. Vielleicht sind Taylor Swift, Neill Young etc. ja nur ein Anfang in die richtige Richtung. Ich fände es sehr gut, wenn die Musik wieder in die Clubs zurückkommt. Aufnahmen waren für mich immer nur ein notwendiges Übel und Musik streamen ist für mich schon wegen der beschissenen Soundqualität der Ausnahmefall.

Schön wärs aber auch da gehts nicht nur darum, was die Musiker anbieten wollen, sondern eben auch darum was die Kundschaft konsumieren will.

 

[EADG]

Neill Young

Ist für mich schon

die richtige Richtung.

Aber es müssen ja nicht immer die Dinosaurier sein.

Für mich haben Musikkonserven ihren Reiz verloren. Das unmittelbare auf der Bühne finde ich viel spannender. Das kriegt man auf ner Videoleinwand beim Riesenkonzert auch nicht mehr mit. Ich stehe auf kleine Clubkonzerte. Man weiß zwar nicht immer, ob es gut wird, aber wenn es gut wird, ist es besser als RHCP auf der Videowand zu betrachten, finde ich. Auf dem Jazzfestival in Moers haben in den Achzigern sonntagsmorgens im Bierzelt immer Bluesgrößen gespielt. Und was z.B. screamin' jay hawkins sonntagsmorgens in einem Bierzelt unmittelbar mit einem machen kann, das kann keine Videotechnik leisten.