Live spielen mit Click und Teil-Playback?

[Hedgeman]

Ok, vielleicht kommt es manchmal einfach anders rüber oder ich deute mehr in Aussagen, als eigentlich drin steckt. Natürlich kann und soll man Dinge in Frage stellen, sonst ist ja ein Forum auch relativ sinnfrei.

Darüber hinaus: ein Symphonieorchester ist doch eigentlich das Gegenteil von Click und Technik- Overkill. Spielen die doch alle in Abhängigkeit vom Dirigenten und mit teils schon extremen (natürlich gewollten) Temposchwankungen. Also Interaktion auf höchster Ebene. Samples sind auch eher selten, von daher ist der Vergleich etwas schwierig.

Die Frage, ob man sich Interaktion miteinander nimmt, wenn man stark technisiert spielt, finde ich dagegen interessant. Nimmt man sich diese oder gestaltet man sie nur anders, eben wie Veto schon meinten: „there‘s a Beat in all machines“.

 

[Ratterbass]

In dem Moment, in dem die komplizierten und anspruchsvollen Strukturen zum Selbstzweck werden, finde ich es langweilig.

Werden sie das denn? Nur weil etwas außerhalb des eigenen Erwartungshorizontes, der Komfortzone und/oder den Hörgewohnheiten liegt, ist der technische Anspruch nicht automatisch Selbstzweck.

Meine Frage ist, warum berauben sich Musiker auf der Bühne der Möglichkeit, miteinander zu interagieren?

Weil sie es wollen. Weil es ihr Anspruch ist, jeden Tag jedem Publikum die möglichst gleiche Performance und das gleiche Erlebnis zu liefern. Das ist eine andere Philosophie. Stell dir vor du gehst zweimal in den gleichen Kinofilm und er ist jedes mal ein bisschen anders. Hat sicherlich auch seinen Reiz, aber mögen muss man das auch nicht. Oder das Lieblingsgericht in deinem Lieblingsrestaurant. Da würde ich wollen, dass es immer möglichst das gleiche Erlebnis ist.

Geschmacksache eben.

Ich kann live beides wertschätzen. Im Endeffekt ist es mir egal, solang die Energie von der Bühne kommt und ich die Show genießen kann.

Muss man das alles gut finden, wenn da was anderes aus den Lautsprechern kommt, als auf der Bühne gemacht wird?

Tut es ja nicht. Es kommt etwas zusätzlich aus den Lautsprechern, aber das Geschehen auf der Bühne ist dennoch 100% auf der PA.

von daher ist der Vergleich etwas schwierig.

Finde ich nicht. Ein Orchester lässt keinerlei Spielraum für individuelle Freiheit. Mal eben irgendwas anderes zu spielen kommt der Kündigung gleich. Der Dirigent gibt das Geschehen vor, der Rest hat zu folgen.

mit teils schon extremen (natürlich gewollten) Temposchwankungen

Die auch eingeübt sind. Und in keinem Gegensatz zu einer durchprogrammierten Show stehen. Gerade im Prog- und Techbereich sind auch fließende Tempiwechsel keine Seltenheit. Werden eben mit einprogrammiert.

Also Interaktion auf höchster Ebene

Die Interaktion findet in erster Linie mit dem Dirigenten statt. Die dritte Bratsche richtet sich nicht nach dem zweiten Bass.

Samples sind auch eher selten

Wenn du 200 Takte nichts von der Hörnern mitbekommst und die dann 10 Takte lang volles Mett reinlangen ist das doch das gleiche wie mit Samples spielen. Du siehst deine Mitmusiker nicht, es besteht keinerlei Kommunikation untereinander. Schonmal gesehen, dass sich die erste Reihe umdreht, um den Einsatz mit den Bläsern abzustimmen? Das läuft alles über den Dirigenten. Dirigent = Click.

 

[EADG]

„there‘s a Beat in all machines“

...interessant. Dazu hatte ich an dieser Stelle mal in etwa geschrieben, dass Maschinen nicht "grooven" sondern dass der "Groove" erst in der Interaktion entsteht.

 

[EADG]

Werden sie das denn? Nur weil etwas außerhalb des eigenen Erwartungshorizontes, der Komfortzone und/oder den Hörgewohnheiten liegt, ist der technische Anspruch nicht automatisch Selbstzweck.

Da hast du Recht. Das wird auch nicht automatisch zum Selbstzweck. Zum Selbstzweck wird es in dem Moment, wo es halt genau der Erwartung entspricht, in dem Moment, wo man nicht mehr überrascht wird. Dein Beispiel mit dem Lieblingsgericht im Lieblingsrestaurant trifft es gut. Meine Erfahrung ist, dass Dinge die ich sehr schätze, zum Beispiel ein guter Wein oder ein gutes Essen nicht immer gleich sein können, weil die Trauben in machen Jahren halt ein anderes Wetter abbekommen haben genau so wie die rote Beete, die der Koch an diesem Tag gekauft hat.

Die Interaktion findet in erster Linie mit dem Dirigenten statt. Die dritte Bratsche richtet sich nicht nach dem zweiten Bass.

Die Interaktion findet in erster Linie mit dem Dirigenten statt und alle hören, wie das Orchester klingt. Natürlich hört die dritte Bratsche den zweiten Bass. Deshalb besteht natürlich eine Kommunikation, allerdings akustisch, so dass die sich nicht umdrehen brauchen. Deshalb stimmt der folgende Satz nicht.

es besteht keinerlei Kommunikation untereinander

Dirigent = Click.

Erzähl das mal einem Dirigenten

 

[Hedgeman]

Werden sie das denn? Nur weil etwas außerhalb des eigenen Erwartungshorizontes, der Komfortzone und/oder den Hörgewohnheiten liegt, ist der technische Anspruch nicht automatisch Selbstzweck.


Weil sie es wollen. Weil es ihr Anspruch ist, jeden Tag jedem Publikum die möglichst gleiche Performance und das gleiche Erlebnis zu liefern. Das ist eine andere Philosophie. Stell dir vor du gehst zweimal in den gleichen Kinofilm und er ist jedes mal ein bisschen anders. Hat sicherlich auch seinen Reiz, aber mögen muss man das auch nicht. Oder das Lieblingsgericht in deinem Lieblingsrestaurant. Da würde ich wollen, dass es immer möglichst das gleiche Erlebnis ist.

Geschmacksache eben.

Ich kann live beides wertschätzen. Im Endeffekt ist es mir egal, solang die Energie von der Bühne kommt und ich die Show genießen kann.


Tut es ja nicht. Es kommt etwas zusätzlich aus den Lautsprechern, aber das Geschehen auf der Bühne ist dennoch 100% auf der PA.



Finde ich nicht. Ein Orchester lässt keinerlei Spielraum für individuelle Freiheit. Mal eben irgendwas anderes zu spielen kommt der Kündigung gleich. Der Dirigent gibt das Geschehen vor, der Rest hat zu folgen.

Die auch eingeübt sind. Und in keinem Gegensatz zu einer durchprogrammierten Show stehen. Gerade im Prog- und Techbereich sind auch fließende Tempiwechsel keine Seltenheit. Werden eben mit einprogrammiert.



Die Interaktion findet in erster Linie mit dem Dirigenten statt. Die dritte Bratsche richtet sich nicht nach dem zweiten Bass.


Wenn du 200 Takte nichts von der Hörnern mitbekommst und die dann 10 Takte lang volles Mett reinlangen ist das doch das gleiche wie mit Samples spielen. Du siehst deine Mitmusiker nicht, es besteht keinerlei Kommunikation untereinander. Schonmal gesehen, dass sich die erste Reihe umdreht, um den Einsatz mit den Bläsern abzustimmen? Das läuft alles über den Dirigenten. Dirigent = Click.

Ok, kommt darauf an worum es jetzt geht.

Gehts um Improvisation? Dann hast du natürlich recht.

Gehts um den Einsatz nicht- menschlicher Hilfsmittel, sprich Technik, Click, Sampler, um ein exakt reproduzierbares Ergebnis zu erreichen? Dann bleibe ich bei meiner Aussage zum Orchester

 

[Ratterbass]

Ok, kommt darauf an worum es jetzt geht.

Ja, das frage ich mich hier auch manchmal.

Worum geht es denn? Die Legitimation des eigenen Geschmacks? Wenn sich die Eingangsfrage nach den Beweggründen der Band gerichtet hatte, ist diese doch geklärt.

Ich denke, die Nachvollziehbarkeit ist inzwischen gegeben, alles weitere ist nur noch das sich im Kreis um die jeweiligen Geschmäcker drehen. Und über Geschmack zu debattieren....

Im Endeffekt geht es doch darum, dass das 'ne böse harte Metalband mit viel (computer)technischem Drumherum ist. Bei Depeche Mode, Gorillaz oder Massive Attack beschwert sich doch auch niemand über den Einsatz von Samples vom Band. Wieso ist das bei "Rockmusik" (im weitesten Sinne) immer noch so verpönt?

 

[EADG]

Worum geht es denn?

Das war die Frage im Eingangspost:

Ich komme zwar spielerisch damit klar, es ist ja am Ende nichts anderes, als wenn ich die Stücke zuhause übe. Wurde heute angerufen, und hätte den Job kriegen können, aber ich hab abgesagt. Vom Gefühl her sträubt sich alles in mir, so live zu spielen. Wie seht ihr sowas, hat da jemand Erfahrung mit? Bin ich einfach zu alt für den Scheiß?

Ich bin ehrlich gesagt auch ganz froh, dass ich nicht derjenige bin, nach dem sich alle zu richten haben, möchte aber mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halten. Ich finde es halt wichtig, eine Gegenposition zu beziehen, wenn es heißt

"Das ist heute der Goldstandard, immer mit Klick, vorproduzierten Tracks und Musikstrukturen, die Otto Normalbassist sowieso nicht kapiert. Wer was drauf hat, klingt heutzutage halt so"

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[Bass-Fred]

Es ist aber eine nicht selten vertretene Meinung das Drummer die mit nem Click spielen es nicht auf die Reihe bekommen ohne selbigen das Tempo zu halten.

Ja, was im Internet nicht alles an Schwachsinn verbreitet wird. Es gibt ja genug "Musiker", die stolz darauf sind, dass sie nicht zum Klick spielen können.

 

[Mr.Mingus]

ach ja der liebe klick....
ich kann @Ratterbass & @EADG beide verstehen.
ich komme für mich zu keiner klaren meinung.

 

[ChrisReiss]

Der Klick-Track ist ein Hilfsmittel, was manchmal hilft und manchmal nicht.
Keine Ahnung, warum es hier immer ein entweder-oder sein muss!?
Grüße
Chris