Live spielen mit Click und Teil-Playback?

[EADG]

@Ratterbass : Bitte zitiere mich nicht so, dass die Aussage bleibt: "Das ist eine Herausforderung und man lernt ne Menge, aber für mich ist das nix."

Für mich ist Tribute nix, weil es mir persönlich zu eindimensional ist. Wer das mag, bitte machen.

Ich bin da auch nicht dogmatisch. Ich hör mir solche Bands auch an aber selbst in ner Tribute-Band spielen möchte ich nicht. Eine eindeutige Meinung zu einem Thema zu haben, ist kein Dogma.

 

[EADG]

Und nicht jede Band ist

eine Hand voll Männer

...die vielleicht noch nicht mal singen können.

 

[EADG]

Um Dich zu beruhigen:

Danke

 

[Ray Mahogany]

Die Konsequenz könnte sogar sein, die Bassspur aufzunehmen und auch Playback laufen zu lassen.

Macht z.B. die Band Powerwulf.

 

[xroads]

Die Frage ist, warum man Musik macht. Um sich wie bei Rammsteins zu fühlen oder dem Publikum zu zeigen, dass ich auch bei Rammsteins mitspielen könnte? In einer guten Tribute-Band zu spielen ist sicher lukrativ, man lernt ne Menge und wird routiniert

+1

Wenn man hochgezüchtete Studiotracks 1:1 auf die Bühne bringen will, um kommerziell erfolgreich zu sein, macht es schon Sinn, die technischen
Möglichkeiten zu nutzen...für mich geht der Spass als Musiker dadurch verloren. Ausserdem - was hält mich davon ab, auch die Bass-Spur aus der Konserve abzuspielen? am Ende werde ich dann durch eine optisch ansprechendere, aber schlechter Bass-spielende Kopie ersetzt....

 

[crocoolli]

Unser alter Sänger/Schlagzeuger hatte mal die bescheuerte Idee, eine Rock n Roll Halbplayback Dinnershow zu machen.
Gitarre, Kontrabass, Sax, Gesang live und Drums vom Band.
Auf die Probe darauf habe ich mich eingelassen, fand das aber hintenraus ganz schlimm.
Sowas entspricht nicht meinem Verständnis von Rock n Roll.
Hab dann, was nicht meine Art ist, diesen Mist via WhatsApp abgesagt.
Es gab genau eine Show ohne mich, danach haben die es sein gelassen.

Den Typ haben wir dann aus der Band geworfen.
Er ist heute hauptberuflich Elvis "Tribute Artist", sprich ein an Peinlichkeit nicht zu überbietender fetter Elvis Imitator, der sich wirklich zum Affen macht, sich aber ganz toll vorkommt.

Ein Freund von mir hat eine Industrial Metalband, da kommt gefühlt 50% aus der Dose.
Intros und Sequenzer.
Ich mag das überhaupt nicht.
Wenn, dann sollte auf der Bühne jemand stehen, der das steuert.


Bin 100% Purist.

 

[utzb]

Wenn, dann sollte auf der Bühne jemand stehen, der das steuert.

100%. Bei Bugge Wesseltoft kommt genau das sehr gut, aber bei ihm ist das auch Teil der Musik.

Ich weiß, die Motivation oben ist ja oft nicht, Fehler zu vermeiden aber dennoch, frei nach (glaube es war Herbie Hancock -- wer live keine Fehler macht, hat sich nichts getraut. Gilt m.E. auch fürs richtige und konsistente Tempo, muss man halt üben und das mit Lampenfieber auch noch hinbekommen. Ist nicht leicht, das ist mir durchaus bewusst, und werde da auch noch lange lange üben für.

Wenn die vorhandenen Leute auf der Bühne manche Effekte/Soundflächen nicht hinbekommen weil zu wenige Hände, dann muss die Live-Musik da halt anders klingen. Das ist ein Feature, kein Bug.

 

[aBaxxi]

Für Bändfäns geht es vermutlich um Spaß und Nostalgie, da ist so viel Original - also Playback - wie möglich überaus korrekt, könnte ich mir gut vorstellen.

 

[Gast79265]

habe gestern bei einer Rammstein-Tribute-Besetzung vorgespielt. Ich mag Rammstein, und der Bass ist für mich durchaus eine Herausforderung, nix, was man einfach so runterspielt.

übersetzt: "Geile Scheiße. Habe ich noch nicht gemacht, fordert mich."
Fazit: machen!

Wurde heute angerufen, und hätte den Job kriegen können, aber ich hab abgesagt. Vom Gefühl her sträubt sich alles in mir, so live zu spielen.

Ah ja, der innere Bedenkenträger stellt sich in den Weg.
Da du so noch nicht gespielt hast, ist das erstmal "Feigheit vor dem Feind", "Angst vor dem dünnen Eis".

Gemäß dem obersten Pragmatikerprinzip "Versuch macht kluch." hätte ich Deiner Stelle der Band eine Chance gegeben.
(also ich als Person nicht, weil ich Rammstein nicht mag, aber das tut nix zur Sache)

 

[JetSetRadio]

Klingt nach einer sehr professionell arbeitenden Band, Rammstein Tribute kann man anders nicht machen. So komplett durchproduzierter Metal funktioniert genau so. Da wird in echt auch nicht jeder digitale Ton live gespielt.

Über ein selbstgepfiffenes Engel würde doch hier auch jeder lachen weil es immer klingt wie gewollt und nicht gekonnt.

So macht man heute Musik und wenn die Synth Parts selbst erstellt sind und nicht nur von irgendwo kopiert ist das kein einfacher Job.

 

[TGR]

Die wirkliche Herausforderung ist, dass der Klick sich nach dir richtet.

Das klingt stark nach Chuck Norris.

 

[TheBass]

Wenn Du mit Profis zusammenspielst und Probleme mit Playback hast, bist Du ziemlich schnell weg vom Fenster. Ich kenne z.B. kaum eine Band im Kölner Karneval, die ohne Playback arbeitet. Da hat die Band oft nur wenige Sekunden für's Aufbauen und Soundcheck. Oft rennt man da eben nur mit dem Instrument auf die Bühne und singt live zu den Instrumenten aus der Dose. Und nach 3, 4 Stücken geht's wieder runter von der Bühne. Da ist Playback völlig normal.

Bei Tribute Bands ist im Gegensatz zur Interpretation die exakte Kopie des Vorbilds ja gerade Programm. Da halte ich Playback ebenfalls für legitim. Wenn man covern allerdings als interpretieren versteht, wobei auch neue Versionen entstehen können, Soli auch mal eine variable Länge haben können wird's schon komplizierter.

 

[Ratterbass]

Soli auch mal eine variable Länge haben können wird's schon komplizierter.

Wobei zumindest das auch kein Problem ist mit Loop Markern im Projekt. Und zumindest in der Reihenfolge der Parts sind Songs ja auch ohne Click oder Backings.

Außer man startet eine live Jam Session, aber da reden wir ja über eine vollkommen andere Art des Musizierens.

 

[alice d.]

Wenn man als Band seine Musik nicht live auf offener Bühne hinbekommt und alles mögliche aus der Dose kommt, gehört man nicht auf die Bühne. Ich hasse ja schon diesen Trend zu überkandidelten Introtracks vom Band.

Click... Jo... Ebenfalls. Entweder der Mensch am Schlagzeug kann ne Time halten und der Rest dieser Time folgen oder man gehört nicht auf die Bühne. Was machen wir da eigentlich? Musik? Oder versuchen wir uns zu Robotern umzutrainieren?
Das ist die gleiche Scheiße wie Autotune. Triff deine Töne oder halt die Fresse.
Und wenn das Publikum es nicht mehr gewohnt ist, etwas anderes als komplett totproduzierten Pop zu hören, dann kann es doch auch zu den Popsternchen auf die durchchoreographierten Shows gehen.

Die Frage für mich ist ganz oft: welche Ambitionen hat die Band und wie realistisch ist das? Ich möchte Musik machen um Spaß zu haben. Nicht um unrealistische Erwartungshaltungen an Musik zu bedienen. Hat man über irgendeine Band mal gesagt "Boah haben die geil auf Click gespielt und bei dem Backingtrack ist mir voll einer abgehangen"? Aber im Hobbybereich werden Bands um diesen Mist drumherum gebaut. "Hast du Inear wegen dem Clicktrack?" "Hast du den CD-Player auch eingepackt?" "Wir können nur mit dem Song anfangen wegen dem Einspieler..." Nur so Kacke. Nein. Einfach nein.

 

[EADG]

Wenn Du mit Profis zusammenspielst und Probleme mit Playback hast, bist Du ziemlich schnell weg vom Fenster.

Das ist schon mal klar. Playback wurde von Profis für's TV erfunden. Ich halte das auch alles auch für legitim. Sogar Franz Lambert mit seiner Wunderorgel hatte seine Berechtigung. Elvis-Imitatoren oder Rammstein-Imitatoren stehen vor dem gleichen Problem: Es muss möglichst genau so klingen, wie es sich das Publikum wünscht. Als Profi gehört das wohl zum Broterwerb, ob im Kölner Karneval oder in der XY-Tribute-Band.

Das kann ja auch mal Spaß machen. Ich habe auch schon zum Playback vor ner Kamera rumgehampelt. Aber daraus ein Konzept für 'ne Band zu machen, die -unterstelle ich einfach mal so- keine Profis sind, kann ich nicht nachvollziehen. Aber die Gründe, warum Menschen musizieren sind halt vielfältig.

Dogmatisch zu behaupten, daran ginge heutzutage kein Weg mehr vorbei, ist für mich fragwürdig. In den Achzigern ging angeblich auch kein Weg an verzweifelt Bläsersätze imitierenden quäkenden Sythies vorbei.

 

[marcobasskeys]

Wenn man als Band seine Musik nicht live auf offener Bühne hinbekommt und alles mögliche aus der Dose kommt, gehört man nicht auf die Bühne. Ich hasse ja schon diesen Trend zu überkandidelten Introtracks vom Band.

Click... Jo... Ebenfalls. Entweder der Mensch am Schlagzeug kann ne Time halten und der Rest dieser Time folgen oder man gehört nicht auf die Bühne. Was machen wir da eigentlich? Musik? Oder versuchen wir uns zu Robotern umzutrainieren?
Das ist die gleiche Scheiße wie Autotune. Triff deine Töne oder halt die Fresse.
Und wenn das Publikum es nicht mehr gewohnt ist, etwas anderes als komplett totproduzierten Pop zu hören, dann kann es doch auch zu den Popsternchen auf die durchchoreographierten Shows gehen.

Die Frage für mich ist ganz oft: welche Ambitionen hat die Band und wie realistisch ist das? Ich möchte Musik machen um Spaß zu haben. Nicht um unrealistische Erwartungshaltungen an Musik zu bedienen. Hat man über irgendeine Band mal gesagt "Boah haben die geil auf Click gespielt und bei dem Backingtrack ist mir voll einer abgehangen"? Aber im Hobbybereich werden Bands um diesen Mist drumherum gebaut. "Hast du Inear wegen dem Clicktrack?" "Hast du den CD-Player auch eingepackt?" "Wir können nur mit dem Song anfangen wegen dem Einspieler..." Nur so Kacke. Nein. Einfach nein.

sorry, aber selten so einen Quatsch gelesen

 

[Kennie]

Das ist schon mal klar. Playback wurde von Profis für's TV erfunden. Ich halte das auch alles auch für legitim. Sogar Franz Lambert mit seiner Wunderorgel hatte seine Berechtigung. Elvis-Imitatoren oder Rammstein-Imitatoren stehen vor dem gleichen Problem: Es muss möglichst genau so klingen, wie es sich das Publikum wünscht. Als Profi gehört das wohl zum Broterwerb, ob im Kölner Karneval oder in der XY-Tribute-Band.

Das kann ja auch mal Spaß machen. Ich habe auch schon zum Playback vor ner Kamera rumgehampelt. Aber daraus ein Konzept für 'ne Band zu machen, die -unterstelle ich einfach mal so- keine Profis sind, kann ich nicht nachvollziehen. Aber die Gründe, warum Menschen musizieren sind halt vielfältig.

Dogmatisch zu behaupten, daran ginge heutzutage kein Weg mehr vorbei, ist für mich fragwürdig. In den Achzigern ging angeblich auch kein Weg an verzweifelt Bläsersätze imitierenden quäkenden Sythies vorbei.

Das rumhampeln vor ner Kamera hab ich auch vor vielen Jahren mal gemacht - und fand es mega-peinlich, aber auch weil das so gar nicht meine Musik war. Aber ich war jung und brauchte das Geld.

Das ist aber was ganz anderes - weil du da ja eben nur rumhampeln musst. Ich habe vor Leuten, die mit einem solchen Konzep mit Teilplaybackt auf die Bühne gehen, großen Respekt. Da ist halt nicht viel Platz zum Fehler machen. Sowas wäre mit dem etwas verpeilten Sänger der Rockband in der ich vorher spielte nicht drin gewesen, weil der gerne mal seinen Einsatz verpennt hat und dann einfach 2 Takte später anfing.
Es klang so nicht schlecht, und der Grove war auch vorhanden. Ich hatte mich bis dahin nur noch nicht mit dieser Art des Musikmachens auseinandergesetzt. Hätte er eine Woche später erst nachgefragt, und wäre der Weg zum Proberaum nicht so weit gewesen, wäre meine Antwort eventuell anders ausgefallen.
Es ist natürlich immer die Frage, wo man am Ende die Grenze zieht.

 

[EADG]

Ich habe vor Leuten, die mit einem solchen Konzep mit Teilplaybackt auf die Bühne gehen, großen Respekt. Da ist halt nicht viel Platz zum Fehler machen. Sowas wäre mit dem etwas verpeilten Sänger der Rockband in der ich vorher spielte nicht drin gewesen, weil der gerne mal seinen Einsatz verpennt hat und dann einfach 2 Takte später anfing.

Wenn man mit so etwas anfängt, muss man einfach in der Lage sein, die Einsätze hinzubekommen und auf Klick zu spielen, was einigermaßen ambitionierten Musikerinnen und Musikern gelingen sollte. Ansonsten ist es mehr als peinlich. Viel vorsichtiger wäre ich damit, soundmäßig nicht abzufallen, wenn die Band dann irgendwann wieder alleine spielt. Das Ganze hat was von Geschmacksverstärker. Schmeckt und klingt auf einmal viel geiler, führt langfristig aber dazu, dass man verlernt, gutes Essen und gute Musik zu beurteilen.

 

[Kennie]

Wenn man mit so etwas anfängt, muss man einfach in der Lage sein, die Einsätze hinzubekommen und auf Klick zu spielen, was einigermaßen ambitionierten Musikerinnen und Musikern gelingen sollte. Ansonsten ist es mehr als peinlich.

Sollte man meinen, aber die letzte Band, in der ich ein paar Jahre spielte, war eigentlich nicht schlecht - obwohl das mit dem Klick so gar nicht ging. Einer der Gitarristen ging da völlig baden, und auch der Drummer hat sich da nicht mit Ruhm bekleckert. Dann noch der Sänger, der gerne mal den Einsatz verpasste. Trotzdem versank nicht alles im Chaos, und live hat es ganz gut funktioniert.

Viel vorsichtiger wäre ich damit, soundmäßig nicht abzufallen, wenn die Band dann irgendwann wieder alleine spielt. Das Ganze hat was von Geschmacksverstärker. Schmeckt und klingt auf einmal viel geiler, führt langfristig aber dazu, dass man verlernt, gutes Essen und gute Musik zu beurteilen.

Der Punkt ist - wenn der Sternekoch, dessen Gericht du nachkochen willst, einfach unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung hat, um eine gewisse Brühe, die er für die Sauce nutzt mit den edelsten Zutaten stundenlang köcheln zu lassen, oder - eventuell sogar selber Geschmacksverstärker benutzt (ich bin recht sicher, bei Rammstein ist das so), kriegst du es ohne Geschmacksverstärker nun mal nicht hin. Zumal die Kundschaft halt längst an genau diesen Geschmack gewöhnt wurde.
Von daher haben wir den Punkt im Bereich Essen und Musik längst überschritten, fürchte ich. Zumal das "gut" und "schlecht" ja doch immer im Auge des Betrachters, bzw. im Ohr des Hörers liegt.

Ich finde das mittlerweile auch völlig ok, so zu arbeiten - bin nur für mich selber noch nicht im Reinen, ob ich sowas machen wollen würde. Ich bin 65 und muss mir nichts mehr beweisen, die damit zu verdienenden paar Kröten werden mich auch nicht retten - ich muss mir nur drüber klar werden, ob ich Lust habe, sowas zu machen.

Es heißt ja immer, es ist toll, dass man sich entscheiden kann. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Im Endeffekt bedeutet es ja, dass man sich für etwas entscheiden muss.

 

[EADG]

oder - eventuell sogar selber Geschmacksverstärker benutzt (ich bin recht sicher, bei Rammstein ist das so), kriegst du es ohne Geschmacksverstärker nun mal nicht hin. Zumal die Kundschaft halt längst an genau diesen Geschmack gewöhnt wurde.

Das denke ich auch. Für meinen Geschmack ist das, was Rammstein und andere Bands, die ihre Bühnenshows mit externen Einspielern perfektionieren einfach uninteressant, weil vorhersehbar. Perfekte Produktionen wie Musicals. Eigentlich sind die Protagonisten austauschbar, was Bands, oder besser Produktionen wie Rednex z.B. bereits machen. Die können gleichzeitig an verschiedenen Orten auftreten. Die professionellen Tribute-Bands beweisen es ja auch, dass das geht.

Ich finde das mittlerweile auch völlig ok, so zu arbeiten - bin nur für mich selber noch nicht im Reinen, ob ich sowas machen wollen würde.

Okay finde ich das auch. Ich denke auch, dass es niemanden störte, wenn ich es nicht okay fände . Ich finde es für mich persönlich wenig interessant. Ich hör mir Tribute-Bands manchmal an und war auch schon in einem Musical. Aber interessanter finde ich jede Band, die für sich selbst steht.

Im Endeffekt bedeutet es ja, dass man sich für etwas entscheiden muss.

Ja und ich finde eindeutige Meinungen hilfreich, auch wenn sie nicht der meinigen entsprechen, besonders, wenn sie gut begründet sind.