Aber das mit der Verbindung meiner Kompositionen (betreffend Hörbeispiele in der soundcloud -
https://soundcloud.com/musikschmiede) und der Literatur kann ich ja hier grad nochmal posten:
Die Erzählung, die ich vertont habe, handelt von einem Café, dem eine eigene Persönlichkeit zugeschrieben wird und in dem die Zeit eine ganz besondere Rolle spielt. Sie vergeht dort nämlich mal schnell, mal langsam, mal bleibt sie stehen oder dreht sich im Kreis.
Die Episoden sind stilistisch surreal gehalten, also traumhaft wirkend, unwirklich, märchenhaft.
Es gibt eine Protagonistin, die in diesem Café sitzt, um in inspirierender Umgebung ein Gedicht zu schreiben. Immer wieder wird sie allerding unterbrochen von Ereignissen, die sich im Café abspielen – oder doch nur in ihrem Kopf?
Die Episode „Der Kirschholztisch“ z.B. schildert den Lieblingstisch der Protagonistin, ein rötlich schimmerndes Möbelstück, das zwischen den anderen Rundtischchen steht und an den sie sich immer gerne setzt.
An diesem Kirschholztisch steht allerdings jeweils nur ein einziger Stuhl an jedem Kopfende. Je nachdem, wer sich zu der schreibenden Protagonistin an den Tisch setzt, zieht er sich bei unsympathischen Zeitgenossen weit auseinander, bei ausgesuchten Menschen aber so weit zusammen, dass er einen Moment der Nähe zwischen zwei Fremden zulassen würde, sofern sie das wollten.
In meiner Komposition habe ich versucht, die Ausdehnung und das Zusammenziehen des Tisches musikalisch wiederzugeben. Beginnend mit einer freien Improvisation hören wir Geräusche, die ein Tisch dabei machen würde.
Auch den Moment „der Nähe“ interpretiere ich mit 8 Takten Jazz-Waltz, die zweimal "plötzlich" im Stück auftauchen.
Der etwas "wildere" Mittelteil gibt den Moment wieder, bei dem sich der Kirschholztisch vor Lachen schüttelt, weil in dem Café etwas Lustiges passiert ist.
Die Atmosphäre des surrealen Erlebens wollte ich durch die sich in 3 Ebenen überlagernden Melodien einfangen. Die Melodien wechseln zwischen rechter Hand und linker Hand am Piano und dem Kontrabass. Dadurch bleibt die Zeit scheinbar stehen und doch schreitet sie voran.
Mein Ansatz, da ich mehr vom Jazz komme, geht meistens mehr in eine harmonisch-atmosphärische Welt. Allerdings nicht so sehr auf Grundlage der Standard-Harmonik, sondern entlang von den sogenannten Kirchentonleitern, symmetrischen und unsymmetrischen Skalen.
Und der Kontrabass ist für mich der "Kontrapunkt" zu Harmonik und Rhythmik, sollte die Freiheit genießen und ausfüllen können, sich in meinem "Dazwischen" zu bewegen. - So meine innere Vorstellung.
