Kompressoren verstehe ich nicht

zeppo3000 schrieb:
Stell Dir vor, in dem Kompressor sitzt ein winziger Toni. Der, der sonst immer hinter dem Mischpult steht. Toni hat gute Ohren und ist verdammt schnell. Wenn Du eine Note zu stark anschlägst, dreht er sofort die Lautstärke etwas herunter, so dass der Ton gerade laut genug ist. Wenn der Ton ausklingt, fährt er den Regler langsam wieder hoch, bis er voll auf ist. Auf diese Weise wird der Bass gleichmässiger in der Lautstärke und die Töne klingen länger aus.
Weil der Toni so schnell ist, klaut er Dir immer etwas von dem schönen Anschlagsplopp, das Du so geme hörst. Deshalb gibt es den Attack-Regler. Je weiter der aufgedreht wird, desto mehr klitzekleine Biere werden dem klitzekleinen Toni eingeflößt, und er reagiert dann viel langsamer. Dann regelt er immer Sekundenbruchteile zu spät herunter, erst kurz nach dem Anschlag. Dadurch bleibt der Anschlagsplopp erhalten.
Weil der Toni ja immer nur herunterregelt, wird der Sound insgesamt leiser. Deshalb hat der Kompressor noch einen Lautstärkeregler, der erst nach dem Toni eingreift und das Signal wieder lauter macht. Den Toni ärgert das zwar, aber er macht seinen Job trotzdem zuverlässig weiter.
Manche Kompressoren haben auch noch einen Release-Regler. Der spannt einen Gummi an die Hände vom Toni, so dass er sich schwer tut beim Hochziehen des Reglers. Je weiter also das Releasepoti aufgedreht ist, desto stärker wird dieser Gummi gespannt, und desto länger dauert es, bis der Toni seinen Fader nach dem Runterregeln wieder nach oben geschoben hat.
...So, und nächste Woche zeigen wir Euch noch, wie die Zwilling Toni und Moni im Multibandkompressor zusammenarbeiten....

Edit
Eine wichtige Sache habe ich vergessen: Toni hat immer einen speziellen Gehörschutz auf, weil ihm seine Ohren echt wichtig sind. Dieser Gehörschutz lässt die Töne erst ab einer gewissen Lautstärke durch. Von den ganz leisen Tönen hört der Toni also gar nichts, deshalb bleibt da sein Regler immer ganz oben. Mit dem Threshold-regler kann man nun die Empfindlichtkeit dieses Gehörschtzes einstellen. Bei sehr empfindlicher Einstellung regelt der Toni noch relativ leise Sachen, bei sehr unempfinlicher nur noch die ganz lauten Spitzen.
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Vielen Dank für diese sehr gute Erklärung.
Ich nutze auch gerne mal Kompressoren und bilde mir auch ein zu verstehen was da so passiert.
Dein Text hat noch mal mehr für Klarheit gesorgt.
Den sollte man in jedem Musikgeschäft aushängen. :great:
 
Ich freue mich über diesen - und jeden anderen - Kompressor thread.
Wie ein Kompressor wirkt und wie man ihn halbwegs kompetent bedient, kann man nicht oft genug erklären. Das ist weder ironisch noch sonst irgendwie unernst gemeint...
Für mich haben hierbei immer viele Köche den Brei verbessert statt ihn zu verderben. Oft liegt es an der Formulierung eines Einzelnen, die den "Klick" bewirkt und einen am richtigen Regler drehen lässt. Selbst die Erkenntnis, man möchte lieber ohne Kompressor spielen, ist eine gute, wenn sie denn auf Auseinandersetzung mit Euren Erfahrungen und individuellen Ansichten fußt und nicht auf Unverständnis/verzweifelter Aufgabe mangels Aufklärung.
Ich selber hatte drei Anläufe nötig (und jeden unserer verfügbaren Kompressor Beiträge) bis der dbx160 zum wirksamen Dauergast im Rack wurde.
Allen Kompressor-Neulingen möchte ich Mut machen, Geräte zu testen, die Ohren zu spitzen, die Bandmitglieder zu Stellungnahmen zu nötigen und die Forumsmitglieder zu löchern um ein Stückchen weiter zum eigenen Traumsound zu kommen, es lohnt sich!
 
Ich hab einige Compressoren ausprobiert und bin auch mit der Aufgabe dessen und der Funktion durch intensives Homerecording auch gut vertraut. Fazit für mich : ich will es nicht. Jedes der Geräte hat mir klanglich was von meinem Sound geklaut und keinen Einfluss mehr auf die Dynamik zu haben, fand ich auch nicht so pralle. Nun ist es aber eben so, das ich nach 35 Jahren am Bass auch recht tight spiele und keine so großen Probleme mit ungleichem Anschlag habe.
Also für mich bleibt die Kette so simpel wie möglich : Preci, Kabel, Amp. Und Ab dafür.
 
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SirBassplayer schrieb:
Manchmal ist es aber schon ein Vorteil.
Beim Slappen zum Beispiel, kannst du tight sein wie du willst.
Mit Comp isses besser....
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Kräht halt bei bestimmten Musikrichtungen kein Hahn nach.
Ich hab letze Woche spontan ohne Komp ein Slapsolo abgeliefert weil wir Good Times gespielt haben, allerdings mit Röhrenpreamp und 210ern und auch die Endstufe war schon leicht in der Sättigung. All diese Faktoren haben den Kompressor eigentlich überflüssig gemacht. Wenn alle Komponenten im Sweet Spot laufen und der Bass dann auch noch gut klingt, dann klappt's auch ohne...
 
f_luxus schrieb:
ch hab letze Woche spontan ohne Komp ein Slapsolo abgeliefert weil wir Good Times gespielt haben, allerdings mit Röhrenpreamp und 210ern und auch die Endstufe war schon leicht in der Sättigung.
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Ist ja genaugenommen aber auch eine Art Kompression, nur halt anders erreicht. Der Effekt und somit das Ergebnis sind das selbe.
 
f_luxus schrieb:
Wenn alle Komponenten im Sweet Spot laufen und der Bass dann auch noch gut klingt, dann klappt's auch ohne...
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Genau, der "Sweet Spot" ist es, der gesucht werden muss. Bei einer Röhrenenstsufe ist das der Übergang in die Sättigung (nicht nur die Röhren, auch der Ausgangstrafo). Man merkt das, wenn man schön gleichmäßig spielt und dabei noch geradeso clean bleibt ... und dann, bei stärkerem Anschlagen der Ton auf einmal eine ganz leichte Zerre dazubekommt, aber nicht mehr lauter wird, beim Sustain dann aber schon wieder clean ist

Das ist für mich der Sweet Spot. Und das ist nichts anderes als Kompression ... nur halt sehr angenehm und subtil und man kann dann allein mit dem Anschlag noch den Sound gestalten. Absolut geile Sounds, am besten mit einem Preci und einem schönen 15"er a la EVM15L oder Faital 15PR400 ... was will man mehr?

Das bekommt man so aber nicht mit einem Kompressor und auch nicht mit einem Verzerrer oder auch nicht mit beidem hin. Das funzt nur mit Röhren und Trafos.
 
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@haebbe58

Sehr interessant!
Geht das nur mit einer Vollröhre, oder funktioniert das auch mit einem Hybridverstärker?
 
SirBassplayer schrieb:
@haebbe58

Sehr interessant!
Geht das nur mit einer Vollröhre, oder funktioniert das auch mit einem Hybridverstärker?
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Das geht auch (eingeschränkt) mit nem Hybrid. Leider nicht mit Jedem. Wie stark die "Röhrenkompression" ist liegt auch daran, wie viele Röhren im Preamp verbaut wurden und wie die geschaltet sind. Eine richtige "Röhrenendstufensättigung" wirst du aber damit nicht erreichen. Aber wenn man bedenkt, wie laut man sich stellen muss, damit ein 300 Watt Röhren-SVT an ner 810er in die Endstufensättigung fährt, dann wird das wohl für die wenigsten Gigs in Frage kommen.
Btw., komprimieren können Pre-Amps, Röhrenendstufen, Effekte und Lautsprecher. Die Kunst ist es, für seinen eigenen Stil die richtige Kombination zu finden.
 
SirBassplayer schrieb:
Geht das nur mit einer Vollröhre, oder funktioniert das auch mit einem Hybridverstärker?
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Das funktioniert sogar völlig ohne Röhre, je nach Verstärkerarchitektur.
Ein "Eisenschwein" mit analogem Trafo und nicht zu starker analoger Endstufe geht genau so in die Kompression, wenn er übersteuert. Die Boxen und nicht zuletzt die PU's tun ihr Übriges.

Nahezu perfekt beherrscht diese Disziplin der Carbine M3 mit seinen "nur" 300W. Besser (bzw. besser dosierbar) als jede Vollröhre, die ich bisher gespielt habe.
 

basslife schrieb:
Aber wenn man bedenkt, wie laut man sich stellen muss, damit ein 300 Watt Röhren-SVT an ner 810er in die Endstufensättigung fährt, dann wird das wohl für die wenigsten Gigs in Frage kommen.
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Genau deswegen habe ich bei meiner 300 Watt Vollröhre zwischen Vor- und Endstufe eine 2. Vorstufe sitzen, die eine zusätzliche Vorstufe (die vom Amp) "steuern" kann und die Mastersektion mit übernimmt. Somit kann ich die Endstufe der Vollröhre in die Sättigung fahren, da ich die Gesamtlautstärke vom 2. Preamp aus steuere.
 
Logabass schrieb:
Genau deswegen habe ich bei meiner 300 Watt Vollröhre zwischen Vor- und Endstufe eine 2. Vorstufe sitzen, die eine zusätzliche Vorstufe (die vom Amp) "steuern" kann und die Mastersektion mit übernimmt. Somit kann ich die Endstufe der Vollröhre in die Sättigung fahren, da ich die Gesamtlautstärke vom 2. Preamp aus steuere.
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Das ist ja einfach.....
 
Medicus 69 schrieb:
keinen Einfluss mehr auf die Dynamik zu haben
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Meiner Meinung nach ist es ein Märchen, dass ein Kompressor die Dynamik tötet ... ein falsch eingestellter Kompressor macht das. Stell den richtig ein und du hast noch die Kontrolle über 90 % deiner Dynamik. Selbst mit einem Brick-Wall Limiter (Ratio unendlich) kann man noch dynamisch spielen, solange der Schwellwert so hoch gewählt ist, dass man da nur selten hin kommt.
@Medicus 69: wenn du ohne Kompressor zurecht kommt, ist das ja für dich ok. Soll ja keiner gezwungen werden. Aber es gibt da so ein paar Dinge, die sind nicht ganz korrekt und deine obige Aussage gehört mMn dazu.
 
SirBassplayer schrieb:
Das scheint ja der heilige Gral der Kompressoren zu sein.
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Ach das will ich nicht sagen, bei mir war es einfach "Verlegenheit". Ich hatte mir einen gebrauchten Trex Squeezer (so hieß der glaube ich) gekauft und kam mit dem überhaupt nicht klar. Entweder machte er gefühlt nichts oder kam ins "pumpen". So hatte ich als alter 19" Freund dann auch hier im Forum einen gebrauchten DBX gekauft. 3 Knöbbe und fertisch, das war was für mich. :D Mittlerweile weiß ich für mich wann ich einen Kompressor wie einsetzen möchte und nehme dann entweder meinen EBS oder den DBX. Anfangs hatte ich einen Kompressor gekauft, da gefühlt alle eine haben und ich dachte "das muss ja wichtig sein". Ich denke, wenn man für sich keinen echten Einsatzzweck hat, dann muss man nicht auf Teufel komm raus einen Kompressor oder sonstige Effekte benutzen.

Da ich nun mal ein "Spielkind" bin, dann muss der Kompressor, wie die Effekte auch, halt zum Einsatz kommen, nicht das noch der Eindruck entsteht man hätte etwas sinnloses gekauft. :D
 
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