[Flop Five] #1 Banddienliches Spiel

"Banddienlich" heißt für mich, dass man MIT der Band spielt und nicht GEGEN. Üblicherweise versucht man ja als Band doch irgendwie gemeinsam zu musizieren. Wobei ich bei manchen Bands aber auch manchmal das Gefühl habe, dass da x Einzelkämpfer auf der Bühne stehen, die einfach nur zeigen wollen was für Helden sie auf ihrem Instrument sind.
Natürlich kann man den Begriff semantisch bis auf den letzten Buchstaben sezieren... aber ob das so hilfreich ist? Dann lieber die Zeit sinnvoll nutzen und nochmal die Techniken auffrischen, die noch nicht so ganz sitzen... :engel:
 
EADG schrieb:
welche gute Musikerin oder welcher gute Musiker spielt denn "gegen die Band"?
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Ganz einfach die, die nicht MIT der Band spielen und das eigene Ego in den Vordergrund stellen. Die GUTEN Musiker wissen, dass das Ego Pause hat, wenn man nicht grade einen Solo-Part spielt oder "angespielt" wird. Manchmal ist das einfach auch nur gefühlt. Mein Beispiel dafür: Mohini Dey vs. Kinga Glyk. Bei ersterer habe ich immer das Gefühl, das sie immer zeigen muss, wie toll sie doch "Skalenwichsen" kann, sprich "Technik beherrscht" - während Kinga Glyk natürlich auch zeigt, was sie als Bassistin drauf hat, aber das immer harmonisch mit dem Rest der Band wirkt. Mag nur ein persönliches Empfinden sein, aber das trifft es am ehesten, wenn ich aus dem Handgelenk erklären müsste, wer gegen und wer mit der Band spielt.
Ein anderes Positiv-Beispiel ist für mich Dusty Hill. Soweit ich das mitbekommen habe war er nie der Virtuose vor dem Herrn a la Pastorius - aber sein Bass-Spiel groovt so dermaßen bei den ZZ Top Songs, das ist nicht mehr normal. Für mich ein der Bands, die nebenbei ein Paradebeispiel dafür abliefern, wie es groovt wenn eine Band wirklich miteinander spielt.
 
wer nicht in der Lage oder Willens ist
SamK74 schrieb:
MIT der Band
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zu spielen, die oder den würde ich jetzt nicht als gute Musikerin oder Musiker bezeichnen wollen, egal wie viel Fingerfertigkeit eingeübt worden ist.

Mohini Dey kenne ich eigentlich gar nicht. Ich schalte bei ihr nach kurzem Hören ab, weil ich die Musik langweilig finde. Kinga Glyk habe ich mal im Konzert gesehen. Ich fand sie klasse. Natürlich wird so eine Musikerin besonders heraus gestellt, in dem Fall von der HR-BigBand. Mohini Dey tue ich wahrscheinlich unrecht, aber sie wird es verschmerzen können. ;-)

Dusty Hill mit Jaco Pastorius zu vergleichen ist irgendwie auch unfair, weil Dusty viel besser Rock'n Roll spielen konnte als Jaco ;-). Meine persönliche Ansicht ist, dass es genau so anspruchsvoll ist, La Grange mit dem Bass richtig zum wuppen bringen zu können, als zu solieren.
:bier:
 
Zuletzt bearbeitet:
SamK74 schrieb:
Ganz einfach die, die nicht MIT der Band spielen und das eigene Ego in den Vordergrund stellen. Die GUTEN Musiker wissen, dass das Ego Pause hat, wenn man nicht grade einen Solo-Part spielt oder "angespielt" wird. Manchmal ist das einfach auch nur gefühlt. Mein Beispiel dafür: Mohini Dey vs. Kinga Glyk. Bei ersterer habe ich immer das Gefühl, das sie immer zeigen muss, wie toll sie doch "Skalenwichsen" kann, sprich "Technik beherrscht" - während Kinga Glyk natürlich auch zeigt, was sie als Bassistin drauf hat, aber das immer harmonisch mit dem Rest der Band wirkt. Mag nur ein persönliches Empfinden sein, aber das trifft es am ehesten, wenn ich aus dem Handgelenk erklären müsste, wer gegen und wer mit der Band spielt.
Ein anderes Positiv-Beispiel ist für mich Dusty Hill. Soweit ich das mitbekommen habe war er nie der Virtuose vor dem Herrn a la Pastorius - aber sein Bass-Spiel groovt so dermaßen bei den ZZ Top Songs, das ist nicht mehr normal. Für mich ein der Bands, die nebenbei ein Paradebeispiel dafür abliefern, wie es groovt wenn eine Band wirklich miteinander spielt.
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+1
Eben das kam mir auch in den Sinn.

Tower of Power zeigt im Übrigen vorbildlich, wie eine Band basstauglich spielen kann :great: :bier:
 
Um unseren Fadenersteller ist es ganz ruhig geworden … irgendwie waren das für mich auch die falschen Fragestellungen bzw. das ist ganz bewusst überspitzt dargestellt. Mir kam beim Lesen die Frage, warum musiziert ihr nicht ganz einfach zusammen. Werde Dir der Rolle bewusst, die Du als Bassist hast. Das ist eine der wichtigsten und tragendsten für die meisten Musikarten. Wenn der Bassist aufhört oder falsch spielt, hört man das sofort. Rumfuddeln sollen die Gitarristen und Sänger, wenn die nicht alles mit Lärm zumachen, merkt man doch massivst, welche tragende Rolle der Bass hat. Er ist die Stimme für das Schlagzeug, er ist die Heftigkeit, der Rhythmus, Punch und das Grundgerüst. Die beiden bilden die Rhythmusgruppe, ohne die beiden geht nichts, gibt es keinen Groove.
Es ist schon eine grundlegende Charaktersache, ob Du der Surfer sein willst, oder Welle. Der Basser ist die Welle. Mal sachte dümpelnd, mal riesig mächtig gewaltig wie Saint Nazaire. Aber immer da! Was gibt es besseres! Bei mancher Musik wie in unserer Band spiele ich ständig wechselnde Läufe, Pulsfolgen. Ohne Bass gibt es diese Musik nicht. Und ja, ich muss dabei immer musikdienlich sein, sonst gibt es die Musik nicht. Der Surfer kann nicht surfen, und im Sturm säuft er ab. Wir müssen den anderen Raum geben, wir sind mächtig. Das ist vielleicht das wichtigste überhaupt. Ich sage dazu auch immer, dass der Bass die „graue Eminenz“ ist. Ich finde, das passt sehr gut. Selbst wenn sie nicht im Vordergrund steht, geht ohne sie nichts.
 
mb38 schrieb:
(angeregt durch https://www.bassic.de/threads/wie-finde-ich-meine-eigene-stimme-in-der-musik.14909954/page-2)

Frage: was ist das überhaupt, "banddienliches Spiel"? Macht der Begriff irgendwie Sinn? Ich meine nein und möchte das ein wenig ausführen.

Schauen wir uns doch mal die Wortbestandteile genauer an. Das "dienlich" deutet darauf hin, dass der Bass eine zuarbeitende Rolle hat. Er dient einem Herrn. Und er ist austauschbar, denn die Persönlichkeit eines Dieners ist irrelevant. Wer ist dieser mysteriöse Herr? Hier hilft der andere Wortbestandteil weiter: Band. Der Herr des Basses ist die Band. Ihr ordnet er sich unter, verleugnet sich selbst und reduziert sich darauf, diese Band zu unterstützen. Dafür wird er akzeptiert und manchmal erntet er sogar ein Lob. Aber primär, denn er ist ein Diener, soll er seine Pflicht erfüllen. Und wenn man seine Pflicht erfüllt, ist das nicht weiter erwähnenswert.

Interessant ist das Fehlen des Begriffes "Musik" in diesem Zusammenhang. Wenn der Bass als musikalisches Element sich sozusagen der übergeordneten Idee einer bestimmten Komposition, eines musikalischen Stiles unterordnen würde, dann macht das IMHO Sinn. Aber sich einer Band unterzuordnen, hat so etwas sklavisches. Ein Mensch wird von anderen Menschen benutzt. Wozu, ist zweitrangig. None of his business.

Weiterhin lohnt es sich, nochmal einen Blick auf den Begriff "dienlich" zu lenken, wenn man über die Musik nachdenkt. Was ist denn die Alternative zu "dienlich"? Undienlich? Was ist das? Ein Musiker spielt undienlich...hm...d.h. er ignoriert die gemeinsame Idee, was man gerade zusammen machen will, wie das Stück klingen soll, und er spielt einfach irgendetwas anderes, z.B. ein 10 Minuten langes Prog-Metal-Solo in einem klassenkämpferischen Folksong von Woody Guthrie. "Interesting artistic choice!" möchte man da ausrufen.

Wir kommen so zum Schluß, dass letztlich alle Musiker musikdienlich spielen sollten. Man hat ein Stück, eine Stilistik, einen Klang im Kopf und setzt das um. Wenn man hingegen irgendetwas spielt, ohne eine Idee im Kopf zu haben, dann ist das Gesamtergebnis dem Zufall überlassen. Der gängige Euphemismus dafür ist experimentell. Aber das führt die Diskussion nochmal woanders hin.
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Um es mal höflich zu formulieren: der Ton macht die Musik. Und Du spielst wohl leider in der falschen Tonart. Der letzte, der so zu mir gesprochen hat, ist schon lange tot: mein Lateinlehrer ;-)
 
Interessante Erfahrung: Ich war bisher in der Regel "nur" der Bassist in Bands. Seitdem ich in einem anderen Projekt die komplette Produktion mache, habe ich einen anderen Blickwinkel. Für den gesamt-Sound dieser Musik (ist sicher spezifisch und kann bei anderer Musik anders sein) ist es echt besser, solider bzw. weniger virtuos am Bass zu spielen...

Im Übrigen sei für nicht-Profis (mich eingeschlossen) gesagt: Einfache Sachen wirklich perfekt zu spielen hat auch einen hohen Anspruch. Auch wenn dass dann "nur" Musik-dienliches Spiel ist, macht dabei die Fähigkeit am Instrument einen großen Unterschied.
 
Irgendwie war‘s klar, dass irgendwann die „Wenigeristimmerundüberallbesserjünger“ kommen, die band/musikdienliches Bassspiel mit sparsamer Begleitung im Hintergrund gleichsetzen. Kann oft auch so sein, kann aber auch oft anders sein. Nur um ein paar Beispiele in den Raum zu werfen: P-Funk, Iron Maiden, The Who, Level 42, Red Hot Chili Peppers. Ist doch auch alles band/musikdienliches Bassspiel, obwohl es mehr ist als einfach gehaltene Hintergrundbegleitung.
 
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