Eine weitere Runde Kompressor Nerdtalk

collumplenus

collumplenus

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So, liebe Experten, ich habe glaube ich inzwischen wirklich alles über Kompressoren gelesen, was je auf bassic geschrieben wurde. Und ich kann mich trotzdem weiterhin mit dem Titel eines ikonischen Threads hier identifizieren: “Kompressoren verstehe ich [immer noch] nicht”

Grundsätzlich ist ja vermeintlich alles klar: Wenn das Signal eine bestimmte Schwelle, den Threshold, überschreitet, wird es nicht linear lauter sondern nur entsprechend des eingestellten Ratios. Zum Beispiel würde ein Signal, das den Threshold um 8 dB überschreitet, bei einem Ratio von 4:1 nur um 2 dB lauter.
So weit, so gut, aber jetzt kommen Attack und Release-Zeiten ins Spiel. Attack ist die Zeit, die vergeht bis der Kompressor einsetzt, Release die Zeit, wie lange der Effekt anhält. Ganz grob gibt es wohl zwei Richtungen: Langsamer Attack und schneller Release, oder andersrum schneller Attack und langsames Release.

Hier taucht schon mal die erste Frage auf: Was heißt überhaupt “schnell” und “langsam”?? Zusammengereimt habe ich mir mal folgendes:
Attack: Bei 250 Hz dauert der Anstieg der Schallwelle 1 msec (wurde irgendwo geschrieben, und ist ja nachvollziehbar); will man also sozusagen “von Anfang an” komprimieren (“schneller Attack”) ist < 1 msec also die richtige Einstellung. Andersrum: 20..50 msec sind langsam?
Release: “Schnell” wäre hier, dass der Effekt schon wieder vorbei ist, wenn die nächste Note gespielt wird. Also sagen wir mal 16tel bei 180 bpm ≈ 80 msec. “Langsam”.. tja, Release ist nach oben offen, was stellt man da ein? Eine ganze Note? Eine Sekunde? Fünf?
Und überhaupt: Ab wann wird die Release-Zeit eigentlich gezählt: Ab Einsetzen des Effekts (also nach Ablauf der Attack-Zeit), oder erst sobald das Signal den Threshold-Level wieder unterschreitet? In ersterem Fall: Angenommen, das Signal ist nach der Release-Zeit noch größer als der Threshold; müsste dann nicht die Kompression (nach der Attack-Zeit) erneut einsetzen? Würde man das als Lautstärkensprung wahrnehmen? Ist das dieses berüchtigte Pumpen?
Oder in letzterem Fall: Wieso sollte man dann nicht eine noch viel kürzere Release-Zeit einstellen? Wenn das Signal unterhalb des Thresholds ist, arbeitet der Kompressor eh nicht, und wenn es dann den Threshold wieder überschreitet, will man doch den Effekt inkl. Attack haben ohne von der vorherigen Note noch beeinflusst zu werden?

Sagen wir mal, ich will den Kompressor so einsetzen, dass die Transienten bzw. der Anschlag herausgearbeitet werden. Ich stelle also ein “langsames” Attack und eine “schnelle” Release-Zeit ein? Und jetzt kommt noch ein Parameter ins Spiel: Makeup Gain 🤪
Also angenommen ich stelle den Threshold auf -10 dB unter den normalen Level des Signals, und das Ratio auf 2:1. Dann ist die Gain Reduction im Mittel bei 5 dB - also sollte man 5 dB Makeup Gain einstellen, damit es wieder gleich laut klingt wie zuvor? Aber, wird der Makeup Gain immer angewendet, oder nur wenn der Kompressor tatsächlich arbeitet, also komprimiert? Kann eigentlich nicht sein, sonst hätte man ja den Fall dass die Lautstärke u.U. sprunghaft ansteigt, wenn der Threshold nur ganz leicht überschritten wird. Oder?

Ihr seht schon, Fragen über Fragen… Und das nur bei den, sagen wir mal, “üblichen” Kompressor-Parametern. Interessant sind ja auch optische Kompressoren (die gelten ja als “langsam” - was ist denn hier eine typische Attack-Zeit?) und alles was mit Röhren zu tun hat. Damit kann ich mich im Moment (noch) nicht auseinandersetzen - oder zumindest nur theoretisch, mangels Equipment.

Apropos Gear, ich sammele ja meine Kompressor-Erfahrung mit dem eingebauten Effekt des Yamaha BBT500, der ja angeblich “ganz gut” sein soll. Zumindest kann man alles einstellen, inkl. Soft Knee (wieder ein Thema für sich), und tatsächlich gefällt er mir besser als mein Trace Elliot SMX Dual Compressor.
 
Ich empfehle da den Thread von der Startseite.


Wenn du den Kompressor nach Noten einstellen willst, frag ich mich was für langweilige Musik du machst wo jede Note gleich ist :bier::o)

Es gibt bei Comps keinen genauen Richtwert, es kommt auf viele andere Faktoren drauf an ... auch auf die Spielweise.
Ich steckte in dem gleichen Rabbit-Hole. Ich hab mir die Funktionsweise eines Cali76 angeschaut, der ja einen zusammenhängenden Attack/Release hat und mir gedacht "Was für die Profis ok ist, muss dann ja gut sein".
 
moin,

ich denke auch, dass du da viel zu analytisch rangehst. :-/:-)

ich hab ja auch viiieeel gesucht und ausprobiert, aber ich hab nie gezählt, oder auf werte geguckt.

kompressoren sind eh immer geschmacksache- das dauert bis man seinen findet.

im line6 hx one sind ganz viele schöne kompressoren drin und da kann man prima rumprobieren.
ich hab dort den boss cs-1 entdeckt und mir dann sogar noch den nachnachfolger cs-3 ´in echt´ besorgt.
der gefällt mir richtig gut und andere finden den bestimmt furchtbar.:-):nix::kaffee:

also drehen und hören und nicht auf parameter gucken, oder was andere machen. :-)
 
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Echt gute Lektüre!

Ich bin leider zu faul, um mich in die genaue Arbeitsweise einzuarbeiten obwohl ich zumindest denke ich sollte das tun :whistle: . @Ratterbass empfiehlt das nicht zu unrecht.
Auf der anderen Seite stelle ich mir was ein bis es klingt und gehe eher über Sound und Spielgefühl/Reaktion…wenn ich denn mal gezielt Kompression via Kompressor einsetze.
 
So, liebe Experten, ich habe glaube ich inzwischen wirklich alles über Kompressoren gelesen, was je auf bassic geschrieben wurde. Und ich kann mich trotzdem weiterhin mit dem Titel eines ikonischen Threads hier identifizieren: “Kompressoren verstehe ich [immer noch] nicht”

Grundsätzlich ist ja vermeintlich alles klar: Wenn das Signal eine bestimmte Schwelle, den Threshold, überschreitet, wird es nicht linear lauter sondern nur entsprechend des eingestellten Ratios. Zum Beispiel würde ein Signal, das den Threshold um 8 dB überschreitet, bei einem Ratio von 4:1 nur um 2 dB lauter.
So weit, so gut, aber jetzt kommen Attack und Release-Zeiten ins Spiel. Attack ist die Zeit, die vergeht bis der Kompressor einsetzt, Release die Zeit, wie lange der Effekt anhält. Ganz grob gibt es wohl zwei Richtungen: Langsamer Attack und schneller Release, oder andersrum schneller Attack und langsames Release.

Hier taucht schon mal die erste Frage auf: Was heißt überhaupt “schnell” und “langsam”?? Zusammengereimt habe ich mir mal folgendes:
Attack: Bei 250 Hz dauert der Anstieg der Schallwelle 1 msec (wurde irgendwo geschrieben, und ist ja nachvollziehbar); will man also sozusagen “von Anfang an” komprimieren (“schneller Attack”) ist < 1 msec also die richtige Einstellung. Andersrum: 20..50 msec sind langsam?
Release: “Schnell” wäre hier, dass der Effekt schon wieder vorbei ist, wenn die nächste Note gespielt wird. Also sagen wir mal 16tel bei 180 bpm ≈ 80 msec. “Langsam”.. tja, Release ist nach oben offen, was stellt man da ein? Eine ganze Note? Eine Sekunde? Fünf?
Und überhaupt: Ab wann wird die Release-Zeit eigentlich gezählt: Ab Einsetzen des Effekts (also nach Ablauf der Attack-Zeit), oder erst sobald das Signal den Threshold-Level wieder unterschreitet? In ersterem Fall: Angenommen, das Signal ist nach der Release-Zeit noch größer als der Threshold; müsste dann nicht die Kompression (nach der Attack-Zeit) erneut einsetzen? Würde man das als Lautstärkensprung wahrnehmen? Ist das dieses berüchtigte Pumpen?
Oder in letzterem Fall: Wieso sollte man dann nicht eine noch viel kürzere Release-Zeit einstellen? Wenn das Signal unterhalb des Thresholds ist, arbeitet der Kompressor eh nicht, und wenn es dann den Threshold wieder überschreitet, will man doch den Effekt inkl. Attack haben ohne von der vorherigen Note noch beeinflusst zu werden?

Sagen wir mal, ich will den Kompressor so einsetzen, dass die Transienten bzw. der Anschlag herausgearbeitet werden. Ich stelle also ein “langsames” Attack und eine “schnelle” Release-Zeit ein? Und jetzt kommt noch ein Parameter ins Spiel: Makeup Gain 🤪
Also angenommen ich stelle den Threshold auf -10 dB unter den normalen Level des Signals, und das Ratio auf 2:1. Dann ist die Gain Reduction im Mittel bei 5 dB - also sollte man 5 dB Makeup Gain einstellen, damit es wieder gleich laut klingt wie zuvor? Aber, wird der Makeup Gain immer angewendet, oder nur wenn der Kompressor tatsächlich arbeitet, also komprimiert? Kann eigentlich nicht sein, sonst hätte man ja den Fall dass die Lautstärke u.U. sprunghaft ansteigt, wenn der Threshold nur ganz leicht überschritten wird. Oder?

Ihr seht schon, Fragen über Fragen… Und das nur bei den, sagen wir mal, “üblichen” Kompressor-Parametern. Interessant sind ja auch optische Kompressoren (die gelten ja als “langsam” - was ist denn hier eine typische Attack-Zeit?) und alles was mit Röhren zu tun hat. Damit kann ich mich im Moment (noch) nicht auseinandersetzen - oder zumindest nur theoretisch, mangels Equipment.

Apropos Gear, ich sammele ja meine Kompressor-Erfahrung mit dem eingebauten Effekt des Yamaha BBT500, der ja angeblich “ganz gut” sein soll. Zumindest kann man alles einstellen, inkl. Soft Knee (wieder ein Thema für sich), und tatsächlich gefällt er mir besser als mein Trace Elliot SMX Dual Compressor.
also ich geh da gaaanz pragmatisch ran, ich schätze zu wissen was ich so in etwas will - oder ab und an experimentier ich mit extremen einstellungen.
entscheiden was für mich, den song, den sound gut ist mach ich über meine ohren.

ich glaube deine rechnerei hält dich viel zu weit vom eigentlichen geschehen ab.
 
Also, ich finde den Ansatz erstmal verstehen zu wollen, was die einzelnen Parameter so machen, gerade in Bezug zu den Regelzeiten sehr gut und wichtig. Jetzt kommt halt der 2. Teil, die Kompression hören zu lernen. Seid mir nicht böse wenn ich das video hier nochmal verlinke, aber ich finde es sehr gut gemacht und einen super Einstieg ins "Kompression hören lernen".
 
Ich schließe mich meinen Vorrednern an: Es macht keinen Sinn mit reinen Zahlen und Parametern einen Kompressor einzustellen ... entweder man nimmt ein einfaches Pedal mit festen Voreinstellungen (zB den beliebten EBS Multicomp) oder ein Pedal mit vielseitigen Reglern, bei dem man sich dann seine Lieblingskompression einfach durch Hören erarbeiten muss ...

mir ist das mit diesem Pedal gelungen (auch dank des sehr guten Manuals):
 
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An den Threadersteller:
vergiss den gesamten Text und nimm gefälligst deine Ohren. :evil:
Gut ist was gefällt und das werden die dir schon mitteilen ;-)

Ich benutze mehrere Compressoren für unterschiedliche Einsatzzwecke - und es war ein langer Weg bis dahin.
Entschieden hat immer das Gehör.
Spielst du in einer Band gehen 80% der Feinheiten sowieso flöten, da braucht man mitunter eher die fette Kelle.
 

Ich habe 2 Comps die ich regelmässig verwende.
Sie sind nicht identisch und unterscheiden sich deutlich. Beide sind aber sehr gut.

Glücklicherweise sind sie in einem Pedal untergebracht.

Und zwar im Darkglass Hyper Luminal der sogar 3 Varianten bereit hält :great:

Dieses Video finde ich sehr gut.

 
An den Threadersteller:
vergiss den gesamten Text und nimm gefälligst deine Ohren. :evil:
Gut ist was gefällt und das werden die dir schon mitteilen ;-)
naja, wenn´s so einfach wäre...ich würde sagen, ich hab Jahre gebraucht bis ich so ansatzweise Kompression hören gelernt habe...und ich hab richtig geübt...und man kann das sicher noch viel besser als ich es kann. Nein, ich finde den Ansatz, zu verstehen, was die einezelnen Parameter so machen, gerade im Vergleich zu zur Wellenlänge des Signals, wie der Threadsteller es gemacht hat, sehr sinnvoll...und dazu hören lernen, klar...aber das geht nicht von jetzt auf gleich...da bin ich mir ziemlich sicher.
 
Ich habe Kompressoren erst richtig in meiner DAW (Studio One) verstanden. Dort gibt es fertige Presets für Kompressoren durch welche ich meine Bass Spur hab laufen lasse, da kann man dann durch die Presets switchen und schauen was gefällt. Im Nachgang habe ich mir dann die Einstellungen der Presets angeschaut und mit der Erfahrung meine Kompressoren auf dem Board eingestellt.
 
Ich bin auch am Thema Kompressoren verzweifelt und habe es mit dem Sonible smart:comp 2 gelöst. Ist ein VST mit (naja) AI.
Smart:comp hört sich ca. 10 Sekunden deines Gedudels an und setzt dann die optimalem Parameter.
Die Werte sind dann eine exzellente Basis zum weiter rumspielen.

Das Ganze funktioniert natürlich am Besten in Post Production, geht aber auch für "live".

Kleiner Tipp: ich habe smart:comp 2 über Knobcloud geholt, für 50€...

Review: https://www.soundonsound.com/reviews/sonible-smartcomp-2
 
Also mir ist nicht wirklich klar, warum es ein Problem sein soll, an diese Fragen so heranzugehen. Vielleicht habe ich mich auch anfangs etwas falsch ausgedrückt: Natürlich muss man hören, was einem am besten gefällt, aber dazu muss man doch erst mal wissen, was die einzelnen Parameter machen und wie alles zusammenhängt, sonst ist es doch nur wildes Drehen an igendwelchen Reglern, oder?

Eigentlich ist es sogar eher so, dass ich einen bestimmten Sound haben will (weil ich den z.B. irgendwo gehört hab), und wenn ich weiß, wie der Effekt (hier: der Kompressor) genau funktioniert, kann ich ihn so einstellen dass es in die Richtung des gewünschten Sounds geht. Sicher, dann muss man noch bisschen Rumprobieren und genau eben hören, aber irgendwo muss man ja anfangen?

Zum Beispiel weiß ich (aus der Anleitung), dass der SMX Dual Comp eine Attack-Zeit von 22 msec und ein Release von 122 msec hat. Für mich hört es sich aber besser an, wenn ich beim BBT500 Attack noch ein bisschen länger, Release kürzer (50 msec), und ein bisschen Soft Knee einstelle. Mit Plektrum allerdings dann doch wieder kürzeres Attack (12 msec). Wäre ich ohne die Zeiten vom SMX zu kennen durch bloßes Ausprobieren auf diese Werte gekommen? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
 
Ich habe ein anderes Verständnis zum Release!

Die Einstellung vom Release legt nicht fest, nach welcher Zeit die Kompression ausgeschaltet wird, sondern bei welchem Schwellenwert der Lautstärke.

Aber möglicherweise habe ich das falsch verstanden.

Mein Kompressor hat 5 Einstellungen:
  1. Den Schwellenwert (Lautstärke), bei dem der Kompressor einsetzen soll (Input)
  2. Attack, das ist die zeitliche Verzögerung
  3. Ratio, die Stärke der Kompression
  4. Release, der Schwellenwert, bei dem der Kompressor wieder aussetzt
  5. Eine Vorstufe um die Ausgangslautstärke anzupassen, damit der Pegel mit und ohne Kompressor angeglichen werden kann.
 
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Die Einstellung vom Release legt nicht fest, nach welcher Zeit die Kompression ausgeschaltet wird, sondern bei welchem Schwellenwert der Lautstärke.

Release​

Once a signal drops below the threshold, the release setting determines the speed at which a compressor returns the signal to its original uncompressed state.
 

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