Correctness versus Hearness

[Mad Jazz Morales]

Kuckuck Fomies

Angeregt durch einen anderen Thread interessiere ich mich dafür, wie sehr politische Korrektheit Euer Hörverhalten beeinflusst.

Es gibt natürlich immer wieder Bands die ganz offensichtlich gegen die eigene politische Einstellung stehen. Ich mach das mal an Nazis fest. Eine Naziband soll, kann und muss man (natürlich) boykottieren. Das steht zumindest hier wohl außer Frage. Aber wie ist es denn bei der politischen Einstellung von einzelnen Musikern? Wann fangt ihr an nach so etwas zu recherchieren? Wenn eine Band zum Beispiel den Ruf bekommt, dass sie besonders rechts ist, hört ihr euch dann die Scheiben an? Die aktuellste zumindest oder nur das alte Material um euch selber ein Bild zu machen oder vertraut ihr dort auf die Medien? Ich muss zum Beispiel gestehen: ne Band Freiwild hab ich mir noch nie ausführlich gegeben, da glaube ich einfach was in den Medien steht. Und da könnte man ja sehr schnell irgendwelchen Fakenews aufsitzen… Auf der anderen Seite gibt es genauso viele Punkband die über Kameradschaft und Zusammenhalt und Brotherhood und was weiß ich was für ne Scheiße singen und wenn Campino sich hinstellt und schreit auch Lespische schwarze Behinderte können Scheiße sein schreit es ja förmlich dazu dass so ein Text missbraucht - wird seine eigene Intention lassen wir mal dahingestellt sein. Oder wie ist es, wenn einem Pete Townsend vorgeworfen wird, dass er Kinder pornographisches Material auf dem Rechner hat - reicht es wenn er sagt „ich hab einfach nur Material gesammelt- aus Recherchezwecken?!“
Wenn irgendeinem Musiker irgendwas vorgeworfen wird - wie weit recherchiert ihr da und wie weit interessiert es euch und wie weit beeinflusst es euer Verhalten? Schmeißt dir alle Tonträger weg? Und bei bei den Cover Musikern hier im Kreis spielt ihr solche Songs nicht mehr? hört ihr euch die Songs nicht mehr an? Schaltet ihr den Radiosender weg?Erweiterbar auf andere bereiche wie Film und Fernsehen. Bill Cosby Show ist genial was immer er später gemacht hat, alle me2-Täter, oder ist der Trump-Freund der größere Halunke als ein Helmut Kohl Händeschüttler? Kann bzw. Darf man Waffengeile Amis hören? oder oder oder es gibt mit Sicherheit diverse Beispiele von Menschen die verwerfliches getan haben, die verwerfliches Denken, verwerfliches Gedankengut verbreiten.
Wie geht ihr damit um? sag doch mal?

 

[Lila]

Campino sich hinstellt und schreit auch Lesbische schwarze Behinderte können Scheiße sein schreit es ja förmlich dazu dass so ein Text missbraucht - wird seine eigene Intention lassen wir mal dahingestellt sein.

nein nein nein. das ist ein text von funny van dannen. wenn, dann hat campino es geklaut.

ich höre viel weniger musik als vor corona. meist klassik, da muss ich mich meist nicht mit dem politischen background befassen.

 

[standbassgeiger]

ich trenne autor und werk. sogar autorin und werkin! wenn jemand mit seinen einstellungen kokettiert, boykottiere ich. wenn man dem werk nichts anmerkt, spare ich mir jegliche recherche und freue mich am werk selbst. ich hätte heulen können als mir klar wurde, dass james levine odentlich dreck am stecken (wörtlich zu nehmen!) hatte, ich habe großartige aufnahmen mit ihm. ich werfe sie nicht weg.

 

[ffetzer]

Ich muss zum Beispiel gestehen: ne Band Freiwild hab ich mir noch nie ausführlich gegeben, da glaube ich einfach was in den Medien steht.

Vor was hast du Angst? Dass sie dir gefallen könnten? Dass du deine Meinung änderst? Dass sie dich "nazifizieren" mit ihrer Musik?

Ich bin der Ansicht, dass es wenig Sinn macht mich durch die politische Einstellung der Band beeinflussen zu lassen. Man kann nicht mit jedem Menschen übereinstimmen. Natürlich gibt es Grenzen, aber die setzt schon mein eigener Geschmack. Wenn mich Musik zum Kotzen bringt, dann höre ich sie nicht. Und da gehören nunmal auch die Texte dazu (sofern ich sie verstehe...).

 

[RookieamBass]

Also ich finde es da sehr schwer. Es gibt eindeutig rechte Musiker, deren Musik mir sehr gefällt. Da habe ich immer etwas einschlechtes Gewissen, wenn ich sie höre. Bei anderen ist die Grenze klar überschritten - die höre ich nicht - noch nicht mal bei Spotify.
Andererseits kotzt es mich an, wenn eine Oi-Band sofort reflexartig vom politisch überkorrekten linken Rand sofort den rechts- Stempel bekommt oder eine Band in die rechte Ecke verschoben wird, weil der Sänger vor einigen Jahren mal ein Mikro von einem gekauft hat, der im gleichen Probenraum geprobt hat, wie eine Band, die mal auf einer AfD-Hochzeit gespielt hat...
Ich denke, das muss jeder mit seinem Gewissen vereinbaren und nicht gleich die überpolitische Keule schwingen / übergezogen bekommen.
Ich habe eine Grenze für mich, die ich nicht klar beschreiben kann. Ich kann und will diese Grenze aber keinem aufzwingen.

 

[RookieamBass]

nein nein nein. das ist ein text von funny van dannen. wenn, dann hat campino es geklaut.

ich höre viel weniger musik als vor corona. meist klassik, da muss ich mich meist nicht mit dem politischen background befassen.

Na, da gibt es aber ausreichend Diskussionen über Wagner...

 

[Basstuppes]

Na, da gibt es aber ausreichend Diskussionen über Wagner...

... - jo. Der war wohl u.a. ein aufrechter Antisemit. Wie so viele zu seiner Zeit. Und die Nazis sind nicht nur darum auf ihn abgefahren, sondern auch wegen seiner Germanentümelei. Und die Singerei finde ich auch fast durchgehend furchtbar. Aaaaaaaaber: Da gibt es musikalische Momente, die mich berühren. Die Rheingold-Overtüre ist einfach genial.

Und - um hier mal die Eskalationsstufe Zwei zu zünden: Leni Riefenstahl, die alte Nazitante, hat geniale Filme zustande gebracht. Triumph des Willens ist ein filmisches Meisterwerk. Mit äußerst "fragwürdiger" Botschaft.

Insofern: Ich trenn' Autor und Werk. Zumindest manchmal und teilweise. Und manchmal trenn' ich sogar noch innerhalb des Werkes herum.

 

[Cadfael]

Gegen "gesellschaftlich unkorrektes Verhalten" habe ich nichts.

Peter Behrens hat in einem längeren SWR Radiointerview mal das Wort "Bimbo" für einen Schwarzen benutzt. Natürlich wurde er sofort auf die "Unkorrektheit" angesprochen und Peter meinte,l sein Gegenüber würde das in einem Gespräch schon richtig verstehen. Das sind eben die Leute, die aus größeren Hafenstädten kommen und Multikulti seit mehr als 600 Jahren gewohnt sind...

In meinem Roman habe ich mich auch gefragt, wie ich mit "Political Correctness" umgehe. Cadfael würde Sergeant SumCeBee niemals "Fräulein" nennen, aber für den allergräflichsten Professor A. ist das einfach "normal" und keineswegs herabsetzend oder sexistisch. Für IHN ist es ein Kompliment.
Und selbstverständlich darf in der Kneipe "Zum fröhlichen Totenschädel" soviel gequalmt werden, wie die Leute wollen. Alteingesessene sind es eh nicht anders gewöhnt und neu Hinzugezogene nüssen sich damit abfinden! Und Anzeigen bei der Polizei landen in der Rundablage-P...

Im zweiten Fall, der auch in den 1960ern spielt, nenne ich Neger selbstverständlich Neger, weil Neger nun mal Neger sind. Aber das waren eben sehr nette und zuvorkommende Nager; ganz anders als di8e Nazis das behauptet haben...
Nur, weil ich meinen Roman 2022 schreibe, kann ich einer Person aus den 1960ern doch nicht das Wort "Schwarzer" in den Mund legen. Und Zigeuner sind nun mal Zigeuner.

Das sagt aber nichts über meine politische Einstellung! Als Autor kann ich zwar meine eigene Weltsicht einfließeb lassen, aber auch andere Weltsichten darstellen. als Autor nehme ich mir auch das Recht, nicht politisch korrekt zu sein. Wer das nicht mag, muss meine Romane nicht lesen...

Zum Glück habe ich Xavier Neidoo oder Nena eh nie gehört.
"Rock'n'Roll" höre ich mir jetzt lieber von den Hosen an, als von Gerry Glitter.

 

[beate]

Na, da gibt es aber ausreichend Diskussionen über Wagner...

Der gehört auch zu denen, deren Musik ich meide. Genau wie ich es mit der Musik von Chick Corea als exponiertem Vertreter von Scientology mache - und das ist ein Fall, wo es mir tatsächlich nicht leicht fällt, und wo ich mir gelegentlich ziemlich untreu werden - "Spain" selbst zu spielen, macht einfach Spaß - aber Platten von ihm habe ich keine mehr gekauft, nachdem ich das erfuhr.

Oder wie ist es, wenn einem Pete Townsend vorgeworfen wird, dass er Kinder pornographisches Material

Mhmm, und was ist mit einer seiner bekanntesten Nummern, in der das Thema Kindesmissbrauch sehr konkret aus beiden Perspektiven geschildert wird - die Tätersicht ein bisserl weinerlich? "Darf" man diese Nummer jetzt covern oder nicht? Wenn man sie spielt, mit Hinweis auf die Problematik? Es geht um Behind Blue Eyes. Und was ist gar mit Tommy?

 

[Lila]

Na, da gibt es aber ausreichend Diskussionen über Wagner...

ja, aber dessen musik mag ich eh nicht.

für mich ist das bei künstlern aller art nicht eine frage der politischen korrektheit. die ist mir egal. wenn mir jemand, so, wie er in der öffentlichkeit erscheint, aus diesem oder jenem grunde unsympathisch ist, mag ich seine kunst nicht konsumieren. so einfach ist das. wozu soll ich kunst und künstler trennen?

 

[whitewater]

Und - um hier mal die Eskalationsstufe Zwei zu zünden: Leni Riefenstahl, die alte Nazitante, hat geniale Filme zustande gebracht. Triumph des Willens ist ein filmisches Meisterwerk. Mit äußerst "fragwürdiger" Botschaft.

Hört man immer wieder. Ist mir schleierhaft. Daß einer Chefdemagogin des 3. Reiches das beste an Handwerkern was nicht vertrieben, ermordet oder geflohen war, zur Verfügung stand, ist, glaube ich kein Verdienst. Eine insgesamt mehr als fragwürdige Ästhetik auf dieser handwerklichen Basis hochzujazzen ist imho auch keine Kunst. Um die Eskalationsstufe Drei mal im Schuppen zu lassen, nehme ich mal ein Zitat aus Harry Potter: ...hat große Dinge getan. Ja, furchtbare, aber auch große. Reicht das, um den Irrsinn aufzuzeigen?

 

[Mad Jazz Morales]

Verstehe ich das bis hier hin richtig? Erst kommt die Kunst dann der Künstler und wenn dieser Künstler nicht ganz offensichtlich mit Menschenfeindlichen Aspekten um sich wirft wird auch mal ein Auge zugedrückt? Sind Scientologen böse und Katholiken okay? Muss ich Juden raus oder Neger raus oder sowas in der Art verbreiten um ein schlechter Mensch zu sein kann ich gute Musik machen und die Texte sind nicht interessant?
Im Moment wird mir hier noch ein wenig zu viel rum Geschwurbelt und keiner trifft klare Aussagen zu seiner persönlichen Musik Wahl - bis auf Beate natürlich

 

[Lila]

Wenn irgendeinem Musiker irgendwas vorgeworfen wird - wie weit recherchiert ihr da und wie weit interessiert es euch und wie weit beeinflusst es euer Verhalten? Schmeißt dir alle Tonträger weg? Und bei bei den Cover Musikern hier im Kreis spielt ihr solche Songs nicht mehr? hört ihr euch die Songs nicht mehr an? Schaltet ihr den Radiosender weg?Erweiterbar auf andere bereiche wie Film und Fernsehen.

ja. ich habe massenweise tonträger weggeschmissen. und ich spiele keine songs von leuten, die ich - immer soweit ich das sehen kann - nicht mag.

 

[Reddy]

Politik und speziell Religion hat im kulturellen (aus meiner Sicht) absolut nichts verloren.
Es geht heute auch viel mehr darum zu schauen welche Untaten ein bekannter Künstler begangen hat.
Leider haben wir Menschen völlig verlernt zu fühlen. Erstens würde viel Mist garnicht passieren und zweitens
könnten wir Kunst wieder tatsächlich geniessen und es müsste nicht jeder zweite auf nem Konzert sein Scheisshandy hochhalten um
dokumentieren zu können......."ja ich war dort".
Leider ist über lange Zeit das spirituelle Bewusstsein der menschlichen Rasse soweit gesunken das dies eigentlich nicht mehr vorhanden ist.

Anyway......sorry für den halben Roman

 

[whitewater]

Verstehe ich das bis hier hin richtig? Erst kommt die Kunst dann der Künstler und wenn dieser Künstler nicht ganz offensichtlich mit Menschenfeindlichen Aspekten um sich wirft wird auch mal ein Auge zugedrückt? Sind Scientologen böse und Katholiken okay? Muss ich Juden raus oder Neger raus oder sowas in der Art verbreiten um ein schlechter Mensch zu sein kann ich gute Musik machen und die Texte sind nicht interessant?
Im Moment wird mir hier noch ein wenig zu viel rum Geschwurbelt und keiner trifft klare Aussagen zu seiner persönlichen Musik Wahl - bis auf Beate natürlich

Schon klar, eine gerade Grenze, eine klare Antwort wäre prima. Aber so einfach ist es doch nicht. Ich weiß doch nicht, was Zawinul wählt. War Jaco vielleicht ein heimlicher Waffennarr? Trotzdem ist Birdland eine Nummer die für sich alleine steht, als hätte die Jungs nicht erschaffen sondern "nur" entdeckt. Wenn jetzt rauskäme, daß die Jungs zu diesem Stück kleine Kinder gefressen haben, ja, ich glaube, das würde es mir verleiden. Aber ob Shorter irgendwann mal einen Igel überfahren hat, wäre das schon über die Grenze?

Wo Künstler und Kunst für mein Empfinden für das Gleiche oder Verwandtes stehen, da ist es einfach. Mir ist halt auch die Wagnerianische Ästhetik suspekt. Da ist es leicht den Antisemiten mitsamt seinem Werk schlecht zu finden. Tom Cruise passt in eine ähnliche Schublade, die Form von Action und das Engagement als Scientologe gehen zu sehr Hand in Hand.
Gegenbeispiel: Ist der Stadtneurotiker oder Was sie schon immer.... womöglich eine konstruktive Auseinandersetzung eines sexuell gestörten Menschen mit seiner Störung? Macht das das ganze besser?

Vieles toleriere ich oder finde es gut, weil ich es nicht verstehe, die Hintergründe oder die Künstler nicht gut genug kenne. Das gehört dazu. Ich bin auch fehlbar. Ich kann nicht in der Disco oder bei einer Coverband erstmal bei wikipedia nachschlagen was der Text bedeutet, was der Komponist für Schuhe trägt, und was die Band für Projekte unterstützt. Aber wenn mir was über den Weg läuft, wie jetzt hier der Text von Sweet Home Alabama...würde ich danach vielleicht noch auf 'ner Session mitspielen, um da nicht eine Grundsatzdiskussion anzufangen, aber in ein Bandprogramm würd ichs wohl nicht mehr nehmen.

 

[whitewater]

Politik und speziell Religion hat im kulturellen (aus meiner Sicht) absolut nichts verloren.

Nun, da stimmen wir wohl überein, nicht übereinzustimmen. Daß die Rechte nicht wissen kann/darf/muss, was die Linke tut ist imho eine billige Entschuldigung oder völlig naiv.

 

[Masl]

Ein Thema, was ich aus dem extremen Metalbereich zur Genüge kenne. Seit vielen Jahren schlage ich mich mit dieser Problematik herum. Ich mag schrecklicherweise teilweise Bands von Mördern, Rechten, Bands mit Musikern, die Nazimusik gemacht haben. Ich hasse (offensichtlich) alles daran. Aber wo fängt man an, wo hört man auf?

Ein paar Beispiele von Bands, die musikalisch aber unpolitisch sind:

Es gibt eine polnische Band, die bei einem Label ist, welches auch NSBM (National Sozialist Black Metal)-Bands vertritt. Inkl. passenden Festivalauftritten und Co. Die höre ich nur mit extremen Bauchschmerzen.

Es gibt eine norwegische Band mit einem verurteilten homophoben Mörder am Schlagzeug, die ich sehr mag. Die höre ich mit extremen Bauchschmerzen.

Es gibt eine extrem geile französische Band, deren beiden Hauptmusiker früher in einer NSBM-Band gespielt haben. Nur kurz und der Sänger/Gitarrist mit 15 Jahren. Distanziert wurde sich nie. Die höre ich nicht mehr.

Für mich haben sich ein paar Punkte herauskristallisiert:

• Wie stark ist die Verflechtung in die Naziszene bzw liegt das in der Vergangenheit?
• Ist die Musik oder sind die Texte von Nazischeiße beeinflusst?
• Ist es nur eine Person in der Band oder ist es die ganze Band? Bei einem Einmannprojekt, wo der Akteur irgendwann seine hässliche Seite gezeigt hat, höre ich nicht rein. Auch wenn er komplett unpolitische Musik macht und nur über die Wälder Norwegens singt.
• Ist die Band oder einzelne Akteure selber in der Szene bzw teilt diese Ansichten oder sind sie nur mit anderen Bands aus dieser Szene bei dem gleichen Label?
• Ist es eine deutsche Band oder stammt sie aus einem anderen politischen Kontext?

Es ist aber ein ewiger Kampf von "darf ich das jetzt hören?". Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst, hinterfrage das alles auch sehr oft. Aktuell kann ich zB besagte polnische BM-Band nicht hören, weil es mich nur ankotzt. Ich finde es gut, für sowas ein Bewusstsein zu haben. Aber das macht es auch nicht leicht.

Ich lege jetzt erstmal Fjort auf ...

 

[xroads]

Ich trenne das Werk vom Menschen - sonst müsste ich ja auch morgens in der Bäckerei fragen, ob mein Brot von einem Nazi gebacken wurde.
Wenn mir allerdings am Werk auffällt, dass eine extremistische Message transportiert wird, landet es in der Tonne. Ich suche allerdings
nicht nach dem Haar in der Suppe. Es gibt Grenzfälle wie z.B. die ganzen scientologischen Hollywood Typen (Will Smith, Tom Cruise),
die ich manchmal schaue, manchmal nicht.

 

[whitewater]

Ein Thema, was ich aus dem extremen Metalbereich zur Genüge kenne. Seit vielen Jahren schlage ich mich mit dieser Problematik herum. Ich mag schrecklicherweise teilweise Bands von Mördern, Rechten, Bands mit Musikern, die Nazimusik gemacht haben. Ich hasse (offensichtlich) alles daran. Aber wo fängt man an, wo hört man auf?

Ein paar Beispiele von Bands, die musikalisch aber unpolitisch sind:

Es gibt eine polnische Band, die bei einem Label ist, welches auch NSBM (National Sozialist Black Metal)-Bands vertritt. Inkl. passenden Festivalauftritten und Co. Die höre ich nur mit extremen Bauchschmerzen.

Es gibt eine norwegische Band mit einem verurteilten homophoben Mörder am Schlagzeug, die ich sehr mag. Die höre ich mit extremen Bauchschmerzen.

Es gibt eine extrem geile französische Band, deren beiden Hauptmusiker früher in einer NSBM-Band gespielt haben. Nur kurz und der Sänger/Gitarrist mit 15 Jahren. Distanziert wurde sich nie. Die höre ich nicht mehr.

Für mich haben sich ein paar Punkte herauskristallisiert:

• Wie stark ist die Verflechtung in die Naziszene bzw liegt das in der Vergangenheit?
• Ist die Musik oder sind die Texte von Nazischeiße beeinflusst?
• Ist es nur eine Person in der Band oder ist es die ganze Band? Bei einem Einmannprojekt, wo der Akteur irgendwann seine hässliche Seite gezeigt hat, höre ich nicht rein. Auch wenn er komplett unpolitische Musik macht und nur über die Wälder Norwegens singt.
• Ist die Band oder einzelne Akteure selber in der Szene bzw teilt diese Ansichten oder sind sie nur mit anderen Bands aus dieser Szene bei dem gleichen Label?
• Ist es eine deutsche Band oder stammt sie aus einem anderen politischen Kontext?

Es ist aber ein ewiger Kampf von "darf ich das jetzt hören?". Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst, hinterfrage das alles auch sehr oft. Aktuell kann ich zB besagte polnische BM-Band nicht hören, weil es mich nur ankotzt. Ich finde es gut, für sowas ein Bewusstsein zu haben. Aber das macht es auch nicht leicht.

Ich lege jetzt erstmal Fjort auf ...

Nur aus Interesse, der verurteilte homophobe Mörder, müsste ja seine Strafe abgesessen haben. Was kommt jetzt von dem? Kann man da eine Resozialisierung annehmen?

Ich würde ja sagen, wie schön, daß mir persönlich eigentlich alles, was irgendwie mit Metal zu tun hat, je nach dem, irgendwas zwischen fremd und abstossend ist, aber das hilft ja nicht. Will Smith groovt schon. Und da ist noch mehr.

 

[Reddy]

Nun, da stimmen wir wohl überein, nicht übereinzustimmen. Daß die Rechte nicht wissen kann/darf/muss, was die Linke tut ist imho eine billige Entschuldigung oder völlig naiv.

kann man so sehen......die Frage ist doch aber wie und warum entstanden diese ganzen unterschiedlichen Ströme ?
Wir doktern heutzutage an den Symptomen nicht an den Ursachen.