Was ist mit der Jugend los - musiktechnisch?

Ich unterrichte jetzt 30 Jahre Kids im Alter von 8 - 12.
Vor 30 Jahren hatte es in einer Klasse ~ 4 Kinder, welche kein Instrument gelernt haben. Heute sind es noch 4, welche eins erlernen.
Damals gab er in der Umgebung 4 (diese Zahl wiederholt sich) Dorfkapellen. Mit viel Nachwuchs. Die sind heute zu EINER Brass-Band zusammengeschrumpft.
Viele meiner Kiddies finden es sehr anstrengend, zu üben bis es vernünftig klingt.
Durchhaltewillen, Umgang mit Frust, üben, .... heute leider dünn gesäht.
Das haben ihnen die Eltern so vorgelebt.
 
Wow, das hätte ich nicht so drastisch erwartet. Ich unterrichte zweimal die Woche in einer Ogata und da ist in den letzten Jahren eine merkwürdige Entwicklung. Es sind immer mehr Schüler (6-7 Jahre alt), die nach Monaten immer wieder die Gitarre falsch herum halten oder einfach den 3. Bund etc. nicht finden. Das gab es vor 10 Jahren so nicht. Außerdem sind die Kids sehr viel undisziplinierter geworden.
 
EADG schrieb:
Ich muss echt mal eine Lanze für die Jungen brechen: Jazz spielen die freier und besser als wir Alten.
:bier:
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Nicht nur Jazz – als junger Musiker (25 Jahre) habe ich es viel leichter, Musik zu lernen, als es 60- oder 70-Jährige in meinem Alter hatten. Ich öffne YouTube oder eine andere Plattform und finde Musiklektionen, von denen viele in den 80er Jahren nur träumen konnten. ;-)
 
johnworks7777 schrieb:
Nicht nur Jazz – als junger Musiker (25 Jahre) habe ich es viel leichter, Musik zu lernen, als es 60- oder 70-Jährige in meinem Alter hatten. Ich öffne YouTube oder eine andere Plattform und finde Musiklektionen, von denen viele in den 80er Jahren nur träumen konnten. ;-)
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Jo, keine Herrausforderung mehr heutzutage. Wennste mal versucht hast, den Bass von einer Nummer wie "In your eyes" oder alten Motown-Scheiben von einer ausgenudelten Kassette auf dem Parkplatz vor dem Proberaum bei frischen -3Grad im Radiorecorder im /8er des Drummers rauszuhören......
und heute? Moises zerlegt das ganze in Einzelspuren, und auch das ist schon zuviel und man fragt erstmal im Forum nach Tabs :D
Ich werd selber sowas von faul :prost:
 
Ich halte ja nicht viel davon, über "Junge" oder "Alte" rumzulästern. Lebensalter ist wie die körperliche Unversehrtheit oder die optische Attraktivität einer starken Erosion unterworfen. Man kann sich also nicht lange darauf was einbilden.

Jede Zeit hat ihre eigenen Qualitäten und jede Generation neigt dazu, ihren eigenen Fortschritt zu überschätzen. Als ich Ende der Siebziger anfing, habe ich die Wechselbassspieler in den Tanzbands ausgelacht und hab mir Jazzrock rausgehört. Wer das damals mit dem Autocassettenrecorder gemacht hat, war von der ganz harten Sorte. Ich hab das lieber mit Platte gemacht, zur Not mit dem Cassettenrecorder im warmen Zimmer. ;-)

Dass einige der "Wechselbassspieler" mir haushoch überlegen waren, was das Verständnis von harmonischen Zusammenhängen und Songstrukturen anging, wurde mir erst später klar.

Ich sehe im wörldweitweb jede Menge Instrumentalisten, die von youtube-Videos befeuert, ihrerseits youtubevideos produzieren und veröffentlichen. Die haben daheim eine Ausrüstung, die bei Motown, Stax oder Abbey Road Neid erweckt hätte. Aber manche von denen können noch nicht mal spontan "Happy Birthday" spielen.

Diejenigen, die Musik machen können, eignen sich das an, ob über youtube, Autocassettenrecorder 1978 oder vom Stammestrommler in der Steinzeit. Natürlich ist die Menge der Information, die man bekommt, explodiert. Ob die Menge der Information, die im Oberstübchen hängenbleibt, sich wesentlich gesteigert hat, stelle ich mal dahin.

Der Wert der Musik verliert meiner Ansicht nach mit der Menge der Veröffentlichungen. Im Mittelalter sind die Leute kilometerweit in eine Kirche gepilgert, um ein Bild zu sehen. Heute werfe ich kiloweise Bilder unbesehen in die Papiertonne. Wenn Leute vor 150 Jahren Musik hören wollten, mussten die sie selber machen oder jemanden engagieren.

Wie gesagt: To everything -turn-turn-turn...

:bier:
 
neulich... Kirchweih... zwei 18 Jährige kommen zu mir an die Bühne.
Ein Liedwunsch dessen Titel ich noch nie gehört hatte.
Zu erst dachte ich es sei so etwas neumodisches, dass meist an mir vorbei geht.
Dann wurde mir die Band genannt und ich war geschockt.
Das Stück hieß "Lotusblume" die Band "die Flippers"....
Ich bin immer noch völlig desillusioniert.
 
Word!


EADG schrieb:
Als ich Ende der Siebziger anfing, habe ich die Wechselbassspieler in den Tanzbands ausgelacht und hab mir Jazzrock rausgehört. Wer das damals mit dem Autocassettenrecorder gemacht hat, war von der ganz harten Sorte. Ich hab das lieber mit Platte gemacht, zur Not mit dem Cassettenrecorder im warmen Zimmer. ;-)

Dass einige der "Wechselbassspieler" mir haushoch überlegen waren, was das Verständnis von harmonischen Zusammenhängen und Songstrukturen anging, wurde mir erst später klar.
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Genau diese Entwicklung hab ich auch durch. Wenn du über Giant Steps im Uptempo improvisieren kannst, dann hast du halt Beboplicks drauf und kannst diese in Akkorden denken, bzw. sie über gemeinsame Töne und Rückungen miteinander verbinden. Mehr sagt das aber noch nicht aus. Ich hab schon mehrmals erlebt wie solche Leute hilflos waren, wenn es darum ging in einer Eventband mitzuspielen.
Andererseits merkt man schnell, ob eine Band nur auswendig spielt, oder sich das Repertoire auch selbst rausghört hat.
Ich muss oft Songs spielen für die es keine Tabs oder Noten gibt.
Da bringt dir die Technologie auch nur bedingt was...
 

Weil das für mich einer der interessanteren Fäden hier ist:
Wer von den "Alten" spielt denn auch mit "Jungen" und wer von der "Jungen" spielt mit "Alten"?

Was ich echt faszinierend finde, ist die Tatsache, dass ich beim Musik machen mit Leuten auf Augenhöhe agiere, die meine Kinder sein könnten.
:bier:
 
Zuletzt bearbeitet:
el_loco schrieb:
neulich... Kirchweih... zwei 18 Jährige kommen zu mir an die Bühne.
Ein Liedwunsch dessen Titel ich noch nie gehört hatte.
Zu erst dachte ich es sei so etwas neumodisches, dass meist an mir vorbei geht.
Dann wurde mir die Band genannt und ich war geschockt.
Das Stück hieß "Lotusblume" die Band "die Flippers"....
Ich bin immer noch völlig desillusioniert.
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Die dachten, sie kämen Dir damit entgegen und tun Dir einen Gefallen ;-)
 
EADG schrieb:
Weil das für mich einer der interessanteren Fäden hier ist:
Wer von den "Alten" spielt denn auch mit "Jungen" und wer von der "Jungen" spielt mit "Alten"?

Was ich echt faszinierend finde, ist die Tatsache, dass ich beim Musik machen mit Leuten auf Augenhöhe agiere, die meine Kinder sein könnten.
:bier:
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Bj85 was bin ich denn dann? 🤔🤣🤣
 
whitewater schrieb:
Die dachten, sie kämen Dir damit entgegen und tun Dir einen Gefallen ;-)
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Das glaube ich nicht ... wir spielen mit der Band tatsächlich nur Songs die uns gefallen
und da ist von Otis Redding über Incognito hin zu Queen oder Tom Petty alles möglich dabei.
Ich musste mir die Flippers Nummer am Tag drauf erst mal anhören, da ich mich in dem Genre echt nicht auskenne.
Als ich das Elektroschlagzeug gesehen habe noch bevor ich den Clip hab laufen lassen, war es eigentlich schon vorbei.

Mittlerweile habe ich gelernt, dass das wohl wieder einen kleine Hype hatte.
Ist der neue Punk die Mukke zu hören, die die Eltern schon schlecht fanden?
 
EADG schrieb:
Weil das für mich einer der interessanteren Fäden hier ist:
Wer von den "Alten" spielt denn auch mit "Jungen" und wer von der "Jungen" spielt mit "Alten"?

Was ich echt faszinierend finde, ist die Tatsache, dass ich beim Musik machen mit Leuten auf Augenhöhe agiere, die meine Kinder sein könnten.
:bier:
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Ich spiele seit mittlerweile 43 Jahren in einem Musikverein. Früher war mein Nebenmann am Bariton 40 Jahre älter als ich.
Heute habe ich zwei 19jährige neben mit sitzen, die meine Söhne sein könnten.
Und die machen Ihren Job richtig gut, so wie die anderen Teenager im Orchester auch.
Man muss allerdings dazu sagen, dass bei den meisten Jugendlichen im Verein ein Elternteil oder beide selbst im Orchester mitspielen.
Wieviele letzten Endes bei der Stange bleiben wird sich noch zeigen müssen.
 
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